Coconut-Time (eBook)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99152-504-2 (ISBN)
Stefanie Greiter wurde 1965 in Mülheim am der Ruhr (Deutschland) geboren. Sie studierte Biologie sowie Montessori- und Ökopädagogik in Graz und arbeitet seit 1998 beim Klimabündnis Steiermark. Von 2001 bis 2003 nahm sie sich zusammen mit ihrem Mann Helmut und ihren beiden Söhnen Nico und Laurin eine dreijährige Auszeit, um mit einem Segelboot den Südpazifik zu erkunden.
Unser ursprünglicher Plan war es eine Weltumsegelung zu machen. Aber manchmal kommt es anders und viel besser …
1
Es war einmal ein Traum …
Genial! Vor mir eine unendliche, spiegelglatte Fläche in allen nur erdenklichen Blautönen, über mir der strahlend blaue Himmel, nur unterbrochen von ein paar verwischten Wölkchen, unter mir das unbewegte Boot, so ruhig, als würde es im sicheren Hafen liegen. Am Horizont lässt eine feine Nahtlinie die Grenze zwischen oben und unten, Himmel und Wasser, erahnen. Wie kann das Meer nur so ruhig sein? Unglaublich! Ich strecke mich, atme noch einmal tief durch. Ein kurzer Schock! Das nasse, kühle Blau schlägt über mir zusammen, spült in einem einzigen Augenblick sämtlichen Schweiß von der Haut. Ich tauche ein, das Blau wird dunkler und dunkler, bis es schon fast ins Schwarz abdriftet. Ein kleines Stück noch, dann wird es Zeit umzudrehen. Ich schaue nach oben. Über mir spannt sich die Meeresoberfläche mit ihren glitzernden Lichtreflexen. Prustend tauche ich auf und schaue – dieses Mal von oben – den Wellen nach, die rund um mich ihre Kreise ziehen. Mit möglichst wenigen Bewegungen hänge ich an der Oberfläche, denn so ist mir das Meer am allerliebsten – spiegelglatt. Keine Welle, kein Schwelli. Ich will es einfach nur bestaunen, dieses „Urmel-aus-dem-Eis-Folien-Meer“, das der Augsburger Puppenkiste entsprungen scheint.
Es ist einer dieser unvergesslichen Momente. Glücklich wie ein Fisch im Wasser treibe ich dahin. Gibt es noch eine Steigerung an Schönheit, Frieden, Ruhe? Es gibt sie, als es urplötzlich anfängt leicht zu regnen. Es ist nur eine Miniwolke, die da ihre Fracht ablädt. Und ich schwimme in einem Kunstwerk aus Millionen von Regentropfen. Viele prallen vom Meer ab und bleiben auf der Oberfläche als Minikugeln liegen, bevor sie – plopp – der Anziehungskraft der Wassermassen erliegen. Es kommt mir vor, als wäre meine Wahrnehmung auf Zeitlupe geschaltet. Ob Salvador Dalí hier seine künstlerische Hand im Spiel hat? Die Tropfenformationen rund um mich erinnern stark an seine zerfließenden Gemälde. Jedes Schulkind sollte einmal in so einem Augenblick im Meer schwimmen, denke ich mir, dann wüsste es sofort, was Oberflächenspannung ist!
Ich lasse mich treiben, genau so, wie wir uns durch die Südsee treiben lassen. Unser Traum ist wahr! Wir liegen hier in dieser wunderschönen Bucht vor Anker. Mit einem Boot, so optimal für uns, dass es schon fast unheimlich ist. Unser Weg hat uns zu einer der schönsten Südseeinseln geführt. Der palmenumsäumte Strand scheint einem Reiseprospekt entsprungen, aber er gehört zu unserer Realität.
So früh am Morgen ist es noch ganz ruhig an Bord unserer NONIE. Der Rest der Familie verschläft das Naturschauspiel. Es geht uns gut, wir genießen das Leben in vollen Zügen. Und das, obwohl es manches Mal so aussah, als ob unser Traum sich nicht erfüllen könne.
Ob du glaubst, dass du etwas kannst,
oder du glaubst, dass du es nicht kannst,
in beiden Fällen hast du recht!
Henry Ford
Kurz bevor Heli und ich ein Paar wurden, fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm gemeinsam den Segelschein zu machen. Als Biologiestudentin im 6. Semester fehlte mir aber das nötige Kleingeld und ich ließ es bleiben. Wozu brauchte ich denn auch den Segelschein? Segeln konnte ich mir sowieso nicht leisten. Das wenige Geld, das ich zur Verfügung hatte, ging meistens für Fahrten zu meiner Familie nach Deutschland drauf.
Wir beide hatten uns zwei Jahre vorher bei einem Tauchkurs in Graz kennengelernt. Heli sollte sich als Tauchassistent um „die Mädels“, sprich meine Freundin Anna Maria und mich, kümmern. Auch nach bestandener Tauchprüfung waren wir oft gemeinsam mit einer großen Gruppe von Tauchern unterwegs. Heli und ich verstanden uns blendend. Wir beide liebten das Reisen, das Tauchen und das Meer.
