Science Fiction Dreierband 3051 -  Alfred Bekker,  Duncan Farnsworth

Science Fiction Dreierband 3051 (eBook)

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2023 | 1. Auflage
600 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8122-3 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende SF-Romane: Die Perle Chardhin (Alfred Bekker) Ukasis Hölle (Alfred Bekker) Raumflug von Farisha (Duncan Farnsworth) Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner. In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps, unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf... Alfred Bekker schreibt Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane sowie Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher um DAS REICH DER ELBEN, die DRACHENERDE-SAGA, die GORIAN-Trilogie und seine Romane um die HALBLINGE VON ATHRANOR machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er war Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Kommissar X und Ren Dhark. Außerdem schrieb er Kriminalromane, in denen oft skurrile Typen im Mittelpunkt stehen - zuletzt den Titel DER TEUFEL VON MÜNSTER, wo er einen Helden seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einer sehr realen Serie von Verbrechen macht.

3. Kapitel


Jiims Geschichte




Da war die undeutliche Erinnerung an einen dunklen Schemen und eine Kraft, die ihn umschloss, gefangen hielt, fesselte ... Es war unmöglich, dafür einen Begriff zu finden, der auch nur annähernd das auszudrücken vermochte, was Jiim im Zusammenhang mit dieser Erinnerung empfand.

Danach war jedenfalls zunächst einmal alles dunkel gewesen. So als hätte jemand einfach ein Stück aus seinem Leben herausgetrennt und gelöscht.

Jiim erwachte.

Er stellte fest, dass sein Körper nach wie vor vom Nabiss bedeckt war und ihm niemand die golden schimmernde Rüstung abgenommen hatte. Offenbar war demjenigen, der ihn gefangen genommen hatte, nichts über die Kräfte bekannt, die dem Nabiss innewohnten. Kräfte, mit deren Hilfe sich auch massive Steinwände durchdringen ließen ...

Umso besser, überlegte der Narge in der Hoffnung, nicht lange in diesem Gefängnis zubringen zu müssen – wer auch immer ihn hier eingesperrt haben mochte. Und dass es sich bei seiner Umgebung tatsächlich nur um ein Gefängnis handeln konnte, daran bestand für ihn von der ersten Sekunde des Erwachens an nicht der geringste Zweifel.

Der Raum, in dem er sich befand, war kahl, die Wände schimmerten glatt. An der Decke leuchtete eine mäßig helle Lichtquelle. Einen Ausgang schien es nicht zu geben, was nur bedeuteten konnte, dass er sehr geschickt verborgen worden war.

Der Narge bewegte sich leicht, setzte sich auf und entdeckte in der anderen Ecke des etwa dreißig Quadratmeter großen Raumes eine kauernde Gestalt. Sie befand sich zunächst im Schatten, sodass Jiim nicht viel mehr als die ausgefahrenen Rückenstacheln sowie die Umrisse des feliden Kopfes erkennen konnte.

Ein Saskane!, erkannte Jiim sofort, den der Fremde sofort an den verstorbenen Boreguir erinnerte.

Der Katzenartige erhob sich und musterte Jiim mit einem Blick, der nach Interpretation des Nargen zunächst einmal Misstrauen ausdrückte.

Jiim fiel auf, dass sich die Kleidung des Saskanen, mit dem er seine Zelle und das Schicksal als Gefangener teilte, deutlich von dem martialischen Äußeren unterschied, das für Boreguir so kennzeichnend gewesen war. Statt der Montur eines Kriegers trug dieser Saskane eine weit fallende Tunika aus grauem Stoff, die allerdings auf dem Rücken über spezielle Öffnungen für die ausfahrbaren Stacheln verfügte.

Schließlich unterlag das Ausfahren dieser Rückenstacheln bei Saskanen nicht immer der willentlichen Kontrolle, sondern geschah oft einfach aus einem Reflex heraus.

Der Saskane kam jetzt aus seiner Ecke hervor und näherte sich Jiim zögernd. Als er in den Schein der Lichtquelle trat, fiel Jiim auf, dass die Haut des Feliden einen Farbton angenommen hatte, der dem Grau seines Gewandes ähnelte.

Möglicherweise, so glaubte Jiim, war dies darauf zurückzuführen, dass sein Zellengefährte schon sehr lange in diesem Verlies vor sich hin vegetierte und für lange Zeit kein Sonnenstrahl seine Haut berührt hatte.

»Ich bin Jiim«, stellte sich der Narge vor. Er benutzte dabei die Sprache Boreguirs, deren Wortschatz und Grammatik auf dem Übersetzungschip gespeichert waren, den Sesha in Jiims Rüstung integriert hatte.

Die Reaktion des Saskanen verlief jedoch alles andere als wunschgemäß. Er wich ein Stück zurück und stieß einen unartikulierten Laut aus, den Jiim als einen Ausdruck der Furcht interpretierte.

Vielleicht gehört die Gruppe, der dieser Saskane zuzuordnen ist, einem anderen Dialekt an, überlegte Jiim. Es konnte also sein, dass seine als freundliche Begrüßung gemeinten Worte von seinem Gegenüber völlig missverstanden wurden.

Eine andere Möglichkeit war die, dass dieses Wesen schon dermaßen lange hier gefangen gehalten wurde, dass es jegliches Vertrauen – gleichgültig ob in sich selbst oder in andere – verloren hatte.

Jiim hob die von seinem Nabiss bedeckten Hände.

Geöffnete und augenscheinlich waffenlose Hände waren als universelles Friedenszeichen kaum misszuverstehen, glaubte Jiim. Gleichzeitig bewegten sich aber auch seine Flügel ein wenig, was den Saskanen sehr zu beunruhigen schien. Er kauerte in einer Haltung da, die man nur als Abwehrhaltung auslegen konnte. Offenbar war er jedoch keine Kämpfernatur wie Boreguir. Zumindest deutete nichts an ihm darauf hin.

Jiim war klar, dass er sehr behutsam vorgehen musste und seinen Zellengenossen wohl zunächst einmal am besten einfach in Ruhe ließ, bis dieser sich einigermaßen beruhigt hatte.

Unterdessen versuchte Jiim die Zeit zu nutzen, in dem er sein Gefängnis mit Hilfe des Nabiss erkundete.

Zumindest versuchte er es.

Aber erschrocken stellt er fest, dass die Rüstung einfach nicht zu ihrer gewohnten Machtentfaltung kam.

Es war ihm unmöglich, mit ihrer Hilfe die massiven Steinwände zu durchdringen, ja, er vermochte noch nicht einmal einen kleinen Teil ihrer verborgenen Kräfte zu aktivieren. Irgendetwas hinderte Jiim daran, die Rüstung so einzusetzen, wie er es gewohnt war.

Das ist also der Grund dafür, dass man mir das Nabiss gelassen hat!, erkannte er schaudernd, denn nun wurde dem Nargen zum ersten Mal bewusst, dass dieses Gefängnis für ihn tatsächlich bis auf weiteres die Endstation bleiben würde.

Noch einmal versuchte er, die Kräfte des Nabiss wachzurufen. Seine von der Rüstung bedeckte Hand prallte mit einem metallischen Geräusch gegen die Wand, aber mehr als einen Kratzer hinterließ sie dort nicht.

Jiim stieß einen Laut der Wut aus, ein heftiges Schlagen der Flügel folgte, woraufhin sie sich jedoch sogleich wieder auf dem Rücken zusammenfalteten.

Jiim fühlte den halb misstrauischen, halb interessierten Blick seines saskanischen Zellengenossen auf sich ruhen.

»Das ist sinnlos«, stellte der Saskane schließlich nach längerem Schweigen fest. »Was du tust ist sinnlos.«

Da Jiim die Sprache des Saskanen mit Hilfe des in seine Rüstung integrierten Übersetzungschips mühelos verstand, stand auch fest, dass dieser Bewohner Saskanas kein anderes Idiom benutzte als seinerzeit Boreguir.

