Silvester (eBook)

Psychothriller - Ein klaustrophobischer Psychothriller aus Schweden
eBook Download: EPUB
2023
296 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-30692-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Silvester - Martin Österdahl
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Drei Paare, eine Silvesterparty - tödliches neues Jahr! Ein packender klaustrophobischer Psychothriller aus Schweden!
Es sollte ein schöner Silvesterabend werden. Die frisch verliebten Teenager Ebba und Marlon wollen, dass sich ihre Eltern bei dem feierlichen Anlass endlich kennenlernen. Doch schnell wird klar, dass sich ihre Eltern längst kennen und sie etwas Furchtbares verbindet. Auch wenn sie versuchen, ihren Kindern zuliebe, das Beste aus der Situation zu machen, lange gelingt es ihnen nicht. Im Laufe des Abends steigert sich die angespannte Stimmung. Ein schrecklicher Verdacht erhärtet sich und schließlich wird ein Geheimnis gelüftet, das den Abend in einer Katastrophe enden lässt ...

Martin Österdahl, aufgewachsen in Stockholm und London, hat BWL, Zentral- und Osteuropäische Geschichte sowie Russisch (Master of Science) studiert. Er arbeitete über zwanzig Jahre für TV-Produktionen und war gleichzeitig Programmdirektor eines schwedischen Fernsehsenders. Mit seiner deutschstämmigen Frau und den drei gemeinsamen Kindern lebt er in der Nähe von Stockholm.

2


Storängen, Nacka,
am Silvesternachmittag


Lisa Kjellvander steht im Garten des Maria-Regina-Heims auf der Leiter und versucht, das Ende einer Lichterkette in einem der obersten Äste des Apfelbaums zu befestigen. Der Ast hat eine dünne Eiskruste und mit ihren Fäustlingen kann sie nicht richtig zufassen. Es dauert schon jetzt länger als gedacht. Sie wirft einen Blick in Richtung Gewächshaus und hofft, rechtzeitig fertig zu werden, bevor der Mann dort wieder herauskommt.

Als die Schlinge endlich fest sitzt, lässt sie noch kurz den Blick über den Garten des Hospizes schweifen. Im Sommer ist es hier herrlich grün. Flieder und Rhododendren säumen die gepflasterten Wege – perfekte Verstecke, wenn Kinder und Enkel zu Besuch sind und draußen spielen wollen. Es ist wirklich ein schöner, heimeliger Ort, das findet Lisa nicht nur, weil sie schon seit fast zwanzig Jahren hier arbeitet, sondern weil es sie überdies an ihr Elternhaus in Lyckeby unten in Blekinge erinnert. Als Ebba noch klein war, hat sie es hier geliebt. Und Lisas Mutter Ann-Christin hätte es ebenfalls geliebt, weil sie hier einen Garten wie ihren eigenen gehabt hätte. Sie wäre bei Tagesanbruch aufgestanden, hätte sich den zerschlissenen alten Morgenmantel übergezogen und wäre nach draußen gegangen, hätte Flieder geschnitten und Fliedersaft daraus gekocht. Wenn sie nur ein bisschen länger leben und hier mit Ebba Zeit hätte verbringen dürfen. Es wäre wunderbar gewesen.

Nun ist der Sommer weit entfernt. Angesichts der dicken Wolkendecke am Himmel und des fahlen Dezemberlichts wirkt die Gegend, als wäre sie in einen Schlummer versunken. Irgendwo dort jenseits der Wolken muss die Sonne allmählich untergehen und bald wird es stockdunkel. Das Hospiz liegt zwischen den großen Gründerzeitvillen von Storängen und wirkt inmitten der großen Bürgerhäuser wie ein Palast, wie die Kirche in einem Dorf. An einem sonnigen Tag schimmern die Fassaden hier in klaren Farben: rot, gelb und grün. Jetzt, im grauen Dämmerlicht, sind die Farben wie ausradiert. Sie ist froh, dass sie hier wohnt, nur ein paar Kilometer vom belebten Södermalm und den Kopfsteinpflastergassen von Gamla stan entfernt, in einem Vorort, der ein so einheitlich wertiges Stadtbild hat wie Jerusalem höchstselbst.

Sie hat die Heilige Stadt nie besucht, aber Schilderungen der Hospizleiterin von einer Reise mit dem Vorstand und Vertretern der Schulschwestern Unserer Lieben Frau gehört, die das Maria Regina einst gegründet haben. Obwohl Lisa nicht denselben Glauben hat wie die Schulschwestern, sind das Hospiz und der Garten für sie zu heiligen Stätten geworden.

