H. C. Hollister 93 (eBook)

Der Weidepirat

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5180-3 (ISBN)

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H. C. Hollister 93 - H.C. Hollister
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Der Augenblick, in dem Lester McCorrick in der kleinen Rinderstadt Sioux Flats eintrifft, bezeichnet den Anbeginn turbulenter Ereignisse. Denn Cameron Beery, der Manager der mächtigen Crown-Ranch, hat längst erfahren, dass sein letzter Gegner in diesem Becken den seit langem schwelenden Weidekrieg mit Hilfe eines harten Kämpfers und Revolvermanns entscheiden will. Aber ist dieser höfliche, bescheidene junge Mann, der aus der Überlandpost steigt, wirklich ein Kämpfer? Zumindest die Burschen, die Cameron Beery zum Empfang ausgeschickt hat, sowie Kay Patrick von der Arrow-Ranch, der ebenfalls gekommen ist, um Lester McCorrick abzuholen, zweifeln daran.
Nach Lesters unfreiwilligem Besuch auf der Crown-Ranch, der mit einem ebenso erzwungenen Fußmarsch über vierzehn Meilen endet, gibt es wohl niemanden mehr, der diesem höflichen jungen Mann eine entscheidende Rolle in der Auseinandersetzung mit einem skrupellosen Weidepiraten zutrauen würde. Und ausgerechnet da beginnt Lester zu kämpfen - hart und unerbittlich.


DER WEIDEPIRAT

Der Augenblick, in dem Lester McCorrick in der kleinen Rinderstadt Sioux Flats eintrifft, bezeichnet den Anbeginn turbulenter Ereignisse. Denn Cameron Beery, der Manager der mächtigen Crown-Ranch, hat längst erfahren, dass sein letzter Gegner in diesem Becken den seit langem schwelenden Weidekrieg mit Hilfe eines harten Kämpfers und Revolvermanns entscheiden will. Aber ist dieser höfliche, bescheidene junge Mann, der aus der Überlandpost steigt, wirklich ein Kämpfer? Zumindest die Burschen, die Cameron Beery zum Empfang ausgeschickt hat, sowie Kay Patrick von der Arrow-Ranch, die ebenfalls gekommen ist, um Lester McCorrick abzuholen, zweifeln daran.

Nach Lesters unfreiwilligem Besuch auf der Crown-Ranch, der mit einem ebenso erzwungenen Fußmarsch über vierzehn Meilen endet, gibt es wohl niemanden mehr, der diesem höflichen jungen Mann eine entscheidende Rolle in der Auseinandersetzung mit einem skrupellosen Weidepiraten zutrauen würde. Und ausgerechnet da beginnt Lester zu kämpfen – hart und unerbittlich.

Der junge Mann, der mit seiner bestickten Reisetasche aus der Postkutsche steigt, wirkt sympathisch, bescheiden und höflich – harmlos, um es mit einem Wort auszudrücken. Seine graue Tweedjacke ist von alltäglichem Schnitt und lang genug, um Gurt und Halfter zu verbergen. Nur das letzte Stück dieses Halfters, von dem eine lederne Fangschnur herabbaumelt, ist sichtbar.

Die Tatsache, dass Lester McCorrick einen Revolver trägt, ist keineswegs ungewöhnlich. Im Gegenteil, es würde eher Aufsehen erregen, wenn er in diesem Land keine Waffe trüge. Er hat ein jungenhaftes Gesicht, freundlich, offen und leicht gebräunt.

Da ein wohlerzogener junger Mann gewisse Formen beherrschen sollte, wendet sich Lester McCorrick sofort um, als er festen Boden unter den Füßen spürt, um der Lady beim Aussteigen zu helfen. Es mag zweifelhaft erscheinen, ob die Lady, die hinter ihm der Postkutsche entsteigt, wirklich eine Lady ist. In ihrer etwas übertriebenen Aufmachung – Straußenfedern am Hut und mit einer wallenden Boa – sieht sie eher wie ein Tanzgirl aus. Immerhin dankt sie für seine Ritterlichkeit mit einem gekonnten Augenaufschlag und lässt ihre behandschuhte Rechte einige Zeit länger in seiner hilfreichen Hand, als dies unbedingt nötig gewesen wäre.

