Die Liebe des Henkers (eBook)

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2023 | 1. Auflage
417 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3351-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Liebe des Henkers - Gabriele Breuer
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Köln im 13. Jahrhundert: Vom Hunger geplagt, schließen sich die verwaisten Zwillingsschwestern Yda und Griet einem Wunderheiler an. Als Yda ernsthaft erkrankt, verliert Griet beinahe jede Hoffnung. Bis sie sich in den jungen Henkersknecht Luca verliebt. Noch während Luca versucht, Yda zu heilen, wird Köln plötzlich belagert - und die Schicksalsgemeinschaft verliert sich in den Wirren aus den Augen ...

Dieses Buch erschien vormals unter dem Titel 'Luzifers Töchter'.



Gabriele Breuer, geboren 1970, lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Köln. Sie arbeitet in einem Seniorenheim und schreibt in ihrer Freizeit gerne historische Romane. 

1. Kapitel


Der Frühlingswind trug den Geruch von Feuer mit sich. Yda hob den Blick und sah zu der Siedlung Wedersdorf, über die sich Rauchwolken in den blassblauen Himmel bauschten. In ihrer Hand wog schwer der Pflug, den sie versuchte, in die Erde zu drücken. Ihre Schwester Griet trat von einem Fuß auf den anderen. Die Bandagen, die sie zum Schutz der Kälte um ihre Füße gewickelt hatte, waren viel zu dünn für die Arbeit auf dem Feld, denn die Sonne vermochte kaum den Frost aus dem Boden zu vertreiben. Wie so oft hatte die Schwester auch an diesem Morgen Ydas Mahnungen kein Gehör geschenkt. Aber um die erfrorenen Zehen sorgte sich Yda in diesem Augenblick nicht. Eher war es der Rauch, den der Wind weiter in Richtung Westen zu den Ansiedlungen Ascha und Sünneschdorf trieb. Sie legte den Pflug auf den Boden und schirmte mit der Hand ihre Augen vor der Sonne ab.

»Was ist los? Ist der Boden etwa doch noch zu hart?«, fragte Griet.

»Siehst du den Rauch nicht?« Yda zeigte mit dem Finger zum Horizont. »Er ist so dicht und schwarz, als würde ein ganzer Weiler brennen.«

»Meinst du, es waren Söldner?« Griet blieb still stehen und versteifte das Rückgrat.

In Ydas Brust schlug plötzlich die Angst mit einer Peitsche auf ihr Herz ein. »Wir sollten unser wenig Hab und Gut in Sicherheit bringen.« Rasch wandte sie sich um.

»Aber der Pflug. Wir können ihn nicht zurücklassen. Er wird uns gestohlen werden.«

»Vergiss den Pflug. Wir müssen unser Vieh retten.« Yda raffte ihre Röcke und lief über den Acker.

Als sie ihre Hütte mit dem kleinen Pferch unweit des Weilers Buckelmund erreichten, sah sie auch schon die Staubwolke, welche die herannahenden Reiter ankündigte. Hastig band Yda die Ziege ab und öffnete die Tür der Hütte. Wohl spürte das Federvieh die Gefahr, denn es stob gackernd auf und flatterte in die Freiheit. In diesem Augenblick bebte auch schon die Erde unter unzähligen Hufen, die über den Acker donnerten.

»Komm, Griet.« Yda fasste ihre Schwester an der Hand, um mit ihr fortzulaufen.

»Aber das Schwein, es ist noch in der Hütte angebunden«, jammerte Griet.

»Uns bleibt keine Zeit mehr.« Yda zog sie hinter sich her bis zum nächsten Buschwerk. Dort stieß sie die Schwester in das Geäst und sprang hinterher. Dornen rissen ihr die Haut im Gesicht auf. Die Pferde der Reiter donnerten an ihnen vorbei und das Kriegsgeschrei der Männer rieb die kühle Luft auf. Vorsichtig wagte Yda einen Blick aus dem Versteck. Ungefähr fünfzig Fuß vor ihnen jagten Männer ihre Pferde auf die Hütte zu. Dann rissen sie die Zügel um und umkreisten Ydas und Griets Heim. Einer der Männer warf lachend seine Fackel in die Hütte. Ein zweiter, von schmächtiger Statur, feuerte ebenfalls eine Flamme auf das Strohdach. In der Hütte schrie die Sau. Ehe Yda den nächsten Atemzug nahm, fraßen sich auch schon die Flammen ihren Weg. Sie sah in das Gesicht des Mannes, der die zweite Fackel geworfen hatte. Tiefe Falten gruben sich in seine Wangen und in dem dunkelbraunen Bart schimmerten weiße Fäden. Anders als die anderen Männer in ihren Kettenhemden trug er eine grüne Cotte mit einer Schließe aus Silber, wie Yda sie nur bei durchreisenden Kaufleuten gesehen hatte. Yda sah seinen Blick – kalt und voller Grausamkeit aus blassblauen Augen. Dann gab er seinem Pferd die Fersen. Die Söldner hinterließen eine Staubwolke und jagten ihre Pferde weiter. Beißender Rauch stieg Yda in die Nase, ihre Augen tränten. Wie von Sinnen sprang sie auf und zog an ihren Röcken, um sie von den Dornen zu befreien. »Ich muss die Sau aus der Hütte befreien!«

Griet hielt sie jedoch am Rocksaum fest. »Bleib! Es gibt nichts mehr zu retten.«

Yda riss sich los und rannte zu der Hütte. Auch wenn die Hitze der Flammen fast ihre Haut versengte, stieß sie die Tür ihrer Hütte auf. Um sie herum regnete es Funken. Yda zog sich den Umhang über den Kopf und presste sich zum Schutz vor dem Rauch die grobe Wolle vor den Mund.

