Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 25 (eBook)

Sechs Jahre Straflager

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5454-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 25 - Jonny Kent
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Eben erst wurde John Hacett brutal ermordet. Da der Rancher im kleinen Örtchen Spring Fork ein angesehener Mann war, kam ein Fremder wie Jack Farland für den Sheriff James Guddy und die beiden Söhne des Toten als mutmaßlicher Mörder gerade recht. In ihren Augen war der Ohioman unstrittig ein Herumtreiber und konnte zudem kein Alibi vorbringen. Als dann noch Jack O'Rourke, einer der Cowboys der Hacett-Ranch, unter Eid schwor, in Farland den Täter erkannt zu haben, schien sein Leben endgültig Geschichte zu sein. Und das nicht von ungefähr, denn der Richter David Thursdey ließ vom ersten Moment an keinen Zweifel daran, dass er ihn an den Galgen brachte ...


Sechs Jahre Straflager

Von Jonny Kent

Der Wagen schlingerte über den holprigen Weg nach Westen. Die beiden Männer auf dem Kutschbock blickten auf die tanzenden Rücken der beiden Rotfüchse.

John Hacett hatte die Zügelleinen in der Hand. Sein Gesicht war verwittert und von einem harten Leben in der Savanne Missouris gezeichnet. Hacett war ein Mann von sechsundfünfzig Jahren, hochgewachsen und von kräftigem Körperbau. Wenige Meilen vor Spring Fork lag seine große Viehranch, für deren Aufbau er ein Menschenalter gebraucht hatte. Er glaubte an diesem Tag, sicher noch einen großen Teil seines Lebens vor sich zu haben und hätte es bestimmt nicht für möglich gehalten, dass sein Lebenslicht bereits am Verglühen war ...

   

Der Mann neben ihm auf dem Kutschbock wirkte ungeschlacht, hatte eine knorrige Gestalt und einen Schädel, der direkt auf dem Rumpf zu sitzen schien. Seine Beine waren o-förmig gebogen, und seine Füße steckten in riesengroßen Stiefeln. Er trug einen Schnauzbart und hatte eine gelbliche Gesichtshaut. Sein Name war Jack O'Rourke. Er war einunddreißig Jahre alt und arbeitete seit einiger Zeit als Cowboy auf der Hacett-Ranch.

Die beiden Männer kamen von der Sunrise-Weide zurück und hielten jetzt auf die Ranch zu, die noch etwa sieben Meilen entfernt war.

Der Rancher dachte gerade über seinen älteren Sohn nach, über Jesse, den Neunundzwanzigjährigen. Jesse war nicht ganz so geraten, wie John Hacett sich seinen Erben gewünscht hätte, aber Hacett hatte sich mit der Zeit damit abgefunden. Jesse kam seiner Arbeit nach, und das war schließlich die Hauptsache.

Ganz anders war da sein jüngerer Sohn, Cass, der ein echter Weidemann zu werden versprach. Die Gedanken des Ranchers waren sehr oft bei seinen beiden Söhnen. Für sie hatte er die Ranch aufgebaut. Als seine Frau nach der Geburt von Cass gestorben war, lebte er eigentlich nur noch für die beiden Boys, wie er sie immer noch nannte, obgleich Cass heute auch schon fünfundzwanzig war.

Der Wagen hatte die große Ebene hinter sich gebracht, als plötzlich aus einem Gebüsch ein Reiter hervorpreschte, der eine schwarze Maske trug. In seiner rechten Faust blitzte der Revolver auf.

Hacett verspürte im nächsten Moment einen schweren Stoß gegen seine Brust, während O'Rourke mit einem weiten Satz vom Kutschbock sprang.

Der Rancher fiel nach vorne gegen das Stiefelbrett, griff mit beiden Händen das Gewehr und wollte es anheben, rutschte dann aber zur Seite und blieb ausgestreckt vor dem Stiefelbrett liegen.

John Hacett war tot.

Mit kalkigem Gesicht kauerte der Cowboy Jack O'Rourke neben dem vorderen rechten Wagenrad und starrte zu dem Reiter hinüber, der plötzlich sein Pferd herumriss und davonjagte.

Drei Meilen östlich der Stadt Spring Fork im Pettis County im Westen des Staates Missouri lag die große Ranch der Hacetts. Es war ein gewaltiger, hufeisenförmig angelegter Viehhof, auf dem elf Cowboys und fünf Mägde beschäftigt waren. Das war schon etwas, worauf die Hacetts stolz sein konnten.

Der Mann, der jetzt durch das offene Ranchtor ritt, hielt einen Augenblick sein Pferd an. Es war ein mittelgroßer Mensch mit kräftigem Körperbau, kantigem Schädel und einem Gesicht, das sehr viel Härte verriet. Seine Augen waren pulvergrau und seine Nase kurz, die Lippen aufgeworfen und das Kinn eckig.

Er trug einen grauen Stetson, der mit Schweißrändern übersät war, ein graues Halstuch, das auf seiner rechten Schulter lag und links am Hals den Knoten hatte, ein graues, kragenloses Kattunhemd und eine blaue Levis-Jeans, die unten über den Schäften seiner kurzen, hochhackigen Stiefel auslief. Rechts über seinem Oberschenkel steckte im offenen Holster ein schwerer .38er Colt.

Dieser Mann war Cassius Hacett, der jüngere Sohn des Ranchers. Er schaute über den weiten Hof, der in der Mittagshitze flimmerte. Mit einem Blick zu den Wagendächern hinüber stellte er fest, dass der Highlander des Vaters noch nicht zurück war, und mit dem nächsten Blick zum Corral sah er, dass auch Jesse noch nicht wieder auf dem Hof war.

In diesem Augenblick tauchte drüben zwischen der Scheune und dem Mannschaftsbau ein Reiter auf. Es war ein Mann kurz vor den Dreißigern mit einer hohen, schlanken Gestalt und einem Gesicht, das blass wirkte, aber feingeschnitten war und in dem ein dunkelbraunes Augenpaar stand. Er trug einen sandfarbenen Hut, ein sandfarbenes Hemd und eine dunkelbraune Hose. Der schwere Revolver schien gar nicht zu seiner fast zarten Gestalt zu passen. Der Reiter war Jesse Hacett.

Bei seinem Anblick verzog Cass das Gesicht. Ohne die Lippen zu bewegen, presste er leise hervor: »Und solch einem Puppenjungen soll diese Ranch vermacht werden!«

Jesse war vom Pferd gestiegen, überquerte den Hof und ging aufs Wohnhaus zu. Er war ein verschlossener, stiller Mensch, der stumm seiner Arbeit nachkam – eine Arbeit, für die er sehr viel weniger geeignet schien als sein Bruder. Aber mit einer überraschenden Zähigkeit gab er sich ihr hin und versah sie ebenso gut wie der zweite Sohn des Ranchers.

In dem Augenblick, in dem Jesse Hacett den Vorbau betreten wollte, kam drüben aus dem Scheunenbau ein vierschrötiger Mann, dem drei Cowboys folgten. Es war der Vormann Vint Rogers. Er kaute auf einem Priem herum und spie es dann aus.

Cass war auf die Veranda zu geritten und rutschte aus dem Sattel. Jesse stand auf der zweiten Treppenstufe und sah sich nach ihm um.

Inzwischen war der Vormann herausgekommen, blieb mit den drei Cowboys stehen, schob einen neuen Priem in eine Zahnlücke und fragte: »Ist der Rancher zurück?«

»Noch nicht«, entgegnete Jesse. »Was gibt's denn?«

Rogers winkte ab. »Muss ich dem Rancher schon selbst sagen.«

Das Geräusch eines heranrollenden Wagens ließ die Männer aufblicken. Drüben durchs offene Ranchtor fuhr der Highlander, auf dessen Kutschbock jedoch nur die Gestalt des krummbeinigen Cowboys O'Rourke sichtbar wurde. Als das Gefährt bis zur Veranda herangekommen war, sprang O'Rourke ab.

»Wo ist der Rancher?«, rief ihm Cass sofort zu.

»Wir ... wir sind überfallen worden!«, stieß O'Rourke hervor.

»Und wo ist mein Vater?«, kam es von den Lippen Jesses.

O'Rourke wandte den Kopf und blickte auf die zerknüllte Zeltplane, die hinten auf der Pritsche des Wagens lag. Mit raschen Schritten setzte sich Cass in Bewegung, ging auf den Wagen zu und riss die Plane zurück. Sekundenlang starrte er auf das, was er da sah. Dann ließ er die Plane los, wandte sich um, ging auf den Vormann zu und blieb dicht vor ihm stehen.

»Was wollten Sie dem Rancher sagen, Rogers?« Und als er keine Antwort erhielt, deutete er mit dem Kopf auf seinen Bruder. »Er ist jetzt der Rancher, Mr. Rogers.«

Niemand sprach ein Wort. Tiefe Stille herrschte auf dem Hof. Endlich setzte sich Jesse Hacett in Bewegung, ging mit staksigen Schritten auf den Wagen zu, griff nach der Plane, hielt dann aber inne und sah zu seinem Bruder hinüber.

»Zerr das Laken schon zurück. Du wirst schon nicht umfallen!«, bellte Cass.

Aber das Bild, das sich Jesse bot, war doch so erschreckend, dass er die Plane sofort wieder fallen ließ. Mit verzerrtem Gesicht lag der Tote auf dem rissigen Pritschenboden. Kalkweiß und völlig entstellt.

Jesse stand minutenlang neben dem Wagen und vermochte sich nicht zu rühren. Dann wandte er sich ab, kehrte den anderen den Rücken zu und blickte zum offenen Tor hinaus in die Weite der Savanne.

»Sie wollten dem Rancher doch etwas sagen«, knurrte Cass den Vormann an.

Rogers schluckte schwer. Dann nickte er. »Ja, es handelt sich um diesen Flaherty. Er taugt nicht fürs Weidehandwerk. Zu schwach und auch zu laut ...«

Es war ein Hohn, dass sie jetzt über den Cowboy Flaherty sprachen – jetzt, in einer solchen Minute! Aber es war für alle nur ein Überspielen der furchtbaren Situation.

Da wandte sich Jesse Hacett auf dem linken Absatz um. »Flaherty bleibt!«

Cass warf den Kopf hoch und blickte ihn verblüfft an. Was war denn mit dem Bruder los? Der sah ja plötzlich völlig verändert aus. Sein Gesicht wirkte hart und wie aus Marmor. Ein scharfer Zug hatte sich in seine Mundwinkel gekerbt, und deutlich stand zwischen seinen Brauen eine scharfe Falte.

Es war ihnen allen auf einmal klar: Dieser Mann da hatte nicht nur zufällig einen Ranchhof geerbt, sondern er war jetzt der Rancher! Und das war ein Unterschied, der nicht übersehen werden konnte.

Jesse machte ein paar Schritte vorwärts, ging zur Treppe, trat wieder auf die zweite Stufe und blickte auf O'Rourke nieder. »Wie viele waren es?«

»Ich habe nur einen einzelnen Mann gesehen«, stieß der Krummbeinige hervor.

»Wie sah er aus?«

»Er war ziemlich groß, glaube ich, groß und sehr kräftig. Aber ich kann es nicht genau sagen. Dadurch, dass der Rancher die Zügelleinen hatte fallen lassen, scheuten die Pferde, stiegen hoch, und ich wurde durch einen Ruck vom Wagen geschleudert. Ich muss ohnmächtig gewesen sein, denn als ich wieder zu mir kam, lehnte ich am Wagenrad und sah...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2023
Reihe/Serie Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bill • Caddo Hunter • Hal Warner • Italowestern • Jack Farland • Jack Morton • King-Miller-Rebellen • Old Jed & Jivaro • Revolverheld • Schlitzohr-Halunken • Teufelskerle • Tex Hondo • Western-Hit • Wilder Westen
ISBN-10 3-7517-5454-7 / 3751754547
ISBN-13 978-3-7517-5454-5 / 9783751754545
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