Tod am Berg (eBook)

Ein Südtiroler Alpenkrimi | Die Hütten sind bis März geschlossen - doch der Tod geht ein und aus ...

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3092-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tod am Berg -  Moni Reinsch
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Die Hütten sind geschlossen bis März - doch der Tod geht ein und aus  Raphael, von Verlusten in seiner Heimat Luxemburg gebeutelt, sucht in Südtirol einen Neuanfang. In der Abgeschiedenheit der Berge findet er in seinem Vermieter Luis einen echten Freund und kann endlich wieder durchatmen. Doch seine Suche nach Frieden wird zum Albtraum, als er beim Wandern auf mehrere Leichen stößt. Auch Luis' Erzfeind, mit dem dieser zuvor ein Handgemenge hatte, wird übel zugerichtet gefunden. So geraten Raphael und Luis immer mehr ins Visier der ermittelnden Einheiten, die ihrerseits mehr mit Zuständigkeitskämpfen als mit der Aufklärung beschäftigt sind. Da Luis die Berge kennt wie kein Zweiter, stellen Raphael und sein Vermieter selbst Nachforschungen an. Dabei kommen sie der Lösung des Falls nahe. Gefährlich nahe ... *** Nicht nur Wander-Begeisterte kommen in diesem extrem atmosphärischen Urlaubskrimi auf ihre Kosten. 

Moni Reinsch bringt ihre Lebenserfahrung als Bankkauffrau, Marketingkraft, Personalvermittlerin, Organisatorin eines Volksfestes, Psychologiestudentin, Praktikantin bei der Polizei, sozialpädagogische Familienhelferin sowie als Ehefrau, Mutter und Tochter in Regionalkrimis, Sachbücher, Kurzgeschichten und Romane ein. 2016 und 2017 absolvierte sie während der Wintermonate mehrwöchige Schreibstipendien in Meran, Südtirol, wo sie auch oft Urlaub macht. Sie lebt in Trier. Infos unter www.reinschrift.eu

Moni Reinsch bringt ihre Lebenserfahrung als Bankkauffrau, Marketingkraft, Personalvermittlerin, Organisatorin eines Volksfestes, Psychologiestudentin, Praktikantin bei der Polizei, sozialpädagogische Familienhelferin sowie als Ehefrau, Mutter und Tochter in Regionalkrimis, Sachbücher, Kurzgeschichten und Romane ein. 2016 und 2017 absolvierte sie während der Wintermonate mehrwöchige Schreibstipendien in Meran, Südtirol, wo sie auch oft Urlaub macht. Sie lebt in Trier. Infos unter www.reinschrift.eu

3


Raphael freute sich, Alain vor der Tür stehen zu sehen. Er hatte sich fast zwei Wochen zurückgezogen und sein Handy nur sporadisch eingeschaltet. Ihm war jeder Kontakt zu viel. Aber Alain war fünfundzwanzig Kilometer mit dem Fahrrad zu ihm gefahren, also konnte er ihn unmöglich vor der Tür stehen lassen.

»Du hast schon besser ausgesehen«, begrüßte ihn sein langjähriger Freund und knuffte ihn in die Seite. »Die Haare sind grauer geworden, das fehlende Gewicht hat ein paar Falten in dein Gesicht gemeißelt. Ich sehe schon, ich muss dich aufpäppeln. Zieh dir etwas Ordentliches an und schnapp dir dein Fahrrad, wir machen einen Abstecher ins nächste Weingut.«

Raphael zögerte. »Wer kommt noch mit?«

»Bin ich dir nicht genug?«

Raphael drehte sich um und ging in die Küche, sodass Alain eintreten und ihm durch den Wohnbereich hindurch zur Küchentheke folgen musste.

»Espresso?«

Alain blickte sich um, ging zum Fenster und betätigte den Schalter, um den halb herabgelassenen Rollladen heraufzufahren. Dann öffnete er das Fenster bis zum Anschlag. Er stapelte einige Zeitschriften aufeinander, die verstreut auf dem Küchentresen lagen, und nahm auf dem Sofa Platz. Mittlerweile erfüllte der Duft von Kaffee den Raum.

»Für mich bitte Cappuccino.«

»Ich habe keine Milch im Haus«, sagte Raphael bedauernd.

Alain runzelte die Stirn. »Bei deiner Maschine nehme ich auch schwarzen Kaffee. Ich sollte mir auch einen Vollautomaten zulegen. Aber sag, was ist los mit dir?«

Raphael reichte Alain den fertigen Espresso und brühte einen zweiten. Alain setzte sich nicht, blieb an die Schrankwand gelehnt stehen und schwieg.

»Was war deine Frage?«, versuchte Raphael sich zu erinnern.

»Ärger in der Bank?«

Raphaels rechter Mundwinkel zuckte. »Ich verkaufe dir den Kaffeevollautomaten, wenn du willst. Sie hat ein Vermögen gekostet, aber für schwarzen Kaffee ist sie völlig überdimensioniert. Mir reicht eine einfache Siebträgermaschine.«

Alain leerte seine Tasse und stellte sie auf dem Reisekatalog ab, der auf dem Couchtisch lag. »Wie bitte, du willst sie verkaufen? Damals musstest du diese Maschine doch unbedingt haben. Unbedingt.«

»Stimmt, ich dachte, ich müsste unbedingt die gleiche haben, die bei uns in der Bank steht. Ich musste so Vieles unbedingt haben. Aber diese Dinge machen nicht glücklich. Ich suche eine neue Wohnung. Und in denen, die ich mir bislang angesehen habe, sind die Küchen zu klein für die Maschine.«

Alain starrte seinen Freund ungläubig an. »Okay, wir fahren nicht ins Weingut. Hast du Wein da? Das musst du mir erklären.«

Raphael zog eine Flasche Chardonnay auf, füllte zwei Gläser und erklärte. Er holte etwas aus, erzählte seinem Freund zunächst, was dieser schon wusste. Dass er viel Geld mit geschickten Aktienspekulationen gemacht hatte, dass er viel Geld aus dem Hausverkauf seiner verunfallten Eltern erhalten hatte, dass er in den vergangenen Jahren viel Geld durch seine unermüdliche Arbeit angehäuft hatte.

»Schon in der Schule habe ich einen Sonderpreis für eine marktwirtschaftliche Analyse erhalten, einen Sonderpreis für den besten Schulabschluss. Meine Eltern waren beide keine Akademiker, sie sahen keinen Sinn in einem Studium.« Raphael erzählte, dass sie ihm gut zugeraten hatten, eine Banklehre zu machen. Er hatte sich seinen Ausbildungsbetrieb aussuchen können, auf jede Bewerbung war eine Einladung zum Vorstellungsgespräch als Antwort gekommen. Immer wieder hatten Headhunter angerufen und ihm einen noch besser bezahlten Job angeboten. Und er hatte die Angebote angenommen, war finanziell immer besser aufgestellt gewesen, hatte mehr Mitarbeiter bekommen, für die er die Verantwortung trug. Statt acht hatte er zehn Stunden am Tag gearbeitet, irgendwann waren es zwölf geworden. Dann hatte er auch mal das Wochenende hinzugenommen und selbst im Urlaub war er immer für die Bank erreichbar gewesen, außer in den zwei Wochen, die er gesetzlich zur Kontaktsperre verurteilt war. Seine Lektüre hatte aus Managermagazinen, Börsenblättern und Autobiografien von Topmanagern bestanden.

Dann erzählte er, dass er sein Geld fast gänzlich verloren hatte, weil er aufs falsche Pferd gesetzt hatte. Wirecard, wie so viele. Am Tag der Aktionärsversammlung hatte er seine Aktien verkaufen wollen, das Unternehmen hatte großartig dagestanden, die Zahlen waren der Traum eines jeden Anlegers gewesen. Aber plötzlich war der Wert rasant gefallen, als Nächstes waren die Aktien ausgesetzt worden. Von jetzt auf gleich war sein Vermögen zusammengeschrumpft, als habe man eine Vakuumpumpe angesetzt. Und auch bei Raphael war die Luft rausgewesen.

»Lydie hatte kein Verständnis dafür, dass das Geld bei mir nicht mehr so locker saß. Sie hat sich nahtlos an meinen Kollegen rangeschmissen, und ich habe endlich begriffen, dass es ihr nie um mich ging. Und jetzt nervt meine Schwester, weil ich ihr …« Raphael stockte.

»Ja?«

»Seit dieser verdammten Erkrankung fallen mir die Worte nicht immer ein.« Raphael strich sich mit der Hand über das Gesicht.

Er schwieg eine Weile, Alain starrte ihn wortlos an.

»Ich soll meiner Schwester Rechenschaft über den Verbleib des Erbes ablegen. Sie hat keine Vorstellung davon, dass das Erbe lediglich ein Drittel dessen ist, was ich eingebüßt habe.«

Alain goss sich Wein nach und füllte auch das Glas seines Freundes wieder auf. Er deutete auf den Reisekatalog.

»Klingt nach einer guten Idee, Urlaub zu machen. Wann hast du frei?«

»Ich habe ab jetzt immer frei«, antwortete Raphael und trank das Glas in großen Schlucken leer.

