Das Lächeln der Anderen -  Thomas Koepcke

Das Lächeln der Anderen (eBook)

Der erste Fall für Thibeau
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
534 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-6309-8 (ISBN)
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Ein junger Mann, der fassungslos vor dem Scherbenhaufen seiner eigenen Vergangenheit steht, und dessen Leben eine unerwartete Wendung erfährt. Ein Journalistenehepaar, das für Gerechtigkeit kämpft und plötzlich vor dem Abgrund steht. Ein Verleger, der versucht, zu retten, was zu retten ist und dabei einen hohen Preis bezahlt. Zwei Mitarbeiter eines Großkonzerns namens Henleene, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Ihr Kalkül ist tödlich. Ihr Profit riesig. Der einzige Zeuge beseitigt. Und mit ihm die Beweise. Keiner kann ihnen mehr etwas anhaben. Was den jungen Agenten Thibeau und sein Team dennoch antreibt, ist die Hoffnung, das Leben tausender unschuldiger Menschen zu retten. Doch nicht nur die Zeit ist gegen sie.

Thomas Koepcke ist Ingenieur, arbeitet als Lehrer an einem Berufskolleg und schreibt nebenbei Kurzgeschichten. ´Das Lächeln der Anderen´ ist sein erster Roman. Mit seiner Familie lebt er im Münsterland. Weitere Informationen finden Sie auf www.kurzerzaehlt.de.

Thomas Koepcke ist Ingenieur, arbeitet als Lehrer an einem Berufskolleg und schreibt nebenbei Kurzgeschichten. ´Das Lächeln der Anderen´ ist sein erster Roman. Mit seiner Familie lebt er im Münsterland. Weitere Informationen finden Sie auf www.kurzerzaehlt.de.

Prolog



Der Himmel über Hamburg zeigte sich tiefschwarz, durchzogen von einem beängstigend schimmernden Gelb. Es war um die Mittagszeit, als das Gewitter heraufzog. Blitze hatten alle Konturen um sie herum auf einen Schlag verwischt. Für den Moment existierte nur noch das grelle Weiß. Beinahe unmittelbar folgten das Knistern und das Krachen des Donners. Zwei-, vielleicht dreimal hintereinander. Jeder andere wäre zusammengefahren. Sie hatte einfach nur dagestanden, obwohl es innerhalb von Sekunden alles hätte zu Nichte machen können. Jetzt war es um sie herum dunkel und still. Selbst die kleine Schreitischlampe und das bläuliche Licht des tonlosen Monitors konnten daran nichts ändern. Dann kam der Regen.

Hatte sie eine Wahl? Sie musste nach deren Regeln spielen. Und das war immer riskant. Vor ihrem geistigen Auge sah sie das Lächeln der Anderen, doch das würde ihnen bald vergehen.

Sie schüttelte ihre langen dunklen Haare nach hinten, drehte sie – den Blick fest auf das Display gerichtet – mit routinierten Handgriffen zu einem Knoten und fixierte ihn mit dem Stift, den sie zwischen ihren Lippen geparkt hatte. In Gedanken ging sie noch einmal alles Schritt für Schritt durch. Eine zweite Chance würde es nicht geben. Das hatte ihr der Informant auf eindrucksvolle Weise klar gemacht. Zu viel hing davon ab. Intuitiv legte sie ihre linke Hand an das Headset und setzte sich an den Schreibtisch. Sie rückte Tastatur, Maus und Trackpad zurecht. Ihre mokkabraunen Augen scannten den hochauflösenden Bildschirm. Dann spürte sie das Pochen in ihrer Brust, erst langsam und heftig, dann wurde es schneller und flacher.

Mehrere Fenster am Bildschirm waren geöffnet. Rechts oben war die Weltkarte mit den Zeitzonen eingeblendet. Die aktuelle Uhrzeit war 12:13:05 Uhr. Dahinter stand UTC+1, United Time Coordinated, plus eine Stunde. Die zweite Uhr, darunter, zeigte die westindonesische Zeitzone WIT an, UTC+7. Dort war es 18:13:05 Uhr. Die dritte Uhr zeigte die britische Zeitzone an, UTC, die Zeitzone am Nullmeridian, früher Greenwich Mean Time: 11:13:05 Uhr. Ihre Augen fixierten den unerbittlichen Wechsel der Sekundenanzeige, der bei allen drei Zeitzonen synchron erfolgte, während ihr Herz mindestens doppelt so schnell schlug.


