Burmester und der Wintersport-Killer: Kriminalroman (eBook)
160 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8164-3 (ISBN)
Der nächste Tag verging ohne besondere Zwischenfälle. Aldo besuchte Jana in der örtlichen Klinik, aus der sie bald wieder entlassen werden sollte. Er tarnte diesen Besuch als Sympathiebesuch für jemanden, den er nicht näher kannte.
Zum Skifahren auf den Hängen und Loipen, die viele Kilometer weit um Garmisch-Partenkirchen herum zur Verfügung standen, fand Aldo an dem Tag keine Gelegenheit. Am Abend suchte er abermals Marina Barkron auf.
Der Privatdetektiv und die hübsche Hotelbesitzerin waren sich bereits nähergekommen. Es funkte und knisterte zwischen ihnen. Aldo fuhr zu Frau Barkrons Penthousewohnung auf dem halbrunden Hotelbau hinauf.
Einen Herr Barkron gab es schon seit Jahren nicht mehr. Wo Marina Barkrons Ex-Gatte abgeblieben war, wusste Aldo weder, noch interessierte es ihn besonders. Die Hotelbesitzerin, die sich auch noch an anderen geschäftlichen Unternehmungen in der Umgebung beteiligte, Skilifte, Boutiquen und dergleichen, war erfolgreich geschieden.
Aldo fand die Penthousetür geschlossen. Er hörte ein Geräusch hinter der Tür, klopfte und klingelte. Doch er erhielt keine Antwort. Trotzdem hatte Aldo das Gefühl, jemand müsse in der Wohnung sein. Er stellte sich so hin, dass er bei einem Blick durch den Spion nicht gesehen werden konnte, und lauschte an der Tür.
Nach einer Weile vernahm er wieder einen Laut in der Wohnung. Haustiere hatte Marina Barkron keine. Die Geräusche konnten also nicht von einem Hund oder von einer Katze hervorgebracht worden sein.
Aldo Burmester versuchte den guten alten Scheckkartentrick, der nur dann funktionierte, wenn eine Tür nicht abgeschlossen war. Der Detektiv schob die geknickte Scheckkarte in den Türspalt. Er konnte die Falle damit zurückschieben. Der Detektiv öffnete lautlos die Tür und schlich in die geräumige, luxuriös und geschmackvoll eingerichtete Wohnung.
Im Wohnzimmer geisterte der Lichtstrahl einer Taschenlampe in der sonst dunklen Wohnung umher. Durch ein Loch in der Panoramascheibe, vor die Stores gezogen waren, zog es. Kalte Luft drang herein.
Aldo zog die Pistole und knipste das Licht an.
An der Wand stand eine geschmeidige Mulattin im Thermo-Overall. Sie hatte ein Bild von der Wand genommen. Hinterm Bild verbarg sich ein Wandsafe, an dem die Einbrecherin arbeitete. Mit einem Stethoskop und Gefühl versuchte sie, das Kombinationsschloss zu knacken, indem sie aufs Einrasten der Kranzräder lauschte, die durch Zahlendrehen gestellt wurden.
Aldo war gerade zur rechten Zeit erschienen. Die Safetür öffnete sich im selben Moment, als er das Licht anknipste.
Die Einbrecherin wirbelte herum. Aldo hielt sie mit der Automatic in Schach. Er schaute in das hübsche Gesicht einer Frau von Anfang Zwanzig.
»Wie kommen Sie hier herein?«, fragte sie ihn.
»Dasselbe wollte ich Sie fragen«, entgegnete der Privatdetektiv.
»Du bist ein Kollege«, sagte die Mulattin, womit sie sich täuschte. »Ich bin an der Wand hochgeklettert. Und du?«
»Bei der Kälte werde ich doch nicht meinen Hals bei einer Kletterpartie riskieren«, erklärte Aldo. »Die Wohnungstür war zum Flur mit dein Lift hin nur ins Schloss gezogen. Ich bin mit der Scheckkarte reingekommen.«
»Ach, und ich habe mir extra die Mühe gemacht. Dafür bin ich im Hotel nicht gesehen worden. Wir können die Beute teilen. Es ist genug für uns beide da. Sieh nur den Schmuck und die Banknoten!«
Die Fassadenkletterin deutete einladend auf den offenen Safe, was Aldo, der nähergetreten war, jedoch nicht ablenkte.
Die Fassadenkletterin holte eine Schmuckschatulle und ein Bündel Banknoten hervor. Beides schwenkte sie verlockend vor Aldo Burmester' Augen.
Plötzlich warf sie ihm die Schatulle ins Gesicht. Aldo zuckte zusammen. Er hätte schießen können. Doch er war kein Killer und sah keinen Grund, der Mulattin gleich eine Kugel zu verpassen.
Fast hätte er es bereut. Ihr rechter Fuß schoss vor und prellte Aldo die Pistole aus der Hand, die hinter die Couch flog. Wie ein Sturmwind griff die Schöne mit dem milchkaffeefarbenen Teint an.
Sie war durchtrainiert, was bei einer Fassadenkletterin nicht anders zu erwarten war, und Kung-Fu-Expertin. Aldo hatte sich einer Menge Attacken zu erwehren.
Fußtritte, Fußstöße und Faust- und Handkantenhiebe hagelten nur so auf ihn nieder. Von der Kondition und ihren Fähigkeiten her hätte die Mulattin in jedem Kung-Fu-Film eine Hauptrolle spielen können. Aldo hatte alle Hände voll zu tun, sich ihrer zu erwehren. Er begriff, weshalb Wirbelstürme weibliche Namen erhielten. Hier stand er einem gegenüber.
