Taschls Faust - Teil II -  Johannes Toldrian

Taschls Faust - Teil II (eBook)

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2023 | 1. Auflage
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99152-178-5 (ISBN)
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Was oder wer auch immer ein 'disciticsip' ist, Taschl und Kampf müssen es herausfinden, um Doktor Auerbach aus der Klemme zu helfen. Im Laufe ihrer Suche werden die beiden in eine Verschwörung immensen Ausmaßes hineingezogen, deren Urheber sich als gefährlicher und skrupelloser Gegner entpuppt.

Johannes Toldrian, geboren 01.01.1970 in Wien. Nach erfolgreichen Studienabbrüchen (Sportstudium, Volksschullehramt) betätigte sich der Autor unter anderem als Kellner, Taxifahrer, Fitnesstrainer, Flugbegleiter, Nachtzugschaffner und Carddealer.

KAPITEL 4: DIE VILLA

Taschl saß wieder in seinem Auto und trommelte nervös mit den Fingern auf sein Lenkrad. Für kurze Zeit hatten Michis Worte noch ihre beruhigende Wirkung beibehalten, doch jetzt hatte er das Gefühl, als ob diese verbalen Schmerzmittel nachlassen würden und der faule Zahn, der ihn seit dem seltsamen Telefonanruf quälte, aus seinem Koma erwachen würde. Es war mittlerweile 5.00 Uhr früh, noch stockfinster und er überlegte, was er nun machen sollte. Er war zu aufgewühlt, um jetzt noch weitere Fahrgäste zu chauffieren, zugleich wollte er nicht nach Hause fahren, da an Schlaf momentan überhaupt nicht zu denken war. Kurti würde höchstwahrscheinlich nicht vor 8.00 Uhr auf der Matte stehen beziehungsweise darüber rollen. Angelika konnte er um diese Zeit auch nicht anrufen, um sie zu fragen, was bei dem Termin mit dem Notar rausgekommen ist. Nachdem sie gestern Nachmittag vergeblich mehrere Stunden auf den Auerbach gewartet hatten, beschloss sie nach einem Telefonat mit ihrem Bruder, gemeinsam mit ihm den Notar zu kontaktieren, dessen Visitenkarte an dem Notariatsakt mit einer Büroklammer befestigt war. Sie wollten sich Klarheit verschaffen, wie ernst diese absurde Schenkung zu nehmen war. Diese äußerst großzügige Übertragung der Besitzrechte eines überaus wertvollen Grundstückes in Perchtoldsdorf, samt riesiger Villa. Ein Millionengeschenk von einer Person, der weder Angelika noch Heinrich je begegnet war, von deren Existenz sie sogar erst wenige Tage zuvor Kenntnis erlangt hatten. Das konnte doch wirklich nicht für bare Münze genommen werden. Oder doch? Es blieb abzuwarten, was die Studentin und ihr Bruder in Erfahrung bringen würden. Also blieb dem Taschl ohnehin nur eines übrig.

Ein Aprilscherz? Na gut, Rathausmann, du sollst deinen Spaß habn.

Er zögerte nicht länger und fuhr los. Diesmal hielt er sich, wie sonst üblicherweise auch, wieder an sämtliche Verkehrsvorschriften. Schließlich hatte er nun keinen Grund mehr, wie ein Geistesgestörter durch die Straßen zu fegen, so wie er es gerade mal vor einer Stunde getan hatte, um ja keine unnötige Zeit zu verlieren. Wie ein Mantra sagte er es sich immer wieder vor: „Es is der 1. April. Es war bloß ein dummer Scherz“, und unbewusst verstärkte sein rechter Fuß nun den Druck auf das Pedal, denn der faule Zahn erwachte zunehmend aus seinem kurzen Tiefschlaf und irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass er genau eines nicht hatte: Zeit.

Friedlich lag das Anwesen vor ihm in der Dunkelheit. Wie schon Tage zuvor stand er nun wieder einmal auf der gegenüberliegenden Seite der Straße und betrachtete den Garten. Das bläulich schimmernde Licht der Teichbeleuchtung, das beruhigende Plätschern des Wassers, die Stille. All das erinnerte ihn an die furchtbaren, angsterfüllten Stunden, die er in dem Technikraum verbracht hatte, um auf Schatzsuche zu gehen. Das Gefühl eines Déjà-vus war nicht zu unterdrücken. Sollte er es tatsächlich noch einmal darauf ankommen lassen? Wieder in das Verlies hinuntersteigen? Um was zu suchen? Er wusste es nicht einmal.

Sie müssen es finden, bevor es die anderen tun! Sie wissen, wo Sie suchen müssen …, diszitiksip!

Die Worte Auerbachs hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt, doch deren Sinn wollte sich ihm nicht offenbaren. Was konnte das bedeuten, diszitiksip? Er kannte diesen, möglicherweise aus dem Lateinischen stammenden, Begriff nicht. Was hatte der verzweifelte Anrufer ihm mitteilen wollen? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Eines stand für den Taxler allerdings fest: Die kryptischen Andeutungen, Aprilscherz oder ernsthafter Notfall, konnten sich nur auf das Versteck, das dumpfe Mauerloch beziehen, das sich zwei Meter unterhalb der Oberfläche befand, in Auerbachs Keller. Warum sonst hätte er gerade von ihm, dem Taschl oder wie der Auerbach sagte „buddy“ angenommen, dass er wüsste, wo er zu suchen hätte?

Alles in seinem Körper sträubte sich gegen die aberwitzige Idee, sich schon wieder in diesen beengten Raum zu begeben. Doch welche Alternative hatte er schon? Er war hier und er würde sich sicher nicht einfach so wieder vom Acker machen, ohne der Sache auf den Grund gegangen zu sein.

Also was solls, redete er sich in Gedanken Mut zu, schließ-lich kenn ich ja bereits die Tückn, die mich erwartn.

Gerade, als er sich auf den Weg zu dem Waldstück machen wollte, um zu seinem üblichen „Eingang“, dem Zaun hinter der Gartenhütte, zu gelangen und noch einen Blick über seine Schulter warf, sah er etwas, dass ihn stutzig machte. Das Gittertor, das unter der Voraussetzung, dass man sich im Besitz des dazugehörenden Schlüssels befand, den rechtmäßigen Zutritt zu dem Garten ermöglichte, stand einen Spalt offen. Und wieder läuteten seine Alarmglocken und seine Eingeweide verkrampften sich unweigerlich. Taschl nahm reflexartig eine gebückte Haltung ein und huschte auf die andere Straßenseite, um sich aus nächster Nähe von der Richtigkeit seiner Beobachtung überzeugen zu können. Hinter einem dunkelblauen Skoda, der etwa drei Meter entfernt von dem Eingang stand, verschanzte er sich. Vorsichtig spähte er über die Motorhaube. Kein Zweifel, das Tor war nicht verschlossen, sondern lud, zwar unauffällig aber doch, dazu ein, ungehindert auf das Grundstück zu gelangen. Eine Weile verharrte er in dieser Position, um irgendwo auf dem Terrain die Bewegungen einer anderen Person ausmachen zu können. Doch nichts rührte sich. Hatte der Auerbach einfach nur vergessen, das Tor abzuschließen oder war es sogar Teil seines vermeintlichen Aprilscherzes?

Taschl wollte Antworten, also löste er sich aus seinem Versteck und lief zu der Steinmauer, die das Tor links und rechts einrahmte und drückte sich mit dem Rücken dagegen. Fast kam er sich wie der Anführer einer Spezialeinheit vor, wo er den anderen auf dem Areal verteilten Mitgliedern seines Teams mit einem bedeutungsvollen kurzen Kopfnicken oder dem Lauf seiner im Arm gehaltenen Waffe auffordernd zur Weiterpirsch deuten konnte. Doch weder weitere Kameraden noch eine im Anschlag gehaltene Maschinenpistole hatte der Taschl bei sich. Lediglich seine Taschenlampe konnte er einem vermeintlichen Feind an den Schädel knallen oder ihn mit dem Lichtstrahl blenden. Er lugte um die Ecke durch die Gitterstäbe. Noch befand er sich außerhalb des Grundstückes. Er visierte einen Lorbeerbusch in der Nähe des Teiches an, um gleich darauf das Tor eine wenig weiter zu öffnen, sich durchzuzwängen und in geduckter Körperhaltung auf diesen zuzulaufen. Hinter dem Strauch ging er in Deckung.

Mach ich mich hier nicht irgendwie lächerlich? fragte er sich und hoffte, dass er diese Frage irgendwann später einmal mit Ja würde beantworten können.

Taschl beobachtete das Haus. Drinnen war alles dunkel. Alles ruhig. Er startete los und lief zum Hauseingang der Villa. Von seinem Gespräch mit dem Gärtner wusste Taschl noch, dass das Gebäude mit einer Alarmanlage gesichert war. Als er bei der Eingangstüre angelangt war, stellte er fest, dass diese verschlossen war. Taschl überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass er sich hüten würde zu versuchen, sich gewaltsam Zutritt zu dem Haus zu verschaffen. Zum einen, weil er keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte, und zum anderen verspürte er kein großes Verlangen, einem durch einen ausgelösten Alarm herbeigerufenen ungläubigen Polizeibeamten erklären zu müssen, worum es hier ging. Vor allem auch deshalb, weil er es selbst nicht einmal wusste.

Also wenn sich der Auerbach nicht in seinem unterirdischn Technikraum verschanzt hat, um mir den Schock meines Lebens zu verpassn, is die Aprilscherztheorie zu verwerfn.

In Wahrheit war er sich dessen mittlerweile sicher. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass sich außer ihm niemand auf dem Grundstück befand, bemühte sich Taschl dennoch keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Noch immer in gebückter Haltung schritt er auf die Werkstatthütte zu. Langsam zog er die unversperrte Türe auf und leuchtete mit seiner Taschenlampe das Innere ab. Rasenmäher, Laubbläser, mehrere Kescher, Säcke, Planen, Schaufeln und anderes Gartenwerkzeug wurden vom Schein des Lichtkegels erhellt und verschwanden gleich darauf wieder in der Dunkelheit. An einer Wand gelehnt, entdeckte Taschl Fragmente eines desolaten Holzlattenzaunes. Der Taxler schätzte die Länge einer Latte auf achtzig Zentimeter.

Müsste reichn, dachte er und legte das Holzgestell leise um, sodass es flach auf dem Boden zu liegen kam. Mit dem rechten Bein stellte er sich auf eine der Querlatten, bückte sich und zog eine der mit rostigen Nägeln fixierten Längslatten mit aller Kraft aus dem Querbalken. Ein quietschendes Geräusch entstand, als sich der Metallstift aus dem Holz löste. Gleichermaßen verfuhr Taschl mit dem anderen, an dem zweiten Querbalken befestigten Ende des Holzstabes. Perfekt. Die zwei...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99152-178-4 / 3991521784
ISBN-13 978-3-99152-178-5 / 9783991521785
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