In diesem Augenblick bückt sich ein dunkelhaariger Hüne durch den Kutschenschlag, der für seine Körpermaße zu eng gebaut ist. Er bemerkt das Spiel der Blicke, und eine zornige Röte steigt ihm bis in die Haarwurzeln empor. Mit einem federnden Satz springt er zu Boden und schiebt sich aufgebracht zwischen Lester McCorrick und das Mädchen.

»Mister«, knurrt er dazu rau, »kümmern Sie sich gefälligst um Ihren eigenen Kram, wenn Sie Ärger vermeiden wollen.«

Der Stoß mit der Schulter, den Lester McCorrick abbekommen hat, ist nicht gerade sanft und lässt ihn einen Moment lang taumeln. Nur für den Bruchteil einer Sekunde blitzt es in seinen rauchgrauen Augen auf, dann senkt er rasch die Augen, greift an seinen Hut und murmelt: »Tut mir leid, Sir, ich hatte wirklich nicht die Absicht, mich der Lady oder Ihnen aufzudrängen. Entschuldigen Sie bitte.«

Ob eines so jämmerlichen Rückzugs schürzt die Lady spöttisch die Lippen, und ihr Begleiter gibt einen zufriedenen Grunzlaut von sich. Gleich darauf jedoch wendet er sich ihr zu und knurrt drohend:

»Und wenn du nicht aufhörst, mit jedem grünen Burschen zu kokettieren und ihm schöne Augen zu machen, mein Kind, dann ...«

Tracy Drake, so lautet der »Künstlername« der Lady, zieht einen Schmollmund und wirft beleidigt den Kopf in den Nacken. Sie schickt noch rasch einen Blick zu Lester McCorrick hinüber, der sich gerade vom Beifahrer der Kutsche seinen Sattel reichen lässt, und geht dann tänzelnd zum Gehsteig vor der Posthalterei, wo sich einige Gruppen von Neugierigen eingefunden haben.

Unter den Neugierigen, die die Ankunft der Cheyenne-Post bestaunen, haben sich drei Männer etwas abgesondert. Zwei von ihnen stehen dem dunkelhaarigen Hünen an Gewicht und Größe kaum nach, und diese beiden setzen sich auf einen stummen Wink ihres Partners hin in Bewegung. Der dritte Mann, der den wortlosen Befehl erteilt hat, wirkt zwischen ihnen wie ein Gnom. Es ist ein schmalbrüstiger, olivenhäutiger Mexikaner, der zwei Halfter so befestigt hat, dass die elfenbeinernen Kolben seiner Revolver im schrägen Winkel griffbereit vom Körper abstehen.

Der Hüne hat gerade die Hutschachtel, die vom Wagendach gereicht wurde, in den Händen, als die beiden Schwergewichte ihn in die Mitte nehmen und bei den Ellbogen packen. Einer von ihnen fährt mit der freien Hand rasch unter den Rock des Mannes und bringt – vermutlich aus einem versteckten Halfter – eine flache Bisley-Pistole zum Vorschein. Das alles geschieht so rasch und glatt, dass der Dunkelhaarige zunächst gar keine Zeit zur Gegenwehr findet.

Doch schon eine Sekunde später explodiert er. Er lässt den Hutkoffer fallen und rammt beide Ellbogen zur Seite. Eines der Schwergewichte stößt einen ächzenden Laut aus infolge des heftigen Stoßes. Trotzdem hält der Bursche noch fest, ebenso wie sein Partner auf der anderen Seite. Im Nu ist ein verbissenes Ringen im Gange.

Tracy Drake hat bereits einen Fuß auf die unterste Gehsteigstufe gesetzt und sonnt sich in den bewundernden Blicken der Müßiggänger. Doch in den Gesichtern der Männer kann sie lesen, dass hinter ihrem Rücken etwas vor sich geht. Sie fährt herum und stößt einen spitzen Schrei aus. Aber da ist der Ringkampf schon entschieden, durch das Eingreifend des dritten Mannes.

Mit geschmeidigen Schritten ist der Mexikaner von hinten herangeglitten und stößt dem Hünen die Mündung eines seiner Revolver in das Rückgrat. Dazu sagt er mit kehligem Akzent:

»Geben Sie es auf, Senor McCorrick! Ich habe schon stärkere Männer gesehen, die von einem kleinen Stückchen Blei sehr schwach geworden sind. Los«, fügt er mit Nachdruck hinzu, »machen Sie keine Schwierigkeiten! Wir haben Sie sicher.«

Der starkknochige Mann erstarrt und stößt heftig die Luft aus. Er spreizt die Hände vom Körper ab, ehe er den Kopf zurückwendet. Er ist bleich, als er gepresst entgegnet:

»Was soll dieser Blödsinn! Ist das etwa ein Überfall auf offener Straße? Und was für einen Namen gebrauchen Sie da?«

Der Mexikaner zeigt ein dünnes Lächeln. Er scheint seiner Sache völlig sicher zu sein, denn er erwidert zynisch:

»Geben Sie sich keine Mühe, Señor McCorrick. Wir kennen Sie zwar nicht, aber wir wussten, dass Sie mit dieser Post aus Cheyenne kommen würden. Und da ist ein Irrtum wohl völlig ausgeschlossen. Sie brauchen sich nur Ihre Mitreisenden anzusehen.«

Inzwischen sind weitere Passagiere aus der Kutsche zum Vorschein gekommen, die sich ängstlich zur Seite drücken. Es handelt sich um eine rundliche Farmersfrau, die ständig einen Korb an sich gepresst hält, und um einen kleinen, dürren Mann mit einer Nickelbrille auf der Nase.

»Mister«, keucht der Hüne verkniffen, »ich versichere Ihnen, Sie irren sich. Ich heiße nicht McCorrick. Mein Name ist Tonio Malaparte, und ich bin der Impresario von Miss Tracy Drake. Fragen Sie sie doch selbst, wenn Sie mir nicht glauben. Und dann sagen Sie diesen beiden Gorillas, dass sie endlich ihre üblen Pfoten von mir nehmen sollen, sonst werde ich wild!«

In diesem Moment ist Tracy Drake heran und trommelt in wenig damenhafter Manier mit beiden Fäusten auf eines der Schwergewichte ein.

»Lasst ihn los, ihr Buschräuber!«, ruft sie dazu schrill. »Aah, ich fahre euch mit den Krallen ins Gesicht, wenn ihr Tonio nicht sofort ...«

»Lasst ihn los«, sagt nun auch Peso Sanchez, der mexikanische Revolvermann, mit etwas ratloser Stimme. Nur vorsichtshalber behält er seine Waffe noch in der Hand.

»Señor«, knirscht Peso Sanchez schneidend, »wenn das ein Trick gewesen sein sollte, dann versprechen Sie sich nur nicht zu viel davon.«

Tonio Malaparte zerbeißt einen Fluch zwischen den Zähnen.

»Mister«, grollt er gepresst, »hören Sie auf, mir auf diese Art zuzusetzen, und sehen Sie sich lieber um. Kennen Sie das Plakat da drüben? Dann lesen Sie es!«

Unwillkürlich richtet auch Peso Sanchez die Blicke zur Posthalterei, wo ein farbenfrohes Plakat angeschlagen ist. Darauf wird in prahlerischen Worten das Auftreten der gefeierten Sängerin Tracy Drake im Alhambra angekündigt. In etwas kleineren Buchstaben verspricht der Saloon außerdem die Bekanntschaft mit dem unübertroffenen Illusionisten Tonio Malaparte. Der Mexikaner liest es zum ersten Mal mit Bewusstsein, und seine glitzernden Augen werden schmal.

»Wenn Sie nicht McCorrick sind«, stößt er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, »wer ist es dann?«

»Ich, Sir«, meldet sich aus dem Hintergrund eine freundliche Baritonstimme. »Ich hätte den Irrtum schon eher aufgeklärt, aber bis jetzt war mir selbst noch nicht so richtig klar, worum es ging. Ich hoffe, Sie werden...

Erscheint lt. Verlag 2.9.2023
Reihe/Serie H.C. Hollister
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • 2019 • 2020 • Abenteuer-Roman • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • gf unger • G. F. Unger • H C Nagel • Indianer • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • tom prox • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5180-7 / 3751751807
ISBN-13 978-3-7517-5180-3 / 9783751751803
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