Der Bulle und der Schmetterling - Leise mordet der Schnee (eBook)

Krimi - Folge 6
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
189 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-4130-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Bulle und der Schmetterling - Leise mordet der Schnee -  Martin Heimberger
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Folge 6: Ein unerwarteter Wintereinbruch - Karlsruhe versinkt im Schnee! Die beiden Frischverliebten Fabienne und Moritz spazieren im winterlichen Tierpark Oberwald durch das romantische Wildgehege. Zwischen Hirschen und Elchen wird Fabienne von einer unheimlichen Krähe angegriffen. Am nächsten Morgen findet ein Tierpfleger im Gehege eine Frauenleiche - Fabienne! Kommissar Schiemann erkennt schnell, dass es sich um ein Verbrechen mit Tierbezug handelt und bittet die Tierflüsterin Kira Mauerfuchs um Hilfe.

Über die Serie:

Kommissar Schiemanns Leben steht Kopf: Der gemütliche Genießer und Gartenfreund blickt auf eine jahrzehntelange, makellose Karriere bei der Karlsruher Kriminalpolizei zurück - bis Kira Mauerfuchs in sein Leben tritt. Diese junge Frau hat zwei besondere Eigenschaften: Erstens versteht sie sich sehr gut mit Tieren. Zweitens überhaupt nicht mit Menschen. Aber als sie im Alleingang - und mit einem Hund als Zeugen - einen Fall löst, wird klar: Kira Mauerfuchs ist ein Naturtalent! Und so nimmt das ungewöhnliche Ermittlerteam seine Arbeit auf ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




<p><span style="font-family: 'Times New Roman'; font-size: 16px; background-color: #ffffff;">Martin Heimberger mag Flammkuchen, Schupfnudeln und grüne Wellensittiche. Letztere natürlich nur als Haustiere. Grün sind bei ihm nicht nur die Sittiche, sondern auch der Daumen. Wenn er nicht gerade schreibt, verbringt er seine Zeit am liebsten mit Gartenarbeit. Martin Heimberger ist Jahrgang 1973, promovierter Biochemiker und lebt in der Nähe von Karlsruhe. Dort findet man ihn in den Rheinauen, Weinbergen oder auch im Zoo, für den er sogar eine Jahreskarte besitzt.</span></p>

1


Der Krähe entfuhr ein schmerzhaftes Krächzen, als der Schneeball sie mit voller Wucht traf. Sie schlug panisch mit den Flügeln, verlor beinahe das Gleichgewicht, doch es gelang ihr gerade noch, sich mit einem Bein am knorrigen Ast festzukrallen. Mit ihren dunklen Augen warf sie dem Liebespärchen unter dem Baum einen eiskalten Blick zu, dann flatterte sie durch den weißen Winterwald davon.

»Verschwinde!«, brüllte Fabienne ihr hinterher. »Lass mich endlich in Ruhe!«

»Was soll denn das?«, schimpfte Moritz. »Der arme Vogel. Er hat nur darauf gewartet, dass du ihm etwas Futter abgibst.«

Fabienne drückte die Tüte mit den Pellets fest an ihre Brust. »Auf gar keinen Fall! Das ist einzig und allein nur für Wotan. Er wartet schon auf mich. Außerdem jagt mir dieses Biest Angst ein. Solche Vögel sind Todesboten. Die bringen doch nur Unglück.«

»Ach ja? So wie jetzt?«, fragte Moritz, bevor er mit einem Schneeball Fabiennes Pudelmütze vom Kopf fegte und dadurch ihre strohblonden Locken entblößte. Noch bevor er sich bücken konnte, um weitere Munition zu formen, kam auch schon das Gegenfeuer. Nur um Haaresbreite verfehlte ihn das Geschoss, das direkt neben ihm gegen einen Baumstamm klatschte. Die rasante Schneeballschlacht, die daraufhin losbrach, sorgte bei den anderen Spaziergängern, die an diesem Nachmittag durch den Karlsruher Tierpark Oberwald spazierten, für entrüstetes Kopfschütteln. Insbesondere in dem Moment, als sich die beiden Turteltäubchen eng umschlungen durch den Schnee wälzten und gegenseitig heiße Küsse auf die Lippen drückten.

»Ich bin so glücklich mit dir«, säuselte Fabienne. »Und mit achtundzwanzig Jahren die erste Schneeballschlacht meines Lebens zu gewinnen, ist einfach der Knaller.«

»Du hast überhaupt nicht gewonnen!«, entrüstete sich Moritz. »Schau dich doch mal an! Du bist weiß wie eine Schneegans, von oben bis unten eingeseift. Aber stimmt. Ich kann mich nicht daran erinnern, in Karlsruhe jemals so viel Schnee gesehen zu haben. Weißt du noch, wie warm es im letzten Winter war?«

»Oh ja«, erinnerte sich Fabienne. »Wenn wir uns damals schon verabredet hätten, wären wir mit kurzen Hosen durch den Wald gejoggt und hätten an einem Eis geschleckt.«

Moritz drehte sich auf den Rücken und betrachtete ehrfurchtsvoll das weiße Blätterdach. »So ein Wintereinbruch hat aber auch seine Schattenseiten. Sei froh, dass du hier studierst und kein Auto brauchst. In Karlsruhe geht es zu, als ob das Ende der Menschheit bevorsteht. Alle Straßen sind verstopft, am Bahnhof fallen die Züge aus. Überall scharrt und kratzt es auf den Gehwegen. Man könnte meinen, das ist kein gewöhnlicher Schnee, sondern die Asche eines Vulkans.«

Fabienne kicherte. Sie schmiegte sich eng an Moritz und streichelte seine kalte Wange. »Also mir gefällt so ein Vulkanausbruch. Zumindest ist mir gerade genauso warm, und ich könnte die ganze Nacht hier im Schnee liegen.« Sie platzierte einen letzten Kuss auf der Nasenspitze ihres Freundes, dann stand sie auf und streckte ihm die Hand entgegen. »Aber wir müssen los. Auf geht’s! Es wird bald dunkel und ich will dir doch noch meinen Wotan vorstellen. Mal sehen, was er von diesem Wetter hält.«

Der Oberwald war trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit noch gut besucht. Kinder tollten zwischen den Gehegen umher, bauten Schneemänner oder schüttelten die weiße Pracht von den Bäumen. Aber auch viele Erwachsene schnappten hier nach einem muffigen Bürotag frische Luft oder führten ihre Vierbeiner aus, die goldene Muster in den Schnee zauberten. Dazwischen schaufelten immer wieder Tierpfleger die Zugangswege zu den Ställen und Futterstationen frei, um danach die Tröge mit Heu und Pellets zu befüllen. Arbeit gab es hier genug, denn in den stadtnahen Erholungswald südlich des Karlsruher Hauptbahnhofs war ein sechzehn Hektar großer Tierpark eingebettet, eine eintrittsfreie und ganzjährig zugängliche Außenstelle des zoologischen Stadtgartens, wo in riesigen Freigehegen über einhundert wetterunempfindliche Wildtiere wie Antilopen, Gämsen und Wisente auf natürlichem Waldboden lebten.

»Darf ich vorstellen? Wotan.« Fabienne zog die Handschuhe aus und steckte ihre mit Futterpellets gefüllte Hand durch das Gitter. »Siehst du ihn dort hinten? Er hat sich schon an meinen Geruch gewöhnt. Er wird gleich hier sein.«

Alles, was Moritz sah, waren drei Elche, die neugierig zum Zaun getrottet kamen. »Welcher von denen ist es?«

»Die doch nicht«, schnaubte Fabienne und zog ihre Hand zurück. »Die nerven mich jedes Mal mit ihrer Unverfrorenheit. Verfressene Flegel. Schau, dort neben dem leeren Futtertrog. Das ist Wotan.«

Moritz runzelte die Stirn, dann musterte er das Schild am Zaun. Mesopotamische Damhirsche stand dort, darunter befand sich eine Skizze von zwei Hirschen mit rotbraunem Fell, das mit weißen Flecken übersät war.

»Lass dich von dem Bild nicht täuschen«, meinte Fabienne. »Sein Winterfell ist grau. Aber du erkennst ihn am Geweih. Elche werfen ihres im Winter ab, während Damhirsche damit bis zum Frühjahr warten. Wotan ist scheu, was Menschen angeht. Er hat außerdem so seine Probleme, sich gegen die freche Elch-Gang durchzusetzen. Ich kann ihn aber verstehen, denn er ist einer der Letzten seiner Art.«

»Hast du deshalb die Patenschaft übernommen?«, fragte Moritz.

»Na klar. Ich wollte so etwas schon immer machen. Das ist eine feine Sache, und dafür leiste ich gern einen jährlichen Beitrag. Ich habe dir doch schon erzählt, dass ich jeden Morgen gegen elf Uhr hierherkomme. Vor allem nach der Vorlesung über Opernlibretti ist das eine Wohltat. Der Mesopotamische Damhirsch gehört zu den seltensten Hirscharten überhaupt, es gibt nur noch tausend von ihnen in dreißig Zoos und Reservaten auf der Welt. Wotan lebt hier zusammen mit Fricka. Er ist liebevoll, stark und total unkompliziert. Genau wie du, Liebling. Und ich hoffe auf Nachwuchs, der vielleicht irgendwann ausgewildert wird.«

»Aha. Und wo willst du unsere Kinder aussetzen?«, rätselte Moritz mit einem Schmunzeln. »Im Schwarzwald?«

