Lassiter 2665 (eBook)

Lassiter und der Feuerteufel

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5274-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter 2665 - Katja Martens
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

'Nun mach schon, Horaz.' Jeb Bolton trat von einem Fuß auf den anderen, während sein Blick über die nächtlich dunkle Gasse schweifte. Ihm war nicht wohl dabei, in ein fremdes Haus einzubrechen. Schon gar nicht, wenn es sich um das Haus des Totengräbers handelte.
Sein Begleiter stocherte mit einem Draht im Schloss, bis ein leises Klicken seine Bemühungen belohnte. 'Nur ein kurzer Blick', raunte er, 'dann sind wir wieder weg. Ich will wissen, ob an den Gerüchten etwas dran ist.' Langsam schob er die Tür auf und hob seine Lampe. Das Licht fiel auf einen Tisch, der mit einem schmutzigen Laken bedeckt war. Darunter zeichneten sich die Umrisse einer menschlichen Gestalt ab.
Horaz tastete nach dem Tuch, zog es mit einem Ruck beiseite - und fluchte, denn in das verzerrte Gesicht des Toten hatte sich das pure Grauen gemeißelt. 'Was zum Geier ist diesem armen Teufel bloß zugestoßen?'


Lassiter
und der
Feuerteufel

von Katja Martens

»Nun mach schon, Horaz.« Jeb Bolton trat von einem Fuß auf den anderen, während sein Blick über die nächtlich dunkle Gasse schweifte. Ihm war nicht wohl dabei, in ein fremdes Haus einzubrechen. Schon gar nicht, wenn es sich um das Haus des Totengräbers handelte.

Sein Begleiter stocherte mit einem Draht im Schloss, bis ein leises Klicken seine Bemühungen belohnte. »Nur ein kurzer Blick«, raunte er, »dann sind wir wieder weg. Ich will wissen, ob an den Gerüchten etwas dran ist.« Langsam schob er die Tür auf und hob seine Lampe. Das Licht fiel auf einen Tisch, der mit einem schmutzigen Laken bedeckt war. Darunter zeichneten sich die Umrisse einer menschlichen Gestalt ab.

Jeb rieselte ein Schauer das Rückgrat hinunter. Zögernd folgte er seinem Begleiter ins Haus, hielt sich jedoch in der Nähe der Tür. Um keinen Preis würde er sich dem Toten nähern oder gar dessen Ruhe stören. So was brachte einem nichts als Ärger ein, davon war er überzeugt.

Horaz hielt die Lampe noch ein wenig höher. Der flackernde Lichtschein schien über die Wände aus grob behauenem Holz zu tanzen. »Na los doch«, drängte er mit gesenkter Stimme. »Zieh das Tuch zur Seite.«

»Mach du das doch. Du wolltest unbedingt herkommen. Nicht ich.«

»Was ist denn los? Hast du etwa Angst, er steht wieder auf? Doc Hartley sagt, der arme Teufel ist mausetot. Also?«

Jeb konnte sich noch nicht überwinden, einen Blick auf den Toten zu werfen. Dabei waren ihm die Gerüchte natürlich ebenfalls zu Ohren gekommen. Immerhin leitete er den Gemischtwarenladen an der Mainstreet von Bodie zusammen mit seinem Geschäftspartner Horaz. In ihrem Laden blieb ihnen keine Neuigkeit verborgen. Jeder Kunde brachte welche mit. Die Geschichten von dem grausigen Ableben des Schmieds hatten bereits die Runde gemacht und, ja, auch Jeb hätte gern gewusst, was seinem schweigsamen Nachbarn zugestoßen war.

Doch deswegen dessen Ruhe stören?

No, Sir!

»Ich mach das nicht«, murmelte er und verschränkte die Arme vor der Brust.

Horaz verdrehte die Augen. »Na schön, dann lass mich mal ran.« Er streckte eine Hand nach dem Tuch aus, zog es mit einem Ruck beiseite – und taumelte im nächsten Augenblick zwei Schritte rückwärts. Weg von dem Toten.

