Stark wie die Blumen der Prärie -  Jody Hedlund

Stark wie die Blumen der Prärie (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
336 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-790-3 (ISBN)
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Kansas, 1863: Linneas erste Begegnung mit dem Viehtreiber Flynn McQuaid fällt etwas stürmisch aus: Vom Pferderücken aus rettet er sie aus den Frühlingsfluten eines Flusses. Dabei hatte alles so beschaulich begonnen: Die junge Botanikerin ist Teil einer Exkursion ihres Großvaters. Ihre Aufgabe ist es, Wildblumen entlang des Santa Fé Trails zu bestimmen und zu katalogisieren. Nach diesem dramatischen Ereignis jedoch ist Linneas Großvater äußerst besorgt, denn sie erwartet ein langer Weg voller Gefahren. Kurzerhand engagiert er deshalb Flynn als Beschützer für die eigensinnige Linnea ...

Jody Hedlund lebt mit ihrem Mann, den sie als ihren größten Fan bezeichnet, in Michigan. Ihre 5 Kinder werden zu Hause unterrichtet. Die Zeit, die ihr neben dieser Tätigkeit noch bleibt, widmet sie dem Schreiben. www.jodyhedlund.com Instagram: jodyhedlund Facebook: Author Jody Hedlund

Kapitel 2

Die scharfe Zurechtweisung an Ivy, die Flynn auf der Zunge lag, ging in einem Ansturm an Fragen unter. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Linnea verheiratet gewesen war. Wie hatte sie ihren Mann verloren? War er im Krieg gefallen? In einer der jüngsten Schlachten? Vielleicht im Dezember in Fredericksburg? Oder beim Kampf am Stones River?

Er betete zu Gott im Himmel, dass Brody in keiner der beiden Schlachten gewesen war. Nachdem Flynn die Zeitungsberichte gelesen hatte, hatte er fast eine Woche lang Albträume gehabt. Auch wenn Brodys Name nicht in den Gefallenenlisten erschienen war, hatte Flynn das Bild nicht aus seinem Kopf verbannen können, das ihm vorgaukelte, sein jüngerer Bruder läge verletzt und allein irgendwo auf einem Schlachtfeld.

Ein Schatten zog über Linneas blasses Gesicht. Zweifellos weckte dieses Thema traurige Gefühle in ihr.

»Ist er im Krieg gefallen?« Ivy platzte mit ihrer Frage heraus, bevor Flynn sie auffordern konnte, Linnea in Ruhe zu lassen.

Auch wenn er Ivy zustimmte, dass Linnea wirklich sehr jung für eine Ehefrau aussah, hatte er von seiner Mutter genug Manieren gelernt, um nicht neugierig im Privatleben anderer Menschen herumzuschnüffeln.

Aber leider war Ivy die Erziehung durch eine Frau verwehrt geblieben, seit Ma Rusty geheiratet hatte. Sie hatte eine anstrengende Schwangerschaft und eine Fehlgeburt nach der anderen durchgestanden und war zu ausgelaugt und zu erschöpft gewesen, um Ivy viel Aufmerksamkeit schenken zu können. Ivys Erziehung war zum größten Teil Flynns Aufgabe gewesen und er war darin genauso gut wie eine Henne, die ein Stachelschwein erziehen soll.

»Komm jetzt, Ivy.« Er bemühte sich um eine ruhige Stimme, aber seine kleine Schwester wurde in letzter Zeit immer kampflustiger und aufmüpfiger. »Hör auf, deine Nase in die Angelegenheiten dieser Frau zu stecken.«

»Ich stecke meine Nase sicher nicht in ihre Angelegenheiten.« Ivy hob das Kinn und ihre Augen funkelten ihn trotzig an. »Ich habe sie nur etwas gefragt. Daran ist doch nichts falsch, oder etwa doch?«

»Nein, natürlich nicht«, schaltete sich Linnea schnell ein und ihr Blick wanderte zwischen Ivy und ihm hin und her, da die Anspannung zwischen ihnen nicht zu übersehen war. »Mein Mann hat nicht im Krieg gekämpft, denn er war … nun ja, er war ein wenig älter …«

»Neunundvierzig ist doch nicht alt«, mischte sich Dr. Howell ein, während er das Augenglas, das an einer Kette baumelte, wieder in seine Westentasche steckte.

Linnea senkte den Kopf, als sei ihr das Alter ihres Mannes peinlich. »Er ist Ende März in Fort Leavenworth an einer Lungenentzündung gestorben.«

»Das tut mir leid.« Flynns Worte waren viel zu schwach, aber sie mussten trotzdem gesagt werden. Obwohl Linnea erst frisch verwitwet war, trug sie nicht die übliche schwarze Kleidung. Aber vermutlich hatte sie für ihre Reise keine Trauerkleidung eingepackt, da sie nicht damit gerechnet hatte, dass ihr Mann unterwegs sterben würde.

Erneut zogen dunkle Schatten über ihr Gesicht. Ihre Finger verkrampften sich um die bunten Muster von Mamas Quiltdecke und sie zog die Decke enger um sich. »Wir waren nur knapp zwei Monate verheiratet.«

Dr. Howell schüttelte den Kopf und zwischen seinen Augenbrauen gruben sich tiefe Falten in seine Stirn. »Es war wirklich tragisch, einen so brillanten Wissenschaftler und Freund zu verlieren. Wir hielten uns eine Woche in Fort Leavenworth auf, um Vorräte zu kaufen und letzte Vorkehrungen zu treffen, als Asa erkrankte. Keiner von uns hätte erwartet, dass er so schnell von uns gehen würde.«

Ivy trat neben Linnea und ergriff ihre Hand.

Flynn öffnete den Mund, um seine Schwester anzuweisen, die Frau nicht länger zu belästigen, aber bevor er etwas sagen konnte, nahm Linnea Ivys Hand in ihre beiden Hände und drückte sie dankbar. Sein Ärger verflog und eine ungewohnte Traurigkeit erfüllte ihn – eine Trauer um alles, was sie verloren hatten: Brody, ihre Eltern, ihr Zuhause, ihre Farm.

Ihnen war keine andere Wahl geblieben, als das Angebot seines älteren Bruders anzunehmen und nach Colorado zu ziehen. Wyatt hatte im Frühling ’62, kurz nachdem Präsident Lincoln den Homestead Act unterzeichnet hatte, angefangen, sich eine Ranch aufzubauen. Jetzt besaß Wyatt Land und ein eigenes Haus und hatte seine Familie eingeladen, bei ihm zu wohnen.

Da Rusty sie von dem Hof gejagt hatte, der seit Generationen im Besitz der McQuaids gewesen war, war Flynn keine andere Wahl geblieben, als Wyatts Angebot anzunehmen. Flynn hatte gehofft, die Aussicht auf ein neues Leben im Westen würde Brody genügend reizen, um nicht in den Krieg zu ziehen. Er hatte Pennsylvania schnell hinter sich lassen und bereits auf dem Weg zu Wyatts Ranch sein wollen, bevor Brody seine Pläne, in die Unionsarmee einzutreten, in die Tat umsetzen könnte.

Doch diese Hoffnungen hatten sich leider nicht erfüllt. Aber selbst wenn sein Plan aufgegangen wäre, bestand natürlich immer noch die Möglichkeit, dass auch das Ziel ihrer Reise, das Colorado-Territorium, diensttaugliche Männer zum Krieg einziehen würde. Trotzdem war es, wenigstens im Moment, dort für alle sicherer – vor allem für seinen kleinen Bruder Dylan, der ebenfalls schon davon redete, in den Krieg zu ziehen.

»Es tut mir sehr leid, dass du deinen Mann verloren hast, Linnea.« Aus Ivys verschmutztem Gesicht sprach ein ungewöhnliches Mitgefühl. »Aber du wirst bestimmt schneller wieder heiraten, als du blinzeln kannst.«

»Da bin ich mir nicht so sicher.«

»Klar wirst du bald wieder heiraten. Warte nur ab! Was hältst du davon, Flynn zu heiraten? Er könnte eine Frau brauchen und ich fände es schön, noch eine Frau in der Familie zu haben, die etwas auf mich achtet. Flynn sagt immer, eine weibliche Hand würde mir bestimmt nicht schaden.«

»Zum Kuckuck, Ivy!« Er verschränkte die Arme vor seiner Brust, um dem Mädchen nicht den Hals umzudrehen. »Du hast keine Ahnung, was du da redest.«

»Klar weiß ich das.« Sie warf einen Blick auf die beiden jungen Männer, die sich wieder in den Schatten gesetzt hatten und die Rinder im Blick behielten. »Nash hat zu Jericho und Dylan gesagt, dass du gereizt bist wie eine Zecke auf einem Kalb. Sie sind sich einig, dass du dringend eine Frau brauchst.«

»Das stimmt«, grinste Dylan, der mit einem Stock im Feuer herumstocherte.

»Nash hat keine Ahnung, wovon er spricht.«

»Er sagt einfach, wie es ist.« In Dylans Antwort lag sein gewohnter neckender Charme, mit dem er angespannte Momente oft entschärfen konnte. Er richtete sein gewinnendes Lächeln wieder auf Linnea. »Ma’am, wenn Flynn Sie nicht heiratet, kann ich das übernehmen. Sie brauchen nur ein Wort zu sagen, dann …«

»Hör auf!« Flynn war dabei überzukochen. »Geh lieber mit Ivy angeln, damit wir abends etwas zu essen haben.«

Ivy öffnete den Mund, als wollte sie protestieren, doch Linnea kam ihr zuvor. »Vielleicht kannst du mir zeigen, wie man angelt. Das wollte ich schon immer lernen.«

Ivys Augen begannen zu funkeln. »Ich kann wirklich gut angeln.«

»Super. Dann kannst du mir alles zeigen, was ich wissen muss.«

»Als Erstes müssen wir Grashüpfer fangen. Die brauchen wir als Köder. Du hast keine Angst vor Insekten wie die meisten Frauen, oder?«

»Nein, Liebes. Du wirst bald merken, dass ich nicht so bin wie die meisten Frauen.« Linnea warf Flynn einen Blick zu, mit dem sie ihm versichern wollte, dass er sich wegen der Bemerkungen der anderen keine Sorgen zu machen brauche und dass sie gut auf Ivy aufpassen würde.

Er atmete angespannt aus und nickte dankbar. Sie reichte ihm die Kaffeetasse und ließ sich dann von Ivy mitziehen. Während sie auf der Suche nach Grashüpfern loszogen, blickte Dr. Howell seiner Enkelin nach und die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. »Ich muss sie nach Hause schicken. Sie ist eine gute Naturwissenschaftlerin, aber ich mache mir einfach große Sorgen, dass sie die Reise nicht überlebt.«

Ivy und Linnea schlenderten jetzt über eine Wiese, die von der Sonne warm beschienen wurde. Linnea legte die Quiltdecke enger um ihre immer noch triefende Kleidung. Sie sollte eigentlich dringend etwas Trockenes anziehen. Aber in der Sonne wurde ihr wenigstens schnell warm.

»Ich habe sie nur wegen Asa mitkommen lassen.« Dr. Howells Tonfall war leise und vertraulich. »Er war von ihr sehr angetan.«

Das konnte Flynn gut nachempfinden. Selbst in ihrem zerzausten Zustand war Linnea die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Ein Mann musste schon blind sein, um ihr angenehmes, attraktives Gesicht nicht zu bemerken. Ihr langes, gewelltes Haar leuchtete goldblond. Ihre Augen waren sanft und rehbraun. Und ihr warmes, strahlendes Lächeln ließ einen Mann glatt seinen eigenen Namen vergessen.

»Nach diesem Vorfall«, fuhr Dr. Howell fort, »wird mir wieder bewusst, warum ich sie zu dieser Expedition nicht hätte mitnehmen sollen.«

Expedition? Statt die Nase in Dinge zu stecken, die ihn nichts angingen, trank Flynn einen Schluck von dem Kaffee, den ihm Linnea gereicht hatte. Das Gebräu lief kalt und bitter über seine Zunge. Das hatte er davon, dass er das Kaffeekochen Ivy überließ! Sie konnte einfach nicht kochen und brachte nicht einmal eine anständige Kanne Kaffee zustande.

Es ließ sich beim besten Willen nicht leugnen: Ivy benötigte dringend die Begleitung und Erziehung durch eine Frau....

Erscheint lt. Verlag 1.8.2023
Übersetzer Silvia Lutz
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-96362-790-5 / 3963627905
ISBN-13 978-3-96362-790-3 / 9783963627903
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