Die Cartiers (eBook)

Eine Familie und ihr Imperium | Die funkelnde Saga einer der berühmtesten Schmuckdynastien der Welt
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
700 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77635-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Cartiers -  Francesca Cartier Brickell
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Es begann mit einem kleinen, feinen Juwelierladen, den Louis-François Cartier 1847 in Paris gründete. Schon wenige Jahre später wurde die französische Kaiserin Eugénie seine Kundin. Und als Prinzessin Mathilde, die Cousine von Napoleon I., 1856 bei einem ihrer Salons mit Cartier glänzte, öffnete dies dem Unternehmen das Tor zur Pariser Gesellschaft und der internationalen Haute Volée. Anfang des 20. Jahrhunderts eröffneten die drei Enkel des Gründers Niederlassungen in London und New York. Sie machten aus Cartier eine ikonische Luxusmarke, schufen ein Weltimperium. Sie belieferten die königlichen Höfe und versorgten die Schauspielerinnen und Mode-Diven des 20. Jahrhunderts - von Gracia Patricia, Wallis Simpson und Coco Chanel bis zu Elizabeth Taylor und Romy Schneider: Es musste Cartier sein.

Aus vielen Mosaiksteinchen hat die Cartier-Urgroßenkelin die Geschichte ihrer Familie zusammengesetzt. Sie liest sich wie ein Gesellschaftsroman, in dem es nicht nur um sündhaft teure Schmuckstücke, sondern auch um arrangierte Ehen und heimliche Romanzen, um dynastische Intrigen und schändlichen Verrat geht.

Die fesselnde Geschichte von vier Generationen von Juwelieren, die hinter dem Cartier-Imperium stehen und von drei Brüdern, die Anfang des 20. Jahrhunderts das bescheidene Juweliergeschäft ihres Großvaters in eine ikonische Luxusmarke verwandelten - erzählt von einer Urgroßenkelin mit exklusivem Zugang zu einem lange verschollenen Familienarchiv.



Francesa Cartier Brickell, die in Oxford englische Literatur studierte, ist eine direkte Nachfahrin der Familie Cartier. Mit ihrem Mann und ihren Kindern lebt sie in Gro&szlig;britannien und Frankreich. Sie ist eine international gefragte Referentin &uuml;ber die illustre Geschichte von Cartier und hat Vortr&auml;ge f&uuml;r gro&szlig;e Auktionsh&auml;user und Museen gehalten. Ihr Buch <em>Die Cartiers </em>ist das Ergebnis jahrelanger, unabh&auml;ngiger Recherche der Autorin &uuml;ber ihre Familie und das von ihr gegr&uuml;ndete Unternehmen. In England und in den USA ist ihr Buch l&auml;ngst ein Bestseller, nun erscheint es auf Deutsch.

Einleitung


Vor ein paar Jahren trafen sich vier Generationen meiner Familie im Haus meines Großvaters in Südfrankreich, um seinen 90. Geburtstag zu feiern. Während wir dort an diesem warmen Julimorgen auf der Terrasse saßen und unser übliches Urlaubsfrühstück einnahmen, frische Croissants mit Marmelade, musste ich plötzlich daran denken, was dieser wundervolle Mann am Kopfende des Tisches in seinem Leben alles durchgemacht hatte. Unvorstellbar, wie viele weltverändernde Ereignisse Jean-Jacques Cartier, Jahrgang 1919, aus nächster Nähe miterlebt hatte. Wie unzählige andere Menschen seiner Generation litt er unter der verheerenden Weltwirtschaftskrise und war als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Er hatte mehr Jahre seines Lebens in den Goldenen Zwanzigern verbracht als im 21. Jahrhundert. Trotzdem war er an diesem Tag einfach nur mein Großvater, ein Mann mit ordentlich gekämmten weißen Haaren, Schnauzbart und lächelnden blauen Augen, der seine Geburtstagskarten las. Doch dieser Eindruck sollte sich bald ändern. Gleich würde ich eine Entdeckung machen, die mich tief in seine Vergangenheit und das Leben meiner Vorfahren führen sollte.

Nachdem wir unseren Kaffee getrunken hatten, überlegten wir in aller Ruhe, was wir heute unternehmen könnten. Wir wollten meinen Großvater an seinem Geburtstag verwöhnen, aber ihm behagte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Er wollte wie immer, dass es um die anderen ging. Als wir klein waren, staunten meine Geschwister und ich immer, dass er an seinem eigenen Geburtstag lieber selbst etwas verschenkte, als Geschenke zu bekommen. Einmal stand plötzlich ein großer Sandkasten aus Holz auf seiner Terrasse, ein andermal mehrere Fahrräder, auf denen wir durch seinen Garten düsen durften. Diesmal verkündete er, er habe eine erlesene Flasche Champagner für diesen Tag aufbewahrt.