Mit einem Kampfschrei fegte die Angreiferin heran, wirbelte um die Achse und führte einen sausenden Schlag mit dem hochgerissenen rechten Fuß nach unten aus, um Aldos Deckung wegzufegen. Es gelang ihr. Sie setzte nach.
Aldo konnte sie jedoch packen. Er setzte einen Judogriff an. Mit einem Hüftwurf ließ er die Mulattin hart auf dem Boden landen. Der dicke Teppich dämpfte den Fall.
Ehe Bruce Lees Schwester, die sie hätte sein können, sich abzurollen und wieder aufzuspringen vermochte, hatte Aldo sie. Mit seinem Gewicht drückte er die Mulattin auf den Teppich und verdrehte ihr den Arm. Sie bäumte sich auf, das Gesicht in den Teppich gepresst, und versuchte, Aldo abzuschütteln.
Doch er war zu stark. Er sah sich nach einer geeigneten Fessel um und band dem Girl die Hände mit seinem Gürtel. Dann stand er auf und klopfte sich die Hände ab.
Doch er hatte sich zu früh gefreut. Die Mulattin sprang auf und griff ihn mit den Füßen an, die sie als Kung-Fu-Kämpferin effektvoll einsetzen konnte. Aldo wehrte abermals ab und warf die Gegnerin auf die Couch.
»Jetzt reicht es«, warnte er sie. »Wenn du noch mal frech wirst, versohle ich dich.«
»Das würde mich reizen«, lockte sie. »Ich stehe auf starke, brutale Männer.«
»Komm mir nicht auf die Tour! Verrate mir lieber, wer dich geschickt hat!«
»Du bist gar kein Einbrecher«, beschwerte sich die Hübsche und zog eine Schmollschnute. »Wer denn dann?«
»Aldo Burmester. Ein Privatdetektiv, der in Garmisch-Partenkirchen aufräumen will.«
»Da hast du dir allerhand vorgenommen.«
Aldo ging ans Telefon. Erschrocken fragte ihn die Mulattin, was er denn jetzt vorhätte.
»Ich rufe den Polizeihauptmeister an. Schließlich bist du hier eingebrochen und wolltest den Safe ausräumen.«
»Deswegen musst du mich doch nicht gleich dem Polizeihauptmeister übergeben. Dann würde ich im Gefängnis landen.«
»Stimmt! Aber eine geschickte Fassadenkletterin wie dich werden sie dort nicht lange festhalten können.«
»Das weiß man nicht«, antwortete die Einbrecherin. »Meine Mutter ist im Gefängnis gestorben. Dabei war sie Artistin. Von ihr habe ich das meiste gelernt, was ich kann.«
Das war auch eine Art, seine Kinder fürs Berufsleben auszubilden. Aldo brachte einen Vorschlag an.
»Wie heißt du? Dein Vorname genügt.«
»Nenn mich Alina.«
»Also, Alina, wenn du auspackst und mir Tipps gibst, was hier in Garmisch-Partenkirchen los ist, mit denen ich wirklich was anfangen kann, überlege ich mir, ob ich dich laufen lasse.«
»Darüber lässt sich reden. Aber nimm mir zuerst die Fesseln ab. Du bist übrigens ein toller Bursche. Bisher habe ich kaum je einen Mann getroffen, der mich in einem fairen Zweikampf schaffte. Zudem hast du nicht auf mich geschossen, obwohl du es hättest tun können. Du bist in Ordnung, Aldo Burmester.«
»Wenn du mich mit deinen Lobreden einwickeln willst, kannst du dir die Mühe sparen. Das verfängt bei mir nicht.«
Aldo holte zuerst seine Automatic hinter der Couch hervor. Dann löste er Alinas Fesseln und mixte zwei Drinks. Der Privatdetektiv wendete der Fassadenkletterin dabei absichtlich den Rücken zu, um sie zu einem Angriff zu verleiten. Er behielt Alina jedoch in einem Wandspiegel im Auge und wäre dem Angriff sofort begegnet.
Sie griff ihn jedoch nicht an. Die beiden saßen plaudernd im Wohnzimmer des Penthouses, als Marina Barkron eintrat. Die Hotelbesitzerin staunte nicht schlecht, als Aldo ihr berichtete, was sich abgespielt hatte. Alinas Bericht war ebenfalls erstaunlich.
*
»Die Jagdgründe für Ganoven, Taschendiebe, Einbrecher und Diebe werden vom Ring kontrolliert«, schilderte Alina. »Wer den Ring leitet, weiß ich nicht. Wir ... ich habe an einen Kassierer des Rings dafür bezahlt, dass ich hier unangefochten arbeiten darf.«
»Vom Ring unangefochten?«, erkundigte Aldo sich.
»Natürlich. Vor dem Polizeihauptmeister habe ich sowieso keine Angst. Dieser Plattfuß kann nicht viel mehr als Parksünder aufschreiben, und auch das nur, wenn das Nummernschild vom Auto nicht verdreckt ist.«
Alina kicherte. Eitel schilderte sie, was für ein Ass sie als Fassadenkletterin, Einbrecherin und Safeknackerin sei.
Alina hatte mit dem Glasschneider ein Loch in die Thermopanescheibe...
Erscheint lt. Verlag | 22.7.2023 |
---|---|
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-7389-8164-0 / 3738981640 |
ISBN-13 | 978-3-7389-8164-3 / 9783738981643 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 256 KB
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich