Western Legenden 64: Der letzte Mountain-Man (eBook)

Rio Concho Band 03
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
286 Seiten
BLITZ-Verlag
978-3-7579-4890-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Western Legenden 64: Der letzte Mountain-Man -  Alfred Wallon
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Der alte Trapper Ezekiel Calhoun will zurück in die Black Hills, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. In den heiligen Bergen der Lakota-Indianer will er jagen und fischen. Doch dort wird eine Eisenbahnlinie geplant. Mit der Eisenbahn kommen auch die Büffeljäger. Schon bald gerät der alte Mann in einen tödlichen Konflikt, hinter dem gewissenlose Politiker im fernen Washington stecken.

Alfred Wallon geb. 1957, ist ein vielseitiger Autor, bis heute über 200 Romane in verschiedenen Genres veröffentlicht hat. Er schrieb Serien wie RIO CONCHO, DIE FORTS AM BOZEMAN TRAIL und TEXAS RANGER für den BLITZ-Verlag und beteiligt sich auch an RED ROCK RANCH und LOBO. Ab Sommer 2023 werden seine Romane exklusiv im BLITZ-Verlag veröffentlicht. Die Serie CIVIL WAR CHRONICLES wird mit einer Neuauflage als eBook und Taschenbuch abgeschlossen, inklusive drei neuen Romanen.

Kapitel 1


Längst war die Sonne hinter den fernen Bergen untergegangen. Nur das unruhige Flackern eines brennenden Lagerfeuers erhellte die Dunkelheit der Nacht. Buffalo Dancer, der alte Medizinmann der Lakota, blickte mit weisen Augen in die Gesichter der jungen Männer, die ihn fragend und neugierig zugleich anschauten. Weil sie wussten, dass die nächsten Tage für sie von großer Bedeutung waren. Denn es war die Zeit gekommen, wo aus den jungen Männern Krieger werden sollten.

»Wakonda ist allgegenwärtig«, sagte der alte Medizinmann und blickte gedankenverloren in die hellen Flammen. »Er wacht über unsere Welt und beschützt auch die Tiere. Zwischen ihm und der Erde befindet sich das Reich der Adler, des Donners und Blitzes sowie der Sonne und des Mondes. All diese Geister haben die Macht, auf die Erde herunterzukommen und Menschengestalt anzunehmen, wenn sie es wollen.«

Er lächelte wissend, als er die staunenden Augen der Jungen sah. Wie es jedes Mal der Fall war, wenn er den Heranwachsenden von der Welt der Geister und Götter erzählte.

»War es Wakonda, der uns P-te schickte, Buffalo Dancer?«, wollte der junge Hunts-the-Bear wissen, der auf der anderen Seite des Feuers saß und aufmerksam den Worten des alten Medizinmannes gefolgt war.

Buffalo Dancer nickte. Er sah Hunts-the-Bear lange an, bevor er fortfuhr. Weil er spürte, dass der Junge beseelt von dem Gedanken war, morgen bei Sonnenaufgang den Stamm zu verlassen und sich auf die Suche nach seiner Vision zu begeben. Genau wie die anderen Jungen, die der Medizinmann heute Abend zu sich gerufen hatte.

»P-te, der große Büffel, ist das Herz unserer Welt«, sagte Buffalo Dancer. »Er war schon hier, bevor unsere Ahnen in dieses Land kamen, und er wird noch hier sein, wenn wir schon wieder bei unseren Ahnen sind. P-te gibt uns Leben, ohne ihn gäbe es kein Volk. Es sind die Büffelgeister, die in den Körpern P-tes wohnen. Diese Seelen sind es, die den hungrigen Menschen Nahrung geben. Vergesst dies nie, wenn ihr eines Tages mit den anderen Kriegern auf die Jagd geht. Und seid dankbar für das, was euch die Büffelgeister schenken. Und nun geht und reinigt euch. Morgen ist ein wichtiger Tag in eurem zukünftigen Leben – vielleicht der bedeutsamste.«

Buffalo Dancer nickte den Jungen auffordernd zu, sich vom Feuer zu erheben und ihm zu folgen. Hinunter zum kleinen Fluss, wo die Frauen eine feste Hütte aus Weidenzweigen errichtet hatten. Nicht weit davon hatten sie ebenfalls ein kleines Feuer entzündet und erhitzten dort große Steine.