Zu meinem – unserem – Glück hat mein Mann das „Kümmere dich um die Mädels“ wörtlich genommen! Kurze Zeit später drückte er mir ein Buch in die Hand mit der Bemerkung: „Lies das mal. Das möchte ich auch machen!“ „Taboo – Eines Mannes Freiheit.“ Ich rümpfte die Nase. „Ach du meine Güte, was für ein merkwürdiger Macho-Titel.“ Wie konnte ich auch wissen, dass dieses Buch unser Leben verändern sollte. Ich verschlang es geradezu. Ein super geschriebener Bericht des ersten österreichischen Weltumseglers, etwas angeberisch vielleicht, aber unglaublich spannend. Genauso unaufhaltsam wie bei Heli pflanzte diese Geschichte eine Idee in meinen Kopf, die Idee, mit einem Segelboot zu reisen, eine Weltumsegelung zu machen. Das klang einfach zu gut, um es nicht wahr werden zu lassen. Deshalb brauchte Heli also den Segelschein!
Auch unser Freund Mats las das Buch und war gleich mit von der Partie. Das „Samenkorn Weltumsegelung“ begann aber erst richtig zu keimen, nachdem wir „Shangri-La“ von Burghard Pieske gelesen hatten. Von da an war diese Idee fest in uns verwurzelt. Was sollte drei so gute Freunde wie Mats, Heli und mich daran hindern, so eine Reise zu machen? Auch die Pieskes waren gemeinsam mit einem Freund auf ihrem Katamaran um die Welt gesegelt. Was sollte uns also aufhalten?
Gut, Geld hatten wir keines. Helmut arbeitete als Angestellter bei der Krankenkasse, Mats als Sozialarbeiter und ich war Studentin. Also würden wir in absehbarer Zeit auch keine riesigen Summen zu erwarten haben. Ein Boot war auch weit und breit nicht in Sicht. Dass keiner von uns je auf einem Segelboot gewesen war, geschweige denn segeln konnte, erschien uns dagegen als ein relativ kleines Problem.
Heli büffelte immerhin schon die Theorie für die A-Schein-Prüfung. Das war der erste kleine Schritt in die richtige Richtung. Alles in allem schienen die Voraussetzungen aber nicht gerade optimal zu sein.
Intuitiv haben wir dann das getan, was bei riesengroßen, schier unüberwindbaren Aufgaben am besten ist – wir zerlegten sie in kleinere Teile. Unsere erste To-do-Liste sah in etwa so aus wie auf der Abbildung. Der erste Punkt war einfach, wir eröffneten ein Boots-Konto. Für so ein Vorhaben brauchten wir Geld, viel Geld. Frei nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“ fingen wir an zu sparen. Außerdem verbrachten wir Tage und Nächte damit, Pläne zu schmieden, uns alles ganz genau auszumalen, verschiedene Bootstypen zu studieren und die Vor- und Nachteile von allem abzuwägen. Einrumpfboot oder Katamaran? Selbst bauen? Wenn ja, mit welchem Material? Vielleicht eine Stahlyacht? Den Rumpf kaufen und ausbauen? Mit Feuereifer malten wir uns unseren Traum in den buntesten Farben und Varianten aus. Ein guter Teil unserer Ersparnisse floss zu dieser Zeit in Bücher und Segelzeitschriften. Und in diverse Fahrten ans Meer, wo wir durch die Marinas schlenderten, Boote begutachteten, weiterträumten. Natürlich war uns bewusst, dass wir bald einmal segeln lernen sollten. Es wäre ganz gut zu wissen, ob Segeln überhaupt unser Ding ist.
Mit der genauen Route wollten wir uns erst später auseinandersetzen. Erst einmal hatten wir noch so viele andere Dinge zu erledigen. „Auf jeden Fall ein Mal rund um den Globus!“ war die Devise.
In unserer Begeisterung erzählten wir überall von unserer Idee. Wir waren sicher, dass wir diesen Plan verwirklichen würden. Das sollten ruhig alle wissen. Dem Rest der Welt war das allerdings nicht so klar. Meistens wurden wir mit einem müden Lächeln bedacht, hinter dem mehr oder weniger deutlich solche Gedanken wie „Schnapsidee! Das kann ja nie gehen!“ oder „Ihr seid wohl vollkommen durchgeknallt!“ abzulesen waren. Nur wenige sprachen damals ihre Bedenken offen aus. Die meisten nahmen insgeheim an, dass wir es sowieso nicht schaffen würden. Mats, Heli und ich wussten aber ganz genau: Nichts kann uns aufhalten. Weil man einen ausbrechenden Vulkan nicht einfach wieder zustopfen kann!
Eins und eins ist nicht immer gleich zwei
Mitten in dieser ersten intensiven Vorbereitungsphase kam die Nachricht, dass unsere Crew bald um einen Leichtmatrosen erweitert werden würde. Unsere Eltern und Freunde atmeten auf. Damit hatten sich unsere Reisepläne wohl erübrigt. „Mit einem Kind geht so was ja nicht! Das ist ja viel zu gefährlich!“
Heli und ich sahen das anders. Wir freuten uns auf unseren Nachwuchs und beschlossen, die Reise trotzdem zu machen. Zwar würden wir vieles an die Bedürfnisse des Kindes anpassen müssen, andererseits hätten wir beide viel Zeit für die Familie, viel mehr Zeit als in unserem normalen Leben in Europa. Keiner von uns würde morgens zur Arbeit fahren müssen, keine sonstigen Verpflichtungen würden uns aufhalten. Familienleben pur. Auch Mats ließ sich nicht...
Erscheint lt. Verlag | 18.7.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
ISBN-10 | 3-99152-504-6 / 3991525046 |
ISBN-13 | 978-3-99152-504-2 / 9783991525042 |
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Größe: 27,7 MB
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