Tom Prox 129 (eBook)

Greenwood, der Dunkelmann

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5366-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tom Prox 129 - Derrick Day
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Ray Aldon hat geerbt. Sein verstorbener Onkel, John Craft, hat dem jungen Mann aus North Carolina eine Erz-Mine in den Rocky Mountains hinterlassen. Allerdings hatte ihn der Onkel bereits im Testament gewarnt, dass der Neffe mit Schwierigkeiten, sogar großen Schwierigkeiten rechnen müsse, sollte er die Erbschaft antreten.
Und tatsächlich, kaum hat Ray den Zug in Santara verlassen, rät ihm nahezu jedermann, die Mine so schnell wie möglich zu verkaufen. Schon bald wird die Dringlichkeit dieser 'Ratschläge' mit heißem Blei unterstrichen.
Der junge Mann von der Ostküste aber lässt sich nicht einschüchtern, sodass für Captain Tom Prox und seinen Sergeanten Snuffy Patterson klar ist, dass Ray ab sofort in Lebensgefahr schwebt. Wie recht die Ghosts, die zunächst inkognito bleiben, haben, zeigt sich, als die drei Männer in eine tödliche Falle geraten: Auf dem Weg zur Mine brechen die mächtigen Berge buchstäblich über ihnen zusammen ...


1. Kapitel


Als Ray Aldon am frühen Morgen seines einundzwanzigsten Geburtstags aus dem Fenster seines Zimmers blickte, wusste er plötzlich, dass dieser Tag die wichtigste Entscheidung für sein weiteres Leben bringen würde. Für ihn stand schon seit Wochen fest, dass er Clover Dep verlassen wollte. Je eher er wegging, umso besser war es für alle.

Nur ein paar Tage noch würde er das alles sehen: die sattgrünen Koppeln, die weißbetupften Baumwollfelder und in der Ferne das schimmernde Band des Ohio River. Dann wollte er seine Sachen packen und davonreiten. Er wusste selbst noch nicht, wohin; er hatte sich darüber keine Gedanken gemacht. Das Beste war es, die Dinge an sich herankommen zu lassen!

Froh, die immer wieder hinausgezögerte Entscheidung endlich getroffen zu haben, kramte er seinen Tabaksbeutel hervor und rollte sich eine Zigarette. Aber seine Ungeduld war nun doch schon zu groß – er rauchte kaum die Hälfte, dann schnippte er den Rest zum Fenster hinaus und ging nach unten.

Ganz so leicht, wie er es sich gedacht hatte, war es aber doch nicht. Auch an Geburtstagen machte man hier keine großen Umstände, und doch erfüllten ihn die Glückwünsche der anderen mit einer gewissen Befangenheit. Die Mahlzeit war schon beinahe beendet, als er sich endlich ein Herz fasste.

»Meinen nächsten Geburtstag werdet ihr ohne mich feiern müssen!«, stieß er unvermittelt hervor.

»Was soll das heißen, Ray?«, fragte sein Vater.

»Weil ich von hier weggehe«, versetzte Ray so schroff, dass seine Mutter erschrocken das Brot aus der Hand legte. Pat, seine Schwester, drehte ihm betroffen das Gesicht zu und starrte ihn ungläubig an.

»Wohin willst du denn, Ray?«, fragte der Vater.

»Irgendwohin. Ich weiß es noch nicht.«

»Du wirst doch eine Gründe haben, oder?« Der Alte bohrte weiter.

»Das hat doch keinen Sinn, Ray«, wandte Steve, sein Bruder, ein. Er drehte sich zu seinem Vater um. »Es ist natürlich meinetwegen. Ray glaubt wahrscheinlich, dass wir nicht mehr genug Platz haben, wenn ich jetzt heirate. Und darum wird er auch ...«

»Das ist doch Unsinn«, knurrte der Farmer. »Es ist mehr als genug Platz hier; selbst wenn ihr alle drei heiratet, reicht er immer noch. Man kann das Land aufteilen, und wir haben genügend Holz, um ein halbes Dutzend Häuser zu bauen. Die Wälder sind voll davon, und ein Teil von ihnen gehört uns. Auch an Geld mangelt es nicht! Auf unserem Konto stehen jetzt fast achtzigtausend Dollar. Aber es ist müßig, darüber zu reden. Ray hat einen anderen Grund.«

»Warum willst du weg von hier, Ray?«, fragte nun auch Pat mit spröder Stimme.

