Stalking Jack the Ripper (eBook)
416 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60591-5 (ISBN)
Kerri Maniscalco ist in einem Beinahe-Spukhaus in der Nähe von New York City aufgewachsen, wo auch ihre Faszination für Gruselschauplätze ihren Ursprung nahm. In ihrer Freizeit liest sie alles, was sie in die Finger bekommen kann, kocht mit ihrer Familie und Freunden und trinkt viel zu viel Tee, während sie die subtileren Angelegenheiten des Lebens mit ihren Katzen diskutiert. Sie ist Autorin der »Kingdom of the Wicked«- und »Stalking Jack the Ripper«-Reihen und ihre Bücher stehen regelmäßig ganz vorn auf der New-York-Times- und der SPIEGEL-Bestsellerliste.
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 02/2024) — Platz 19
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 49/2023) — Platz 14
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 48/2023) — Platz 10
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 47/2023) — Platz 6
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 46/2023) — Platz 10
Kerri Maniscalco ist in einem Beinahe-Spukhaus in der Nähe von New York City aufgewachsen, wo auch ihre Faszination für Gruselschauplätze ihren Ursprung nahm. In ihrer Freizeit liest sie alles, was sie in die Finger bekommen kann, kocht mit ihrer Familie und Freunden und trinkt viel zu viel Tee, während sie die subtileren Angelegenheiten des Lebens mit ihren Katzen diskutiert. Sie ist Autorin der »Kingdom of the Wicked«- und »Stalking Jack the Ripper«-Reihen und ihre Bücher stehen regelmäßig ganz vorn auf der New-York-Times- und der SPIEGEL-Bestsellerliste.
2 Blutspritzer
Harrow School for Boys, London
31. August 1888
Meinem Onkel zufolge hatte es nicht so viel Blut gegeben, wie bei einem so brutalen Durchtrennen der Kehle zu erwarten gewesen wäre.
Ich konnte seinem Bericht über die grauenhafte Szene, die sich ihm an diesem Morgen geboten hatte, kaum folgen, und meine Notizen waren reichlich konfus, genau wie meine Gedanken.
»Sagen Sie mir, meine Herren«, dozierte Onkel Jonathan und schritt über die tief liegende Tribüne in der Mitte des Auditoriums. Kurz ruhte der Blick seiner blassgrünen Augen auf mir, dann fuhr er fort. »Worauf deuten die Beweise hin, wenn das Blut unter ihrem Körper bereits geronnen war, als man sie fand? Mehr noch, wenn kaum genug Blut vorhanden war, um ein Half Pint zu füllen? Was kann uns das über das Ende unseres Opfers verraten?«
Der Drang, die Antwort einfach herauszurufen, war ein elendes Biest, das aus seinem Käfig ausbrechen wollte, in den ich es zu sperren versprochen hatte. Anstatt diesen Dämon auszutreiben, blieb ich jedoch still sitzen, presste die Lippen aufeinander und hielt den Kopf gesenkt. Ich verbarg meine Verärgerung, indem ich die Mienen meiner Mitstudenten musterte. Innerlich seufzte ich. Die meisten von ihnen waren kreidebleich und schienen drauf und dran zu sein, sich zu übergeben. Wie sollten sie es da überstehen, eine Leiche zu sezieren?
Verstohlen kratzte ich getrocknetes Blut von meinen Nagelbetten und dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, eine Leber in Händen zu halten, und welche neuen Sinneseindrücke die heutige Leichenschau wohl bringen würde.
Ein junger Mann mit dunkelbraunem Haar – mit derselben Sorgfalt frisiert, mit der auch seine tadellose Kleidung gebügelt worden war – hob die Hand pfeilgerade in die Luft. Seine Fingerspitzen waren tintenfleckig, als wäre er zu eifrig damit beschäftigt, mitzuschreiben, um auf solche Kleinigkeiten zu achten. Er war mir schon vorher aufgefallen. Die methodische Art, wie er sich Notizen machte, hatte mich fasziniert. Er schien lernbegierig, fast manisch zu sein – eine Eigenschaft, die mir wider Willen Bewunderung abnötigte.
Mein Onkel nickte ihm zu. Der junge Mann räusperte sich und stand auf. Die Schultern waren selbstbewusst gestrafft, und er wandte sich nicht an meinen Onkel, sondern an die Studenten.
Ich kniff die Augen zusammen. Er war außerdem ziemlich groß. Konnte er der geheimnisvolle Besucher vom vergangenen Abend sein?
»Im Grunde ist es ziemlich offensichtlich, wenn man mich fragt«, erklärte er, wobei er fast gelangweilt klang. »Unser Mörder hat sich entweder mit der Verstorbenen zu Zwecken der Unzucht verabredet, um sie an einen ungestörten Ort zu locken, oder er hat ihr aufgelauert – da sie eindeutig betrunken war – und sie von hinten angegriffen.«
Es war schwer zu sagen, da der Fremde am Vortag kaum etwas gesagt hatte, doch dieser junge Mann klang, als könnte er es gewesen sein. Unwillkürlich beugte ich mich weiter vor, als könnte die Nähe den Funken des Wiedererkennens in meinem Gehirn entfachen.
Onkel Jonathan räusperte sich, um den arroganten Jüngling zum Schweigen zu bringen, und setzte sich an das hölzerne Pult. Ich lächelte. Es hatte eindeutig auch Vorteile, so zu tun, als wäre man ein Junge. Meinen Onkel machte es immer nervös, wenn die Sprache auf Prostituierte kam, aber nun konnte er niemandem einen Vorwurf machen, wenn er so offen vor mir dieses Thema anschnitt.