Jebs Herz machte einen schmerzhaften Satz. Er wagte kaum, hinzuschauen, aber er konnte auch nicht wegschauen. Sein Blick streifte das verzerrte Gesicht des Toten und im nächsten Moment stieg es sauer in seiner Kehle auf.

Pures Grauen hatte sich in die Züge des Schmieds gemeißelt. Sein Antlitz hatte kaum noch etwas Menschliches an sich, so verzerrt war es. Der Name des Schmieds war Paul Jeffers gewesen. Er galt als schweigsamer Mann, den nichts aus der Ruhe bringen konnte. Er hatte die Kraft von zehn Bullen und die Geduld einer schlafenden Schildkröte. Nicht ein einziges Mal hatte Jeb erlebt, dass sein Nachbar die Stimme erhoben oder sich aufgeregt hätte. Nein, Paul war der entspannteste Mensch gewesen, den er je getroffen hatte. Nicht einmal ein Kunde, der das Bezahlen »vergaß« konnte ihn aus der Ruhe bringen. Doch im Augenblick seines Todes musste ihn etwas völlig aus der Fassung gebracht haben.

»Die Leute haben recht«, murmelte Jeb. »Etwas ist hier ganz und gar nicht so, wie es sein sollte.«

Horaz war so blass geworden, dass sein Kinnbart besonders deutlich aus seinem schmalen Gesicht hervorstach. »Was zum Geier ist diesem armen Teufel bloß zugestoßen?«

»Das weiß ich auch nicht. Er sieht aus, als hätte er in seinen letzten Augenblicken geradewegs in die Hölle geblickt.«

»Die gibt es nicht«, brummte Horaz. »Und wenn doch, dann findest du sie hier auf Erden. Frag Doc Hartley. Seine Frau macht ihm regelmäßig die Hölle heiß, wenn er nicht pünktlich zum Essen daheim ist.«

»Dieser Mann ist ein Heiliger.«

»Warum? Weil er sie noch immer nicht vergiftet hat?«

»Nein, weil er immer für andere da ist.«

»Da ist was dran, aber diesem armen Kerl hier konnte er nicht mehr helfen. Der war immer kerngesund und ist ganz plötzlich tot umgefallen. Zumindest lautet so das Urteil des Docs. Wobei es schon ziemlich verdächtig ist, dass ihm ohne jeden Grund das Herz stehen geblieben sein soll. Ich meine, Paul war gesund wie ein Pferd.«

»Wer weiß schon, was ein plötzlicher Schrecken bei einem Menschen anrichten kann.«

»Ein plötzlicher Schrecken?«

»Na, sieh ihn dir doch an. Er war außer sich vor Panik, als er gestorben ist.«

»Aber was kann so schlimm gewesen sein, dass ein Hüne wie er einfach umfällt?«

»Das eben ist die Eine-Million-Dollar-Frage.« Jeb lehnte sich vor und zog das Laken wieder über den Leichnam. Dann bekreuzigte er sich einmal.

Horaz warf ihm einen Blick zu, verkniff sich aber jede Bemerkung.

In diesem Augenblick rumpelte draußen auf der Straße ein Fuhrwerk vorüber.

Hastig drehte Jeb die Lampe herunter. Dann zischte er: »Verschwinden wir hier, ehe uns jemand entdeckt. Ich habe keine Lust, erklären zu müssen, was wir hier getrieben haben.«

»Einverstanden.« Horaz bewegte sich mit ihm zur Tür. Nach einem kurzen Blick nach draußen, mit dem sich vergewisserten, dass niemand in der Nähe sie beobachtete, huschten sie ins Freie und zogen die Tür hinter sich zu.

Der kühle Nachtwind streifte Jebs Haut und fühlte sich angenehm an. Erst jetzt merkte er, dass ihm im Haus des Totengräbers der Schweiß ausgebrochen war.

Sie stiefelten die Mainstreet hinauf. In den meisten Gebäuden brannte noch Licht. Nach einer Weile sahen sie ein gelb gestrichenes Haus vor sich. Über der Schwingtür am Eingang waren Hörner von Longhorns festgemacht. Stimmen und das Klimpern eines Pianos drangen nach draußen.

