Lovecrafts Schriften des Grauens 34: Träume im Heckenhaus (eBook)

Verfluchte Träume No. 01
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
150 Seiten
BLITZ-Verlag
978-3-7579-5417-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lovecrafts Schriften des Grauens 34: Träume im Heckenhaus -  Anton Serkalow
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Das Elevator Game Eine urbane Legende, eine Art Spiel, bei dem man im Fahrstuhl eines Hochhauses eine bestimmte Zahlenkombination drücken muss, um Zugang zu einer anderen Welt zu erlangen. Dies ist die Geschichte von Nina Steenberg, Sachbearbeiterin in einem modernen Bürokomplex, dem sogenannten Heckenhaus, die eines Tages versehentlich falsche Zahlen im Fahrstuhl eingibt.

Anton Serkalow schreibt seit 1999 als Verlagsautor und mittlerweile Selfpublisher. Bevorzugt Fantasy, Horror, Mystery und Western oder einfach einen Mix aus allem, wie in seiner Weird-West-Serie »Nighthunter«. Für ihn geht es beim Geschichtenerzählen nicht darum, »das Rad neu zu erfinden«, sondern Vorhandenes zu mischen und scheinbar Bekanntes dennoch spannend zu erzählen. Dabei reizt ihn das Spiel mit Klischees und deren Brechungen, das Überschreiten der Grenze von Mythos und Wirklichkeit.

Prolog


„Ist echt ’n Witz, dass ich für ’ne Aufzugsfirma arbeite und dann ständig Treppen laufe.“ Der junge Monteur blieb auf dem Absatz stehen, stemmte die Hände in die Hüften und holte tief Luft. Sein Kollege, mindestens zwanzig Jahre älter, überholte ihn und stieß ihm dabei in den Bauch.

„Wenn du es mit dem Fastenbrechen nicht immer so übertreiben würdest, Kaynak, dann kämst du auch die Treppen schneller hoch. Das kann ja nicht gesund sein. Den ganzen Tag über nix essen, nix trinken und abends dann das ganze Zeug in sich reinschaufeln.“

„Edgar. Alter. Was weißt du schon vom Ramadan?“

Edgar grinste. „Ich muss dich doch nur anschauen, Kaynak. Dann weiß ich genug. Davon abgesehen, liegt es in der Natur der Sache, dass Fahrstuhlmonteure eben Treppen laufen müssen, da sie nur gerufen werden, wenn der Aufzug defekt ist, oder?“

„Klugscheißer“, gab Kaynak zurück. Er rückte sich den Riemen seiner Umhängetasche zurecht, holte noch einmal tief Luft, reckte das Kinn und folgte dann seinem älteren Kollegen, der bereits die letzten Stufen erklomm und die Tür öffnete, die mit Notausgang beschriftet war. Kaynak holte ihn schnaufend ein. „Okay, Alter, du hast ja recht. Aber müssen wir beide dann immer in so alten Kästen eingesetzt werden? Wenn das Teil hier nicht von anno dazumal wäre, dann könnten wir alles schön von unten über das Hauptterminal erledigen.“

Die beiden Monteure betraten die Etage. Edgar ging zu den geschlossenen Türen des Fahrstuhls und setzte den Werkzeugkoffer ab.

„Ist ein Wunder, dass das Ding überhaupt elektronisch bedient wird. Wie alt iss’n die Hütte? Siebziger?“, quatschte Kaynak weiter.

„Älter. Anfang Zwanziger.“

„Echt jetzt? Da gab es schon Fahrstühle?“

„Der Aufzug und die Elektronik wurden später nachgerüstet.“

Kaynak nahm seine Tasche ab und stellte sie neben sich. Dabei gab er Geräusche von sich, als hätte er einen Sack Zement geschleppt. Er richtete sich auf, stemmte die Hände in die Hüften und streckte den Rücken durch. Dann sah er sich um. Edgar entnahm währenddessen seinem Werkzeugkoffer einen Akkuschrauber, setzte ihn viermal an und dann löste er die Verkleidung der Armatur.