Hinter ihr weinte Griet. »Nicht, Yda. Geh da nicht rein!«

Sie hörte nicht und stolperte blind in die Hütte. Durch die Balken über ihr fraßen sich bereits prasselnd die Flammen. Yda tastete sich durch den beißenden Rauch. Neben ihr schlug ein Feuerball auf den Boden. Seine Flammen züngelten nach ihren Röcken und Yda spürte die Hitze an ihren Beinen. Dann sah sie den zuckenden Leib der Sau auf dem Boden liegen. Sie kam zu spät! Ein brennender Balken donnerte vor ihre Füße. Vor Schreck vergaß Yda zu atmen. Hinter ihr gab es einen dumpfen Knall. Holz knirschte. Ein blasses Licht drang in die Hütte.

»Hier, Schwester. Komm hier, durch die Fensteröffnung«, schrie Griet gegen die Flammen an.

In Ydas Beinen summte es. Sie blickte auf den Kadaver des Schweins, nach dem die Flammen züngelten. Verzweifelt versuchte sie, das Feuer mit den Fußsohlen zu löschen. Die Glut fraß sich durch ihre Bandagen und ein stechender Schmerz bohrte sich hinauf zu ihren Waden. In Ydas Brust bebten Schluchzer der Hilflosigkeit.

»Bitte komm, sonst verbrennst du am lebendigem Leib!«, kreischte Griet.

Kurz schloss Yda die Augen, dann kletterte sie durch das Fenster ins Freie. Griet zerrte sie zu dem Busch, wo sie Yda um den Hals fiel.

»Was hast du dir nur dabei gedacht?«, schluchzte die Schwester.

Ydas Brust brannte von dem Rauch. Ein Hustenanfall schüttelte sie. Als sie sich einigermaßen wieder beruhigt hatte, liefen ihr Tränen über das Gesicht. Nichts von ihren wenigen Habseligkeiten war ihnen geblieben. In Ydas Herz wütete ein Schmerz, der sie die Verbrennungen nicht spüren ließ.

»Wir müssen nach der Familie schauen«, hustete Griet.

»Sie werden sich schon in Sicherheit gebracht haben. Lieber sollten wir unser restliches Vieh suchen.«

In Griets Augen glänzten Tränen. »Ich hab solche Angst. Was, wenn die Reiter zurückkehren?«

»Die Männer haben es nicht auf Menschenopfer abgesehen, eher darauf, die Erträge des Erzbischofes zu schmälern. Oder hast du etwa irgendwelche Trophäen in Form von abgeschlagenen Köpfen in ihren Händen gesehen?« Yda dachte an die Augen des Mannes, die kalt wie Eis gewesen waren.

Griet biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf.

Gedankenverloren beobachtete Yda, wie in all dem Rauch das Feuer ihren einzigen Hocker fraß, auf die Truhe übergriff und den Tisch zum Glühen brachte. Das Stroh ihrer Bettstatt gab den Flammen Nahrung und ließ sie noch einmal in den Himmel steigen. Yda wischte sich die Tränen von den Wangen, schob die Schwester aus ihrem Arm und erhob sich. Seufzend klopfte sie sich das lose Blattwerk von den Röcken. Dann reichte sie Griet die Hand.

»Komm, und lass uns sehen, wohin es die Ziege verschlagen hat.«

Griets Augen schwammen in Tränen. Doch sie nahm tapfer Ydas Hand und ließ sich von ihr auf die Beine ziehen. »Sollen wir wirklich nicht nachsehen, wie es dem Oheim und den anderen geht?«

»Ich weiß nicht, Griet. Wahrscheinlich wird er uns nur wieder einmal die Schuld an allem Unglück geben.« Ydas Trauer wich dem Groll. Ihre letzte Heimat hatten diese Bastarde zerstört. Von ihrem Vormund, dem Bruder des Vaters, konnten Yda und Griet bestimmt keine Hilfe mehr erwarten. Damals vor zwei Wintern, als der Vater gestorben war, hatte er sie des Hofes verwiesen und in die Hütte außerhalb des Weilers abgeschoben. Zwei Hühner hatte er ihnen gelassen. Nur durch ihre Hände Arbeit war es den Schwestern möglich gewesen, sich am Leben zu erhalten und ihren Viehbestand auf eine Ziege und ein Schwein zu erweitern. Yda dachte an die Mutter, und wie ihr Leben gewesen sein musste, bevor Vater sie geheiratet hatte. Eine Gauklerin soll sie gewesen sein, die auf den Jahrmärkten ihren Leib verbiegen konnte, als besäße sie keine Knochen. Aus dem Land der Sarazenen war sie gekommen, wo in den Augen einer jeden Frau eine Glut brannte. So, wie auch bei ihr und Griet. Doch Yda und Griet hatten die Mutter nie gesehen, denn sie verlor das Leben, als sie die beiden in derselben Nacht kurz hintereinander geboren hatte.

»Aber er muss uns doch Obhut geben«, jammerte Griet nun, »oder willst du im Wald schlafen?«

Yda gab sich geschlagen, weil sie wusste, Griet würde keine Ruhe geben. »Gut, lass uns sehen, was von seinem Hof noch übrig geblieben ist. Vielleicht finden wir ja unterwegs ...

Erscheint lt. Verlag 18.7.2023
Reihe/Serie Liebe, Tod und Teufel
Liebe, Tod und Teufel
Sprache deutsch
Original-Titel Luzifers Töchter
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte abgewiesene Liebe • Birgit Jasmund • Gabriele Breuer • Gefahr • historisch • Köln • Kölner Dom • Mittelalter • Rebecca Gablé
ISBN-10 3-8412-3351-1 / 3841233511
ISBN-13 978-3-8412-3351-6 / 9783841233516
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