Wer ein Menschenleben rettet, ist ein Held.

Wer hundert Menschenleben rettet, ist eine Pflegekraft.

Sie weiß noch gut, was ihre Vorgesetzte damals bei ihrem ersten Gespräch nach der Krankschreibung zu ihr gesagt hat. Sie hat sie an die Werte erinnert, auf denen ihre Arbeit beruht: Familie, Pflichtgefühl, Gottesfurcht. Ihre Rückkehr ist jetzt vierzehn Jahre her. Sie hat eine zweite Chance bekommen. Eine Chance, für die sie unendlich dankbar war. Im Vorstand sind sie der Ansicht, dass Lisa die Leitung übernehmen soll, wenn die jetzige Chefin in ein paar Jahren in den Ruhestand geht. Sie selbst mag noch nicht recht daran glauben.

In der Umgebung ist derzeit nicht allzu viel los, aber die Ruhe täuscht. Bald kommen die Taxis aus der Stockholmer Innenstadt und aus den anderen Vororten. Der Himmel wird in grellen Farben explodieren und die Luft angefüllt sein mit guten Wünschen, Vorsätzen und Voraussagen. Dann geht die Zählung von vorn los, und vor ihnen allen liegen neuerliche zwölf Monate, in denen sie ihr Leben in den Griff bekommen können.

Eine Tür fällt ins Schloss. Tom Abrahamsson, Lisas engster Kollege und Arzt im Maria Regina, kommt aus dem Gewächshaus und sieht überrascht zu ihr hoch.

»Hast du da drüben Strom?«, ruft sie.

Er nickt und reckt den Daumen.

»Schalt mal an!«

Tom geht vor der Steckdose an der Außenwand in die Hocke.

Als die Lichterkette angeht, erwacht die dunkle Außenfläche zum Leben. Unter einem Sonnensegel haben sie einen Tisch und zwei lange Bänke mit Schaffellen aufgestellt. Am Tischende ist Platz für den Rollstuhl des Patienten. Eine einsame Schneeflocke segelt vom Himmel und schmilzt, als sie auf einem der Heizstrahler landet.

»Es fängt an zu schneien«, ruft sie. »Das wird perfekt!«

Tom kommt auf sie zugeschlendert. Er legt den Kopf in den Nacken und mustert die Wolken.

»Hoffentlich hält das Segel.«

Lisa klettert nach unten.

»Danke für deine Hilfe«, sagt Tom.

»Na ja, wir sind ja nicht gerade überbesetzt, da müssen wir doch zusammenhalten«, erwidert Lisa. »Außerdem war es schön, zur Abwechslung mal nach draußen zu kommen. So kriege ich den Kopf wieder halbwegs frei.«

»Machst du dir wegen irgendwas Sorgen?«

»Wir treffen heute Abend die Eltern ihres Freundes … Es fällt mir wahrscheinlich einfach nur schwer, zu akzeptieren, dass Ebba so langsam erwachsen wird.«

»Ihr feiert Silvester zusammen und plant nicht ihre Hochzeit! Ebba und ihr Freund sind doch gerade erst – was? Siebzehn? Knapp achtzehn?«

»Ja, ja, du hast bestimmt recht.«

Sie zuckt mit den Schultern.

»Was wisst ihr denn über seine Eltern?«

Was wissen wir über Marlon?, schießt es Lisa durch den Kopf. Nicht viel mehr, als dass er Musik macht, nur Schwarz trägt und immer einen Anflug von Trauer im Blick hat, selbst wenn er sich die Augen nicht mit Kajal umrandet hat. Auf jeden Fall hat er Mut zu einem eigenen Stil und geht seinen eigenen Weg, und das ist mehr, als man heutzutage von den meisten Teenagern behaupten könnte, die nur noch darum zu wetteifern scheinen, alle gleich auszusehen. Sie will auch nicht sagen, dass Marlon nicht gut aussähe, ganz im Gegenteil, und Ebba und er sind auf gewisse Weise wirklich ein hübsches Paar, auch wenn sie das Ebba nie gesagt hat.

»Eigentlich wissen wir gar nichts.«

»Und was meint Mikael dazu?«

Lisa schnaubt und zuckt die Achseln. Tom weiß genau, wie Mikael tickt.

»Er hofft nur, dass sie nicht bei den verdammten Grünen sind.«

Tom muss laut lachen.

