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Alfred Bekker
© Roman by Author /
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Kommissar Jörgensen und der Serienkiller
von Alfred Bekker
Prolog
Hotel West, Frankfurt ...
Julia Sommer trug ein eng anliegendes Kleid, das ihr nur knapp über die Oberschenkel reichte. In beiden Händen hielt sie je ein langstieliges Champagnerglas. Der Mann, der in der Nähe der Tür stand, war Mitte dreißig und schlank. Sein dreiteiliger grauer Anzug ließ sein Gesicht noch etwas farbloser erscheinen, als es ohnehin schon war. In der Linken hielt er einen Diplomatenkoffer. »Stehen Sie da doch nicht wie festgewachsen«, sagte Julia und reichte ihm ein Glas.
Der Mann im grauen Anzug hob abwehrend die Hand. Er hatte seine Autofahrerhandschuhe noch immer nicht ausgezogen. Schon das hätte Julia misstrauisch machen sollen – genau wie die Ausbuchtung in seiner Jacketttasche.
1
»Ich trinke nicht«, sagte er.
»Ich habe auch Nicht-Alkoholisches da.«
»Ich trinke gar nichts«, betonte er.
»Dann stellen Sie doch wenigstens den Koffer ab. Und ziehen Sie die Handschuhe aus!«
»Nein«, sagte er. »Die behalte ich an. Ich bin Allergiker. Außerdem mag ich es nicht, mit dem Schweiß anderer Leute in Berührung zu kommen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Julia runzelte die Stirn.
»Ach, so einer sind Sie …«
»Finden Sie es verkehrt, wenn man auf Hygiene achtet?«
»Nein.«
»Dann verstehen Sie mich?«
»Sicher, aber es ist … sagen wir mal selten. Die meisten wollen nicht einmal ein Kondom benutzen und Sie …«
»Ich bin eben anders.«
»Ja, das merke ich.«
»Es riecht hier relativ streng.«
»Das ist ein Duftspender, der für frische Luft sorgen soll. Wenn Sie wollen, dann stelle ich ihn so lange ins Nachbarzimmer.«
»Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
Sie drehte sich um und stellte die Gläser ab.
Wie werde ich ihn jetzt wieder los?, fragte sie sich. Andererseits – jemand, der so überkorrekt gekleidet war, nahm es sicher auch mit der Bezahlung genau. Aber irgendein Instinkt sagte ihr inzwischen, dass es besser war, diese Sache zu beenden. Sofort!
Vielleicht war es sein Blick gewesen. Das Flackern seiner Augen, die so eisgrau wie sein Anzug waren? Vielleicht auch irgendetwas anderes …
Als sie sich wieder umdrehte, war er plötzlich hinter ihr. Er hatte etwas aus der Jackentasche gezogen, was er ihr jetzt blitzschnell gegen die Schulter presste. Das unverkennbare Knistern einer elektrischen Entladung folgte. Der Stromschlag ließ ihren Körper zucken. Sie hatte augenblicklich keine Kontrolle mehr über ihren Körper, krampfte zusammen und fiel wie ein gefällter Baum zu Boden. Ihre Muskulatur wurde paralysiert. Sie konnte sich nicht mehr rühren.
Die Ladung war exakt abgestimmt. Ungefähr eine Minute hielt die paralysierende Wirkung an. Zeit genug für den Mann im grauen Anzug, das zu tun, was er sich vorgenommen hatte.
Julias Gesicht war zur Fratze verzerrt.
»Ja, ich weiß, Sie haben jetzt große Schmerzen. Aber das hört auf«, sagte er. »Ich werde Ihnen Erleichterung verschaffen und dafür sorgen, dass sie sich entspannen.«
Er ging ein paar Schritte zurück, stellte den Diplomatenkoffer auf den Tisch und öffnete ihn. In aller Seelenruhe zog er eine Spritze auf. Dann ging er zu ihr, kniete neben ihr, schob das Kleid hoch und versenkte die Spritze im Oberschenkel. Ihre durch den elektrischen Schlag verkrampften Muskeln erschlafften.
Er erhob sich wieder, legte die Spritze zurück in Koffer und kehrte dann zu der regungslos daliegenden Frau zurück. Sie konnte die Augenlider bewegen und flach atmen. Das war alles. Er schleifte sie zum Bett, denn in diesem Zustand ohne jegliche Körperspannung war es schwierig selbst wesentlich leichtere Person einfach zu tragen. Dort hievte er sie auf das Bett und begann damit, sie zu entkleiden.
