G. F. Unger 2234 (eBook)

Die rauen Burschen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5397-5 (ISBN)

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G. F. Unger 2234 - G. F. Unger
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Im Schatten des letzten Hügels hält er an. Vor ihm verengt sich das Tal zu einem Canyon. Und dort brennt ein einsames Licht in der hellen Nacht. Es wirft einen gelblichen Schein.
Es ist die alte Ranch, denkt Gil Glenncannon. Und sie ist nicht verfallen und verlassen. Es wohnt dort jemand. Wer?
Er reitet weiter - direkt auf das gelbe Licht zu. Plötzlich aber vernimmt er den Hufschlag einer rau und wild reitenden Mannschaft. Er biegt sofort vom Weg ab und verhält sein Pferd erst im Schatten einiger Bäume. Bald darauf kann er die Mannschaft sehen. Sie kommt von Nordwesten her aus den Hügeln, überquert die Weide und hält genau auf das einsame Licht in der Nacht zu.
Gil Glenncannon schluckt etwas mühsam, denn er erinnert sich an eine Nacht vor zehn Jahren, die ebenfalls vom Hufschlag einer rauen Mannschaft erfüllt war. Aber dann murmelt er: »Nein, das gibt es nicht. Nichts auf dieser Welt wiederholt sich in dieser Art. Nein!«
Er wird sich darüber klar, dass er schwitzt. Der Hufschlag verstummt. Er reitet wieder aus dem Schatten der Bäume auf den Weg. Und wieder hält er an, denn nun knattern bei der alten Ranch einige Schüsse in der Nacht. Raue Männerstimmen stoßen gellende und scharfe Schreie aus.
Gil Glenncannon beugt sich lauschend im Sattel vor. Er vibriert und erschauert am ganzen Körper. Er erinnert sich wieder bitter an jene Nacht vor zehn Jahren, da er voller Furcht aus diesem Land ritt - tausend Meilen weit ...


Die rauen Burschen

Im Schatten des letzten Hügels hält er an. Vor ihm verengt sich das Tal zu einem Canyon. Und dort brennt ein einsames Licht in der hellen Nacht. Es wirft einen gelblichen Schein.

Es ist die alte Ranch, denkt Gil Glenncannon. Und sie ist nicht verfallen und verlassen. Es wohnt dort jemand. Wer?

Er reitet weiter – direkt auf das gelbe Licht zu. Plötzlich aber vernimmt er den Hufschlag einer rau und wild reitenden Mannschaft. Er biegt sofort vom Weg ab und verhält sein Pferd erst im Schatten einiger Bäume. Bald darauf kann er die Mannschaft sehen. Sie kommt von Nordwesten her aus den Hügeln, überquert die Weide und hält genau auf das einsame Licht in der Nacht zu.

Gil Glenncannon schluckt etwas mühsam, denn er erinnert sich an eine Nacht vor zehn Jahren, die ebenfalls vom Hufschlag einer rauen Mannschaft erfüllt war. Aber dann murmelt er: »Nein, das gibt es nicht. Nichts auf dieser Welt wiederholt sich in dieser Art. Nein!«

Er wird sich darüber klar, dass er schwitzt. Der Hufschlag verstummt. Er reitet wieder aus dem Schatten der Bäume auf den Weg. Und wieder hält er an, denn nun knattern bei der alten Ranch einige Schüsse in der Nacht. Raue Männerstimmen stoßen gellende und scharfe Schreie aus.

Gil Glenncannon beugt sich lauschend im Sattel vor. Er vibriert und erschauert am ganzen Körper. Er erinnert sich wieder bitter an jene Nacht vor zehn Jahren, da er voller Furcht aus diesem Land ritt – tausend Meilen weit ...

Plötzlich weiß er, warum er heimgekehrt ist, oder glaubt es zumindest zu wissen. Und weil er das glaubt, bezwingt er seine Furcht. Sie ist plötzlich wie fortgewischt und macht einer starken Selbstsicherheit und jenem starken Glauben an sich selbst Platz, die nun schon seit vielen Jahren in Gil Glenncannon sind – weil er inzwischen ein Mann wurde, ein richtiger Mann, dessen Wege hart und rau waren. Nein, er ist nicht mehr der von Angst verfolgte Junge.

Und so reitet er wieder an.

