Tom Prox 128 (eBook)

Die Todesfalle

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5365-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tom Prox 128 - Alex Robby
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Vier Tote! Das sind mindestens drei zu viel für Morris Timberlake, den Sheriff des nordtexanischen Örtchens Mosquito. Denn mehr als die Tatsache, dass die vier Männer erschossen wurden, verraten ihre Leichen nicht. Ihre Identität, der Grund für die Morde oder gar die Mörder? All diese Fragen vermag der Provinz-Sheriff nicht zu beantworten und wendet sich daher an Tom Prox.
Schon bald werden sich der Captain der Ghost Squad und seine Leute in einer verworrenen Geschichte wiederfinden, in der zwei Brüder - der eine ist gerade aus einer Nervenheilanstalt ausgebrochen -, ebenso eine wichtige Rolle spielen, wie die Drillings-Schwestern Anny, Betty und Christy Bannister. Und dass in Mosquito zudem der halbjährliche Viehauftrieb unmittelbar bevorsteht, der das Örtchen nicht nur für einen Tag zur Rinderhauptstadt des Landes macht, sondern Millionen von Dollars in den kleinen Ort spült, wird sogar noch eine zweite Front eröffnen ...


2. Kapitel


Die beiden schweren Lokomotiven, deren brandrot gestrichene gewaltige Kuhfänger hell in der Mittagssonne leuchteten, quälten sich fauchend und keuchend durch eine weite, sanft ansteigende Kurve im Flusstal des Canadian-River empor.

Aus den überhohen, mit breiten Drahtkörben zum Abfangen des für den Hochwald gefährlichen Funkenfluges versehenen Schornsteinen quollen dicke Rauchwolken. Der stickige schwarze Kohlenqualm, der sich mit hellem zischendem Wasserdampf vermischte, wurde von dem aus den Bergen einfallenden Wind niedergedrückt und hüllte die lange Wagenschlange fast völlig in seinen Mantel. Ab und an gellten die schrillen Lokomotivpfiffe von den Felswänden des Tales wider.

Dem Tender der zweiten Lokomotive folgten ein Gepäck-‍, dann ein Personenwagen, und dahinter liefen an die vierzig vierachsige Spezialwaggons zum Viehtransport. Bis auf einen dieser Waggons, in dem mehrere Pferde standen, waren die mit ohrenbetäubendem Lärm über die Gleise klirrenden und klappernden Waggons völlig leer.

Der »Canadian-River-Express«, wie der zwischen Canadian und Mosquito verkehrende Zug der Nebenbahn großspurig genannt worden war, hatte auf der Strecke mehrere erhebliche Steigungen zu überwinden.

Der glitzernde Schienenstrang folgte den zahlreichen Flusswindungen und überquerte den Wasserlauf einige Male auf schwindelerregend hohen, zerbrechlich wirkenden Brückenbögen. Eine Zwischenstation gab es auf dieser Strecke nicht, nur einmal hielt der Zug an einem einsamen Flussknick zur Wassernahme für die Lokomotiven.

Für den Canadian-River-Express, der jetzt durch das Flusstal rasselte, traf die Bemerkung des Sheriffs Timberlake, dass die Bahn kaum Menschen befördere, keineswegs zu. Ganz im Gegenteil: Das große Fahrgastabteil des Personenwaggons war fast bis auf den letzten Platz besetzt, und sogar in einem kleinen abgeteilten Verschlag, über dem auf einem blinkenden Messingschild in verschnörkelten Buchstaben »Saloon-Room only for Ladies« stand, hockte ein einsamer weiblicher Passagier und las in einem Buch.

In dem großen Raum saßen auch zwei Männer von unterschiedlichem Aussehen und hatten es sich mit ein paar Decken auf der harten Bank so bequem wie möglich gemacht. Der in Fahrtrichtung am Fenster Sitzende war von beachtlicher Körperfülle und in den Schultern auffällig breit. Er hatte ein rundes, braungebranntes Gesicht mit gutmütig blickenden Augen.

