Der Bogen des Smertrios (eBook)

Keltenroman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
376 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7579-4854-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Bogen des Smertrios -  Marion Wiesler
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Vom Kelten, der loszog, die Sonne vom Himmel zu holen Norikum, 49 v. Chr. Alle neun Jahre gilt es, die Sonne mit einem gezielten Bogenschuss vom Himmel zu holen. Doch der heilige Bogen wurde zerstört. Bogenbauer Smertrios und seine Schwester Sanna müssen sich bis nach Gallien aufmachen, um zu versuchen, die Gunst der Götter für das Dorf zu sichern - oder sich selbst diesen Göttern opfern. 'Der Bogen des Smertrios' bildet einen unabhängigen Band in der Welt der Keltenroman Serie 'Die Wortflechterin'. Fühle den Pulsschlag der Kelten in dir!

Seit 2007 lebt Marion Wiesler mitten in Norikum am Fuße des Kulm bei Weiz, der bereits zur Zeit der Kelten besiedelt war. Die Kelten haben sie aber schon in ihrer Jugend fasziniert. Eine Zeitreise wäre ihr großer Traum -- zumindest für ein Wochenende. Neben dem Schreiben von Romanen tritt sie als Erzählerin auf. Auch hier mit einer Vorliebe für Geschichten der keltischen Tradition.

Seit 2007 lebt Marion Wiesler mitten in Norikum am Fuße des Kulm bei Weiz, der bereits zur Zeit der Kelten besiedelt war. Die Kelten haben sie aber schon in ihrer Jugend fasziniert. Eine Zeitreise wäre ihr großer Traum -- zumindest für ein Wochenende. Neben dem Schreiben von Romanen tritt sie als Erzählerin auf. Auch hier mit einer Vorliebe für Geschichten der keltischen Tradition.

Kapitel 1: Begegnung am Morgen


Sie schlief noch, als Smertrios erwachte. Er war froh darüber, denn gewiss würde sie mit ins Dorf gehen wollen, wenn sie wach wäre. Der Marsch durch den Wald war zwar nicht übermäßig weit, die Übelkeit, die Kalandina nun frühmorgens plagte, würde ihn aber mühselig machen.

Vorsichtig schob Smertrios sich von der fellbedeckten Lagerstatt. Kein Hauch der Morgendämmerung schimmerte durch die mit Rohhaut bedeckte Fensteröffnung, nur die schwache Glut der Feuerstelle bot ein wenig Licht.

Er kannte seine Hütte in- und auswendig. Gewiss, in letzter Zeit hatte Kalandina seine Sachen umgeräumt, hatte darauf bestanden, dass die Werkzeuge unter dem großen Vordach neben der Hütte gelagert wurden, die lehmverkrusteten Schuhe draußen blieben, aber er fand sich auch im Dunkeln mühelos zurecht und schlüpfte in die wollenen Braccae und die langärmelige Camisia.

Kalandina regte sich im Schlaf, murmelte. Smertrios schob die Decke über ihre Schulter, damit sie sich nicht erkältete.

Sie wusste, dass er heute ins Dorf wollte. Ehe die Sonne den höchsten Stand erreichte, wäre er zurück.

Natürlich, er könnte auch später gehen, wenn Kalandina dann dazu in der Lage wäre, aber eine nagende Unruhe hielt ihn schon die halbe Nacht wach.

Als er seinen Gürtel umband, klirrte das Messer leise gegen den metallenen Verschluss. Smertrios hielt inne, doch Kalandina rührte sich nicht. Seinen Umhang würde er draußen umlegen. Vorsichtig nahm er seinen Bogen und den Köcher vom Haken neben dem Eingang, bemüht, dass die Pfeile nicht gegeneinanderstießen.

Er öffnete die Türe nur einen Spalt und schlüpfte hinaus. Die Luft war kalt, aber es hatte keinen Frost gegeben. Der Frühling stand unleugbar bevor. Vielleicht war es nur das Erwachen der Erde, das er als Pulsieren in seinem Körper fühlte. Vielleicht sollte er wirklich warten und seine Frau mitnehmen.

Doch nun war er schon auf.

Er würde ihr aus dem Dorf etwas mitbringen.

Im zarten Grau des Morgens packte er die drei langen Bögen zusammen, an denen er die letzten Tage gearbeitet hatte, schlang sie sich mit einem Strick über die Schulter. Er war sehr zufrieden mit seinem Werk und sicher, dass die Männer, die die Bögen bei ihm bestellt hatten, es auch wären. Er hatte ein gutes Gespür für das Holz, es war, als würden die Bäume mit ihm sprechen. Schon als kleiner Junge, seit er das erste Mal die Männer auf der Jagd mit ihren Bögen gesehen hatte, hatte er gewusst, dass dies seine Berufung wäre. Er liebte es, den Tag mit seinen Bögen zu verbringen, das Holz unter seinen Fingern zu fühlen, die Muskeln in seinen Armen zu spüren, die Schönheit der geschwungenen Form mit seinen Augen zu liebkosen.

