Red Rock Ranch 06: Vierzigtausend harte Dollar (eBook)

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2024 | 1. Auflage
252 Seiten
BLITZ-Verlag
978-3-7579-4935-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Red Rock Ranch 06: Vierzigtausend harte Dollar -  Dietmar Kuegler
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Clay Taylor, US-Marshal von Tucson, machen Mörder, Bankräuber und Halunken das Leben schwer. Fast täglich riskiert er sein Leben. Nun muss er vierzigtausend Dollar von Tucson nach Benson transportieren. Doch es hat sich herumgesprochen, dass nur zwei Soldaten den Marshal begleiten.

Dietmar Kuegler, geb. 1951. Nordamerikanist, Publizist. Als Romanautor beteiligt an Serien wie SUNDANCE, FARGO, 320-PS-JIM, UNON PACIFIC, u. a. Konzept der Serie TRUCKER KING. Von 1984-86 eigene Autorenreihe: JOHN-GRAY-WESTERN. Verfasser von über 60 Sach- und Fachbüchern und mehr als 2.000 Fachartikeln zur Pioniergeschichte Nordamerikas.

Die Hitze lag wie eine glutwabernde Käseglocke über der Stadt, staute sich stickig unter den Häuservorbauten und hing sengend und staubflimmernd über der Mainstreet. Die Adobelehmmauern der spanischen Mission wirkten in der grellen Helligkeit der Sonne so weiß wie erstarrter Schnee. Kein Windhauch durchbrach den Hitzeschleier. Das Land glühte wie eine Ofenplatte.

Aus dem Office der Wells-Fargo-Station trat ein untersetzter Mann mit einer grünen Sonnenblende an der Stirn. Schweigend blickte er über die Mainstreet von Tucson, auf der kein Mensch zu sehen war. Denn es war Mittag. Siesta-Zeit in Tucson.

Der Wells-Fargo-Clerk setzte sich in Bewegung. Er trat aus dem Schatten des Vorbaudaches, verließ den Gehsteig und trat auf die Mainstreet hinaus. Die gleißende Sonne ließ die Falten in seinem Gesicht wie messerscharfe Runen erscheinen. Nach einigen Schritten schon knisterten bereits die feinkörnigen Sandkristalle, die die heiße Luft verfilzten, in den Falten seiner Kleidung.

Der Mann blieb kurz stehen und wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn. Er schritt weiter. Aus den Augenwinkeln schaute er zum Wells-Fargo-Office zurück. Sein Chef, der Wells-Fargo-Agent, schlief jetzt. Der Clerk wusste das. Und er dachte daran, dass er auch gern geschlafen hätte, jetzt in dieser Hitze. Aber dann hatte er das Office des US-Marshals schon erreicht. Er betrat den Vorbau. Der Schatten des weit hervorragenden Daches fiel auf ihn. Aber er brachte keine Kühlung. Die ausgetretenen, von Hitze und Staub spröden Holzdielen knarrten leise unter den Schritten.

Der Mann klopfte an die Tür. Dann drückte er die Klinke hinunter und trat ein. Innen war es nicht so heiß wie auf der Straße. Es herrschte Halbdunkel. Der Clerk blinzelte, blieb an der Tür stehen und atmete flach.

Im Raum befanden sich zwei Männer. Der hinter dem breiten Schreibtisch trug einen blinkenden silbernen Stern im Kreis auf der Lederweste. Er erhob sich jetzt und kam um den Schreibtisch herum. Der Marshal stand fast sechs Fuß groß in seinen Stiefeln. Und er stand breitschultrig und wuchtig da und wirkte im Halbdunkel des Raumes, das nur durch einige karge Lichtstreifen, die durch die schmalen Fenster fielen, etwas aufgehellt wurde, kantig und unnatürlich eckig. Sein Gesicht war voll und hatte doch harte und scharf ausgeprägte Linien. Es lag im Schatten der breiten Krempe des Hutes, unter dem volles, dunkelblondes Haar in leichten Wellen bis zum Hemdkragen floss. Clay Taylor, der Marshal, bewegte sich langsam auf den Mann an der Tür zu und verhielt dann etwa drei Schritte vor ihm.

