G. F. Unger Sonder-Edition 275 (eBook)

Der Schmied von Gunnison

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5168-1 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 275 - G. F. Unger
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Ich war hinter der Jenkins-Bande her, die meine Familie ausgerottet hatte. In Gunnison westlich des Pecos endete die Spur. Gunnison lebte von den Gesetzlosen - und von Alvah Gannaway, dem Cattle King, der gemeinsame Sache mit ihnen machte, damit sie ihm die Siedler vom Hals hielten.
Zum Glück hatte mein Pferd ein Hufeisen verloren, und so begegnete ich der schönen Pat Lane, die einen Mann für ihre verwaiste Schmiede suchte. Ich griff zu, denn so konnte ich mir in Ruhe einen Plan gegen Jenkins und seine Galgenvögel ausdenken. Allerdings, wohl war mir nicht in meiner Haut. Irgendwie kam ich mir vor wie ein Narr, der mit dem Knüppel auf ein Hornissennest einschlagen will...


Der Schmied von Gunnison

Es war eine lange Zickzackfährte, der ich seit mehr als sieben Monaten folgte. Diese Fährte war zugleich auch eine Blutspur, denn die Bande ließ überall Tote zurück, Beraubte zumindest. Es war eine üble Bande.

Die Zickzackfährte führte mich nach Südwesten zum Pecos River. Und der Pecos war nach Süden hin die Grenze der Ordnung und des Gesetzes. Jenseits des Pecos gab es kein Gesetz mehr. Und in dieses Land flüchtete die Bande, die ich mir holen wollte, Mann für Mann.

Ich würde es allein tun müssen, denn über den Pecos hinweg wagte sich kein Aufgebot – selbst die berühmten Texas Rangers »passten« am Pecos wie Spieler mit schlechten Karten.

An diesem Nachmittag – es war der siebzehnte Oktober 1865 – erreichte ich eine kleine Siedlung am Wagenweg nach Mexiko und zum Rio Grande.

Vor dem Saloon standen einige Sattelpferde.

Eines der Tiere kannte ich schon als Fohlen. Später dann hatte es unser Brandzeichen bekommen. Und dieses Brandzeichen trug es immer noch.

Es war der Coltrane-Brand.

Coltrane, das war mein Name, Ben Coltrane.

Das Pferd, auf dem ich ritt, trug diesen Brand nicht. Denn auf diesem Pferd war ich aus dem Krieg heimgekehrt – und hatte nur noch die verkohlten Reste unserer Ranch vorgefunden.

Ich band mein Tier in einiger Entfernung des Coltrane-Pferds an die Haltestange. Dann klopfte ich mir mit dem Hut den Staub aus der Kleidung und ging hinein.

Drinnen war es kühl.

Zwei Mann spielten Billard. Ein dritter Gast würfelte mit dem Barmann.

Doch wo war der vierte Mann?

Es standen vier Sattelpferde draußen. Wo also war der vierte Mann?

Ich trat an den Schanktisch und verlangte ein Bier.

Die drei Gäste hatten mich angesehen und abgeschätzt. Die beiden Billardspieler hielt ich für Cowboys.

Der Mann, welcher mit dem Barmann gewürfelt hatte und nun wartete, bis ich das Bier bekam, betrachtete mich vorsichtig. Wahrscheinlich gehörte er zu den beiden Cowboys.

Er fragte: »Kommen Sie von Osten her?«

Ich nickte und nahm das Bier, trank einige Schlucke.

»Gibt es Neuigkeiten im Osten?«, fragte der Mann weiter und fügte hinzu: »Man hört jetzt immer wieder, dass die Steuereintreiber der Yankees gnadenlos sind und mit den Versteigerungen nicht zögern, wenn jemand nicht sofort zahlen kann. Sie sollen mit verdammten Aufkäufern zusammenarbeiten, die mit viel Geld aus dem Osten kamen. So wird Texas bald den Yankees gehören. Und alles geschieht unter dem Schutze der Besatzungstruppen. Verdammt, man sollte über den Pecos gehen. Sonst keine Neuigkeiten, Fremder?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Nein, ich weiß nichts«, sagte ich. »Texas ist arm wie eine Kirchenmaus und wird ausgeplündert, weil es mit der Konföderation den Krieg verloren hat. Und diese Ausplünderung wird noch eine Weile so weitergehen.«

Nach diesen Worten leerte ich das Bierglas.

Oben auf der Treppe klangen nun sporenklingelnde Schritte.

Dann kam ein Mann herunter, der zufrieden grinste.

Eine Frauenstimme sagte hinter ihm her: »Komm bald wieder, Curly-Bill.«

»Sicher, meine Engel, sicher«, erwiderte der Bursche über die Schulter hinweg nach oben. Dann sah er uns herausfordernd an und ging durch die Schwingtür hinaus.

Einer der Billardspieler sagte: »Jetzt bin ich an der Reihe«, legte den Stock hin und ging zur Treppe und diese hinauf. Oben lachte bald die Frauenstimme.

Ich zahlte mein Bier und ging ebenfalls hinaus.

Draußen saß der Mann gerade auf. Ich hatte mich in meiner Erwartung nicht getäuscht.

Das Pferd unter ihm war jenes Tier mit dem Coltrane-Brand.

In mir war eine grimmige Zufriedenheit.

Ich hatte wahrscheinlich den ersten der Mordbrenner gefunden, eingeholt, aufgespürt – oder wie man es auch nennen mochte.

Und wahrscheinlich hatte das Schicksal dies so gewollt.

Denn an Zufälle glaubte ich nicht.

Ich machte mir an meinem Pferd noch etwas zu schaffen, sah über den Sattel hinweg, wie der Bursche aufsaß und fortritt. Er schlug die Richtung zum Pecos im Westen ein, der etwa noch zwanzig Meilen entfernt war.

Als er eine Viertelmeile weg war, saß auch ich auf und folgte ihm.

Ich folgte ihm ganz offen. Nachdem wir etwa fünf Meilen geritten waren, hielt er an und wartete auf mich.

Wir befanden uns nicht mehr auf dem radfurchigen Weg, sondern auf einem schmalen Reitpfad, der sich durch die immer grüner werdenden Hügel des Pecos-Landes schlängelte.

Denn es gab hier einige Creeks, welche offenbar von unterirdischen Quellen gespeist wurden, also stets Wasser führten und nicht auf Regenfälle angewiesen waren.

Der Mann erwartete mich wachsam.

Er fragte, nachdem ich vor ihm verhielt: »He, haben wir zufällig den gleichen Weg oder reitest du mir nach?«

Ich erwiderte nichts, sondern sah nur auf die braune Stute.

Das Tier erinnerte sich an mich. Es spitzte die Ohren fast wie ein Hund und schnaubte leise. Ja, es erinnerte sich an meine Witterung und an den Klang meiner Stimme.

»Ich bin dir nachgeritten«, sagte ich.

»Und warum?« Er fragte es misstrauisch und warnend zugleich, denn ich wusste, dass er explodieren würde, sobald ich mich zu erkennen gab.

Ich fragte: »Wo sind denn die anderen? Sind sie schon jenseits des Pecos? Hast du dich wegen dieser Puta da hinter uns im Saloon verspätet? Du gehörst doch zu Jerry Jenkins' rauen Burschen – oder?«

Er hatte seine Hand am Colt, und er stand in den Steigbügeln, um schnell ziehen zu können.

Sein Instinkt sagte ihm, dass ihn irgendwas eingeholt hatte.

Warnend zischte er zwischen den blanken Zähnen hervor: »Was willst du von mir? Und wer bist du?«

Ich grinste zurück. »Oh, ich bin die gleiche Zickzackfährte wie ihr geritten«, erwiderte ich. »Und ich bin aus dem Brazos-Land. Das Pferd, auf dem du sitzt, trägt den Coltrane-Brand. Mein Name ist Coltrane.«

Nun wusste er Bescheid, und er zog deshalb sofort, ohne auch nur noch einmal mit der Wimper zu zucken.