Der Köcher war voll mit Pfeilen, seinen eigenen und jenen, die er passend zu den neuen Bögen gefertigt hatte. Wenn erst die Sonne aufgegangen war, würde man die rot gefärbten Federn leuchten sehen. Zumindest bis zum nächsten Regen war es so viel einfacher, die wertvollen Pfeile wiederzufinden, wenn man bei der Jagd danebenschoss.

Ehe er die kleine Lichtung verließ, auf der seine selbstgebaute Hütte stand, pflückte er noch ein paar vertrocknete Köpfe des Pfeifengrases, zerrieb sie zwischen den Fingern und blies sie in die Luft, den Göttern zur Freude.

Vielleicht konnte er unterwegs noch einen Hasen schießen, Kalandina liebte frischen, gebratenen Hasen. Eines der wenigen Dinge, das sie an ihrem Leben hier im Wald schätzte.

Der Duft von aufgewühltem, modrigen Laub. Im feuchten Waldboden, dunkel im ersten Sonnenlicht des Tages, ein Abdruck, groß wie ein Männerfuß, mit langen Krallen. Smertrios blieb stehen. Es war noch sehr früh im Jahr, um einem Bären zu begegnen. Vorsichtig bewegte Smertrios sich weiter, die Finger fest um seinen Bogen. Die Spur war nun deutlich zu sehen, oftmals gekreuzt von einer ähnlichen, nur viel kleineren. Eine Bärin mit ihrem Jungen, frisch aus dem Winterschlaf erwacht. Er ginge wohl besser zurück, machte einen Umweg, doch ein Gefühl von Sehnsucht trieb ihn weiter. Er hatte schon lange keinen Bären mehr im Wald gesehen. Und der Wind stand günstig.

Auf einer kleinen Lichtung sah er sie. Struppig und abgemagert lag sie da, vor sich einen Dachs, den ihre starken Kiefer genüsslich in Stücke rissen. Das Bärenjunge kletterte auf ihrem Rücken herum, sie ließ es geduldig geschehen. Smertrios fühlte Ehrfurcht. Selbst vom langen Winter gezeichnet, strahlte die Bärin Würde aus. Er lehnte sich mit der Wange an die dicke Eiche, die ihn vor den Blicken der beiden Tiere schützte. Ganz still stand er, nur seine Finger spielten mit einem Pfeil, unsicher, ob er ihn abschießen sollte. Er müsste sie beide töten, das Junge alleine konnte nicht überleben. Aber warum sollte er? Er hatte genug Fleisch, und ein Bär hatte keine Sehnen, die er für seine Bögen benützen könnte. Er würde sein Leben nicht für eine Trophäe riskieren. Und wer weiß, vielleicht hatten ihm ja die Götter die Bärin geschickt. Vielleicht war sie ein Zeichen. Er würde den Druiden fragen, wenn er ihn im Dorf traf.

Ein Weilchen blieb er noch stehen, riskierte, dass der Wind sich drehte und die Bärin seine Witterung aufnahm. Seit er ein Kind gewesen war, hatte er sich immer mit dem Wald und seinen Bewohnern eins gefühlt. Wieder wurde ihm bewusst, welche Ruhe ihm ein Anblick wie jener der Bärin gab. Und wie viel mehr ihm das bedeutete, als mit anderen gemeinsam Bier zu trinken und von großen Taten zu prahlen. Ja, er hatte damals die rechte Entscheidung getroffen.

Vorsichtig und langsam zog er sich zurück, ein Lächeln auf den Lippen. Es würde ein guter Tag werden, wenn er so begann.

Noch ehe er auf den breiten Pfad einbog, der zum Dorf führte, hörte er bereits den Lärm. Schreie. Schreie, die nicht den kommenden Frühling bejubelten, sondern Schreie der Todesangst. Und Schreie, die eben diese Angst hervorrufen sollten, Kriegsschreie, das Schlagen von Eisen auf Holz, das schrille Trillern berittener Krieger.

Smertrios begann zu laufen, die zusammengeschnürten Bögen für die Männer im Dorf schlugen gegen seine Beine. Noch im Lauf legte er einen Pfeil in seinen eigenen Bogen ein, bereit zu schießen, sobald es nötig war.

Der ätzende Geruch von Feuer drang in seine Nase, nicht jene rauchige Morgenluft, die das Erwachen des Dorfes verkündete, sondern mindestens eine brennende Hütte.

Als er vom Wald auf den Weg trat, offenbarte sich ihm ein stets gefürchteter Anblick. Dunkle Rauchwolken erhoben sich über den Dächern im Osten des Dorfes, das große Tor stand offen, fremde Reiter preschten zwischen den Häusern umher, dazwischen die Menschen seines Stammes, aus dem Schlaf gerissen, in Panik.

Ein Überfall.

Ein Stamm, dessen Vorräte wohl früher zu Ende gegangen waren als der Winter.

Hungrig, gierig, zu allem bereit.

Smertrios kam ungesehen ins Dorf, schoss Pfeil über Pfeil, sobald er sicher war, zu treffen, war froh, zusätzliche Pfeile bei sich zu haben und doch bemüht, sie nicht zu schnell zu verbrauchen.

Wo war seine Familie? Er hastete durch das Gewühl, duckte sich hinter Mauerecken, warf sich zu Boden, um den fremden Speeren und Hieben zu entgehen. Er kroch westwärts, dem Haus der Eltern zu. Er sah die wenigen Krieger, die sein Dorf besaß, zu den eigenen Pferden hasten, dabei um sich schlagend und bemüht, das Schwert zu gürten. Er sah Bauern, die mit Sensen und Dreschflegeln ihr Hab und Gut verteidigten, sah Frauen, die an den Haaren davongezerrt wurden, ein Kind, aufgespießt von einem Speer. Endlich erblickte er seinen Vater, der Mutter und die kleinen Geschwister ins Haus drängte. Smertrios wusste um den Verschlag unter der Schlafstatt, eine in den harten Lehmboden gegrabene Grube, abgedeckt mit Brettern, darin wäre seine Familie wohl sicher. Alauda, seine ältere Schwester, sah ihn, ihre Augen panisch geweitet, ihr nur ein paar Monde altes Kind an die Brust gedrückt. Vater schob auch sie ins Haus, entdeckte Smertrios, deutete ihm hektisch, ehe er sich mit einem Eisenstab bewaffnet in den Kampf warf.

Wo war Sanna? Er hatte Sanna nicht gesehen. Wo war sie?

Ein Knüppel schwang knapp an Smertrios vorbei, er duckte sich im letzten Moment, stieß dem Angreifer den Bogen in den Bauch, der Fremde stürzte, die Hand um Smertrios' Bogen gekrallt, landete unglücklich. Der Bogen brach unter dem Gewicht des Fremden, unbrauchbar nun. Smertrios warf ihn zu Boden, zog einen der neu gefertigten aus dem Bündel.

War Sanna in Sicherheit? Er setzte an, zu seinem Elternhaus zu rennen, doch es trieb ihn in die andere Richtung.

Er sah ehemalige Kameraden, sah Barnario, den Anführer des Dorfes. Doch seine Augen suchten nach dem zierlichen Mädchen, nach langen, hellbraunen Haaren, nach seiner jüngeren Schwester. Sein Gefühl zog ihn in die richtige Richtung, in der Nähe des Tores entdeckte er sie durch den Dunst, den der dunkle Rauch durch das Dorf blies. Eng an die Palisade gekauert, den Kopf mit den Armen geschützt, die Hufe eines nervösen Pferdes nahe an ihrem Körper. Darauf ein Reiter, der versuchte, sich hinabzubücken, um Sanna auf das Ross zu zerren. Im nächsten Moment hatte Smertrios bereits einen Pfeil eingelegt, spannte den Bogen, schoss – und verfehlte. Zu kurz war sein Schuss gewesen, zu ungewohnt der für jemand anderen gebaute Bogen.

Er legte den nächsten Pfeil ein und rannte los, doch noch ehe er in die Nähe seiner Schwester kam, ergriff ein weiterer Mann sie, kein Reiter, ein Fußkämpfer, zerrte Sanna am Arm hoch, packte sie um die Hüfte und schleppte sie zum Tor hinaus.

Smertrios lief, so schnell ihn seine Beine trugen. Er würde nicht zulassen, dass einer dieser fremden Kerle seine Schwester entführte und missbrauchte!...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2023
Reihe/Serie Die Welt der Wortflechterin
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Antike • Bogenbau • Caesar • Gottesurteil • historisch • Kelten • Krieger • Naturspiritualität • Reise • Römer • Römisches Reich • Starke Frauen
ISBN-10 3-7579-4854-8 / 3757948548
ISBN-13 978-3-7579-4854-2 / 9783757948542
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