Gegen diese massige Gestalt wirkte der Mann neben ihm fast wie ein Zwerg, obwohl er gut von Mittelgröße war. In seinem spitzen Gesicht standen zwei dunkle Mäuseaugen, die wieselflink umherglitten. Beide trugen die landesübliche Cowboytracht. Außer den hochhackigen Reitstiefeln, an denen große Radsporen blitzten, fehlten auch nicht die breiten Büffelledergurte mit je zwei Holstern an den Seiten, aus denen die Kolben der Colts von gewaltigem Kaliber ragten.

Diesen beiden Männern gegenüber saß ein städtisch gekleideter Reisender, der bald nach der Abfahrt aus Canadian ein Gespräch angefangen hatte, das sich um die zu erwartenden Viehauftriebe in Mosquito drehte.

»Glauben Sie mir, Gentlemen, hunderttausend Rinder Auftrieb in zwei Tagen habe ich das letzte Mal erlebt. Mosquito macht sich, das kann man wohl sagen«, meinte er im Laufe der Unterhaltung mit ehrlicher Begeisterung. »Dieses Mosquito ist in letzter Zeit zum Hauptumschlagplatz für alles Vieh aus dem Nordwesten von Texas geworden. Ich hoffe, dass dieses Mal noch einige Zehntausende von Tieren mehr auf den Verkaufsmarkt kommen werden. Das dürfte dann die Preise etwas drücken. Ich habe von meiner Company den Auftrag, bis zu fünfzigtausend Schlachttiere zu kaufen. Ich kann's Ihnen ja erzählen, da Sie nicht von der Konkurrenz sind. Bin sonst sehr vorsichtig.« Er sah sich misstrauisch um, aber es achtete niemand auf die drei.

»Mehr als hundertfünfzigtausend Rinder werden allein von hier in die Schlachthäuser gebracht? Und das zweimal im Jahr? Himmel, wer verspeist denn nur alle diese vielen Millionen Steaks?«, stöhnte der kleine Mann, fassungslos den Kopf schüttelnd. »Wenn man bedenkt, dass ähnliche Verkaufsmärkte in anderen Orten von Texas und Arizona, New-Mexico und so weiter abgehalten werden ...«

»Wenn alle Menschen deine vermurkst dürre Figur hätten, Fred, dann gäbe es natürlich nur Karnickel-Ranches – das würde zur Ernährung der Menschheit genügen«, spottete nun der Dicke. »Du kommst vermutlich in deinem ganzen Leben mit einem einzigen Ochsen aus.«

»Hahaha, da haben Sie völlig recht«, lachte der Viehaufkäufer und schlug sich auf die prallen Schenkel. »Ich müsste mir bestimmt einen anderen Job suchen, wenn solche schwergewichtigen Gestalten wie Sie aussterben würden. Hahaha, von Leuten Ihres Formats lebt unser Geschäft.«

Er musste mit der Äußerung eine verwundbare Stelle bei dem fülligen Mann getroffen haben, denn dieser verzog sein gutmütiges Vollmondgesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen.

»Damn, ich wüsste nicht, wieso ich mich von anderen Leuten unterscheide, Sie Spaßvogel!«, grunzte er ärgerlich. »Ich habe die Figur eines ganz normalen Menschen, während ihr vertrocknete Heringe seid! Mein Freund Fred ist eben nur eine halbe Portion, mehr ein Gartenzwerg als ein richtiger Mensch.«

»Sie müssen diesen tollen Rummel auf der komischen Provinz-Bank in Mosquito erst mal miterleben, Gentlemen«, wechselte der sichtlich erschrockene Viehaufkäufer hastig das Gesprächsthema. »Na, Sie werden dazu sicher Gelegenheit haben, wenn Sie die Dollars zur Bezahlung der Pferde abheben, die Ihre verehrte Chefin in Mosquito kaufen will. Ist der richtige Ort dafür, denn dort kommen die besten Zuchtgäule auf den Markt. – Eine verdammt hübsche Madam übrigens.«

Er warf einen bewundernden Blick zu dem Lady-Saloon-Room hinüber, wandte sich dann wieder an seine Gesprächspartner und kniff bedeutsam ein Auge zu. »Dieses flammendrote Haar und diese grünen Hexenaugen ... also dieses Sweetheart wäre eine Sünde wert. Ist genau meine Kragenweite.« Er hatte sich in Begeisterung hineingesteigert.