Seitlich der beiden Männer saß auf einem Stuhl ein dritter, der das ältere Ebenbild des Marshals zu sein schien. Nur war er noch wuchtiger, noch breiter und kantiger als dieser, und er wirkte stark und ungeschliffen wie ein Felsblock aus den Gila-Hills. Sein dunkelgebräuntes Gesicht war von Falten zerfurcht und kühn geschnitten. Sein Haar, das in sanften Wellen bis zum Kragen reichte, war eisgrau.

Es war Big John Taylor, Clays Vater. Er blieb sitzen und schaute mit seinen wasserhellen Augen aufmerksam auf den Clerk.

„Was gibt es, Manning?“ Clay Taylor sprach jetzt. „Warum kommen Sie ausgerechnet in der Mittagszeit?“ Seine dunkle Stimme klang erstaunt. Sein Blick erfasste den Mann, der um etwa einen Kopf kleiner war als er, voll.

„Eine Express-Reiter! Eine Nachricht aus Camp Lowell, Marshal!“ Der Mann atmete schwer. Er wich dem prüfenden Blick des Beamten aus. Seine rechte Hand zitterte leicht. Er fingerte ein zusammengefaltetes knallrotes Papier hinter seinem Gürtel hervor und reiche es dem Marshal. „Sie wurde gerade gebracht.“ Er zögerte. „Sie können sich ganz auf mich verlassen, Marshal. Ich werde schweigen wie ein Grab. Ich habe den Text schon wieder vergessen und weiß von nichts, Marshal, von gar nichts!“

Clay Taylor sagte nichts. Er verstand kein Wort. Er nahm dem anderen den offenen Express-Brief aus der Hand und entfaltete ihn. Der Clerk drehte sich wortlos um, öffnete die Tür und trat hinaus. Clay Taylor wollte noch etwas sagen. Doch da war die Tür schon wieder geschlossen, und der Mann eilte die Straße entlang, zurück zu seinem Office.

Der Marshal senkte den Kopf und überflog den Text des roten Briefes. Er rührte sich nicht, atmete nur pfeifend aus den Mundwinkeln und presste seine Lippen grimmig zu einem schmalen Strich zusammen. Dann drehte er sich um und ging zum Schreibtisch zurück.

„Ärger?“ John Taylor beugte sich vor. „Ist etwas passiert?“

Sein Sohn lachte böse. „Bis jetzt noch nicht. Aber es kann noch einiges passieren. Ärger gibt es sowieso!“

„Das verstehe ich nicht!“ John Taylor zuckte mit den Schultern.

Sein Sohn hob den Kopf und blickte ihn voll an. „Auf diesem roten Wisch steht, dass ich in drei Tagen vierzigtausend Dollar von Tucson nach Benson bringen muss!“

„Das ist eine Menge Geld!“ John nickte ernst. „Aber ist das alles?“

„Nein, das ist nicht alles!“ Clay Taylor hämmerte zornig mit der rechten Faust auf die Schreibtischplatte. „Vor einer Woche kam aus Phoenix eine Kiste mit vierzigtausend Dollar. Zum Teufel damit. Jeder weiß, dass wir keinen Tresor hier haben. Das Ding befindet sich hier im Schreibtisch!“ Clay Taylor riss eine Tür auf und deutete auf eine eisenbeschlagene Kiste. „Die Armee sollte die Kiste abholen und weitertransportieren. Jetzt schreibt die Militärverwaltung, dass die Armee im Moment nicht in der Lage ist, die nötige Anzahl von Soldaten für einen Transport zu stellen. Ich soll nach Benson fahren, in drei Tagen, mit der regulären Wells-Fargo-Kutsche. Zwei Soldaten schickt Major McLean mit, als Begleitung. Zwei Soldaten, ha! Wenn die Armee einen Geldtransport durchführt, reiten mindestens fünfzehn Mann mit. Ich fragte mich, was denkt der sich?“

„Dass du ein tüchtiger Marshal bist!“ John Taylor schmunzelte. Dann wurde er wieder ernst. „Musst du die Sache erledigen?“

„Es ist Regierungsgeld!“ Clay Taylor warf den roten Brief auf den Schreibtisch. „Ich bin Regierungsbeamter. Ich muss das Geld transportieren. Ich muss es transportieren, durch fast sechzig Meilen Wüste, mit nur zwei Soldaten Begleitung! Vierzigtausend Dollar. Ebenso gut könnte ich den Teufel am Schwanz ziehen!“