Jebs Stimmung hob sich augenblicklich.

»Sieh mal, der Saloon hat wieder geöffnet.« Er deutete die Straße hinauf.

»Na, das sind endlich mal gute Nachrichten«, brummte Horaz. »Statten wir dem Laden einen Besuch ab. Nicht, dass er wegen zu weniger Gäste schließen muss.«

Damit war Jeb einverstanden. Doch um zu wenige Gäste hätten sie sich nicht sorgen müssen. Der Longhorn-Saloon war rappelvoll. An den langen Tischen saßen Gäste und tranken Whisky, droschen Karten oder starrten dem drallen Girl auf den Hintern, das das Essen servierte. Sie bewegte sich mit schaukelnden Hüften zwischen den Gästen hindurch, die teilweise keinen Stuhl mehr gefunden hatten und ihr Glas im Stehen leerten. Ein Billardtisch in der Mitte des Raumes war dicht umlagert. Männer schauten dem Spieler gebannt zu, der soeben versuchte, eine Kugel zu versenken. Auf einer Empore malträtierte ein Musiker die Tasten eines Pianos.

Jeb rieb sich die Hände, die trotz der Wärme kalt waren.

»War Zeit, dass wieder jemand den Laden übernimmt«, murmelte er. »Nachdem Harris das Zeitliche gesegnet hat, war der Saloon geschlossen. So was ist doch kein Zustand für eine Stadt.«

»Seh' ich auch so«, stimmte Horaz ihm bei, an die Theke tretend.

Hinter dem Tresen stand ein großer, kräftiger Mann mit sandfarbenem Haar und blauen Augen, die freundlich, aber auch eine Spur prüfend blickten. Kein Detail schien ihnen zu entgehen. Seine Haut war sonnengebräunt und von Wind und Wetter gegerbt, was es schier unmöglich machte, sein Alter zu schätzen. Er unterhielt sich gerade mit einem Paar, das sich offenbar nicht entscheiden konnte, was es trinken wollte. Die Lady ließ kein Auge von ihm.

»Hey, den Burschen kennen wir doch«, murmelte Horaz. »Der ist erst kürzlich in die Stadt gekommen. Wusste gar nicht, dass er den Saloon übernehmen will.«

Jeb brummte etwas Undeutliches in sich hinein, als er bemerkte, wie die Lady den Fremden anlächelte. Ja, sicher, das hat Bodie gebraucht, dachte er grimmig. Noch so ein großer, gut gebauter Kerl, der die Damen mit einem Blick becircen kann. Wo soll man da bleiben, wenn man nicht gerade groß und muskulös ist, hä? Er strich seine sich bereits lichtenden Haare glatt und seufzte leise.

Seinen Begleiter schienen solche Bedenken nicht zu plagen. Er grinste den Mann hinter der Theke freundlich an, als der sich ihnen zuwandte. »Howdy. Sie sind also der neue Salooner?«

»Der bin ich. Mein Name ist Lassiter.« Der Fremde erwiderte das Grinsen. »Was darf's denn sein, Gentlemen?«

Eine Woche zuvor

»Hier können wir leider nichts mehr ausrichten.« Marshal Jim Dodson stemmte die Fäuste in seine Hüften, während er sich zu seinen Deputies umdrehte und in vier grimmige Gesichter blickte. Die vergangenen Stunden hatten ihnen allen zugesetzt.

Einen wie dem anderen.

An diesem Morgen hatten Reisende auf dem Weg nach Bodie einen grausigen Fund gemacht: Während einer Rast hatte Toby Shoemaker, der elfjährige Sohn der Familie, einen menschlichen Fuß im hohen Gras entdeckt. Die Spuren legten nahe, dass er von einem Raubtier abgebissen...

Erscheint lt. Verlag 15.8.2023
Reihe/Serie Lassiter
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5274-9 / 3751752749
ISBN-13 978-3-7517-5274-9 / 9783751752749
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,0 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49