Er zog eine Schublade auf, nahm seine Brille heraus und rieb sie am Ärmel seines Tweedjacketts sauber, bevor er sie aufsetzte. Dann beugte er sich vor und sagte: »Warum glaubst du, dass das Opfer von hinten angegriffen wurde, Thomas, wenn doch die meisten meiner Kollegen der Meinung sind, dass sie gelegen hat, als der Angriff erfolgte?«
Ich sah zwischen den beiden hin und her, überrascht darüber, dass mein Onkel ihn beim Vornamen genannt hatte. Jetzt war ich mir so gut wie sicher, dass er der spätabendliche Fremde war. Der junge Mann, Thomas, zog die Brauen zusammen.
Goldbraune Augen, die so perfekt in sein markantes Gesicht passten, als hätte Leonardo da Vinci selbst ihn gezeichnet. Wenn nur meine Wimpern auch so betörend wären! Sein Kinn war kantig, was ihm den Anschein unerschütterlicher Entschlossenheit verlieh. Sogar seine Nase war schmal und majestätisch, und seine Miene drückte stets eine gewisse Wachsamkeit aus. Wenn er sich seiner eigenen Intelligenz nicht so nervtötend bewusst gewesen wäre, dann wäre er vermutlich ziemlich anziehend.
»Weil, wie Sie selbst erwähnt haben, Sir, die Kehle von links nach rechts durchtrennt wurde. In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Menschen tatsächlich Rechtshänder sind, könnte man aus der nach unten verlaufenden Schnittrichtung, die Sie beschrieben haben, und der statistischen Wahrscheinlichkeit, dass unser Täter in der Tat Rechtshänder war, schließen, dass dieser Angriff am einfachsten ausgeführt werden konnte, wenn der Angreifer hinter dem Opfer stand.«
Thomas packte den Studenten, der neben ihm saß, und zerrte ihn von seinem Platz, um seinen Standpunkt zu demonstrieren. Stuhlbeine kratzten über den Fliesenboden, als der Junge sich zu befreien versuchte, aber Thomas hielt ihn fest wie eine Boa Constrictor ihre Beute.
»Wahrscheinlich hat er den linken Arm um ihre Brust und ihren Oberkörper geschlungen, sie an sich gezogen, ungefähr so.« Er drehte seinen Kommilitonen herum. »Vielleicht hat er ihr irgendetwas ins Ohr geflüstert, damit sie nicht schreit – denn, wie Sie gesagt haben, hat niemand auch nur einen Laut gehört –, dann hat er ihr schnell die Klinge über die Kehle gezogen. Ein Mal, als sie noch aufrecht stand, anschließend ein zweites Mal, als sie zu Boden gefallen ist. Und alles, bevor sie überhaupt begriffen hat, was vor sich geht.«
Nach der Demonstration, wie sich die Tat vermutlich abgespielt hatte, ließ Thomas den Studenten fallen und trat über ihn hinweg, um zu seinem Platz und seinem vorherigen Desinteresse zurückzukehren. »Wenn man die Blutspritzer in Schlachthäusern untersuchen könnte, dann würde man mit ziemlicher Sicherheit ein entgegengesetztes Muster erkennen, da die Tiere dort meistens verkehrt herum aufgehängt werden, ehe man sie tötet.«
»Ha!« Mein Onkel klatschte so laut in die Hände, dass es durch den ganzen Saal schallte.
Ich erschrak über seinen Ausbruch und war erleichtert, dass nicht bloß ich auf meinem Platz zusammengezuckt war. So wie mir war es auch fast allen anderen gegangen. Man konnte nicht abstreiten, dass Morde meinen Onkel über die Maßen begeisterten.
»Warum, so schallen die Unkenrufe, ist das Blut dann nicht über die gesamte obere Hälfte des Zauns gespritzt?«, forderte mein Onkel den Studenten heraus und schlug sich mit der Faust in die Handfläche. »Wenn ihre Halsschlagader durchtrennt wurde, dann müsste das Blut rhythmisch herausgespritzt sein. Man frage nur die medizinischen Koryphäen, die den Tatort untersucht haben.«
Thomas nickte, als hätte er genau diese Frage vorhergesehen. »Das lässt sich ziemlich leicht erklären, nicht wahr? Sie hat ein Halstuch getragen, als sie angegriffen wurde. Dann ist es heruntergefallen. Oder vielleicht hat es ihr der Mörder auch abgerissen, um damit möglicherweise seine Klinge zu säubern. Es könnte sein, dass er unter irgendeiner Neurose leidet.«
Stille hing dick wie der East-End-Nebel im Raum, während das Bild, das Thomas schuf, in unseren Gedanken Gestalt annahm. Mein Onkel hatte mir beigebracht, wie wichtig es war, jegliche Gefühle aus dieser Art von Fällen herauszuhalten, aber es war schwer, von einer Frau zu sprechen, als wäre sie ein Tier im Schlachthaus.
...Erscheint lt. Verlag | 2.11.2023 |
---|---|
Reihe/Serie | Die grausamen Fälle der Audrey Rose |
Die grausamen Fälle der Audrey Rose | Die grausamen Fälle der Audrey Rose |
Übersetzer | Diana Bürgel |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Anatomie • Audrey Rose • England 19. Jahrhundert • Forensik • Gerichtsmedizin • Gothic novel • historischer Krimi • Historischer Thriller • Horror • Jack the Ripper • kingdom of the wicked • London • Mystery • Mystery-Thriller • Neuerscheinung 2023 • Serienkiller • Serienmörder • Slow Burn Romance • True Crime • viktorianisches England • Whitechapel Morde |
ISBN-10 | 3-492-60591-5 / 3492605915 |
ISBN-13 | 978-3-492-60591-5 / 9783492605915 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 16,2 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich