Clovelly der Schwertkämpfer: Historischer Roman -  Max Brand

Clovelly der Schwertkämpfer: Historischer Roman (eBook)

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2023 | 1. Auflage
260 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8107-0 (ISBN)
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Roman von Max Brand 17. Jahrhundert in England. Michael Clovelly hat ein Ziel: Er will Rache für seinen Vater, und dafür braucht er ein Schiff. Um dieses Ziel zu erreichen, verkauft er seine Fähigkeiten als Schwertkämpfer. Doch es gibt Verwicklungen, die er nicht bedacht hat; der Ruf einer jungen Frau wird zerstört, und ein Herzog spielt ein schmutziges Spiel.

Kapitel 1: Der Sporn des Kampfhahns


Diejenigen, die in dieser Londoner Straße zum Erkerfenster hinaufschauten, bewunderten die Anmut des steinernen Schnörkels, der es von der Wand abhob, und die Schlankheit der Pfosten, die die kleinen Bleiglasquadrate trugen und sich oben zu einem Gewirr von verschlungenem Maßwerk erhoben. In der Tat wirkte das Fenster mit dem satten Rot des Vorhangs, der das Innere des Raumes abschirmte, wie eine halb maurische Verzauberung. Und es war ein Tag, so schön wie jeder andere, der sich jemals über das ferne Granada gewölbt hat. Es war ein Tag, an dem die Menschen den Schlamm auf der Straße vergaßen und zu den rauchgeschwärzten Häuserfronten hinaufschauten, um vielleicht zum ersten Mal angenehme und fröhliche Details wie dieses Erkerfenster zu sehen und dann höher zum ungewohnten Blau des Himmels zu blicken.

Denn so düster London heute auch ist, so war es doch eine dunkle, dunkle Stadt zu der Zeit, als der fröhliche Monarch gerade erst auf dem Thron seines Vaters saß. Die Häuser drängten sich wie verängstigte Schafe aneinander, und aus den dicht gedrängten Myriaden von Schornsteinen stieg der Rauch der Seekohle unaufhörlich empor und wurde in die Kette des Nebels eingewoben, der nur selten den Himmel verließ und zusammen mit ihm einen dichten grauen Schleier über die Stadt zog.

Aber an diesem Tag strich ein Wind mit der frischen Reinheit der Frühlingsfelder und der Süße der Blumen in seinem Atem über das Land; er warf den Seenebel zurück zum Meer; er spülte den Kohlenrauch aus der Luft, und London, das in das funkelnde Blau hinaufschaute, hätte mit einer Stimme ausrufen können: „Es gibt doch einen Himmel über uns!“

Im Nu kratzten die Federn der Dichter wie wild, die Pinsel der Maler sprühten die Farben auf die Leinwand, und die zitternden Musiker versuchten, die Herrlichkeit dieses Tages in ihre Instrumente einfließen zu lassen. Aber noch weiser waren diejenigen, die sich nicht bemühten, diesen seltenen Tag festzuhalten, sondern die hinausgingen, um seine Schönheit so schnell zu genießen, wie er herabregnete.

Zu den Vernünftigen gehörte Michael Clovelly, denn er hatte seinen Schwertgürtel ein wenig enger um seinen leeren Bauch gezogen, sein Nachtquartier mit den letzten Münzen bezahlt und wanderte nun durch die Straßen in der frohen Hoffnung, dass hinter jeder Ecke das Glück auf ihn lauern könnte. Und als er an jenem Erkerfenster vorbeikam und den dunkelhäutigen jungen Mann sah, der düster dahinter hervorstarrte, konnte er nicht anders, als seinen Hut abzunehmen und ihn so zu schwenken, dass der Wind die rote Feder, die sich auf der Krempe kräuselte, zur Schau stellte.

Dabei wurde sein Blick von der Menschenmenge um ihn herum abgelenkt, und im nächsten Augenblick wurde er so heftig zur Seite geschleudert, dass ein Stiefel tief in den Zwinger sank. Denn in jenen Tagen waren Bürgersteige in London noch wenig bekannt.

Der Fußweg war auf beiden Seiten durch lange Pfostenreihen von der Straße abgegrenzt, und zwischen dem Fußweg und der Straße befand sich eine tiefe Rinne, die Zwinger genannt wurde und in der das Regenwasser und die aus den Fenstern der Häuser geworfenen Abfälle träge flossen. Sich an der Mauer zu halten, war eine Notwendigkeit, wenn man saubere Füße behalten wollte.

Das Temperament von Michael Clovelly war so friedlich wie gut getrocknetes Schießpulver. Jetzt schüttelte er den Dreck von seinem Stiefel und drehte sich um, um einen hochgewachsenen Kerl zu sehen, der vorbeiging, seine breiten Schultern lachend schüttelte und das Ende seines langen Rapiers unter seinem Mantel hervorzog.

Ein vorbeigehender Lehrling hatte seinen Schrei „Was fehlt euch?“, unterbrochen und hielt inne, um ebenfalls zu lachen; aber im nächsten Augenblick krähte er „Kämpft! Kämpft!“, wie ein kleiner Hahn, um eine Menschenmenge zu versammeln, die den Spaß sehen wollte, denn Michael Clovelly war zu dem großen Mann getreten und zupfte an seinem Mantel.

Der Drängler wirbelte so heftig herum, dass sein Mantel so weit wie die Flügel eines Geiers flatterte, und als er auf Clovelly herabblickte, legte er eine Hand auf den Griff seines schweren Rapiers.

„Was wollt Ihr haben?“, brüllte er.

„Eure Entschuldigung“, antwortete Clovelly, „oder Euer Blut, Ihr fetter, ausgeweideter Ochse!“

Die Stimme des anderen brach in unartikulierter Freude über den Gedanken an den Kampf aus. Mit einer geschickten Bewegung seines linken Arms zupfte er den Mantel von den Schultern und wickelte ihn in dicken Falten um seinen Unterarm, und im selben Augenblick zog er die lange Klinge aus der Scheide und schnippte die Spitze mit einer einzigen Bewegung auf den Gang des kleineren Mannes.

Nur ein Sprung nach hinten bewahrte ihn davor, dass seine Nase aufgeschlitzt wurde; dann blinkte seine eigene Waffe aus der Scheide, und er stand angespannt da und maß sein Werk. Es schien in der Tat ein sehr großes Werk zu sein!

Er selbst war nicht größer als mittelgroß und sehr schmächtig gebaut. In den breiten Schultern des anderen steckte das Doppelte seiner Masse und mehrere Zentimeter Vorsprung in der Reichweite. Das war aber noch nicht alles. Ihre Waffen waren so unterschiedlich wie ihre Personen, denn Clovelly trug ein kleines Schwert mit einer dreieckigen Klinge, die sich von der Parierstange über die Schwachstelle zu einer langen Nadelspitze verjüngte. Es handelte sich um eine neue Klingenform, die erst kürzlich in Frankreich eingeführt worden war, aber für England noch eine große Neuheit darstellte.

Das Rapier des großen Mannes hingegen war eine dieser gewaltigen Hieb- und Stichwaffen, deren Schneide in der Lage war, eine Rüstung zu durchtrennen, und die vom Griff bis zur Spitze weit mehr als einen Meter Stahl aufwies.

Und ihre Angriffs- und Verteidigungsmethoden waren so unterschiedlich wie ihre Waffen oder ihre Personen. Der große Mann stürzte sich auf seinen Gegner und überzog ihn mit einem Sturm aus Stahl, mit Hieben, die ihm fast den Kopf von den Schultern gerissen hätten, mit großen Ausfallschritten, mit Drehungen am Handgelenk und Treffern am Knie von Clovelly.

Gleichzeitig schlug er hin und her, wobei er nach rechts auswich, so dass er sich in einem großen Kreis bewegte, in dem Clovelly mehr oder weniger den Mittelpunkt bildete. Zur Verteidigung hatte er nicht nur seine Klinge zum Parieren, sondern auch den Mantel, der um seinen linken Arm gewickelt war.

Und doch ging Clovelly auf mysteriöse Weise nicht blutüberströmt zu Boden. Den linken Arm schleuderte er müßig hinter sich, den rechten hielt er weit ausgestreckt, wobei die Spitze mehr oder weniger unablässig die Kehle und die Brust des anderen bedrohte.

Gleichzeitig wehrte er mit der Basis seiner dreieckigen Klinge die Angriffe des anderen ab, indem er die Hiebe und Stöße scharf abwehrte und die Schnitte harmlos am Stahl abprallen ließ. Seine Beinarbeit bestand darin, leicht hin und her zu tanzen und niemals zur Seite zu weichen.

Die ganze Angelegenheit dauerte kaum dreißig Sekunden, aber es war Zeit genug für die Zuschauer, die innegehalten und sich umgedreht hatten, um zuzuschauen, oder zu den Fenstern oder aus den Türen gestürmt waren, um in Erwartung der Tötung des kleineren Mannes den Atem anzuhalten und in Bewunderung für seine wunderbare Ansprache zu rufen. Neunundzwanzig Sekunden lang tat er nichts anderes als sich zu verteidigen.

Dann trat er vor, die Spitze seines Rapiers ragte wie eine Schlangenzunge hervor, und der große Kerl ließ seine Waffe fallen und schrie einen Fluch.

Er war ins Handgelenk gestochen.

Das gefallene Schwert stieß Clovelly in den Zwinger, und während der andere danach zappelten, hatte er seine eigene Klinge in die Scheide gesteckt, drehte sich auf dem Absatz um und ging munter seines Weges, kaum noch atmend von der Anstrengung. Man jubelte ihm zu. Der Rüpel erhielt ein Lachen und ein paar bissige Worte, als er sich davonschlich, und dann floss das Leben auf der Straße weiter wie zuvor. Aber eine Wende des Schicksals wartete auf Clovelly. Wenig später war er um eine Ecke gebogen, als ihm eine Hand auf die Schulter tippte und er sich umdrehte, sah er einen Jungen, der ihm gegenüberstand, völlig außer Atem von der Geschwindigkeit, mit der er gerannt war, und nur noch keuchen konnte: „Mein Lord Teynham … mein Lord, mein Lord … Teynham …“

„Nun“, sagte Clovelly, „wenn er dein Herr ist, hat er eine Menge Geld verschwendet, um dich mit diesen Kleidern auszustatten. Stehst du in den Diensten von Lord Teynham?“

Denn der Junge war in eine glänzende, pflaumenfarbene Samtjacke und -hose gekleidet, mit reicher Spitze, die um seine Handgelenke und über seine Handrücken baumelte, und einem feinen Spitzenkragen, der um seine Schultern wehte. Er war barhäuptig, um die Eile zu bezeugen, mit der er zu seiner Mission aufgebrochen war, und sein langes, lockiges Haar war in Unordnung gebracht.

Er war so schlank wie ein Mädchen, so fein an Händen und Füßen, und die Schönheit seines Gesichts hatte mehr etwas Weibliches als etwas Männliches – außer dass alles durch ein Auge, das so offen, so kühn und so schelmisch weise war, wie es jemals aus einem englischen Gesicht blickte, ganz und gar knabenhaft wurde.

„Ich stehe in seinen Diensten“, sagte der Junge, „und verdammt, ich habe noch nie etwas Schwierigeres getan, als Euch zu fangen. Ihr geht mit Siebenmeilenstiefeln, Sir!...

Erscheint lt. Verlag 9.7.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-8107-1 / 3738981071
ISBN-13 978-3-7389-8107-0 / 9783738981070
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