„Kann der Transport nicht geheim gehalten werden? Bis jetzt weiß doch noch niemand, dass du das Geld bei dir hast!“

„Geheim?“ Clay Taylor schürzte wütend die Lippen. „Wenn bis jetzt niemand von dem Geld wusste, der Wells-Fargo-Clerk weiß es jetzt. Er weiß alles, jede Einzelheit. Er wird heute Abend in einen Saloon gehen und nach dem sechsten Whiskey nicht mehr wissen, was er sagt. Spätestens morgen weiß es halb Tucson. Wenn man mir nicht schon hier in meinem Office den Hals durchschneidet, um das Geld aus dem Schreibtisch zu holen, dann werden sich bestimmt einige finden, die es außerhalb der Stadt versuchen! Wir liegen an der Mexiko-Grenze. Hier wimmelt es von Schurken und Gaunern!“

„Ich werde mitfahren, Clay!“ John Taylor erhob sich und stützte seine Fäuste entschlossen auf die Tischplatte.

Sein Sohn schüttelte den Kopf. „Das kommt überhaupt nicht in Frage! Ich werde nicht einen Fahrgast mitnehmen. Ich fahre mit den beiden Soldaten, und sonst niemand. So lautet die Vorschrift!“

John Taylor nickte stumm und wandte sich ab. Mit müden Schritten ging er zum Fenster und blickte auf die sonnenüberflutete Mainstreet hinaus. Sein breiter Rücken verdeckte fast die ganze Scheibe. Die Straße war noch immer leer.

*

Die Pferdewechselstation am Rande der staubigen Wüstenstraße schien sich unter dem gewaltigen, wolkenlosen heißen Himmel zu ducken. Die Overlandstraße schlängelte sich wie ein graues Band durch den Sand, machte einen Bogen auf die Station zu und zog sich danach schnurgerade weiter nach Osten, um am Horizont zu verschwinden. Eine hüfthohe Adobemauer umgab das Stationshaus und die Stallgebäude. Der Corral war leer. Müde strich ein Windhauch von Süden über die Weite und trug feinkörnigen Sand mit sich, der leise schmirgelnd um die Ecken der Stationsgebäude strich.

Aus der Tür des Stationshauses trat jetzt ein Mann. Er war untersetzt und hatte breite, etwas gebeugte Schultern. Sein Gesicht war von der Wüstensonne tief gebräunt, von Hunderten von Falten und Narben zerschnitten, so dass es wirkte wie das Holz eines zerfressenen Türrahmens. Das Haar des Mannes war weiß.

Die drei Männer, die im Warteraum der Station an einem Tisch saßen, pokerten. Sie bewegten sich kaum. Nur manchmal klirrten einige Dollarstücke auf der Tischplatte, und einer der Männer murmelte einige knappe Worte. Virgil Tucker, der Stationer, dachte über die Nachricht nach, die er vorhin bekommen hatte. Er dachte an vieles. Und sein Kopf war voll von Dingen, von denen er noch vor einer Stunde nicht einmal geträumt hätte. Die flimmernde Hitze schien er nicht wahrzunehmen. Er saß nur da und dachte nach.

Nach einer Stunde etwa erhob er sich und betrat den Warteraum der Station. Hier war es kühler. Der Stationer fröstelte plötzlich. Er fühlte, wie seine Handflächen feucht wurden. Dann stand er am Tisch der drei Männer. Es hatte sich nichts verändert. Sie pokerten noch immer, hielten die Karten in den Händen, hatten Silberdollars auf der alkoholzerfressenen Tischplatte vor sich liegen und nippten ab und zu an den dickwandigen, mit rotem Bourbon-Whiskey gefüllten Gläsern. Und sie konnten lange pokern, tagelang, nächtelang. Es schien ihnen niemals langweilig zu werden. Tucker wusste das. Und so wunderte er sich nicht mehr.

Der Stationer stand da, und die Konturen vor seinen Blicken verschwammen. Sein Hals schien eng zu werden, ein beklemmendes Gefühl legte sich um seine Brust. Er atmete...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2024
Reihe/Serie Red Rock Ranch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Bankräuber • Gold • Halunken • Mörder • Roman • Tucson • Überfall • USA • US-Marshal
ISBN-10 3-7579-4935-8 / 3757949358
ISBN-13 978-3-7579-4935-8 / 9783757949358
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