Fabienne lachte. Sie warf einige Pellets ins Gehege, woraufhin die drei Elche gierig den Schnee durchwühlten und sich beinahe die Köpfe einschlugen. »Jetzt überstürz mal nichts«, sagte sie. »Du weißt, dass ich mein Solisten-Examen angehen will. Baby-Geschrei kommt an der Musik-Hochschule nicht gut an.« Wieder steckte sie ihre Hand durch das Gitter. »Wotan!«, rief sie. »Komm her! Fein, fein. Fressi, Fressi!«

Dieses Mal hatte sie Erfolg. Während das Elch-Trio abgelenkt war, stolzierte Wotan mit erhabenen Schritten auf den Zaun zu. Er wippte elegant mit dem Kopf und trug sein prächtiges Geweih wie eine Krone zur Schau. Er wirkte größer als die einheimischen Hirsche, und auch um einiges hungriger.

»Siehst du?«, sagte Fabienne. »Er hat keine Angst vor mir. Er weiß ganz genau, wer ich bin. Mach jetzt bloß keine hektischen Bewegungen.«

Moritz trat sicherheitshalber einen Schritt zurück, als Wotan kurz vor dem Gitter stehenblieb. Eine halbe Ewigkeit fixierten die bernsteinfarbenen Augen Fabiennes Handteller mit den Pellets, bis sich schließlich eine feuchte, rosafarbene Zunge dem leckeren Snack näherte.

Plötzlich entfuhr Fabienne ein Schrei.

Etwas flatterte an ihrem Gesicht vorbei, ein Krächzen ertönte. Die Studentin taumelte zurück, ihre Tüte mit den Pellets flog meterweit durch die Luft. Wotan schnaubte, bäumte sich auf. Dann fuhr er herum und sprang durch den Schnee davon, ohne noch einmal zu seiner Patentante zurückzuschauen.

»So eine Scheiße«, fluchte Fabienne. Sie hielt sich die Hand und blickte wutentbrannt hinauf zu dem Ast, auf dem die Krähe saß. Ein Pellet klemmte in ihrem Schnabel. »Ich wusste, dieses Biest bringt nur Unglück. Beinahe hätte sie mir noch ein Auge ausgepickt.«

»Die hat gedacht, dass du sie füttern willst«, vermutete Moritz. »Na warte, der werde ich’s zeigen.« Dieses Mal war er es, der einen Schneeball knetete und auf den Vogel zielte. Er verfehlte die Krähe nur um Federbreite, doch das schien sie nicht zu kümmern. Das Krächzen, das sie von sich gab, klang wie ein spöttisches »Ätsch, bätsch!«

Erst jetzt erkannte Fabienne das Blut an ihren Fingern. »Komm, lass uns gehen«, forderte sie Moritz auf.

»Soll ich dich zu einem Arzt bringen?«, fragte er.

»Nein, schon gut«, erwiderte seine Freundin. »Ist doch nur ein Kratzer. Davon werde ich schon nicht sterben. Aber lass uns jetzt von hier verschwinden. Ich muss heute Abend noch meine Stimme trainieren. Du weißt schon: die verflixte Aufnahmeprüfung.«

Moritz umarmte Fabienne und küsste sie auf den Mund. »Du zitterst ja am ganzen Leib. Mach dir bitte keine Sorgen. Du bist so talentiert. Du rockst das Ding.«

Während die beiden eng umschlungen davonspazierten, sah sich Fabienne noch einmal mit ängstlichen Augen um. Die drei frechen Elche stöberten immer noch im Schnee auf der Suche nach Pellets. Wotan stand wieder neben dem leeren Futtertrog, dieses Mal jedoch zusammen mit Fricka, die sich an seine Seite kuschelte. Die Krähe jedoch war verschwunden. Irgendwo im Wald glaubte Fabienne, ihr höhnisches Krächzen zu hören, vielleicht war es aber auch nur das Knarzen eines Baumes, dessen Ast dem Gewicht des Schnees nicht länger standhielt.

Als am nächsten Morgen das erste Tageslicht durch die Bäume des Tierparks Oberwald funkelte, pflügte ein kleiner Pritschenwagen durch den in der Nacht gefallenen Neuschnee. Vor dem Haupttor des Geheges der Elche und Damhirsche machte er halt. Siegfried Häusler, Urgestein des Karlsruher Stadtgartens,...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2023
Reihe/Serie Tierische Ermittlungen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Eigenbrauer-Syndrom • Elch • Krähe • Krimi • Krimis • Oberwald • Siegfried • Tierarzt • Tiere • Tierflüsterer • Tierpark • Wagner • witzig • Wotan
ISBN-10 3-7517-4130-5 / 3751741305
ISBN-13 978-3-7517-4130-9 / 9783751741309
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