G. F. Unger Western-Bestseller 2629 (eBook)

Camp ohne Hoffnung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5435-4 (ISBN)

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G. F. Unger Western-Bestseller 2629 - G. F. Unger
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Als Joe Finnegan die Abteilung halten lässt und der klirrende Trab nicht mehr zu hören ist, dringt das Stöhnen und Jammern der Verwundeten, die alle auf ihren Pferden festgebunden sind, umso lauter an seine Ohren.
Einer der Verwundeten sagt gepresst und heiser vor Schmerzen: »Zur Hölle mit dir, Sergeant! Warum quälst du uns erst wie ein Folterknecht! Warum bringst du uns nicht gleich um, du Hundesohn! Wir würden es dir nicht übel nehmen, das kannst du uns glauben, denn es wäre eine verdammte Erlösung für uns!«
Alle haben die Worte des Mannes gehört. Er hat ihnen aus der Seele gesprochen, denn auch die gesunden und nur leicht verwundeten Männer sind am Ende ihrer Kraft.
Von den beiden Frauen gar nicht zu reden. Ja, sie haben zwei Frauen bei sich.
Um diese Frauen mussten sie mit den Apachen kämpfen. Das nämlich war der Auftrag der Patrouille: die Befreiung der beiden Frauen ...


Camp ohne Hoffnung

Als Joe Finnegan die Abteilung halten lässt und der klirrende Trab nicht mehr zu hören ist, dringt das Stöhnen und Jammern der Verwundeten, die alle auf ihren Pferden festgebunden sind, umso lauter an seine Ohren.

Einer der Verwundeten sagt gepresst und heiser vor Schmerzen: »Zur Hölle mit dir, Sergeant! Warum quälst du uns erst wie ein Folterknecht! Warum bringst du uns nicht gleich um, du Hundesohn! Wir würden es dir nicht übel nehmen, das kannst du uns glauben, denn es wäre eine verdammte Erlösung für uns!«

Alle haben die Worte des Mannes gehört. Er hat ihnen aus der Seele gesprochen, denn auch die gesunden und nur leicht verwundeten Männer sind am Ende ihrer Kraft.

Von den beiden Frauen gar nicht zu reden. Ja, sie haben zwei Frauen bei sich.

Um diese Frauen mussten sie mit den Apachen kämpfen. Das nämlich war der Auftrag der Patrouille: die Befreiung der beiden Frauen ...

Es war ein Himmelfahrtskommando, und ihre Chancen standen tausend zu eins ...

Joe Finnegan versucht zu lauschen. Doch obwohl der klirrende Trab der Patrouille verklungen ist, sind immer noch viele andere Geräusche außer dem Stöhnen der Verwundeten zu hören.

Die Pferde schnaufen. Sattelzeug knarrt.

Nein, es ist nicht möglich, etwas anderes zu hören als die Geräusche der kleinen Abteilung.

Er wendet sein Pferd und reitet langsam die Doppelreihe entlang. Neben jedem halbwegs noch kampffähigen Reiter befindet sich ein kampfunfähiger Verwundeter oder gar schon ein Toter.

Die beiden Frauen halten nebeneinander.

Im Mondlicht mustert der Sergeant sie aufmerksam.

Und wieder wundert er sich über ihre Lebenskraft. Gewiss, sie sind so erschöpft von dem, was hinter ihren liegt, dass sie bald von ihren Pferden fallen, wenn man sie nicht darauf festbindet – doch sie sind bereit, durchzuhalten und es den Soldaten nicht noch schwerer zu machen.

Die beiden Frauen verzweifeln nicht, obwohl sie lange genug bei den Apachen gewesen sind. Was das bedeutet, das weiß nicht nur Sergeant Joe Finnegan, das weiß auch jeder andere Reiter der Patrouille.

Als er die beiden Frauen betrachtet, denkt er: Der Major wird verrückt werden! Er wird es nicht ertragen können. Niemals! Ein Apachen-Häuptling und die Frau des »Alten«?

Aber indem er dies denkt, fragt er ruhig – wenn auch heiser: »Geht es noch ein Stück? Können die Ladys noch etwas länger durchhalten?«

Georgia Tracy, die Frau des Majors John Tracy, nickt nur.