Ich bot ihm an, die Flasche zu holen, und ging nach unten in den Weinkeller. Im schummrigen Licht suchte ich die Regale ab, konnte die Flasche jedoch nicht finden, weshalb ich mich weiter im Keller umsah. Mein Großvater war bekannt dafür, niemals etwas wegzuwerfen, und so war der Raum mit den verschiedensten Dingen vollgestellt, Kartons mit Gebrauchsanweisungen für längst ausrangierte Elektrogeräte, Kisten mit alten Kleidern, die nach Mottenkugeln rochen, und unzähligen Ausgaben der Zeitschrift Horse & Hound. Nur der Champagner war nicht zu finden. Ich wollte schon aufgeben und mit leeren Händen zurückkehren, als mir ein großer Koffer auffiel, der in einer Ecke nahe der Tür stand. Darauf lagen diverse Gegenstände, bedeckt von einer dicken Staubschicht. Dass sich ausgerechnet darin der Champagner befinden sollte, war unwahrscheinlich, aber der Koffer hatte meine Neugierde geweckt.

Ich schob ein hohes, schmales Weinregal aus Metall, auf dem eine einsame Flasche Orangina vor sich hin gammelte, beiseite und bahnte mir einen Weg durch Stapel vergilbter Zeitungen aus den 1970er Jahren, bis sich mir der Reisekoffer in seiner vollen geschundenen Schönheit offenbarte. Er war schwarz mit braunen Lederriemen, trug keinerlei Beschriftung, aber an den Seiten Spuren vergangener Zeiten: verblichene Aufkleber von Pariser Bahnhöfen und exotischen Hotels aus Fernost. Ich kniete mich hin und schnallte vorsichtig die zerschlissenen Riemen auf, damit sie mir nicht gleich zwischen den Fingern zerbröselten. Und dann hob ich, ganz allein da unten im Dämmerlicht dieses Weinkellers, langsam den Deckel. In dem Koffer lagen Hunderte und Aberhunderte von Briefen. Fein säuberlich zu kleinen Bündeln geschnürt, mit verblichenen Fäden in Gelb, Rosa und Rot, auf jedem Stapel eine dicke weiße Karte mit einer Notiz in wunderschöner Handschrift.

Mein Großvater gehörte zur vierten Generation des berühmten Familienunternehmens Cartier und war der Letzte seiner Generation, der eine Filiale leitete, ehe das Unternehmen in den 1970er Jahren verkauft wurde. Der Koffer musste noch seinem Vater Jacques Cartier gehört haben. Hier, so dachte ich, während ich durch die Briefe blätterte, lag nun also die Geschichte eines Familienunternehmens verborgen, das einige der berühmtesten Juwelen der Welt für einige der berühmtesten Namen der Welt kreiert hat. Dieser Koffer würde mir ein Panorama eröffnen, das von den opulenten Bällen der Romanows über glanzvolle Krönungsfeiern bis hin zu extravaganten Festessen von Maharadschas reichen würde. Königshäuser, Designer, Künstlerinnen, Schriftsteller, Politiker, Filmstars und diverse andere Berühmtheiten würden wieder zum Leben erweckt. Ich würde König Eduard VII. von England, die russische Großfürstin Maria Pawlowna und Coco Chanel erleben ebenso wie die Herzogin von Windsor, Elizabeth Taylor, Grace Kelly und Queen Elizabeth II., die allesamt eine Rolle in der imposanten Geschichte der Familie Cartier spielten. Und was sie verband, waren die Juwelen meiner Vorfahren. Smaragde groß wie Vogeleier, unzählige Ketten aus perfekten Perlen, ein Feuerwerk an Diamanten in seltenen Farben, verwunschene Edelsteine, außergewöhnliche Saphir-Diademe und der leichteste und hellste diamantbesetzte Miederschmuck.

Aber die Briefe erzählten auch eine sehr menschliche Geschichte. Wie ich bald entdecken sollte, ging es hier nicht nur um Diamanten, Glanz und Glamour, sondern in den Bündeln waren auch Briefe heimwehkranker Kinder und besorgter Eltern. Freudige Telegramme verkündeten die Geburt eines Kindes, gramerfüllte brachten eine Todesnachricht. Ich fand Liebesbriefe, Wutschriebe und schillernde Berichte aus fremden Ländern. Aus manchen Seiten sprach die Hoffnung, aus anderen die Angst. Ein Vater bot seinem Spross Hilfe bei seinen neusten Unternehmungen an, Brüder erzählten einander per Luftpost von ihren Problemen und Erfolgen – Briefwechsel, die von unverbrüchlichen Freundschaften zeugten.