»Vielleicht hast du Recht«, sagte Jiim schließlich, sichtlich darum bemüht, beim zweiten Versuch einer Kontaktaufnahme etwas behutsamer vorzugehen. Schließlich waren sie beide in gewisser Weise aufeinander angewiesen. Bislang hatte Jiim nicht die geringste Ahnung, was eigentlich mit geschehen war – und vor allem warum! Was war die Absicht desjenigen, der ihn gefangen genommen und in dieses Verlies gesperrt hatte?

Gut möglich, dass der Saskane ebenso ahnungslos ist, wie ich es bin, überlegte Jiim. An den Gedanken, hier womöglich für lange Zeit festgehalten zu werden, wie er es im Fall seines Zellengenossen vermutete, wollte sich Jiim erst gar nicht gewöhnen.

Es musste einen Weg hinaus geben, so sagte er sich. Und er nahm sich vor, alles zu unternehmen, um ihn zu finden.

»Mein Name lautet Jiim«, erklärte der Narge noch einmal, da er glaubte, jetzt ein günstigeres Gesprächsklima vorzufinden.

»Jiim aus dem Volk der Nargen.«

»Du wiederholst dich«, war die kühle, überraschend abweisende Erwiderung.

Das Kommunikationsbedürfnis des Saskanen schien fürs Erste vollkommen gestillt zu sein. Jedenfalls setzte er sich in seiner Ecke nieder und wandte demonstrativ den Kopf zur Seite. Eine Geste, die kaum irgendwelchen Spielraum für Interpretationen ließ. Im Moment hatte er einfach genug von dieser Unterhaltung.

Jiim kam zu dem Schluss, dass er dies akzeptieren musste. Wenn seine Annahme stimmte, und dieser Saskane vielleicht tatsächlich schon unsagbar lange Zeit in dem Kerker verbracht hatte, so war seine Reaktion sogar verständlich.

Er scheint die Gesellschaft anderer gar nicht mehr gewöhnt zu sein, wurde es Jiim klar. Ich werde Geduld mit ihm haben müssen. Viel Geduld.

Mit ihm und auch mit mir selbst.



Die Zeit floss so zäh dahin wie ein erkaltender Lavastrom - und drohte in Jiims subjektiver Wahrnehmung ebenso langsam aber sicher zu erstarren. Es geschah buchstäblich nichts.

Mehr als ein paar misstrauische Blicke tauschte er mit seinem saskanischen Zellengenossen nicht aus. Dieser schien dem Nargen von Grund auf zu misstrauen, und wenn er näher darüber nachdachte, so fand Jiim, dass er es ihm auch kaum verübeln konnte.

Der Narge dachte daran, was wohl aus seinen Gefährten geworden war, den anderen Mitgliedern des Außenteams, die mit einer Kapsel der RUBIKON auf der verborgenen Saskanenwelt gelandet waren. Jarvis, Scobee, Algorian ...

Hatten sie sich retten und vielleicht sogar an Bord der RUBIKON zurückkehren können – oder wurden sie an anderer Stelle gefangen gehalten?

Die Tatsache, dass er zur vollkommenen Untätigkeit verurteilt war, ärgerte Jiim und machte ihn innerlich fast rasend. Aber in diesem Punkt musste er den Worten seines Zellengenossen zumindest vom Verstand her Recht geben. Im Moment hatte es keinen Sinn, mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen. Die Grenzen, die ihm die Mauern seines düsteren Gefängnisses zogen, musste er zunächst einmal schlicht und einfach akzeptieren, bevor er seine Chance suchen konnte, sie zu überwinden.

Aber träumte...

Erscheint lt. Verlag 13.7.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-8122-5 / 3738981225
ISBN-13 978-3-7389-8122-3 / 9783738981223
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