»Wissen Sie was, Fellow? Sagen Sie das der Lady doch mal selbst ins Gesicht«, meinte der Dicke mit einem verdächtigen Grinsen. »Was meinst du, Fred, ob wir von dem dann noch übrigbleibenden Balg dieses Gentlemans ein paar Fetzen finden?«

»Es könnte sein, dass Mylady ihn in der Luft zerreißt«, mutmaßte der Kleine vergnügt.

»Damn, ist denn Ihre Lady tatsächlich so explosiv?«, fragte der Viehaufkäufer.

»Auf jeden Fall können Sie gefahrloser mit einer Ladung Nitroglyzerin hantieren«, behauptete der kleine Mann mit todernstem Gesicht.

»Gott soll mich unter diesen Umständen davor bewahren, mit der Lady anzubändeln«, wehrte der Viehhändler entsetzt ab. »Ich bin wirklich nicht lebensmüde, Gents. Im Übrigen bin ich verheiratet und habe zwei Kinder.« Der Mann hielt es für ratsam, dieses gefährliche Thema abzuschließen und kam wieder auf das vorangegangene zurück. »Wie gesagt, die Bank – man muss da anstehen, wenn man seine Dollars abholt. Dabei stellt der Bankvorsteher, der alte Wester, für diese Tage immer ein paar Aushilfskräfte an seine Kassenschalter. Die Ranchervereinigung, die die Bank gegründet hat, verdient sich damit eine goldene Nase, sage ich Ihnen, denn jeder muss seinen Zaster abheben und auch wieder einzahlen.«

»Verstehe nicht, warum«, knurrte der Dicke. »Wir sind doch nicht so primitiv, mit den Taschen voller Dollarnoten herumzulaufen, Mann. Oder sieht meine Lady so arm aus, dass sie kein Bankkonto hat, he? Wir schreiben selbstverständlich 'nen Scheck aus, wenn's erforderlich ist.«

»Für so ein Papier können Sie in Mosquito kein Rind und keinen Gaul kaufen, selbst wenn der Scheck noch so gut ist, Gentlemen«, erklärte der Viehhändler. »In dieser Stadt werden in den Auftriebstagen ausschließlich mit Bargeld Geschäfte gemacht.«

»Aber das ist doch ein ausgemachter Blödsinn!«, meinte der Dicke ungläubig. »Wenn es so wäre, dann müsstet doch ihr Viehaufkäufer ganze Reisetaschen voller Money mit euch herumschleppen.«

»Ganz so schlimm ist es nicht. Unsere Auftraggeber überweisen für uns vorher die ungefähr erforderlichen Gelder auf die Bank in Mosquito. Wir heben dann jeweils so viel vom Konto ab, wie wir zum Bezahlen der einzelnen Posten an die Rancher benötigen. So brauchen wir keine Geldbeträge auf der Reise mitzuschleppen. Wäre auch verdammt gefährlich, Gents. Sehen Sie sich mal die einsame Gegend an, durch die wir hier rauschen!«

»Sie meinen, das könnte gewisse Elemente zu Überfällen verleiten?« Der kleine Mann lachte. »Immerhin sind hier an die zwanzig ausgewachsene Männer im Wagen, und die ...«

»... würden sämtlich hübsch die Pfoten gen Himmel strecken«, unterbrach ihn der Viehhändler trocken.

»Sie bezahlen also beim Viehhandel Ihre...

Erscheint lt. Verlag 15.8.2023
Reihe/Serie Tom Prox
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • gf unger • G. F. Unger • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5365-6 / 3751753656
ISBN-13 978-3-7517-5365-4 / 9783751753654
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