Mein Großvater hatte uns manchmal von alten Briefen erzählt, die seine Eltern ihm hinterlassen hatten, er aber nicht mehr wiederfinden konnte. Er hatte sich schon damit abgefunden, dass die Korrespondenz verloren gegangen war oder er sie bei seinem Umzug nach Frankreich versehentlich weggeschmissen hatte. Als ich ohne den versprochenen Champagner – den wir später in einem Schrank unter der Treppe entdeckten – auf die Terrasse zurückkam, konnte ich ihn mit einem Bündel ebenjener Briefe überraschen, die er für verloren hielt. Er war begeistert.

Ich liebte meinen Großvater heiß und innig. Er war großzügig wie niemand sonst, liebevoll und freundlich und brachte uns alle mit seinem unnachahmlichen Glucksen, das von seinem Bauch aus den ganzen Körper in Schwingung versetzte, zum Lachen. Hinter seiner zurückhaltenden Art hätte kaum jemand einen Mann vermutet, der jahrzehntelang ein weltberühmtes Schmuckunternehmen geleitet hatte. Am wohlsten fühlte sich dieser stille, introvertierte Mensch daheim, wo er nie von sich aus über das Geschäft sprach. Und selbst wenn wir ihn danach fragten, sang er meist nur ein Loblied auf seine Vorfahren oder die versierten Handwerker und Gestalter, die für ihn gearbeitet hatten, während er mit seinen eigenen Talenten hinterm Berg hielt. Für gewöhnlich hörte er lieber zu, statt selbst zu reden. Er wollte das Neuste über die Familie erfahren, wollte wissen, ob es allen gutging und wie er, falls dem nicht so war, helfen könnte. Jean-Jacques hatte sich kurz vor meiner Geburt nach Frankreich zurückgezogen. Jahr für Jahr stand er im Juli am Flughafen von Nizza, um uns in Empfang zu nehmen und zu seinem Haus zu fahren, wo er anfangs noch zusammen mit meiner Großmutter wohnte und später, nach ihrem Tod, allein. Jahr für Jahr stand er irgendwo unauffällig im Hintergrund, mit seiner Pfeife und Mütze als Markenzeichen, während wir schwer bepackt in die Ankunftshalle kamen. Sowie er uns sah, trat ein Lächeln auf sein Gesicht und er eilte herbei, um uns beim Tragen zu helfen und uns hinaus in die palmenbewehrte Hitze zu geleiten. Wie ich die Fahrt vom Flughafen zu seinem Haus genoss! Jetzt konnte der Sommer beginnen.

Auf der Promenade des Anglais schauten wir auf das glitzernde Meer und die fröhlichen Strandgänger zur Linken, und nach einigen Kilometern bogen wir ab, um hinauf in die Hügel zu fahren. Jean-Jacques’ schwacher Punkt war seine Lunge, genau wie bei seinem Vater, weshalb er sich einen Wohnsitz in den Bergen in frischerer Luft gesucht hatte. Nachdem wir die Küste und die Massen hinter uns gelassen hatten, wurde die Landschaft immer menschenleerer, bis wir...

Erscheint lt. Verlag 20.8.2023
Übersetzer Frank Sievers
Sprache deutsch
Original-Titel The Cartiers: The Untold Story of the Family Behind the Jewelry Empire
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Schlagworte aktuelles Buch • Armbanduhr • Bücher Neuererscheinung • bücher neuerscheinungen • Cartier • Diamant • Diamonds Are Forever • Dynastie • Familienunternehmen • Familienunternehmer • Fifth Avenue • Frankreich • Hope-Diamant • Île-de-France • Luxus • Luxusmarken • Luxusschmuck • Neuererscheinung • Neuerscheinungen • neues Buch • Paris • Paris (City) • Paris (Region) • Perlenschmuck • Schmuckdesign • Schmuckunternehmen • The Cartiers: The Untold Story of the Family Behind the Jewelry Empire deutsch • Tiffany • Weihnachtsgeschenk • Westeuropa
ISBN-10 3-458-77635-4 / 3458776354
ISBN-13 978-3-458-77635-2 / 9783458776352
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