»Geht hinein und betet zu Wakonda!«, befahl Buffalo Dancer, während sich die jungen Männer auszogen und sich dann in die Weidenhütte begaben. Dann wurden die erhitzten Steine in die Hütte gebracht und mit Wasser übergossen. Dampf stieg auf, brachte die Haut der Jungen sofort zum Schwitzen. Wohltuender Geruch von Kräutern und Pflanzen hing im Raum, denn Buffalo Dancer wusste, was notwendig war, um Körper und Geist zu reinigen. Auch wenn es schon fast unerträglich heiß in der kleinen Hütte war, so harrte doch jeder der Jungen dort aus, betete schweigend zu Wakonda und den Büffelgeistern, suchte Rat und Hilfe für den kommenden Tag.

Dann erklang die Stimme des alten Medizinmanns, riss die betenden Jungen aus ihrer stummen Zwiesprache. Daraufhin verließen sie die Schwitzhütte, gingen hinunter zum Fluss und badeten in dem kalten Wasser – eine Wohltat nach der Hitze in der Hütte.

Hunts-the-Bear spürte das kalte Wasser auf seiner Haut und fror im ersten Moment noch. Dann spürte aber auch er, wie gut ihm das tat. Seinen gleichaltrigen Gefährten erging es nicht anders. Schließlich verließen sie das Flussbett wieder, zogen sich an und verließen den Zeremonienort, an dem sie sich für den morgigen Tag gestärkt hatten.

Der junge Lakota war schon ein wenig aufgeregt, denn noch nie zuvor hatte er seinen Stamm verlassen. Niemand wusste, wie lange die Suche nach seiner Vision dauern würde. Manchmal kehrten die jungen Krieger schon nach wenigen Tagen wieder zurück zum Stamm, andere wiederum brauchten viel mehr Zeit. Thunder Killer, ein Krieger aus dem Geheimbund der Dog Soldiers, war so lange vom Stamm ferngeblieben, dass kaum noch jemand vermutet hätte, dass er noch lebte. Und doch war er zurückgekommen und zählte nun zu den tapfersten Kriegern des ganzen Stammes.

Schweren Herzens begab sich Hunts-the-Bear zurück zu dem großen Tipi, in dem er und seine Gefährten die vorerst letzte Nacht verbrachten. Das Gesetz schrieb vor, dass er sich auf diese Weise von seinen Eltern löse, und wenn er zurückgekommen war, dann hatte Doe Calf, seine Mutter, ein Kind verloren, aber einen Krieger als Sohn gewonnen. Ein entscheidender Abschnitt im Leben des jungen Hunts-the-Bear.

Er hörte die Stimmen seiner Gefährten, lauschte aber nicht auf den Sinn ihrer Worte. Stattdessen fühlte er jetzt die große Müdigkeit, die von seinem Körper Besitz ergriff. Deshalb war er dankbar, als er das Tipi betrat und sich bald darauf mit einem dicken Büffelfell zudecken konnte. Sofort spürte er die wohlige Wärme, die ihn einhüllte, und schloss die Augen. Sekunden später war er bereits eingeschlafen.

*

Er spürte die wärmenden Strahlen von Angpetu Wi, der hellen Morgensonne, die durch das halb offene Tipi schien. Zuerst musste Hunts-the-Bear unwillkürlich blinzeln und hatte Mühe, sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden. Denn er hatte tief und fest geschlafen.

»Ich hatte einen Traum«, erklang jetzt die Stimme von Panther, der nicht weit von Hunts-the-Bear gelegen hatte. »Ich habe Hokewingla, den Schildkrötenmann im Mond, gesehen.«

Ungläubig sah Hunts-the-Bear seinen Gefährten an, denn er selbst hatte überhaupt nicht geträumt und war natürlich jetzt ein wenig enttäuscht und von Neid erfüllt, als ihm Panther berichtete, dass Hokewingla ihm im Traum versprochen hatte, seine schützende Hand über ihn zu halten.

»Du musst Buffalo Dancer davon erzählen«, sagte Hunts-the-Bear zu ihm. »Er wird eine Antwort darauf wissen und dir sagen, was das zu bedeuten hat.«

»Es bedeutet, dass ich als großer Krieger zurückkommen werde – was sonst?«, antwortete der um einen Kopf größere Lakota und genoss nun die staunenden Blicke der anderen Jungen im Tipi. »Ihr werdet euch an meine Worte erinnern.«

Hunts-the-Bear erwiderte gar nichts, sondern verließ nun das Tipi. Draußen wartete Buffalo Dancer schon auf ihn und die anderen. Der alte Medizinmann hatte sich in seine beste Büffelrobe gehüllt. Nicht nur er, sondern auch viele andere Krieger, Frauen und Kinder waren an diesem Morgen schon früh erwacht. Denn jeder wollte den Augenblick erleben, wo die Jungen den Stamm verließen.