Die Schüsse und der Lärm sind verstummt. Als Gil Glenncannon bis auf eine halbe Meile an die Ranch herangekommen ist, hört er wieder den Hufschlag der rau und wild reitenden Mannschaft. Bald darauf kann er das Rudel erkennen.

Es kommt ihm auf dem Weg von der Ranch entgegen. Es sind acht Reiter. Er hat sie vorhin gezählt. Als sie nahe genug vor ihm sind, lenkt er sein Pferd zur Seite, um sie passieren zu lassen.

Doch der Anführer des Rudels stößt einen scharfen Ruf aus und zügelt sein Pferd. Das ganze Rudel kommt zum Halten. Die Pferde tanzen einige Sekunden auf der Hinterhand, stampfen und trampeln, dann wird es still. Nur die Sättel knarren, oder Sporen und Metallteile des Zaumzeugs klimpern oder klirren leise.

Und dann fragt die raue Stimme des Anführers hart: »Wer bist du, Mann?«

Gil Glenncannon lässt drei Sekunden verstreichen, dann sagt er sanft, sehr sanft und ruhig: »Wir kennen uns gut, Hiob Donovan. Wir sind alte Bekannte.«

Da treibt der Reitboss des Rudels, den Gil Glenncannon Hiob Donovan nannte, sein Tier vorwärts und verhält dicht neben Gil. Er beugt sich zur Seite und blickt Gil unter die Hutkrempe. Einige Sekunden starrt er Gil an. Dann setzt er sich im Sattel wieder gerade, schnauft schwer und sagt dann grimmig: »Gil Glenncannon, nicht wahr? Oha, Gil, mein Junge, was willst du hier in diesem Land? Hast du keine bessere Idee gehabt, als heimzukommen?«

»Nein«, erwidert Gil Glenncannon sanft.

Hiob Donovan betrachtet ihn schweigend. Und auch Gil betrachtet sein Gegenüber. Sie starren sich an, schätzen sich ab und denken nach.

Hiob Donovan, der Vormann der Bullskull Ranch, ist noch massiger geworden, als er es damals vor zehn Jahren war. Er muss jetzt Mitte der dreißig sein, und er ist ein Klotz von einem Mann, hart und gewalttätig, rücksichtslos und rau. Er ist der Mann, der die raue Mannschaft der Bullskull Ranch mit harter Hand unter Kontrolle hält. Und er kennt nur eine Sache auf dieser Welt, die sein Tun und Handeln bestimmt und der seine ganze Treue gilt: die Bullskull Ranch!

Das hat Gil Glenncannon schon damals vor zehn Jahren erkennen müssen. Dieser raue, harte und sicherlich auch starrsinnige Hiob Donovan ist von einer starken und tiefen Treue zu seiner Ranch erfüllt, die ihn blind und ohne Widerspruch alles das tun lässt, was sein Boss Bart Hallaghan sagt.

»Zum Teufel, Gil, sag mir, warum du in dieses Land zurückgekommen bist?«, grollt Hiob Donovan grimmig.

»Nur so – nur so, Hiob«, erwidert Gil Glenncannon, und seine Stimme erklingt nun noch sanfter als zuvor.

Der Vormann der Bullskull Ranch weiß diese Sanftheit richtig zu deuten, denn es ist eine tödliche Sanftheit. Er sitzt groß und breit, massig und wuchtig im Sattel und denkt nach.

Seine Reiter aber haben indes einen Halbkreis gebildet. Sie verhalten sich noch still und abwartend, aber der Hauch von Gefahr liegt plötzlich in der Luft.

Ja, man kann diesen Atem drohender Gewalttätigkeit spüren.

Plötzlich fragt Hiob Donovan hart: »Bist du gekommen, um Rache zu nehmen, Gil? Wenn das so ist, dann kannst du jetzt sofort damit anfangen. Hier bin ich! Ich bin der Mann, der deinen Vater an einen Baum gehängt hat. Also los!«

Er macht eine Bewegung, so als wollte er sich vom Pferd schwingen. Doch Gil Glenncannon bewegt sich nicht. Er sagt auch nichts.

Hiob Donovan denkt wieder nach. Gil weiß, dass sich das Denken dieses Mannes stets sehr eingleisig vollzieht. Und es ist oft sehr mühevoll und schwer. Wenn Hiob Donovan nachdenkt, dann meint man immer, man müsste sein Gehirn knirschen hören. Und von seiner Treue zur Bullskull Ranch und ihrem Boss wird dieses Denken des Vormannes stets irgendwie verzerrt.

