Das Augsburg-Experiment (eBook)

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2024 | 1. Auflage
229 Seiten
BLITZ-Verlag
978-3-7579-4644-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Augsburg-Experiment -  Alfred Wallon
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Dr. Andreas Fischer ist ein erfolgreicher Wissenschaftler, der für einen Augsburger Pharmakonzern arbeitet. Aber er betreibt noch unbemerkt eigene Forschungen, die von einer Organisation finanziert werden, denen ein Menschenleben völlig gleichgültig ist. Erst nachdem einige Menschen in Augsburg auf rätselhafte Weise verschwunden sind, beginnt die Polizei mit ihren Ermittlungen. Das einzige, was man bisher weiß, ist, dass zwei der Vermissten miteinander befreundet waren. Als Hauptkommissar Robert Brandner Tage später vor der Leiche eines vermissten Studenten steht, ahnt er, dass dieser Fall purer Sprengstoff ist. Denn der Tote ist auf unerklärliche Weise um Jahrzehnte gealtert - und es gibt trotz weiterer Ermittlungen nicht die geringste Erklärung dafür. Auch der Privatdetektiv Frank Gerber ist mit diesem Fall befasst. Die Mutter des toten Studenten und eine Freundin haben ihn beauftragt, einige Ungereimtheiten zu untersuchen. Dies bringt Gerber auf die Spur von Dr. Andreas Fischer, denn mittlerweile ist ein weiterer Student spurlos verschwunden. Als Gerber gewisse Zusammenhänge zwischen den beiden Fällen erkennt, ist kurz darauf sein eigenes Leben in Gefahr. Denn die Organisation, die hinter dem Wissenschaftler steht, möchte jeden Mitwisser ausschalten!

Alfred Wallon geb. 1957, ist ein vielseitiger Autor, bis heute über 200 Romane in verschiedenen Genres veröffentlicht hat. Er schrieb Serien wie RIO CONCHO, DIE FORTS AM BOZEMAN TRAIL und TEXAS RANGER für den BLITZ-Verlag und beteiligt sich auch an RED ROCK RANCH und LOBO. Ab Sommer 2023 werden seine Romane exklusiv im BLITZ-Verlag veröffentlicht. Die Serie CIVIL WAR CHRONICLES wird mit einer Neuauflage als eBook und Taschenbuch abgeschlossen, inklusive drei neuen Romanen.

ZWEITER TEIL


Dienstag, 23. November 2016

Augsburg, Fichtelbachstraße, gegen 9.00 Uhr

Es war einer dieser Tage, die er ganz besonders liebte. Draußen goss es wie aus Kübeln, der Wind pfiff durch die undichten Ritzen der schlecht isolierten Fenster - und nun funktionierte auch die Heizung in seinem Büro nicht so richtig. Frank Gerber fluchte, weil er fror - und wenn er etwas nicht leiden konnte, dann war es das Arbeiten in einem schlecht geheizten Büro, wo man sich wegen der niedrigen Zimmertemperatur noch nicht einmal auf seine Arbeit konzentrieren konnte.

Es war ein eher bescheidener Raum. Ein Schreibtisch mit Computer, Telefon und Stuhl, daneben ein älterer Wandschrank, vollgestopft mit Akten und Papier - und wenige Schritte daneben ein kleinerer Tisch mit zwei Stühlen, direkt vor dem Fenster. Das war die gesamte Einrichtung des Büros von Frank Gerber, seines Zeichens Privatdetektiv und Spezialist für diskrete Ermittlungen - so jedenfalls versprach es die Anzeige, die er regelmäßig am Wochenende in der Augsburger Allgemeinen schaltete.

Frank Gerber war Anfang Vierzig, wirkte eher korpulent als schlank - aber diese äußere Erscheinung hatte schon so manchen getäuscht. Auch wenn er so aussah wie ein in die Jahre gekommener Versicherungsvertreter, so war er dennoch durchtrainiert und fit. Was ihm schon des Öfteren geholfen hatte, sich aus brenzligen Situationen zu retten.

An diesem Morgen saß er über seinem Abschlussbericht. Nichts Besonderes, aber solche Fälle wie dieser stellten einen Großteil seines Jobs dar. Eine eifersüchtige Ehefrau hatte ihn engagiert, um ihren Mann zu beobachten, der in den letzten Wochen etwas zu regelmäßig auf Geschäftsreise gegangen war. Frank Gerber hatte sich rasch und unauffällig an seine Fersen geheftet und dann herausgefunden, dass der nach außen hin honorige Mann in Wirklichkeit ganz andere Dinge trieb.

Er hatte vorgegeben, in München ein Meeting mit Geschäftsleuten zu haben. Also etwas, was in seinem Job nicht außergewöhnlich war. In Wirklichkeit hatte er sich aber nicht mit Geschäftspartnern getroffen, sondern mit einer überaus attraktiven Frau - genauer gesagt in einem Hotelzimmer am Stadtrand von München. Und dort war er die ganze Nacht über geblieben und erst am späten Morgen wieder zuhause erschienen.

Frank Gerber hatte Fotos gemacht und das sehr verliebt wirkende Paar mehrmals gut getroffen. Diese Fotos lagen jetzt neben ihm, während er die letzten Zeilen seines Berichtes in den Computer tippte.

Es ist immer das gleiche, dachte er kopfschüttelnd. Man muss wohl ein Schwein sein, um bei den Weibern anzukommen. Dabei hat er doch schon eine hübsche Frau - aber anscheinend reicht ihm das immer noch nicht...

Frank Gerber selbst war nicht verheiratet. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, wo er sich nach einer längeren Bindung gesehnt hätte. Aber dann war er ziemlich enttäuscht worden, und seitdem ging er das Thema Beziehungen eher gelassen an. Es hatte auch seine Vorteile, wenn man seinen Tag und sein Leben ohne Rücksicht auf einen Partner planen konnte. Ganz zu schweigen von dem Job, der ihm immer wieder einen Einblick in die Abgründe menschlichen Zusammenlebens gewährte...

Seine Gedanken brachen ab, als es plötzlich an der Tür klingelte. Überrascht hob er den Kopf und erhob sich rasch. Er warf einen Blick durch den Türspion und beschloss dann, den Besuch eintreten zu lassen.

Sekunden später betraten zwei Frauen den Raum. Eine Jüngere, vielleicht Anfang Zwanzig, mit schulterlangen blonden Haaren, und eine ältere Frau mit kurzen Haaren und einem traurigen Ausdruck in den Augen. Augen, die unstet zu flackern begannen, als sie zusammen mit ihrer Begleiterin das Büro betrat.

»Sind Sie Herr Gerber?«, sprach ihn die Jüngere an, als sie bemerkte, dass die andere Frau immer noch verzweifelt nach den passenden Worten suchte.

»Ja - kommen Sie doch rein und nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?«

Er bemerkte, wie die jüngere Frau die andere zu dem Tisch und den beiden Stühlen dirigierte und sie mit einer stummen Geste aufforderte, sich hinzusetzen.

Die Ältere wirkt unsicher, schlussfolgerte Frank Gerber. Allein hätte sie sich wahrscheinlich nicht getraut, zu mir zu kommen.

»Verzeihen Sie«, murmelte sie nun und strich sich verlegen eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich bin etwas unsicher, weil ich noch nie einen... ich meine...«

»Es gibt immer ein erstes Mal, einen Detektiv aufzusuchen«, ergriff Frank Gerber nun das Wort. »Erzählen Sie mir, was Sie auf dem Herzen haben - ich bin ein guter Zuhörer, und überaus diskret...«

»Frau Bauer hat kein Eheproblem, wenn Sie darauf hinauswollen«, meldete sich jetzt die Jüngere zu Wort. »Wir kommen wegen einer ganz anderen Sache zu Ihnen. Es geht nicht um Ehestreitigkeiten.«

»Sondern?«, stellte Gerber die Gegenfrage, während er seine Blicke abwechselnd auf die ältere und die jüngere Frau richtete.

»Tina hat Recht. Entschuldigen Sie, dass wir uns noch nicht vorgestellt haben. Mein Name ist Monika Bauer, und das hier ist Tina Steffens. Sie ist eine Bekannte meines Sohnes Jens. Sie ist es auch, die mich dazu überredet hat, zu Ihnen zu gehen. Ich weiß, dass ich jetzt unsicher wirke - aber dafür kann ich nichts. Ich bin auch immer noch nicht sicher, ob es überhaupt richtig ist, mit Ihnen zu sprechen, weil...«

»Dann sagen Sie einfach, was Sie wollen«, verlangte Frank Gerber von ihr.

»Mein Sohn Jens ist tot«, rückte Frau Bauer nun seufzend mit der Wahrheit heraus, und in ihren Augen zeichnete sich dabei eine kaum zu beschreibende Traurigkeit ab. »Vielleicht haben Sie in der Zeitung darüber gelesen - man hat ihn unten an der Wertach gefunden...«

»Ich erinnere mich«, erwiderte Gerber und setzte sich nun im Stuhl aufrecht - ein untrügliches Zeichen dafür, dass mit diesen wenigen Sätzen sein Interesse geweckt worden war. Vor allen Dingen deshalb, weil die Berichterstattung über diesen Todesfall in der Zeitung ungewöhnlich knapp gewesen war und das war ihm schon vor einigen Tagen ziemlich merkwürdig vorgekommen. »Mein Beileid, Frau Bauer«, fuhr er dann rasch fort.