Ray gab seiner Schwester keine Antwort. Die Reaktion auf seine Eröffnung war so, wie er es sich vorgestellt hatte. Sie hatten natürlich alle kein Verständnis für sein Vorhaben. Bisher hatte es nur Steve gewusst und geschwiegen, obwohl auch er den Grund nicht kannte. Nun aber wussten es alle, und das zwang ihn zu handeln. Er war sich noch nicht ganz schlüssig, wann er gehen wollte – morgen, spätestens übermorgen.

»Du bist ein Narr, Ray!«, nahm der Vater das Gespräch wieder auf. »Du denkst, du könntest deine Gefühle verbergen, aber du bist noch nicht alt genug dazu. Steve und Pat konntest du täuschen – deine Eltern nicht! Wir haben längst gemerkt, was in dir vorgeht. Ich hatte dich eigentlich schon für einen Mann gehalten. Jetzt aber sehe ich, dass ich mich geirrt habe! Du kannst nicht fair verlieren, Ray!«

»Dad!« Leichenblass legte Pat ihrem Vater die Hand auf den Arm, doch er schüttelte sie ungehalten ab.

»Ein Mann muss verzichten können, und ganz besonders dann, wenn sein eigener Bruder ...«

»Wovon redest du eigentlich Vater?«, fragte Steve überrascht. Sein Blick flog zu Ray hinüber, der steif und mit schmalen Augen auf seinem Hocker saß. Die Worte seines Vaters mussten Ray tief getroffen haben, denn unvermittelt legte er beide Hände flach auf den Tisch und beugte sich etwas vor. »Du sollst wissen, was gespielt wird, Steve. Ich ...«

»Nein, Ray!«, rief seine Mutter. »Du darfst nicht.«

»Ich bin nicht zu feige, um mit offenen Karten zu spielen. Steve soll es ruhig wissen, weshalb ich das Feld räume. Es ist wegen Gaby, Steve! Ich kann nicht dabei sein, wenn sie dich heiratet. Ich habe immer gedacht, dass sie und ich irgendwann ... ich habe sie immer gemocht, aber sie hat mich nicht ernst genommen. Dann bist du auf sie aufmerksam geworden, und von da an hatte ich keine Chance mehr. Ich ... ach was, wozu reden wir noch darüber? Du weißt jetzt Bescheid, Steve! Gabys wegen kann ich nicht mehr in Clover Dep bleiben, vielleicht verstehst du das wenigstens!«

Steve senkte den Blick, denn mit einem Mal wagte er nicht mehr den Bruder anzusehen. Er fühlte sich schuldig, auch wenn er lange nicht geahnt hatte, was sein Bruder für das Mädchen empfand. Nie war ihm der Gedanke gekommen, dass Ray in Gaby mehr sah als eine gute Freundin, und das bedrückte ihn.

»Aber Gaby ist doch erst achtzehn Jahre alt!«, murmelte Pat, als habe sie seine Gedanken erraten. »So alt wie ich und ...«

»Sie ist trotzdem noch drei Jahre jünger als ich!«, versetzte Ray trotzig.

»Aber sie hat sich für Steve entschieden, und diese Entscheidung gilt«, rief der Vater.

