Lassiter Sonder-Edition 27 (eBook)

Lassiter und die unheimliche Familie

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5289-3 (ISBN)

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Lassiter Sonder-Edition 27 - Jack Slade
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Lassiter stand aufrecht vor der Hauswand, die Hände auf den Rücken gefesselt. Die drei Männer hoben langsam ihre Gewehre. In ein paar Sekunden würde Lassiter tot sein.
Er blickte an den drei Schuften vorbei auf die beiden Frauen. Debra trug wieder dieses dünne Kleid, durch das die weiße Haut ihres Körpers schimmerte. Die Halbindianerin war wie fast immer nur mit dem schmalen Lendenschurz bekleidet. Selbst jetzt noch für Lassiter ein erregender Anblick.
'Du hast Pech gehabt, Lassiter', sagte Benjamin MacNepp. 'Pech, dass du hinter unser Geheimnis gekommen bist. Dafür musst du sterben. Hier und jetzt. Knallt ihn nieder, Männer!'


LASSITER UND DIE
UNHEIMLICHE FAMILIE

von Jack Slade

Von der Kutsche war nur noch ein rauchender Trümmerhaufen übriggeblieben. Eine dünne schwarze Rauchfahne stieg senkrecht in die heiße Luft des Mittags empor und zerfaserte am blauen Himmel.

Die Pferde lagen tot im Zuggeschirr. Von Pfeilen gespickt. Von Kugeln durchbohrt.

Der eine der beiden Fahrer saß zusammengesunken auf dem Sitz. Es sah aus, als schliefe er. Ein gefiederter Pfeilschaft ragte seitlich aus seinem Hals. Noch immer rann Blut aus der Wunde, tränkte sein buntkariertes Baumwollhemd und gerann in der höllischen Hitze zu einer starren Kruste.

Fliegenschwärme umtanzten ihn und die anderen Toten. Sie alle waren skalpiert.

Die Apachen hatten ganze Arbeit geleistet.

Lassiter verharrte auf seinem Pferd und spähte in die Senke hinab. Keine Spur von Leben mehr. Am Himmel kreisten als dunkle Punkte die Geier.

Langsam ritt der große Mann hinunter. Noch immer wachsam, vorsichtig, lauernd.

Er befand sich im Apachengebiet. Am Rande der San Carlos Reservation. Die roten Krieger hatten sich wieder einmal zusammengeschlossen, um dem weißen Mann einen Denkzettel zu erteilen. Wie so oft in den letzten Jahren.

Ihre Stärke war, dass sie in diesem Land aufgewachsen waren. Dies war ihre Heimat. Sie kannten jeden Stein, jeden Baum, jeden Strauch. Sie waren in der Nähe, wenn man sie am wenigsten vermutete. Auch jetzt konnten sie in der Nähe sein. Vielleicht hinter jenem Creosotstrauch dort drüben. Oder in dem Gewirr der großen Felsbrocken, die die Hänge der staubigen Senke bedeckten.

Lassiter witterte ihre Nähe. Er hatte einen siebenten Sinn. Den Instinkt eines Jagdhundes. Oder eines Wolfes.

Während er in die Senke hinabritt, lag das Gewehr quer über seinen Schenkeln. Winchester 73. Eine gute Waffe. Schnell, zuverlässig und leicht zu handhaben.

Unter der Krempe seines Hutes hervor beobachtete der große Mann die Umgebung. Die Sonne brannte heiß auf seinen Nacken. Ringsum herrschte tiefe Stille.

Lassiter zügelte das Pferd vor dem ersten Toten. Das Tier scheute vor dem Blutgeruch. Ein dicker Mann in einem langschößigen schwarzen Tuchrock. Seine weit aufgerissenen Augen spiegelten das Sonnenlicht. Auf seinem Gesicht zeichnete sich noch das Entsetzen ab. Der Mund klaffte vom Todesschrei.

Ein Pfeil ragte aus dem Magen des Mannes. Ein Tomahawk hatte seinen Schädel gespalten. Dort, wo das Haar gewesen war, befand sich nur noch eine blutige Masse. Der Mann war zuerst skalpiert und dann erschlagen worden.