„Aber die Kabine hätte doch wenigstens im Zweiten stecken bleiben können“, gab Kaynak schnaufend von sich, bevor er registrierte, dass Edgar ihm die Platte hinhielt. „Was ist das überhaupt für ein Name? Heckenhaus.“

Edgar betrachtete das Innere des geöffneten Terminals. „Dries van Hecken. So hieß der Architekt, der den Turm damals gebaut hat.“

„Aha.“

Edgar griff mit der Hand in das Terminal. Zog vorsichtig an einigen Kabeln. „Gut. Die Elektronik ist eigentlich funktionstüchtig aber ...“ Der Monteur griff tiefer hinein und betätigte einen Hebel. Der Fahrstuhl gab ein leises Pling! von sich, dann öffneten sich die Türen mit einem schabenden Geräusch. „Der Grund für den Fehler muss woanders liegen. Also schauen wir uns die Kabine mal an.“

Edgar richtete sich auf und trat an das Rechteck, das sich vor ihnen aufgetan hatte, hinter der die Tiefe des Schachtes gähnte. Der Monteur holte eine Taschenlampe hervor und leuchtete in die Dunkelheit.

„Unter uns.“

„Zwischen dem sechsten und siebten“, vollendete Kaynak den Satz. „Aber das wussten wir schon. Wenigstens ist der nicht im zehnten oder noch höher stecken geblieben. Das Ding hier hat ja immerhin zweiundzwanzig ...“

Ein Geräusch unterbrach ihn. Kaynak drehte sich herum. Durch eine der beiden Türen, die nicht zum Treppenhaus führten, trat ein Mann.

„Da sind sie ja endlich! Wir warten schon seit Stunden auf sie.“

„Na ja, sie sind ja nicht der einzige Kunde, den wir ...“, setzte Kaynak an, doch sein älterer Kollege unterbrach ihn, indem er sich ebenfalls herumdrehte und Kaynak die Hand auf den Arm legte.

„Wir tun, was wir können, Herr ...“

„Haller“, antwortete der Mann in einem Ton, als wäre er Offizier bei der Armee gewesen und müsste sich jetzt dazu zwingen, sich den weniger strengen Gepflogenheiten des Zivillebens anzupassen. „Yann Haller. Business Unit Manager, Sales Department.“

„Nun ja. Wie auch immer. Wir denken, dass wir das Problem bald in den Griff bekommen. Wenn wir also ...“ Edgar deutete auf die geöffneten Türen.

Haller reckte den Kopf, als würde er tatsächlich den Versuch unternehmen, über die beiden Monteure hinweg in den Schacht zu blicken, um dort sofort die Ursache für das Problem zu erkennen. Dann vollführte er eine wegwischende Handbewegung und verschwand wieder in der Tür, aus der er gerade getreten war.

„Business Unit Manager“, äffte Kaynak ihn nach. „Haste den gesehen, Edgar? Die Schuhe und der Anzug? Als ob er Karl Lagerfeld wäre. Meine Fresse. Und diese blöden Bezeichnungen. Weißt du, was’n Environment Improvement Technician ist?“

„Lass gut sein, Kaynak.“

„Gebäudereiniger. ’ne ganz gewöhnliche Putzfrau. Echt jetzt. Business Unit Manager. Am Arsch ...“

„Wir haben zu tun.“ Edgar deutete in den Schacht.

„Du willst, dass ich jetzt ...“

„Du bist der Jüngere von uns beiden“, gab Edgar zurück und trat einen Schritt beiseite.

„Ja, ja, ja. Schon klar. Echt.“ Kaynak gab ein Schnaufen von sich, griff in seine Tasche und holte eine Kopfleuchte hervor. Er stülpte sie auf und trat dann an den Schacht heran. Schaltete sie ein und beugte sich vor.

Der LED-Strahl schnitt wie der Scheinwerfer eines Autos bei Nacht auf der Landstraße in die Dunkelheit.

„Stimmt. Die Kabine steckt unter uns fest.“ Kaynak holte noch einmal theatralisch Luft. „Dann woll’n wir mal ...“ Er bückte sich nach der Leiter, die an der Wand des Fahrstuhlschachts verlief. Edgar trat an den Rand heran und sah seinem jungen Kollegen zu, wie dieser in die Tiefe stieg. Der Lichtkegel fräste sich bei jeder Kopfdrehung durch die Finsternis. Holte Einzelaufnahmen der Stahlseile und der Betonwände hervor, um sie dann wieder verschwinden zu lassen. Mit einem dumpfen Geräusch kam Kaynak auf dem Dach der stecken gebliebenen Kabine auf. Für einen winzigen Moment ging ein Beben durch die gesamte Aufhängung.