Der Farmer war aufgesprungen und stand nun mit dem Rücken zum Fenster neben einem alten Ölbild, das seine Frau als junges Mädchen zeigte. Breitbeinig und mit leicht vornüber geneigtem Oberkörper hieb er sich mit der Rechten klatschend gegen die Innenfläche seiner linken Hand. »Gaby hat sich entschieden!«, rief er noch einmal. »Und du wirst darüber hinwegkommen, Ray.«

»Gut«, entgegnete Ray rau. »Ich respektiere ja ihre Entscheidung – aber ich gehe!«

»Ich glaube, ich verstehe dich, Ray«, sagte Steve gedämpft. »Vielleicht würde ich ebenso handeln wie du. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, du weißt, dass du auf mich rechnen kannst ...«

»Lass das jetzt!«, unterbrach ihn der Vater scharf. »Ich schätze, Ray braucht keine Hilfe. Von niemandem! Und wenn er bestimmte Pläne hätte, würde ich das auch begreifen. Wie aber ein Mann ...«

Der alte Farmer drehte sich um, da hinter ihm an die Scheibe geklopft wurde. Er öffnete das Fenster und nickte dem Posthalter zu, der draußen stand und mehrere Briefe in der Hand hielt. Gus Aldon wollte sie entgegennehmen, aber der Posthalter schüttelte den Kopf.

»Sie sind diesmal für Ray, Gus!« Er grinste. »Guten Morgen, alle zusammen! Hier ist allerhand Post für dich, Ray. Gratuliere auch zum Geburtstag, mein Junge!«

»Danke, Conny!« Ray stand schwerfällig auf, trat näher, nahm die Briefe und drehte sie unsicher zwischen den Fingern. »Aus Santara? Ich danke dir, Conny!«

»Komm doch herein und nimm einen Whisky«, lud der Farmer den Boten ein, doch der winkte ab.

»Jetzt nicht, vielleicht auf dem Rückweg, wenn es euch recht ist. Ich habe heute eine Menge zu tun, und ich möchte das erst hinter mich bringen.« Er berührte grüßend die Krempe seines Stetson und stakte rasch zu seinem Pferd zurück.

Während Ray die Briefe in seiner Hand betrachtete, spürte er, dass ihn die anderen beobachteten. Er ahnte auch den Grund. Wahrscheinlich vermuteten sie jetzt, dass er sich mit Onkel John in Verbindung gesetzt hatte und dass die eben angekommenen Briefe mit seinem Plan, Clover Dep zu verlassen, zusammenhingen.

»Du hast also doch ein Ziel, Ray!«, sagte der Vater auch schon.

»Ich habe nicht nach Santara geschrieben. Ich wusste auch nicht, dass ich von Onkel John Post bekommen würde!« Ray ließ sich wieder auf seinen Hocker fallen, riss den ersten Umschlag auf und begann zu lesen. Er brauchte fast eine Viertelstunde, um die beiden mit ungelenker Schrift bedeckten Bogen durchzulesen, und während dieser Zeit herrschte atemlose Stille.

Als er endlich den Kopf hob, suchte sein Blick sofort seine Mutter. »Es hat ein Unglück gegeben!«, erklärte er stockend. »Onkel John ist im Stollen verschüttet worden. Er möchte nun, dass ich nach Santara komme!«

Ray riss den nächsten Umschlag auf und überflog den Brief, der nur aus wenigen Zeilen bestand. Dann nahm er ihn, wendete ihn um und starrte auf den Stempel. Mit der Zungenspitze befeuchtete er sich die trocken gewordenen Lippen. »Onkel John ist tot!«, murmelte er. Er sah wieder seine Mutter an; sie rührte sich nicht, aber in ihren Augen zuckte es leise, und ihr Gesicht wurde schneeweiß.

»Lies vor, Ray!«, sagte der Vater. Er trat hinter die Mutter und legte ihr die Hände fest auf die Schulter. Steve und Pat saßen unbeweglich am Tisch, ihre Blicke hingen an Rays Gesicht.

Langsam und stockend las er den ersten Brief vor:

»Lieber Ray!

Du wirst diesen Brief zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag bekommen, aber ich schreibe ihn schon vier Wochen vorher, weil mir keine Zeit zum...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2023
Reihe/Serie Tom Prox
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • gf unger • G. F. Unger • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5366-4 / 3751753664
ISBN-13 978-3-7517-5366-1 / 9783751753661
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