Sie wählte die erste Nummer. Freizeichen. Ungewollt zählte sie die Wiederholungen. Zweimal, dreimal, viermal. Eine Computerstimme nahm ab.

„CF-H-Consulting, please enter your code.“

Sie gab den Code ein und drückte ENTER.

Kurze Pause, ein Knacken, dann wieder Freizeichen. Diesmal war es ein anderer Ton. Erneut spürte sie ihr Herz, wie es zwischen den Freizeichen hämmerte, immer einen Schlag mehr.

Bevor sie den Gedanken aufnehmen konnte, der ihr plötzlich durch den Kopf schoss, meldete sich eine Stimme.

„Ja?“

Der Informant hatte ihr genaue Anweisungen gegeben.

Nennen Sie den Code und fragen Sie nach Bolton Harper. Nur dieser eine Name. Ein Fehler, und Sie sind raus.

Sie atmete lautlos durch die gespitzten Lippen aus und konzentrierte sich.

„Zb-1743.y. Bolton Harper, bitte.“

Sie wusste, dass ihr Anruf angekündigt war. Der Mann auf der anderen Seite des Erdballs kannte die Stimme der Anruferin nicht.

„Was kann ich für Sie tun, Ma´am?“

Sie sah auf die eingeblendeten Zeitzonen. Die indonesische Uhr wurde grün angezeigt. Der Empfänger saß tatsächlich auf der anderen Seite des Erdballs. Doch wenn ihre Vermutung stimmte, müsste sich genau das bald ändern. Die linke Seite des Monitors zeigte eine weitere Weltkarte, bei der Lichtpunkte und Linien verschiedener Farben ein- und ausgeblendet wurden. Der Anruf wurde getrackt. Das Gespräch dauerte nur wenige Minuten. Es ging um einen lukrativen Auftrag. Die Nummer, die sie gewählt hatte, gehörte zu einem Anschluss in Jakarta, Indonesien. Der Deal hatte sie fünf Monate Arbeit und einhundertzwanzigtausend Euro alleine für die Telefonnummer gekostet. Das Gespräch lief zäh, die andere Seite war zurückhaltend, schien jedoch interessiert. Schließlich hatte sie etwas zu bieten. Nach etwa drei Minuten war alles Wichtige gesagt. Sie legte auf. Derartige Telefonate, wenn es sich um Erstkontakte handelte, waren immer kurz, hatte ihr der Informant gesagt. Sie basierten auf einer Referenz, die es zu prüfen galt. Wenn alles glatt ging, und sie die Bestätigung für den zweiten Code erhalten hätte, würde ein weiteres Gespräch folgen. Das war der Fall.

Sie wählte die zweite Nummer, die sie von ihrem Informanten für weitere einhundertachtzigtausend Euro bekommen hatte. Als Gegenleistung erhielt sie neben der Telefonnummer einen weiteren Code und die Bedingungen für die Kontaktaufnahme: Zum einen betrug das Zeitfenster zur Kontaktaufnahme selbst achtundvierzig Stunden ab Erhalt der Kontaktdaten. Zum anderen blieb ihr weniger als eine Minute zwischen den beiden Anrufen. Danach verfiel der Code. Eine zweite Chance würde es nicht geben.

Wenn sich ihr Verdacht bestätigte, betrügen ihre Investitionen weniger als nullkommaeins Prozent. Es ging um ein Auftragsvolumen von mehr als dreihundert Millionen Euro, auch in dieser Branche nicht alltäglich. Der Auftrag war fingiert, die Risiken groß. Sie nahm sie in Kauf. Ihr blieb keine Wahl.

Freizeichen. Sie sah auf den Countdown, den das dritte Fenster auf dem Monitor vor ihr anzeigte. Noch achtzehn Sekunden. Ihre Hände schwitzten. Siebzehn, sechzehn, fünfzehn, vierzehn. Sie sah abwechselnd auf die Uhrzeiten, dann wieder auf den Countdown. Wieder leuchtete die westindonesische Zeit grün. Neun, acht, sieben. Sie hielt die Luft an. Fünf, vier, drei…

„CF-P Harper-Manaham. Ihr Codewort?“

Eine Frauenstimme, kalt, berechnend, unnahbar. Sie gab den zweiten Code durch.

„Ihr Name?“

Sie stutzte.

… Nur dieser eine Name….

Beinahe hätte sie einen Fehler gemacht.