Dann strich das Lichtdreieck einmal im Kreis durch den Schacht.

„Also hier draußen kann ich ers’ ma’ nichts Ungewöhnliches entdecken“, kam seine Stimme wie aus einem Brunnen von unten herauf. Sie waberte wie eine Wellenbewegung durch den Hohlraum, um sich in der Höhe zu verlieren. „Obwohl ...“ Das Licht vollführte noch eine weitere Kreisbewegung. „Riecht irgendwie komisch hier.“

„Was meinst du?“

„Na ja ... keine Ahnung, Edgar ...“ Kaynak drehte den Kopf noch einige Male hin und her. Seine Stimme wurde leiser. Als befände er sich in der Dunkelheit eines Labyrinths und wolle das Monster darin nicht wecken. „Verfault. Aber auch wie Rost.“

„Vielleicht eine tote Ratte? Schau mal, ob die nicht sogar die Ursache für das Steckenbleiben ist.“

Kaynak Lichtkegel vollführte eine Zickzackbewegung. „Nee, nee. Hier draußen ist nichts. Das kommt eher von ...“

Die Kopflampe senkte sich jetzt auf das Dach der Kabine. Kaynaks Hände kamen hervor und machten sich am Riegel des Notausstiegs zu schaffen. Mit einem Mal zuckte der Monteur zurück. Kam ruckartig in die Höhe und machte einen Schritt nach hinten. Wenn die Kabine den Schacht nicht fast vollständig ausgefüllt hätte, wäre er jetzt rückwärts in die Tiefe gestürzt.

Die Stahlseile ächzten.

„Was ist los?“

„Ich ... ich ...“ Kaynak senkte den Kopf und das Licht erfasste die Luke. „Ich hätte schwören können, dass die glühend heiß ist.“

„Was?“

„Ja, verdammt, Edgar. Ich weiß, wie das klingt.“

Zögernd trat der Monteur wieder an den Noteinstieg heran. Er bückte sich langsam, streckte diesmal nur eine Hand aus. Die Fingerkuppen näherten sich dem Metall, als wäre es das Maul eines Löwen. „Kalt wie Eis“, zischte er. „Aber ich schwöre dir, das war wie ein Schlag. Als würde das Ding komplett unter Strom stehen.“

Kalt ist aber eigentlich auch nicht normal, dachte Edgar, aber er hielt lieber den Mund. Er wollte den jüngeren Kollegen nicht noch mehr verunsichern.

Langsam öffnete Kaynak unten die Luke. Dann richtete er sich wieder auf und wartete.

„Der Gestank ...“, murmelte er. „Der kommt hier raus.“

Dann liegt die tote Ratte vielleicht drin?, fragte sich Edgar im Stillen. Hatte die die Elektronik in der Kabine angeknabbert? Einen Kurzschluss verursacht und sie so zum Stehen gebracht? War dabei vielleicht sogar noch angekokelt worden?

Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen, da Kaynak sich jetzt vornüberbeugte und mit dem Licht seiner Kopflampe das Innere der Kabine erhellte ...

„Was für eine Scheiße ...“, brach es aus ihm heraus. Er hastete zurück. Prallte gegen die Betonwand des Schachtes. Suchte mit einer Hand nach Halt, als würde er jetzt doch in die Leere stürzen. Dann drehte er den Kopf ruckartig beiseite. Das Licht seiner Kopflampe zeichnete wirre Muster auf die Wände. Ein Beben ging durch den Oberkörper des Monteurs. Er hob die Hände, als wolle er sie gegen den Mund pressen, doch dann siegte der Brechreiz und er übergab sich lautstark.

Verdammte Jungspunde, knurrte Edgar im Stillen. Wegen einer vergammelten Ratte so ein Theater zu veranstalten. Laut fragte er: „Was ist los, Kaynak?“

Der Angesprochene gab ein paar gequälte Würgelaute von sich. Wischte sich mit dem Ärmel seiner Montur über den Mund und hob den Kopf. Seine Lampe blendete Edgar und dieser riss instinktiv die...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2024
Reihe/Serie Lovecrafts Schriften des Grauens
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Fahrstuhl • Legende • Necronomicon • phantastischen Popkultur • Spiel • Traum • Übersinnlich • Urban Fantasy • Urban Legends
ISBN-10 3-7579-5417-3 / 3757954173
ISBN-13 978-3-7579-5417-8 / 9783757954178
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