Im Namen der Königin (eBook)

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2023 | 1. Auflage
130 Seiten
MIRA Taschenbuch (Verlag)
978-3-7457-5364-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Namen der Königin - Ruth Langan
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Die tiefblauen Augen des tollkühnen Iren, der sie in letzter Sekunde aus der Gewalt der Engländer befreite, erkennt Emma sofort wieder. Ist denn tatsächlich Conor O'Neil ihr unbekannte Held - der Berater der englischen Königin?

1. KAPITEL

Irland, 1563

I ch wünschte, du würdest nicht nach England gehen, Conor.“ Moira O’Neils Stimme bebte vor unterdrückter innerer Bewegung. Sie umarmte ihren jüngeren Sohn und kämpfte gegen Furcht und Sorge um ihn an.

Moira wusste, dass Conor weithin als Irlands überzeugendster, talentiertester Redner galt. Ihr war auch bewusst, dass er ein ausgezeichneter Krieger war, dessen kämpferische Qualitäten nur von denen seines älteren Bruders Rory übertroffen wurden. Ein Mann wie er, der sowohl mit dem Schwert als auch mit Worten umzugehen wusste, konnte zweifellos auf sich selbst aufpassen. Doch trotzdem nagte die Sorge an Moira. Schließlich würde sich ihr Sohn in das Land des Feindes begeben, sozusagen in die Höhle des Löwen.

Damit folgte er den Plänen seines Vaters, die dieser seit Conors Jugendzeit geschmiedet hatte. Schon sehr früh war klar geworden, dass Conor über eine besondere und wundervolle Gabe verfügte. Durch die Kraft seiner Worte, mit Logik und geschliffenen Formulierungen gelang es ihm, Menschen dazu zu bringen, ihren Verstand über ihre Gefühle zu setzen. Zu verhandeln, statt zu kämpfen. Und Frieden zu schließen, statt Krieg zu führen.

Auch in anderer Hinsicht war Conor von der Natur sehr großzügig ausgestattet worden. Seiner Mutter entgingen die verlangenden Blicke nicht, die ihm die jungen Frauen nachwarfen. Er war ein überaus gut aussehender junger Mann. So war es gar nicht verwunderlich, dass sogar die Königin äußerst angetan von ihm war. Elisabeth von England, eine den weltlichen Dingen gegenüber sehr aufgeschlossene Monarchin, war bekannt dafür, dass sie sich gern mit hübschen jungen Männern umgab.

Sie duldete diese jedoch nur so lange in ihrer Nähe, wie die Herren es verstanden, ihre Herrscherin zu amüsieren. Sobald Elisabeth das Interesse an einem ihrer Günstlinge verlor, fand sich dieser unvermittelt in arger Not, manchmal sogar in Gefahr, weil ihm die Königin dann jeglichen Schutz entzog.

Moira seufzte tief auf. „Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, seit du mit Rory aus der Hölle Londons zurückgekehrt bist. Und nun gehst du dorthin zurück, wo dein Bruder beinahe sein Leben verloren hätte.“

„Mir wird schon nichts passieren, Mutter“, versicherte Conor. „Ich gehe schließlich auf ausdrückliche Einladung der Königin. Welche Gefahr sollte mir da schon drohen?“

Ja, was sollte ihm zustoßen? Moira dachte an die Ränke am Hofe der Königin. Doch ihren Argwohn behielt sie für sich.

„Ich bin sehr stolz auf dich, Conor.“ Gavin O’Neil klopfte ihm kräftig auf die Schulter. „Du wirst uns allen Ehre machen“, fügte er hinzu. „Deiner Familie. Deinen Landsleuten. Und unsere Nachkommen werden deinen Namen preisen wegen des Opfers, das du für dein Land bringst. Wenn du die englische Königin nicht dazu überreden kannst, uns in Ruhe zu lassen, so wirst du ihr doch wenigstens nahe genug sein, um zu hören, was sie und ihre Ratgeber mit uns vorhaben.“

„Ich werde mein Möglichstes tun, Vater“, versprach Conor und wandte sich dann an seinen Bruder. Die beiden jungen Männer schüttelten sich ernst die Hände. „Du wirst dich um die Angelegenheiten auf dieser Seite des Meeres kümmern?“ Conor schaute ihn fragend an.

„Worauf du dich verlassen kannst.“ Rory lächelte. „Das andere überlasse ich dir ganz allein, und das aus tiefster Seele.“ Er musterte seinen Bruder abschätzend. „Letzte Nacht hat es wieder einen Angriff auf eine Gruppe englischer Soldaten gegeben“, bemerkte er. „‚Der Rächer des Himmels‘ überraschte sie dabei, wie sie gerade einem Mädchen Gewalt antun wollten. Wortlos schnitt er ihnen die Kehlen durch – mit einem recht kleinen Dolch.“

Conor trat einen Schritt zurück. „Ach ja?“

Rory nickte. „Wie all die anderen vor ihr, so behauptet auch diese Kleine, ihr Rächer habe übermenschliche Kräfte. Sie erzählt jedem, er sei so groß wie ein Riese und sehe so gut aus wie ein junger Gott, obwohl sie sein Gesicht nicht hatte erkennen können.“

„Daran wird doch deutlich, wie derartige Geschichten entstehen“, erwiderte Conor gleichmütig. „Wenn sie sein Gesicht nicht sehen konnte, wäre es doch auch möglich, dass es von Narben entstellt ist.“

Conor neigte sich jetzt zu Rorys Frau, um sie auf die Wangen zu küssen. „Pass nur weiterhin gut auf meinen Bruder auf, Anna Claire“, bat er. „Er scheint allmählich seinen gesunden Menschenverstand zu verlieren.“

Sie lachte. „Ich kümmere mich um ihn. Wirst du meinem Vater meine Grüße überbringen?“

„Ja, vorausgesetzt, ich treffe ihn noch an, bevor er in See sticht.“ Lord James Thompson, Anna Claires Vater, war Conors einziger Freund unter den engsten Beratern der Königin. Doch erst vor wenigen Tagen war auf Ballinarin die Nachricht eingetroffen, dass Lord Thompson von der Königin nach Spanien entsandt werden würde. Es gab Hinweise, die besagten, er solle vom Hof verbannt werden, weil er sich mit dem von der Königin favorisierten jungen Lord Dunstan überworfen habe.

