Die Expeditionen des Meriwether Lewis und William Clark (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
376 Seiten
BLITZ-Verlag
978-3-7579-4636-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Expeditionen des Meriwether Lewis und William Clark -  Alfred Wallon
Systemvoraussetzungen
4,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die Pelzhandelsgesellschaften waren die ersten, die nach Westen vordrangen, um neue Jagdgründe zu erschließen. Dabei stießen sie auf unbekannte Flüsse, Gebirgsregionen und Indianerstämme... Am 14. Mai des Jahres 1824 startete eine Expedition, die Präsident Thomas Jefferson veranlasst hatte. Sie sollte weit über den oberen Missouri hinaus führen und neue Erkenntnisse über den amerikanischen Kontinent liefern. Meriwether Lewis, William Clark und 45 weitere mutige Abenteurer traten die Reise ins sprichwörtliche Unbekannte an. Doch ohne Hilfe von Sacajawea, die als Dolmetscherin zwei Welten und viele Völker verband, fände diese ansonsten zum Scheitern verurteilte Expedition keine Erwähnung in den heutigen Geschichtsbüchern. Die Lewis-&-Clark-Expedition erforschte zunächst den oberen Missouri und stieß dann weiter in Richtung Nordwesten bis zur pazifischen Küste vor. Keiner der Männer besaß genaue geografische Kenntnisse über die Beschaffenheit des Weges, der vor ihnen lag. Diese Expedition war mit ungeheuren Strapazen und Gefahren verbunden, denn die ihnen bekannte Zivilisation war unendlich weit entfernt...

Alfred Wallon geb. 1957, ist ein vielseitiger Autor, bis heute über 200 Romane in verschiedenen Genres veröffentlicht hat. Er schrieb Serien wie RIO CONCHO, DIE FORTS AM BOZEMAN TRAIL und TEXAS RANGER für den BLITZ-Verlag und beteiligt sich auch an RED ROCK RANCH und LOBO. Ab Sommer 2023 werden seine Romane exklusiv im BLITZ-Verlag veröffentlicht. Die Serie CIVIL WAR CHRONICLES wird mit einer Neuauflage als eBook und Taschenbuch abgeschlossen, inklusive drei neuen Romanen.

Kapitel 1: Der Aufbruch


13. Mai 1804

In einem Lager am Ostufer des Mississippi

Drei Meilen von St. Louis entfernt

»Die Nordwest-Passage würde eine neue Zukunft für dieses Land bedeuten«, sagte Thomas Jefferson im Brustton der Überzeugung zu den beiden Männern, die vor ihm standen und seinen Worten lauschten. »Gentlemen, es obliegt Ihrer ganz besonderen Verantwortung, dieser Nation eine neue Zukunft zu bereiten. Es wird einmal der Tag kommen, an dem viele Generationen nach uns den Wunsch haben, weiter nach Westen zu ziehen und sich dort eine Existenz aufzubauen. Sie sollen die Wegbereiter dazu sein. Haben Sie alle dafür erforderlichen Vorbereitungen inzwischen treffen können, Mister Lewis?«

Der Angesprochene nickte und sah kurz zu dem zweiten Mann, bevor er schließlich das Wort ergriff. Meriwether Lewis war zwar mit der Machtfülle des dritten Präsidenten der Vereinigten Staaten vertraut, aber es stellte etwas völlig anderes dar, als Privatsekretär präzisen Anweisungen zu folgen und die Entscheidungen dagegen anderen zu überlassen. Jetzt war er selbst gefragt, und diese große Verantwortung machte den Mann mit den kurzen dunklen Haaren und den markanten Augenbrauen etwas unsicher.

»Wir haben alles in Ihrem Sinne erledigt, Mister President«, sagte Lewis, der in den Rang eines Captains erhoben worden war. Clark dagegen war Lieutenant. »Wir haben genügend Vorräte und Ausrüstungsgegenstände gelagert. Ebenso wie Handelswaren, Decken und Glasperlen sowie genügend Pulver, Munition und Waffen. Wenn Sie wollen, können Sie sich selbst davon überzeugen.«

»Das ist nicht notwendig, Mister Lewis«, winkte der grauhaarige Thomas Jefferson ab, der es sich nicht hatte nehmen lassen, das Lager der Expeditionsteilnehmer am Abend vor dem Aufbruch persönlich aufzusuchen. »Ich kenne Ihr Organisationstalent seit vielen Jahren und weiß, dass ich mich auf Sie in dieser Hinsicht voll und ganz verlassen kann. Ich hoffe, das gilt auch für die übrigen Männer, die Sie und Mister Clark angeheuert haben...?«

»Reden Sie mit den Leuten, wenn Sie Zweifel haben, Sir«, ergriff jetzt der hagere William Clark das Wort. »Was mich betrifft – ich würde für jeden dieser Männer die Hand ins Feuer legen. Captain Lewis und ich hatten genügend Zeit, um jeden unserer Leute genau kennenzulernen. Vergessen Sie nicht, dass wir schon mehre Monate mit den Vorbereitungen für diese Expedition zugange sind. Wir haben Vorräte und Ausrüstungsgegenstände an diesen Ort geschafft. Handelswaren wie Glasperlen und Decken sowie genügend Pulver und Blei befinden sich bereits an Bord des Kielbootes und der beiden Pirogen. Die Männer können es kaum abwarten, dass wir endlich aufbrechen.«

Jefferson hatte die Kritik in den Worten Clarks verstanden und begrub deshalb alle restlichen Zweifel. Auf die beiden Männer, die er mit der Leitung der Expedition betraut hatte und auf deren Beurteilungsvermögen er sich bisher immer hatte verlassen können, lastete nun eine große Verantwortung, denn sie würden ab morgen der Zivilisation den Rücken kehren und womöglich mehrere Jahre die Wildnis durchqueren. Ob alle von ihnen auch wohlbehalten zurückkehrten, das wusste niemand. Aber dennoch hatten sich insgesamt 45 abenteuerhungrige Soldaten, Pioniere aus dem Mississippi-Tal, französische Voyageurs und Dolmetscher freiwillig zu diesem waghalsigen Unternehmen zusammengefunden, das sie aus den besiedelten Regionen hinaus in die Weite des unbekannten Westens führen sollte.

»Der Kongress hat Ihnen 2.500 Dollar für diese Expedition zur Verfügung gestellt«, ging der Präsident nun auf ein anderes Thema ein. »Ich weiß, dass die geplanten Ausgaben bereits überschritten worden sind, bevor Sie diese Reise überhaupt angetreten haben. Aber das lassen Sie ruhig meine Sorge sein. Ich werde die notwendigen und vor allen Dingen richtigen Worte finden, um unsere Abgeordneten davon zu überzeugen, dass man eben nicht alles im Voraus planen kann, Gentlemen. Gewisse Dinge muss man einfach tun.«

Lewis und Clark wussten, was Jefferson damit sagen wollte. Einerseits ging es zwar um die Erforschung einer Landroute nach Nordwesten bis zum Pazifik, aber andererseits steckten handfeste politische und wirtschaftliche Absichten hinter der Bewilligung dieser Expedition. Das hatte man natürlich der Bevölkerung nicht mitgeteilt, sondern stattdessen proklamiert, dass der Missouri und seine wichtigsten Nebenflüsse erforscht werden sollten – und dass nach einer Landverbindung zu den pazifischen Gewässern gesucht werden müsse. In Wirklichkeit sollten Lewis und Clark aber auch dafür sorgen, dass die wirtschaftlichen Interessen der amerikanischen Regierung beachtet wurden. Denn am oberen Missouri saßen die Agenten und Händler der kanadischen North West Company und hatten dort bereits ein gut funktionierendes Netz aufgebaut. Diese Vorherrschaft konnte nicht länger geduldet werden, und nicht zuletzt deswegen hatte der Präsident die Expedition vom Kongress bewilligt bekommen.

»Es könnte sein, dass wir Ärger mit der North West Company bekommen, wenn wir erst den oberen Missouri erreicht haben«, meinte Clark. »Wie sollen wir uns dann verhalten, Mister President?«

»Eben so, dass dieser Ärger nicht zu einer zwangsläufigen Eskalation führt, Mister Clark«, erwiderte Jefferson. »Da verlasse ich mich ganz auf Ihren gesunden Menschenverstand. Setzen Sie unsere Ziele durch, aber lassen Sie sich nicht unnötig provozieren.«

»Wir werden uns bemühen«, versprach nun auch Meriwether Lewis, der der Besonnenere von beiden war. »Ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen werden, Mister President – deshalb danke ich Ihnen, dass Sie persönlich hierhergekommen sind. Werden Sie dabei sein, wenn wir morgen früh aufbrechen?«

»Ich glaube nicht«, erwiderte Jefferson, der sich in dieser primitiven Umgebung des Camps nicht sonderlich wohl fühlte. Das konnte man ihm ansehen. Als gewählter Präsident einer ganzen Nation genoss er natürlich lieber den Komfort und die Sicherheit eines geregelten bequemen Lebens in seinem Amtssitz in Washington. Große Expeditionen vom Schreibtisch aus zu planen war leicht - aber die Durchführung war doch bedeutend schwieriger. Umso erleichterter war Jefferson, in Lewis und Clark genau die richtigen Männer gefunden zu haben, die sich beide auf optimale Weise ergänzten.