Hunts-the-Bear blickte hinüber zum Tipi seiner Eltern und sah dort Doe Calf, seine Mutter. Sie stand an der Seite ihres Mannes Otter Skin und lächelte ihm zu. Mehr war ihr nicht erlaubt, und Hunts-the-Bear spürte einen Stich in seinem Herzen. Aber da war auch die Freude und Hoffnung auf das, was noch vor ihm lag, und dieser Herausforderung wollte sich der junge Lakota nun stellen.

Buffalo Dancer stimmte nun einen alten Gesang an, betete anschließend zu den Heyoka, einer Gruppe von Schutzgottheiten, flehte sie an, die jungen Lakota nicht vom rechten Pfad abkommen zu lassen, und beschwor auch Anungite, das zweigesichtige Wesen, den zukünftigen Kriegern fernzubleiben. Als er seine Gesänge und Gebete schließlich beendet hatte, richtete er seine prüfenden Blicke auf Hunts-the-Bear und dessen Gefährten.

»Geht nun hinaus und sucht eure Vision!«, rief er mit lauter Stimme. »Wasicong, der Schutzgeist der Lakota, wird euer ständiger Begleiter sein. Hört auf ihn und behaltet euer Ziel vor Augen. Ihr geht als Kinder und werdet zurückkommen als Männer!«

Dann hob er beide Hände empor zum hellen Morgenhimmel und gab damit den jungen Lakota das Zeichen, das Lager zu verlassen. Ohne Waffen und ohne Nahrung, wie es das Gesetz vorschrieb, und jeder von ihnen musste seinen Weg nun allein fortsetzen.

Auch Hunts-the-Bear schaute nun noch ein letztes Mal zurück, bevor er sich auf den Weg machte. Stolz und erhobenen Hauptes ging er in Richtung Norden, wo sich in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Paha Sapa, der heiligen Berge der Lakota, erhoben. Er wusste noch nicht, ob er dorthin gehen sollte. Er hoffte, dass die Schutzgeister und Wakonda ihm den Weg wiesen.

Einige Krieger der Dog Soldiers begleiteten die jungen Lakota weiter hinaus in die Ebene, achteten darauf, dass sich die Jungen wirklich auch trennten und jeder von ihnen seinen Weg allein fortsetzte. Denn wer gegen dieses Gesetz verstieß und sich womöglich aus Furcht oder Zweifel einem anderen anschloss, der hatte einen Anspruch auf eine spätere Mitgliedschaft im Geheimbund der Dog Soldiers verwirkt.

Hunts-the-Bear spürte die wärmenden Strahlen der Morgensonne auf seinem bloßen Oberkörper, während der Wind durch sein langes blauschwarzes Haar fuhr. Es war ein guter Tag, denn am Morgenhimmel zeichnete sich keine einzige Wolke ab. Wakinyan, der Donner, zeigte sich heute nicht, und vielleicht auch nicht in den nächsten Tagen, ein Zeichen, das viel Gutes versprach.

Der junge Lakota beschleunigte seine Schritte, verfiel nun in einen Wolfstrott, den er schon von Kind auf gelernt hatte. Jeder heranwachsende Junge im Stamm lernte so früh wie möglich das schnelle Laufen, auch auf lange Distanz über. Hunts-the-Bear war schon immer ein guter und ausdauernder Läufer gewesen. Das würde ihm sicherlich jetzt zugutekommen.

Das grüne Gras der weiten Plains reichte ihm bis zu den Knien. Irgendwo weit jenseits des Horizontes erstreckte sich das Reich P-tes, des zottigen Büffels. Hunts-the-Bear wusste, dass die großen Herden bald auch in dieses Gebiet kommen...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2024
Reihe/Serie Western Legenden
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Eisenbahn • Familie • gewissenlos • historisch • Indianer • Konflikt • Krieg • Politiker • Reise • Roman • Saga • Trapper
ISBN-10 3-7579-4890-4 / 3757948904
ISBN-13 978-3-7579-4890-0 / 9783757948900
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