Lassiter ließ seinen Blick schweifen. Der Tod hatte reichlich geerntet. Zusammen mit den beiden Fahrern waren sieben Männer und eine ältere Frau den Rothäuten zum Opfer gefallen.

Sie alle sahen gleichermaßen entstellt aus. Kein schöner Anblick.

Der große Mann hob leicht die Zügel. Er konnte hier nicht mehr helfen. Er musste weiter. Nach Maverick. Seiner Schätzung nach waren es noch fünfzehn oder zwanzig Meilen bis zu dieser Stadt. Ein alter Freund wartete dort auf ihn. Jeremy Dawson. Der Mann war in Schwierigkeiten. Und wenn Lassiter einem Freund helfen konnte, dann tat er es.

Er wusste noch nicht, worum es ging. Er hatte lediglich jenen Brief erhalten: Brauche Deine Hilfe. Jeremy Dawson.

Und nun war Lassiter auf diese Postkutsche gestoßen. Auf die Toten. Die nächste Station war die Stadt Maverick. Lassiter würde dort Bescheid sagen. Es war alles, was er tun konnte.

Das Schwirren einer Bogensehne erreichte sein Ohr. Instinktiv duckte er sich, warf sich aus dem Sattel.

Sein Pferd bäumte sich schrill wiehernd auf. Zwei Pfeile waren tief in seine Flanke gedrungen. Eine Gewehrkugel riss das Tier endgültig von den Beinen.

Schwer fiel es auf die Seite, schlegelte mit den Beinen und stieß einen fast menschlich klingenden Todesschrei aus.

Lassiter warf sich hinter dem Tierkörper in Deckung. Drei Apachen waren zwischen den großen Felsen am Hang aufgetaucht. Zwei waren mit Pfeil und Bogen, einer mit einem Gewehr bewaffnet. Braune, sehnige Gestalten. Tiefschwarzes, fettiges Haar, das bis auf die Schultern reichte. Grell bemalte Gesichter.

Lassiter zielte auf den Krieger mit dem Gewehr und traf ihn voll. Der Mann riss beide Arme hoch, ließ das Gewehr fallen, kippte nach vorne. Mit ausgebreiteten Armen blieb er liegen.

Die beiden anderen waren blitzschnell verschwunden. Jetzt lauerten sie hinter ihrer Deckung.

Lassiter spähte angestrengt. Tiefe Stille. Wieder das Schwirren von Bogensehnen. Pfeile hoben sich in die hitzeflirrende Luft und senkten sich auf Lassiter herab. Das eine Geschoss blieb dicht vor seinem Gesicht im Bauch des toten Pferdes stecken. Dem zweiten Pfeil konnte Lassiter nur ausweichen, indem er sich blitzschnell zur Seite rollte.

Wieder Minuten des gegenseitigen Belauerns. Lassiter wartete. Mehr konnte er nicht tun. Er lag flach auf die heiße Erde gepresst. Der Gewehrlauf ruhte auf dem noch warmen Pferdeleib. Der brünierte Lauf glitzerte in der Sonne. Blutgeruch erfüllte die Luft. Blut von Menschen und Tieren.

Lassiter befand sich inmitten einer Welt von Tod und Verderben. Am Himmel kreisten die Geier. Sie warteten. Sie waren sich der Beute sicher. Genauso sicher wie die beiden Apachen.

Sie konnten sich Zeit lassen. Sie konnten den Mann in der Senke belagern, bis er vor Durst und Hitze wahnsinnig wurde. Bis sie Verstärkung bekamen.

Der große Mann musste handeln. Es war die einzige Möglichkeit, dem Verderben zu entrinnen.

In einem jähen Entschluss sprang er auf. Die beiden Apachen stießen überraschte Schreie aus. Damit hatte keiner von ihnen gerechnet. Sie erhoben sich hinter ihrer Deckung, spannten die Bogen.

Lassiter feuerte aus der Hüfte heraus. Nur der eine der beiden Apachen kam noch dazu, seinen Pfeil abzuschießen. Die scharfe Steinspitze streifte Lassiters Rippenbogen und riss eine brennende Furche in seine Haut.

Der Apache stieß einen gellenden Kriegsschrei aus, als er sah, wie Lassiter leicht schwankte. In der Rechten schwang er das Kriegsbeil und rannte auf den Weißen zu.

Lassiter zielte ruhig. Die erste Kugel traf den Indianer in die Brust. Aber er fiel noch nicht. Er hatte noch die Kraft, den Tomahawk auf den Feind zu schleudern.

Die Streitaxt verfehlte Lassiter nur knapp. Der Indianer riss das Messer aus dem Gürtel. Blut floss aus der Kugelwunde in seiner Brust. Er war schwer getroffen, aber der Hass auf den weißen Mann hielt ihn weiterhin auf den Beinen.

Mit dem Messer in der Faust wankte er heran.

Lassiter schoss noch einmal. Es war das Ende für den Apachen. Er war tot, bevor er auf die Erde krachte.

Alle drei waren tot. Sie stellten für Lassiter keine Gefahr mehr dar. Und nichts ließ auf die Nähe von anderen Indianern schließen.

Der große Mann schulterte sein Gewehr und ging zu seinem toten Pferd zurück. Er nahm die blecherne Wasserflasche vom Sattel und trank. Whisky wäre ihm jetzt lieber gewesen. Aber die Whiskyflasche befand sich in der linken Satteltasche. Unter dem schweren Pferdekadaver. Unmöglich, da heranzukommen.

Er hängte sich die Wasserflasche am Riemen über die linke Schulter und marschierte davon. Zuerst hielt er Ausschau nach den Mustangs der Apachen, aber offensichtlich waren die Krieger unberitten gewesen. Diese Wüstenindianer waren geborene Läufer. In ihrem ausdauernden Wolfstrab legten sie weitere Strecken zurück als manches Pferd. Es waren unglaublich zähe und ausdauernde Männer.

Es blieb Lassiter nichts anderes übrig, als den Rest seines Weges zu Fuß hinter sich zu bringen. Es machte ihm nicht viel aus. Er hatte schon ganz andere Strecken marschieren müssen. Die fünfzehn oder zwanzig Meilen, die vor ihm lagen, waren vergleichsweise eine harmlose Angelegenheit.

Ein wüstenartiger Landstrich breitete sich vor ihm aus. Heißer, glitzernder Sand, Kakteen, dürre Sträucher und vereinzelte Josuah-Bäume. Gefährliche Schlangen und Skorpione konnten den Tod bringen.

Der Postkutschenweg beschrieb einen weiten Bogen nach Osten. Es gab für Lassiter zwei Möglichkeiten. Entweder auf dem Weg zu bleiben oder geradewegs in die Wüste hineinzumarschieren und damit abzukürzen. Lassiter entschied sich für die zweite Möglichkeit.

Er marschierte in die Wüste hinein. Nach Süden. Er hatte nicht viel mehr als eine halbe Meile zurückgelegt, als er auf die Fährte stieß. Spuren unbeschlagener Pferdehufe. Spuren von Indianerpferden. Und noch etwas sah Lassiter. Ein roter Stofffetzen hob sich deutlich vom hellen Sand der Wüste ab.

Lassiter hob das Tuch auf und schnupperte daran. Es roch nach herbem Parfüm. Ein Fetzen aus dem Kleid einer Frau.

Die Fährte führte nach Westen in die Wüste hinein. Lassiter kombinierte. Eine weiße Frau in den Händen von Apachen. Und die Spur kam von Norden. Aus der Richtung, aus der auch Lassiter gekommen war. Das bedeutete, dass es sich bei dieser Frau um die einzige Überlebende des Postkutschenüberfalls handelte.

Entschlossen setzte sich der große Mann wieder in Bewegung. Er folgte der Fährte der Indianer. Er hätte weiter nach Süden marschieren können, ohne sich um die Frau zu kümmern. Es widerstrebte ihm. Er hatte in seinem Leben schon zu viel gesehen. Er wusste, wie Indianer weiße Gefangene...

Erscheint lt. Verlag 22.8.2023
Reihe/Serie Lassiter Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5289-7 / 3751752897
ISBN-13 978-3-7517-5289-3 / 9783751752893
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