Jefferson verabschiedete sich von den Leitern der Expedition mit einem kurzen, aber kräftigen Händedruck. Lewis und Clark schauten zu, wie der Präsident von vier Soldaten begleitet wurde und in eine Kutsche stieg, die am Rande des Lagers auf ihn wartete. Aber das registrierten die meisten Teilnehmer der Expedition nur am Rande. Sie wussten zwar, dass Jefferson gekommen war, um mit Lewis und Clark zu sprechen – aber das war nicht wichtig für sie. Stattdessen widmeten sie sich den Abschlussarbeiten beim Beladen des Kielbootes und der beiden Pirogen.

»Morgen schreiben wir vielleicht Geschichte, William«, sagte Lewis zu seinem Partner. »Es wird ein großer Augenblick für uns alle werden.«

»Hoffentlich«, meinte Clark seufzend. »Aber Männer, die die Geschichte maßgebend geprägt haben, mussten immer ein schweres Schicksal erdulden.«

»Du bist wieder mal der geborene Pessimist«, meinte Lewis kopfschüttelnd. »Wir hatten ein gutes halbes Jahr Zeit, um alle Vorbereitungen ordnungsgemäß zu treffen. Außerdem sind wir kein feindliches Heer, das sich auf einem Eroberungsfeldzug befindet. Wenn wir uns den Indianern gegenüber friedlich zeigen und keine unsinnigen Machtdemonstrationen veranstalten, dürfte es auch keinen Ärger geben.«

»Ich werde dich daran erinnern, wenn es soweit ist«, meinte Clark und verabschiedete sich nun ebenfalls von Lewis. Er fühlte sich müde und wollte an diesem Abend früh schlafen gehen, um am nächsten Morgen ausgeruht die Expedition zu beginnen. Meriwether Lewis dagegen würde vermutlich noch bis spät in die Nacht in seinem Zelt sitzen und das Kartenmaterial studieren, auf dem sie den ungefähren Lauf der Reise eingezeichnet hatten. Aber der Weg nach Nordwesten war größtenteils unerforscht, und niemand wusste, was sie auf der Reise an sonstigen Hindernissen und Gefahren erwartete.

Mittlerweile war die Sonne bereits untergegangen und Präsident Jefferson auf dem Weg zurück nach St. Louis, wo er die Nacht in einem bequemen Bett verbringen würde, bevor er am kommenden Morgen die lange Rückreise nach Washington antrat. Clark dachte nur einen winzigen Augenblick daran, dass ein weiches und warmes Bett auch für ihn eine willkommene Abwechslung gewesen wäre.

Als er das Zelt erreichte, das er sich mit seinem schwarzen Diener York teilte, kam dieser gerade heraus. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Nervosität und Neugier, weil er offensichtlich schon auf Clark gewartet hatte.

»Was ist denn, York?«, fragte ihn Clark, während er an ihm vorbei ins Zelt ging, den Dreispitz abnahm und seinen Rock aufknöpfte.

»Ich habe noch nie einen richtigen Präsidenten gesehen, Mister Clark«, rückte York nun mit dem heraus, was ihn beschäftigte. »Dass er auch noch bis nach St. Louis kommt, um nach dem Rechten zu sehen, ist fast ein Wunder.«

Clark musste bei den Worten seines Dieners lächeln. York war ein gutmütiger Mensch und eigentlich nur ein Sklave, der Clark schon seit einigen Jahren gute Dienste leistete. Als Clark ihm gesagt hatte, was er zusammen mit Meriwether Lewis plante, hatte York keine Angst gezeigt, sondern seinem Herrn stattdessen versichert, dass er auf dieser langen Reise sein Bestes geben würde, um Gefahren von ihm abzuwenden. Weil Clark ihn selbst als Sklaven meistens gut behandelte, hatte sich ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen den beiden gebildet.

»Mister Jefferson wird schon wissen,...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Abenteurer • Expedition • historisch • historische Zeitzeugenberichte • Jagdgründe • Missouri • Pelzhandel • Reise • Roman
ISBN-10 3-7579-4636-7 / 3757946367
ISBN-13 978-3-7579-4636-4 / 9783757946364
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 859 KB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99