Dorian Hunter 131 (eBook)

Sohn der Ratten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5092-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 131 - Neal Davenport
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Etwa fünfzig Meter vor uns tauchte plötzlich ein rattenähnliches Geschöpf auf. Es blieb stehen, hob den Kopf und starrte uns an.
Ich hob den Spiegel hoch, und der Rattenmensch wich ängstlich zurück. Als jedoch nichts geschah, stieß er ein paar zischende Laute aus.
»Ihr entkommt mir nicht!«, brüllte er. »Ich, Trigemus, der Sohn der Ratten, werde euch langsam töten. Euer Tod wird mir und meinen Gefährten Freude bereiten.«
Ich blickte mich verzweifelt um. Flucht war unmöglich.
Die Rattengeschöpfe hatten uns umringt ...

Auf dem Weg zum Berg der Berge bekommen Dorian, Coco und Olivaro es mit neuen, unerwarteten Gefahren zu tun. Welches Geheimnis verbirgt der unheimliche Sohn der Ratten?


1. Kapitel


Dunja schob den Teller zur Seite, griff nach den Zigaretten und steckte sich eine an. Sie saß an einem Tisch im großen Speisesaal des Alexander-Nimskij-Instituts und blickte jetzt Jewutschenko an. Er trug eine randlose Brille, die seine dunkelblauen Augen betonte. Das kastanienbraune Haar hatte er extrem kurz geschnitten. Sein Gesicht war rund und die Nase platt und breit. Er war so wie Dunja vierundzwanzig Jahre alt und hatte seit einiger Zeit ein Auge auf die hübsche Suggestologin geworfen.

»Es geht schon«, flüsterte Dunja und sog an der Zigarette.

»Was ist mit Ihnen los, Genossin? Ich mache mir Sorgen um Sie. Sie sollten sich gründlich untersuchen lassen.«

Dunja versuchte wieder ein Lächeln, das aber kläglich misslang. Seit ein paar Tagen verfolgten sie die unheimlichen Albträume, die in einer ihr unbegreiflichen Fantasiewelt spielten, die voll von grauenhaften Monstern war. In diesen furchtbaren Träumen kamen aber auch Menschen vor, immer wieder die gleichen, von denen sie die Namen kannte und an deren Schicksal sie lebhaften Anteil nahm. Manchmal schien ihr, als würde es sich gar nicht um Albträume handeln; ein paarmal hatte sie den Eindruck gewonnen, es wäre alles real, was sie vor ihrem geistigen Auge zu sehen bekam, und bis zum heutigen Tag hatte sie es nicht gewagt, mit irgendjemandem über diese Träume zu sprechen.

Ihre Lider wurden schwer. Sie drückte die Zigarette aus.

»Ihr Finger zittert ja, Genossin!«

Wieder strömten die unheimlichen Empfindungen auf Dunja ein. Ein gequältes Seufzen kam über ihre farblos gewordenen Lippen. Ihre volle Brust hob sich rascher.

Sie wusste ganz genau, dass sie nur noch kurze Zeit dem Ansturm der Albträume standhalten konnte. Ruckartig schob sie den Stuhl zurück und stand auf. »Bis später, Genosse Jewutschenko!«

»So warten Sie doch!«, sagte der Wissenschaftler überrascht und stand auf.

Doch Dunja hörte nicht auf ihn. Rasch lief sie zwischen den Tischreihen auf die hohe Ausgangstür zu. Einige neugierige Blicke folgten ihr.

In der Garderobe riss sie ihren Mantel an sich, hängte ihn sich über die Schultern und lief zum Aufzug. Sie hatte Glück. Im letzten Augenblick betrat sie die Kabine, lehnte sich an die Wand und strich sich langsam mit der rechten Hand über die heiße Stirn. Aus der Innentasche des Mantels zog sie eine Wollmütze, die sie sich über den Kopf stülpte.

Zwei Minuten später verließ sie das Institut. Sie knöpfte den schweren Pelzmantel zu und rannte auf eines der in der Nähe liegenden Wohnhäuser zu.