»Ich kann es immer noch nicht begreifen«, erwiderte die Mutter des Studenten. »Es ist so... ungerecht.« Ihre Stimme zitterte ein wenig. »Aber irgendetwas stimmt da nicht. Bei der Polizei geben sie mir keine Antwort auf meine Fragen - und die Leiche meines Sohnes ist immer noch nicht zur Beerdigung freigegeben. Ich frage andauernd nach – aber man vertröstet mich immer wieder.«

»Jens ist unter sehr rätselhaften Umständen ums Leben gekommen, Herr Gerber«, mischte sich nun die junge Frau in das Gespräch ein. »Selbstmord war es ganz sicher nicht - das würde er niemals tun. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er mit beiden Beinen im Leben stand. Es gibt keinen Grund, dass er sich umbringt - und erst recht keinen dafür, dass er spurlos von heute auf morgen verschwand.«

»Was hat Ihnen die Polizei denn dazu gesagt?«, wollte Frank Gerber wissen, während er bereits über Tinas vorwurfsvolle Worte nachzudenken begann.

»Nichts - nur, dass die Ermittlungen zurzeit noch laufen und dass der Leichnam meines Sohnes im Moment noch nicht freigegeben ist. Ich habe gefragt, wie lange ich noch warten muss - aber sie haben mich vertröstet. Ich durfte meinen Sohn noch nicht einmal sehen, um Abschied von ihm zu nehmen. Darf man mir das denn überhaupt verwehren? Wie kann man denn nur so kalt und gefühllos sein...?«

Sie zwang sich dazu, nicht zu weinen, aber jetzt konnte sie ihre Trauer nicht mehr zurückhalten. Ein trockenes Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, während sie rasch nach einem Taschentuch suchte.

»Wenn es Mord war, dann sollen die uns reinen Wein einschenken«, meinte Tina Steffens und legte Jens’ Mutter tröstend ihre Hand auf den rechten Arm. »Frau Bauer hat Recht, wenn sie sagt, dass da etwas nicht stimmt - und genau deswegen sind wir hier. Wenn uns die Polizei schon nicht weiterhilft, dann müssen wir andere Wege und Mittel finden.«

»Ich berechne zweihundert Euro am Tag plus Spesen«, rückte Gerber nun mit seinen Bedingungen heraus. »Sind Sie sicher, dass Sie das wirklich investieren wollen? Vielleicht stellt sich ja schon in den nächsten Tagen heraus, dass es für alles eine ganz vernünftige Erklärung gibt und...«

»Ich spüre, dass etwas nicht in Ordnung ist!«, fiel ihm Frau Bauer ins Wort und wies mit der rechten Hand auf ihr Herz. »Eine Mutter weiß das, Herr Gerber. Also was ist - arbeiten Sie für mich? Ja oder nein?«

»Na gut«, meinte Frank Gerber. »Dann erzählen Sie mir mal etwas über Jens. Ich muss mir ein Bild machen können - über seine Familie, seine Freunde und seinen Job. Je mehr Sie mir sagen können, umso leichter wird es für mich.«

In der nächsten Viertelstunde erfuhr er einiges über Jens. Ihm wurde das Leben eines normalen Studenten geschildert. Keine Unregelmäßigkeiten oder dergleichen! Gegenwärtig leistete er sein Praktikum bei RED Diagnostics. Ansonsten war er ein normaler junger Mann gewesen, der öfters am Abend und regelmäßig am Wochenende ausging, um Spaß zu haben. Und ab und zu schaute er sich Videos an – Horrorfilme. Aber das war nichts Außergewöhnliches.

»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen, Frau Bauer?«, wandte sich Frank Gerber an die Mutter. Aber bevor diese antworten konnte, kam ihr Tina zuvor.

»Vermutlich war ich das - oder besser gesagt Lukas und ich«, sagte sie. »Frank wohnt nicht mehr zu Hause«, führ sie fort und schilderte dann, wie sie zusammen mit Lukas Walser und Jens in der Diskothek Amarillo im benachbarten Königsbrunn gewesen waren. Frank Gerber unterbrach sie nicht, machte sich aber dabei eifrig Notizen, die er später...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Augsburg • historisch • Krimi • Phantastik • Privatdetektiv • Student • Vermisstenfälle
ISBN-10 3-7579-4644-8 / 3757946448
ISBN-13 978-3-7579-4644-9 / 9783757946449
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