Bevor er eine halbe Stunde später das Zimmer verließ, holte er einen Plastikbeutel aus dem Koffer. Er enthielt Sand und Zigarettenkippen. Ab und zu auch einen eingetrockneten Kaugummi.
Der Mann im grauen Anzug öffnete den Beutel und verstreute den Inhalt auf dem Boden.
2
»Seht ihr den Mann mit der grünen Baseball-Kappe?«, fragte unser Kollege Stefan Czerwinski über Headset. »Das ist er!«
Kriminalhauptkommissar Stefan Czerwinski leitete diesen Einsatz. Er saß in einem unauffälligen Opel auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung Saseler Straße und Ring 3.
Mein Kollege Roy Müller und ich, Kriminalhauptkommissar Uwe Jörgensen von der Kripo Hamburg, saßen in unserem Sportwagen. Rechts von uns befand sich eine Anhängervermietung.
Der Mann, den wir im Visier hatten, stand in der Nähe der Ampelanlage. Er hielt unauffällig ein Handy in der Rechten. Er wartete nur darauf, mit der eingebauten Kamera das abzufilmen, was sich nun bald ereignen würde. Die Filmsequenzen wurden dann sofort ins Internet gestellt.
Das zu erwartende Drama resultierte daraus, dass er die Programmierung der Ampelanlage manipuliert hatte.
Wir waren schon eine ganze Weile hinter ihm her und Anfangs hatte sogar der Verdacht bestanden, dieser Fall könnte einen terroristischen Hintergrund haben. Schließlich war es eine äußerst effektive Methode, in einer Stadt wie Hamburg für allgegenwärtiges Chaos zu sorgen, wenn man die Ampelanlagen umprogrammierte. Entweder stand die Blechlawine dann für eine Stunde still, weil die Ampeln einfach nicht auf Grün umsprangen oder man stellte sie so ein, dass die Wagenkolonnen gleich aus mehreren Richtungen aufeinander losfuhren und jeder glaubte, Vorfahrt zu haben.
Der Mann mit der grünen Baseball-Kappe hieß Timothy Erdenberger und er gehörte zu einem Kreis von Hackern, die wir in Verdacht hatten, an dieser Sache beteiligt zu sein.
»Zugriff jetzt!«, sagte Stefan Czerwinski. »Die Ampeln stehen noch mindestens eine Stunde lang rot. Den Wagen könnt ihr getrost stehen lassen – aber er darf uns diesmal nicht durch die Lappen gehen!«
»In Ordnung«, sagte ich.
Diese Anweisung galt nicht nur für uns, sondern auch für die anderen an diesem Einsatz beteiligten Kommissare.
Wir stiegen aus.
Das würde Erdenberger noch nicht misstrauisch machen, denn genau darauf hatte er es ja abgesehen: Bilder von entnervten Autofahrern, die mitten in der Rushhour feststeckten, weil eine Ampel nicht umsprang. Wutausbrüche, Verzweiflung … Zur Schau gestellt auf bestimmten Internet-Portalen.
Die härteste Variante war das Provozieren von Unfällen durch eine bestimmte Ampel-Programmierung. Auch dafür hatten Erdenberger und seine Helfershelfer schon gesorgt. Insgesamt gingen drei Tote auf das Konto dieser Hacker-Gang – und auch wenn sich der Verdacht eines terroristischen Hintergrundes im Laufe der Ermittlungen immer mehr verflüchtigt hatte, drohte den Beteiligten wegen der Unfalltoten trotzdem eine Mordanklage.
Wir gingen zwischen den Stoßstangen der Wagen hindurch und ernteten ein paar verwunderte Blicke.
»Was ist denn los?«, rief ein Mann aus einem Lieferwagen mit dem Logo eines Pizzadienstes. »Wieso geht die Ampel nicht auf Grün? Meine Kunden wollen ihr Zeug warm essen!«
»Bleiben Sie im Wagen und verhalten Sie sich ruhig!«, sagte ich. »Wir sind von der Kriminalpolizei.«
Ich zeigte nicht meinen Ausweis oder tat irgendetwas anderes, das mich in den Augen unseres Verdächtigen in irgendeiner Weise verraten hätte. Was ich sagte, konnte er aus dieser Distanz unmöglich verstehen.
Zur gleichen Zeit machten sich unsere Kollegen Tobias Kronburg und Ludger Mathies von der anderen Seite in Richtung des Mannes mit der grünen Baseball-Kappe auf. Kollege Stefan Czerwinski und sein Partner Oliver 'Ollie' Medina waren ebenfalls unterwegs. Von drei Seiten näherten wir uns.
Plötzlich schien...