Er war ein schneller Revolverschwinger, ein Bursche, der sofort zog und schoss, wenn ihm etwas nicht geheuer war. Jetzt hatte er einen Schrecken bekommen. Denn dass ich ihm so offen entgegentrat – wenn auch auf einem Pferd –, dies hatte ihn gewarnt.

Aber ich schlug ihn glatt.

Denn ich konnte es mit jedem Revolverschwinger aufnehmen, von seiner Sorte sogar mit zweien. Und ich hatte auch keine Gewissensbisse. Denn mit ihm hier hatte ich den ersten der Mörder und Brandstifter eingeholt.

Nein, ich kannte keine Schonung.

Und so schoss ich ihn vom Pferd, bevor er überhaupt den Colt richtig freibekam und die Mündung auf mich richten konnte.

Als er dann am Boden lag, lebte er noch.

Ich kniete neben ihm, und er sah zu mir empor und verfluchte mich mit seinem letzten Atem.

»Du bist nur der erste Bursche eurer Bande«, sagte ich. »Du wirst die anderen bald in der Hölle wiedersehen.«

Am nächsten Tag kam ich nach Gunnison Hill.

Die Stadt lag am Fuße eines Hügels, den man Gunnison Hill nannte und der nach einem Landvermesser genannt worden war.

Es war eine hübsche, kleine Stadt am Pecos River.

Ein Wagenweg lief am Fluss entlang von Nord nach Süd, ein anderer kam von Osten und führte durch die Furt hinüber in das Banditenland.

Ich hatte das Pferd des Banditen, welches eigentlich mein Tier war, nicht bei mir. Es hätte mich verraten. Deshalb hatte ich es sattellos laufengelassen.

Mein Tier, welches ich ritt, musste neue Eisen haben.

Deshalb sah ich mich, indes ich in die Stadt ritt, sofort nach der Schmiede um. Zuvor war ich durch die Furt geritten, denn die Stadt lag auf der Westseite des Pecos River. Die Furt war flach. Das Wasser reichte meinem Pferd knapp bis zu den Knien.

Etwas unterhalb, wo es tiefer war, sah ich einen Angler in einer kleinen Bucht. Dort in dieser Bucht drehte bei Hochwasser die Strömung, und der Strudel baggerte dort immer wieder das tiefe Loch aus. In solchen tiefen Löchern standen fast immer große Fische. Ich wusste das, weil ich am Brazos River großgeworden war.

Die Schmiede war gleich bei den ersten Häusern der kleinen Stadt. Sie gehörte zu einem Wagenhof. Aber es arbeitete niemand.

Es brannte kein Schmiedefeuer unter der Esse. Es klangen keine Hammerschläge auf dem Amboss. Und niemand betätigte den Blasebalg.

Diese Schmiede war nicht in Betrieb.

Aber mein Pferd brauchte neue Eisen.

Und so ritt ich auf den Hof und hielt vor dem Wohnhaus, welches der halboffenen Schmiede gegenüber auf der anderen Seite des Hofes stand.

»Hallo!«, rief ich vom Sattel aus zur Tür hin.

Ein Fenster stand leicht offen, wahrscheinlich war es das Küchenfenster.

Es wurde ganz geöffnet – und dann traf es mich wie ein Blitz. Ja, man konnte es nicht anders nennen.

Denn ich sah das Gesicht und den Oberkörper einer jungen Frau, die genau jenem Bild glich, welches ich mir manchmal vorstellte, wenn ich darüber nachdachte, wie meine Wunschfrau aussehen müsste.

An einsamen Campfeuern, unter...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2023
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-5168-8 / 3751751688
ISBN-13 978-3-7517-5168-1 / 9783751751681
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