„Kein Name.“

„Ich verbinde.“

Erneut Freizeichen. Sie sah auf die Uhr, dann auf den Countup. Die Uhr zählte jetzt vorwärts. Sie beobachtete jede Sekunde. Ihre Nerven lagen blank. Plötzlich passierte, worauf sie gehofft hatte. Die Zeitzone wechselte. Das Trackingfenster sprang von Asien zurück nach Europa. Sollte sie tatsächlich richtig liegen mit ihrer Vermutung? Der Beweis dafür war zum Greifen nahe und doch konnte immer noch alles schief gehen. Dann wäre die ganze Arbeit umsonst gewesen. Die Arbeit von fünf Monaten. Sie brauchte die Bestätigung für die Übereinstimmung. Der entscheidende Beweis.

Die Anspannung war unerträglich. Sie musste irgendetwas tun. Ein weiteres Mal schob sie Tastatur, Maus und Trackpad gerade, alles musste winkelig liegen. Eine Marotte. Dann sah sie den Stift, der dem unsinnigen Muster nicht gefolgt war. Sie legte auch ihn in die richtige Position. Es musste sein. Sie konnte es nicht ändern.

Der Countup lag bei einer Minute und dreiunddreißig Sekunden. Es knackte in der Leitung, während sie gerade dabei war, einen Schluck Wasser zu trinken. Ihr Hals war wie zugeschnürt. Ihre Hände zitterten, als ihre rechte Hand zwischen Maus und Trackpad hin- und herpendelte, um den nächsten Schritt einzuleiten. Zweizehn, zweielf, zweizwölf. Die Leitung war offen, der Trackmode pendelte über Europa. Ihr Mund war wie ausgetrocknet. Noch einen Schluck Wasser. Es dauerte unendlich lange, bis sie ihn heruntergewürgt hatte. Sie schnappte nach Luft. Dreidreizehn, dreivierzehn. Ein Fenster poppte auf. Die Schrift blinkte:


Matching Number!

49.45518897906507, -2.531968340287735


Die Zahlen entsprachen den Dezimalkoordinaten des Standortes: Victoria Port, Guernsey.

Eine gelassen freundliche, tiefe Männerstimme ertönte im Lautsprecher. Ihre linke Hand wanderte automatische zum Headset. Sie lächelte. Es hatte tatsächlich funktioniert. Sie hatte ihn überführt. Fünf Monate Arbeit…


Sie las den Namen des Empfängers im linken Fenster ihres Monitors, als sie plötzlich einen Warnton vernahm. Der Zähler war bei vier Minuten und zwölf Sekunden stehen geblieben. Er blinkte rot. Die Verbindung war gekappt worden. Der Trackmode zeigte ´End of time´ und die Daten für die aufgezeichnete Kommunikation. Scheiße, verdammt! Sollte sie erneut scheitern? Fieberhaft ging sie noch einmal alle Optionen durch. Es konnte alles bedeuten. Doch die Verbindung war eindeutig unterbrochen. Auch das stimmte mit den Möglichkeiten überein, die ihr der Informant gegeben hatte. Doch sie hatte keine Ahnung, wie sie das einschätzen sollte. Es war nicht mehr als eine Call-Option. Wie konnte sie in diesem Moment an die Börse denken? Sie musste sich konzentrieren. Erneut legte sie Tastatur Maus und Trackpad in die richtige Flucht, schloss kurz die Augen und hielt die Luft an. Dann war sie wieder da. In einem derartigen Fall sollte sie auf einen Rückruf warten. Er würde frühestens in ein oder zwei Tagen erfolgen.


Sie sicherte die Daten und verstaute ihren Laptop. Dann kontrollierte sie noch einmal, ob alles aussah wie immer, nahm den kleinen Koffer, den sie bereits heute morgen gepackt hatte, schloss die Wohnungstür hinter sich zu und fuhr nach Paris.


Drei Tage später war sie wieder zurück in Hamburg. Der Himmel war grau, der Wind kam von Nordwest und es regnete seit einer Stunde ununterbrochen. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Bisher war der erwartete Rückruf ausgeblieben. Drohte das Geschäft doch noch zu scheitern?


Am darauffolgenden Tag war sie tot.











...

Erscheint lt. Verlag 25.8.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
ISBN-10 3-7565-6309-X / 375656309X
ISBN-13 978-3-7565-6309-8 / 9783756563098
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