Der Jüngling, der zwischen Rory und Anna Claire stand, schaute bewundernd zu Conor auf. Innis war ein Waise, der bei Rory und dessen bezaubernder Frau ein neues Zuhause gefunden hatte. Unter ihrer liebevollen Pflege gedieh er prächtig und wuchs zu einem kräftigen jungen Mann heran.

Conor zerzauste ihm das blonde Haar. „Wenn ich das nächste Mal abreise, könntest du mich vielleicht begleiten“, sagte er.

„Meinst du das wirklich?“

„Ja, Innis. Obwohl ich glaube, dass ich, wenn ich eines Tages aus England zurückkehre, wohl einige Zeit zu Hause bleiben werde.“ Bei diesen Worten drehte sich Conor zu seiner kleinen Schwester um, der Tränen über die Wangen liefen.

„Bitte, weine jetzt nicht“, bat Conor. „Du wirst sehen, dass ich wieder hier bin, bevor du überhaupt Zeit hattest, mich zu vermissen.“

„Ich vermisse dich jetzt schon ganz schrecklich“, brachte Briana schluchzend hervor und klammerte sich an ihn. „Ich will nicht, dass du gehst.“

„Das weiß ich doch.“ Conor küsste sie sacht auf die Schläfe. „Aber wenn die englische Königin eine Einladung ausspricht, ist diese gleichbedeutend mit einem Befehl. Ich muss Elisabeths Ruf folgen.“

„Sie ist aber nicht meine Königin.“ Briana löste sich aus Conors Umarmung und stampfte mit dem Fuß auf. Sie verlor schnell die Beherrschung. Offenbar hatte sie das ungestüme Temperament ihres Vaters geerbt. „Und deine Königin ist sie auch nicht, Conor.“

„Das stimmt. Aber ich habe gelernt, dass es oftmals sinnvoller ist, den Feind geschickt mit Worten in Sicherheit zu wiegen, als ihm mit erhobenem Schwert zu begegnen. Also werde ich nach England reisen, meine Kleine, und dort Augen und Ohren offen halten.“ Er lächelte ihr aufmunternd zu. „Und ich würde der Königin sogar einen Minnesang darbieten, wenn ich damit mein Volk vor den englischen Schwertern schützen könnte.“

Kurz darauf stieg Conor auf sein Pferd, das ein Stallknecht für ihn am Zügel hielt, und hob die Hand zum Gruß. Dann winkte er auch ein letztes Mal all den Bediensteten zu, die sich versammelt hatten, um ihm für seine Reise Gottes Segen zu wünschen, bevor er schließlich sein Ross auf die Straße nach Dublin lenkte.

Kurz bevor er das Dorf erreichte, drehte er sich im Sattel um und schaute zurück auf Ballinarin. Sein Zuhause war noch nicht einmal außer Sichtweite, und bereits jetzt spürte er die Sehnsucht tief in seinem Innern. Seit er ein Junge gewesen war, hatte er beinahe genauso viel Zeit fern der geliebten Heimat verbracht wie in Irland. Er hatte bei einem Gelehrten in Rom die Klassiker der Antike studiert, in einem spanischen Kloster fließend Spanisch gelernt. Nach zwei Jahren in Paris konnte er sich auch auf Französisch unterhalten.

Mehr als alles andere wünschte er, den Rest seines Lebens auf Ballinarin bleiben zu können und nur noch mit weichem irischem Akzent gesprochene Worte zu hören. Doch gleichzeitig war sich Conor der Pflicht bewusst, die er seinem Vater, seiner Familie und seinem Volk gegenüber hatte. Dafür war er in fernen Ländern unterrichtet und ausgebildet worden.

Er würde sich redlich bemühen, nicht mit dem Schwert zu kämpfen, sondern mit Worten, und damit für den Frieden eintreten. Doch sollten seine Anstrengungen nicht erfolgreich sein, so würde Conor sich niemals dem Unterdrücker beugen. Er tastete nach dem Dolch, der im Taillenband steckte. Mit dieser Waffe wurden schon zahlreiche englische Soldaten getötet.

Nein, Conor hatte keine Möglichkeit, dem Schicksal zu entrinnen.

Clermont House, außerhalb Londons

„Ich bin es allmählich leid, auf den Thron zu warten.“ Der Earl von Huntington ging unruhig hin und her. „Elisabeth wird mit jedem Tag beliebter bei ihren Untertanen.“

Begütigend legte seine Schwester Henry eine Hand auf den Arm. „Königinnen sterben irgendwann.“

Er stieß einen unwirschen Laut aus. „Unsere liebe Elisabeth ist jung und gesund. Sie kann uns alle überleben.“

„Nun, sie muss ja nicht … auf natürliche Weise sterben.“

Henry sah seine Schwester mit neu erwachtem Interesse aufmerksam an. „Was hast du vor?“, erkundigte er sich.

„Nichts Besonderes“, entgegnete Celestine, „sondern das, was wir...

Erscheint lt. Verlag 30.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7457-5364-X / 374575364X
ISBN-13 978-3-7457-5364-6 / 9783745753646
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