»Was wäre denn daran so schlimm?«

»Sie würden nicht wie Mikael denken. Und wären Veganer. Und würden für Sveriges Radio arbeiten.«

»Und, sind sie Veganer? Was gibt’s denn zu essen?«

»Nein, sie sind keine Veganer, sie haben auch keine Unverträglichkeiten, aber das ist auch schon das Einzige, was ich aus Ebba herauskitzeln konnte.«

Sie versucht, Toms verblüfften Gesichtsausdruck zu deuten.

»Wir sind nicht ganz dicht, oder?«

»Fremde Gäste sind oft das Beste – gibt’s da nicht irgend so ein Sprichwort?«

Lächelnd zieht Tom die Augenbrauen hoch. Um die Mundwinkel und auf der Stirn bilden sich Fältchen. Abgesehen davon sieht er so aus wie sonst, wie er immer schon ausgesehen hat. Seine braunen Haare sind frisch geschnitten und akkurat frisiert, nicht das geringste Anzeichen für graue Haare oder eine beginnende Glatze. Er hat ein maskulines Kinn, und sein immer noch athletischer Körperbau zeugt von der Sportlerkarriere, die er zu früh beendet hat. Als sie sich erstmals begegnet sind, hat er sie an den jungen Arzt aus einer amerikanischen Fernsehserie erinnert, in den sie verschossen war. Dass er so amerikanisch wirkt, liegt daran, dass er in den USA studiert hat. Hin und wieder trägt er noch heute seinen geliebten lila Collegehoodie mit dem Uniwappen auf der Brust. Er hat sich auf Palliativmedizin spezialisiert. Unfassbar, dass er schon fünfzig ist.

»Ist das unser Gast aus der Fünf, der hier draußen zu Abend essen will?«, erkundigt sich Lisa.

»Ja, Albrektsson, der Ica-Mann. Großer Silvesterschmaus, wie früher bei den Wikingern. Er hat sogar seinen Porsche-Händler samt Familie eingeladen.«

Lisa muss lachen. Sie sieht das Bild regelrecht vor sich. Das Maria Regina wird seinem Ruf gerecht. Für die letzte Mahlzeit wird hier jeder Wunsch erfüllt. Das Lachen fühlt sich heilsam an. Der Stress, der ihr im Nacken gesessen hat, fällt ein wenig von ihr ab.

»Ich hoffe nur, du hast nicht auch noch irgendein Opfer für die alten Götter geplant?«

Tom grinst.

»Was hast du denn geplant?«

»Unsere üblichen Neujahrsgeschenke. Diesmal habe ich mich richtig ins Zeug gelegt. Hoffentlich kommen sie gut an!«

»Warum ist das so wichtig? Die Geschenke, meine ich. Ihr habt doch schon alles.«

Lisa ist angesichts der Frage leicht sprachlos und weiß nicht recht, was sie darauf erwidern soll.

»Ich will einfach nur, dass der Abend gut wird«, sagt sie schließlich. »Ich sollte allmählich heimgehen. Noch irgendwas, was ich wissen müsste?«

»In der Drei könnte es zu Ende gehen«, sagt Tom. »Starker Progress des Tumors im vierten Wirbel und Durchbruchschmerzen. So gut wie keine Nahrungsaufnahme mehr. Dauert wohl nicht mehr lange.«

»Die Abendschicht heute … Die sind alle noch ein bisschen grün hinter den Ohren, oder? Ich hätte mir die Urlaubsscheine der anderen genauer ansehen sollen.«

»Mach dir keine Sorgen. Ich gehe rüber und rede mit ihnen.«

Tom hat das Talent zuzuhören, Rückhalt zu geben und Zutrauen einzuflößen. Es gibt nicht allzu viele, die sich ihm, seinem Charme und der verbindlichen Art entziehen können.

»Und Analgetika? Haben wir genug, dass wir über den Feiertag kommen?«

»Es...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2023
Übersetzer Leena Flegler
Sprache deutsch
Original-Titel Parmiddagen
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2023 • Affäre • drei paare • dunkles Geheimnis • Dunkle Vergangenheit • eBooks • Familiendrama • Feier • Kammerspiel • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Lucy Foley • Mattias Edvardsson • Mord • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Party • Psychodrama • Psychothriller • Schweden • Silvesterabend • skandinavische Spannung • Thriller • thriller schweden • Unglück • Weihnachtsgeschenk
ISBN-10 3-641-30692-2 / 3641306922
ISBN-13 978-3-641-30692-2 / 9783641306922
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