»Will heißen?«

»Ich habe gekündigt. Bis zum Ende der Kündigungszeit bin ich krankgeschrieben, meinen Resturlaub und die Überstunden lasse ich mir auszahlen. Das kann ich gut brauchen. Und dann warte ich ab, was sich ergibt.«

Alain rieb sich mit beiden Händen über die muskulösen Oberschenkel, die in einer engen Radlerhose steckten.

»Eine kreative Pause, Abstand von allem bekommen und bei einer anderen Bank neu durchstarten?«

»Nein, den großen Reset-Knopf drücken, alle Systeme auf Werkseinstellung zurücksetzen und mal sehen, mit wie wenig ich wirklich über die Runden komme.«

»Du und arbeitslos melden? Mit sechsundvierzig Jahren hast du selbst in Luxemburg noch dreizehn Arbeitsjahre vor dir. Wie möchtest du die überbrücken?«

»Ich biete dir zum Beispiel meine Kaffeemaschine an. Ich habe außerdem begonnen, einen Teil meiner Habe im Internet zu verkaufen.«

Alains Augen wanderten durch die Wohnung. Er hatte noch nicht wahrgenommen, dass einige Dinge, die Raphael bislang wie Trophäen ausgestellt hatte, fehlten. In einer Vitrine, die zuvor mit hochpreisigen Kameras bestückt gewesen war, lagen nur noch eine alte Spiegelreflexkamera und ein einsames Teleobjektiv.

Raphael folgte Alains Blick. »Das Tele ist so gut wie verkauft.«

»Dann kommt es auf die letzte Kamera auch nicht mehr an. Vielleicht kannst du die Vitrine ebenfalls zu Geld machen«, sagte Alain bissiger als beabsichtigt.

»Die Kamera habe ich von meinem ersten Gehalt gekauft, die gebe ich nicht her. Das mit der Vitrine ist allerdings eine gute Idee, ich werde künftig ohnehin keinen Platz mehr für sie haben.«

Alain blickte auf seine Smartwatch, auf deren Display eine Nachricht aufleuchte.

»Wirst du erwartet? Geh ruhig.«

»Wir werden beide erwartet. Die anderen stehen am Weinstand und hatten sich darauf gefreut, dich endlich wiederzusehen. Mensch, Raphael, wir vermissen dich«, sagte Alain und legte ungelenk einen Arm um Raphaels Schultern. Der entwand sich ihm und schloss das Fenster.

»Sei ehrlich. Die warten nicht auf mich als Person. Sonst hätten sie sich einmal gemeldet, als ich krank war und jemanden gebraucht hätte, der für mich einkauft. Stattdessen bin ich inzwischen mit dem Lieferfahrer der Pizzeria per Du. Sie warten auf jemanden, der ihnen eine Flasche Wein spendiert und ein paar nette Anekdoten zum Besten gibt. Das war bislang meine Rolle in dieser Konstellation. Aber seit ich den Porsche verkauft habe, seit ich nicht mehr mit in die Clubs komme, seit ich T-Shirts statt Markenhemden trage, möchte man sich mit mir nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen. Sobald meine Adresse nicht mehr zu einem, einem …« Raphael suchte nach dem richtigen Wort. »Zu einem Penthouse in gehobener Lage gehört, sondern zu einer durchschnittlichen Wohnung in einer durchschnittlichen Straße, werden sie mich aus ihren Kontakten löschen.«

Eine weitere Nachricht erschien auf Alains Uhr. Er ignorierte sie.

»Ich verstehe noch immer nicht, warum du gekündigt hast. Oder hast du etwas Neues in Aussicht?«

»Bei Wirecard ist in allen Instanzen alles schiefgelaufen, wofür ich ein Leben lang gestanden habe. Meine Glaubenssätze sind erschüttert, mein Leben kommt mir nur noch absurd vor.«

»Ich glaube, du hast den Urlaub dringend nötig. Anschließend sieht die Welt wieder besser aus und wir können gemeinsam überlegen, wie es...

Erscheint lt. Verlag 4.9.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Alpen • Auszeit • Berg • Commissario • COSY • Ermittler • Freunde • Geld • Gemütlich • Hütten • Isoliert • Krimi • Luxemburg • Mafia • März • Mord • Polizei • polizia • Querung • Schulden • Süd • Tirol • Unheimlich • Unterhaltung • Urlaub • verdächtig • verloren • Wandern • Wiese
ISBN-10 3-8437-3092-X / 384373092X
ISBN-13 978-3-8437-3092-1 / 9783843730921
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