Es war dunkel. Nur der matte Schein der Peitschenlampen erhellte die breiten Wege. Der festgestampfte Schnee knirschte unter ihren kniehohen Stiefeln.

Hoffentlich schaffe ich es bis zu meiner Wohnung, dachte sie verzweifelt.

Vor zwei Tagen war sie auf einer Toilette zusammengebrochen und erst nach einer Stunde erwacht. Die Vorstellung, hier im Schnee umzukippen, war alles andere als angenehm.

Sie lief keuchend weiter. Ihr Atem hing wie eine kleine, weiße Wolke vor ihrem Gesicht. Die beißende Kälte ließ ihre Augen tränen.

Erleichtert atmete sie auf, als sie das Haus betrat. Sie ging langsam auf einen der Aufzüge zu. Alles vor ihren Augen flimmerte. Sie hörte Stimmen um sich, verstand aber kein Wort davon.

Nur undeutlich bekam sie mit, dass sie den Aufzug betrat und im fünften Stockwerk ausstieg.

Ihre Bewegungen waren ruckartig. Das Stampfen der Stiefel auf dem Boden hallte überlaut in ihren Ohren.

Vor ihrer Wohnungstür blieb sie stehen. Sie suchte nach dem Schlüssel und fand ihn endlich. Mit letzter Kraft sperrte sie die Tür auf, taumelte in die winzige Diele und schloss die Tür hinter sich.

Schwer atmend blieb sie stehen und ließ den Mantel zu Boden fallen.

Nach ein paar Sekunden betrat sie das kombinierte Wohn- und Schlafzimmer. Ohne das Licht anzudrehen, ließ sie sich auf einen Stuhl sinken, schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten.

Die Umgebung um sie herum veränderte sich. Sie fiel in einen eigenartigen Zustand, den sie sich selbst nicht erklären konnte. Es war kein Schlaf – doch sie war auch nicht wach. Es war ein unbeschreiblicher Zustand, der ihr nur wenig Freude bereitete.

Sie sah einen giftgrünen Himmel. Unmenschliche Schreie dröhnten in ihren Ohren; und sie sah seltsame Gestalten.

Es dauerte nur wenige Augenblicke, und das Bild wurde deutlicher.

Dunja stöhnte in ihrem tranceartigen Zustand leise. Vor sich erblickte sie plötzlich das Gesicht eines schwarzhaarigen Mannes, das sie seit mehr als vierzehn Tagen täglich in ihren Albträumen gesehen hatte.

»Dorian Hunter«, flüsterte sie leise.

Der schwarzhaarige Mann blieb stehen und blickte sich um. Er runzelte die Stirn und strich sich über das mit Bartstoppeln übersäte Gesicht. Seine grünen Augen blickten misstrauisch umher.

Neben Dorian Hunter erkannte Dunja die Gefährtin des Dämonenkillers. Cocos langes, pechschwarzes Haar war verfilzt, klebrig und schmutzig. Ihr Gesicht mit den hohen Backenknochen wirkte müde und abgespannt. Deutlich waren ihr die Anstrengungen der vergangenen Tage anzumerken.

Hinter Dorian Hunter und Coco Zamis schritt Olivaro her, der einen menschlichen Körper hatte, doch sein Gesicht war unmenschlich. Es hatte lange gedauert, bis sich Dunja an den Anblick des grünblau leuchtenden Totenkopfgesichtes gewöhnt hatte.

Dunjas Gedanken verwirrten sich. Alles hatte vor etwa vierzehn Tagen begonnen.

Sie hatte gerade ein Bad nehmen wollen, als sie den ersten Albtraum erlebt hatte. Irgendetwas hatte ihren Körper gelähmt. Ein seltsamer Geruch war im Bad gewesen, und unsichtbare Hände hatten nach ihr gegriffen. Vor ihren Augen war plötzlich alles schwarz gewesen, und sie hatte wispernde Stimmen gehört, leise und unverständlich. Nach wenigen Augenblicken hatte sie eine schemenhafte Gestalt gesehen, die im Nichts zu schweben schien. Die Stimme in ihrem Kopf war lauter geworden, und Dunja hatte sich vorgestellt.

»Ich heiße Dunja Dimitrow«, hatte sie gesagt.

Die Stimme in ihrem Kopf war dann deutlicher zu verstehen gewesen.

»Ich werde mich bald bei euch melden«, hatte die Stimme gesagt. »Vielleicht erteile ich euch Befehle, die euch vollkommen unsinnig erscheinen werden. Ihr müsst sie befolgen. Habt ihr mich verstanden?«

Dunja hatte nicht mehr antworten können. Die Stimme war plötzlich nicht mehr zu hören gewesen, und die Lähmung war von ihrem Körper abgefallen.

Und seither hatte sie diese Träume gehabt. Meistens während der Nacht. Doch seit drei Tagen kamen die Träume auch tagsüber; und sie erlebte sie immer heftiger und intensiver.

An die ersten Albträume konnte sich Dunja nur undeutlich erinnern. Sobald sie erwacht war, hatte sie das meiste wieder vergessen gehabt.

Langsam entspannte sich das Mädchen. Ihre festen Brüste hoben sich kaum merkbar. Ihr Herz schien langsamer zu schlagen. Ein sanftes Rauschen war in ihren Schläfen. Das Bild vor ihr wurde deutlicher.

»Wir haben es geschafft«, sagte Olivaro. »Das ist der Berg der Berge.«

Vom Berg der Berge war immer wieder die Rede gewesen, doch Dunja wusste noch immer nicht, was sich hinter diesem Namen verbarg.

Ich fühlte mich dreckig, müde und völlig groggy. Seit wann wir uns auf dieser verfluchten Welt befanden, wussten wir nicht mehr. Wir hatten jedes Zeitgefühl verloren, und unsere Uhren gingen höchst ungenau; was auch kein Wunder war bei der starken magischen Ausstrahlung, die auf Malkuths Oberfläche herrschte.

Hergekommen waren wir, um eine Spur des Padma zu finden, mit dem der Kontakt auf der Erde abgerissen war. Doch bis jetzt hatten wir diesbezüglich keinen Hinweis bekommen.

Olivaro schien die Strapazen der vergangenen Tage relativ gut überstanden zu haben, während Coco – so wie ich – kurz vor dem Zusammenbruch stand. Lange konnten wir uns auf dieser Albtraumwelt nicht mehr behaupten. Das war mir völlig klar.

Coco sah aus, als wäre sie seit Wochen nicht mehr aus ihren Kleidern gekommen. Ich sah um nichts besser aus als sie. Mein Haar war verklebt, und mein Bart wucherte üppig.

Doch unser Aussehen war meine geringste Sorge. Die Nahrungsmittel gingen langsam dem Ende zu. Ich würde mich bald wieder mit Alain Leclet in Verbindung setzen müssen.

Jeder Gedanke fiel mir in dieser unheimlichen Welt schwer, und ich sehnte mich nach einem weichen Bett. Der Wunsch, sich einfach fallen zu lassen und zu schlafen, war in den letzten Stunden fast übermächtig geworden. Den giftgrünen Himmel, der sich wolkenlos über die trostlose Landschaft spannte, konnte ich einfach nicht mehr sehen. Auf dieser verdammten Welt wurde es praktisch nie richtig dunkel. Nur gelegentlich herrschte eine Art Dämmerlicht, doch es wurde nie dunkler als in einer Sommernacht auf Island. Alle paar Minuten zuckten magische Blitze auf uns zu, die aber durch die Kraft meines Ys-Spiegels abgewehrt wurden und wirkungslos in den Boden rasten.

Am liebsten hätte ich dieser Welt noch in dieser Sekunde den Rücken gekehrt, doch das war leider nicht möglich. Diese Albtraumwelt mit ihren grauenhaften...

Erscheint lt. Verlag 2.9.2023
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-5092-4 / 3751750924
ISBN-13 978-3-7517-5092-9 / 9783751750929
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