Er nickt Gil Glenncannon zu und sagt: »Bart Hallaghan wird dich sehen wollen. Du kommst mit zum Boss! Gib mir deinen Revolver!«

»Nein!«

Es ist ein trockenes und endgültiges Nein, welches Gil Glenncannon spricht. Und in seiner Endgültigkeit ist es eine Herausforderung. Er kann hören, wie Hiob Donovan den Atem einsaugt und wieder nachdenkt.

Dann fragt Donovan schwer: »Bist du der Glenncannon, der die wilde Goldgräberstadt Opal gebändigt hat, diese Höllenstadt in der Last Chance Gulch?«

»Yeah, der Glenncannon bin ich«, murmelt Gil. »Es war kein Namensvetter von mir, der das tat.«

Und wieder denkt Hiob Donovan nach. Aber jetzt weiß er schon mehr darüber, was aus dem Jungen Gil Glenncannon im Verlauf der letzten Jahre wurde. Jetzt weiß er es ziemlich genau.

Einer seiner Reiter sagt plötzlich scharf: »Hiob, wenn du seinen Revolver gern haben möchtest, dann überlass mir die Sache. Ich bekomme ihn – auch von Red Gilbert Glenncannon!«

Mit diesen Worten drängt einer der Reiter sein Pferd vorwärts und hält dicht vor Gil an. »Ich bin Sid Mervile«, sagt er. »Und Hiob will deinen Revolver haben. Also los!«

In Gil Glenncannon sind jetzt Zorn und Stolz. Und weil er ganz genau weiß, warum er auf die Heimatweide kam, legt er seine Karten auf den Tisch.

Er sagt lässig: »Also los, Jungs! Versucht es! Donovan, ich bin damals vor zehn Jahren fortgelaufen. Ich hatte eine höllische Furcht in mir und ritt tausend Meilen weit. Ich war ein dummer Junge, den die heiße Furcht gepackt hatte. Als ich dann ein Mann wurde, dachte ich oft über diese Furcht nach. Und ich fragte mich immer wieder, ob ich auch als Mann vor euch fortgelaufen wäre. Jetzt bin ich heimgekommen, um es herauszufinden. Donovan, ich bin hergekommen, um euch vor die Füße zu spucken. Ich werde hier herumreiten, weil ich ein Recht darauf habe. Und wer mich daran hindern will, der bekommt was auf die Nase. Donovan, halte diesen Revolverschwinger zurück. Sonst muss ich ihn erschießen. Und bevor ihr mit mir fertig sein würdet, kämen nach dir noch zwei Jungs von euch an die Reihe. Und nun hast du die Wahl, Hiob Donovan!«

Er drängt sein Pferd etwas zurück. Seine Rechte hängt an ihm nieder und hinter dem Revolver. Und so wartet er ruhig und gelassen. Es geht ein starker Strom von Sicherheit und Furchtlosigkeit von ihm aus.

Hiob Donovan grinst plötzlich. Er wendet den massigen Kopf zur Seite und brummt: »Hör auf, Sid, hör auf! Wenn ich dich brauche, dann wirst du es hören.« Dann blickt er Gil Glenncannon an und nickt. »Na schön, du behältst deinen Revolver. Aber du kommst mit auf die Ranch. Bart Hallaghan wird dich sehen wollen. Du kommst mit!«

Gil Glenncannon schüttelt den Kopf. »Wenn ich mit Bart Hallaghan sprechen will, dann werde ich einen Weg zu ihm finden. Doch nicht jetzt. Bestell ihm Grüße von mir, Hiob.«

Hiob Donovan grollt wieder auf seine grimmige Art. Er bewegt sich unschlüssig im Sattel.

»Überlass mir die Sache, Hiob«, meldet sich Sid Mervile wieder, und in seiner Stimme schwingt irgendwie ein heißes Verlangen mit.

»Yeah, lass es ihn doch versuchen, Hiob«, murmelt Gil Glenncannon.

Er ist eine klare Herausforderung, hinter der Furchtlosigkeit und ein eiskalter Stolz stehen. Hiob Donovan spürt das deutlich und klar. Er weiß nun auch, was aus Gil Glenncannon geworden ist. Er weiß, dass er es mit jenem Red Gilbert...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5397-4 / 3751753974
ISBN-13 978-3-7517-5397-5 / 9783751753975
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