Sue McGillen aber fragt herb: »Und wenn wir es nicht könnten, Sergeant? Dann würden Sie uns auf den Gäulen festbinden lassen, nicht wahr? Solange die Pferde noch können, müssen wir in den Sätteln bleiben – oder?«

»Richtig«, sagt er. »Denn wir müssen vor den Apachen an der Wasserstelle sein. Schaffen wir das nicht, gibt es keine Chance mehr für uns. Wir müssen weiter.«

Er reitet weiter und hält neben dem Soldaten Pinky.

»Was macht der Lieutenant, Pinky?«

»Der ist tot, Sergeant. Er starb vor einer halben Stunde.«

Joe Finnegan sitzt zwei Atemzüge lang unbeweglich im Sattel. Es ist, als hätte er die Worte von Soldat Pinky nicht gehört. Aber dann zieht er sein Pferd herum und reitet wieder an die Spitze.

»Trrrab!«, ruft er und lässt sein müdes Pferd antraben.

Die Patrouille folgt seinem Beispiel.

Der Sergeant führt sie geradewegs auf die Wasserstelle zu, die für sie die Rettung bedeutet, wenn sie vor den Apachen dort ankommen.

Und immer wieder fragt sich der Sergeant, wie der Major im Fort reagieren wird, wenn er erfährt, dass seine Frau Juan Cuervo gehört hat. Und sogar jetzt noch trägt sie Kleidung einer Apachen-Frau.

Als sie die Wasserstelle endlich erreicht haben, reiten bis auf drei Steinwürfe an die Felsen und Büsche der heran. Dann lässt der Sergeant halten. Über die Schulter sagt er: »Charly!«

Der Zivilscout Charly Wood kommt nach vorn geritten. Als er neben dem Sergeant hält, murmelt er aus dem Mundwinkel zu diesem hinüber: »Warum reitest du nicht selbst? Warum schickst du mich?«

»Weil es dein Job ist«, erwidert Joe Finnegan, »so wie es mein Job ist, möglichst viele lebendig ins Fort zu bringen.«

Charly Wood erwidert nichts. Er reitet hinüber, um nachzusehen. Wenn dort Apachen sind, hat er keine Chance. Dann wird ihn eine Kugel oder ein Pfeil erwischen.

Aber sie können nicht lange warten. Er kann nicht versuchen, sich anzuschleichen. Wenn Apachen dort lauern, dann haben sie längst den klirrenden Trab der Abteilung gehört und sehen diese jetzt im Mond- und Sternenlicht.

Es geschieht nichts. Eine Weile bleibt der Scout verschwunden.

Dann taucht er auf und ruft durch die kalte und klare Arizona-Nacht herüber: »Also kommt und sauft euch voll!«

Sie reiten wieder an, und sogar die Verwundeten, die bisher gestöhnt und geflucht hatten, seufzen erleichtert.

Denn bald wird es reichlich Wasser geben.

✰✰✰

Als die Sonne den neuen Tag wärmt, schon über den roten Mesas im Osten steht und lange Schatten nach Westen wirft, erhebt sich Sergeant Joe Finnegan.

Er geht von Mann zu Mann, und der Sanitäts-Corporal meldet ihm, dass der Reiter Ben Skinner und Corporal Edson Lane im Laufe der Nacht gestorben sind.

Eine Weile steht der Sergeant da, starrt auf seine Fußspitzen und scheint zu überlegen. Dann sagt er: »Wickelt die Toten in Decken. Wir nehmen sie mit. Nur noch dreißig Meilen vom Camp Tortilla entfernt, lassen wir keine Toten mehr zurück.«

Er geht weiter, und er mustert die Reiter noch einmal alle. Sie sind mit dem Lieutenant siebzehn gewesen, mit dem Scout achtzehn.

Jetzt können nur noch neun aus eigener Kraft reiten. Mit den Frauen und dem Scout sind sie zwölf. Aber alle sind sie mehr oder weniger verwundet. Kaum einer kam unverletzt davon. Die Patrouille verlor sieben Mann. Zwei Schwerverwundete werden es vielleicht nicht mehr bis Camp Tortilla schaffen.

Und dennoch müssen sie weiter. Denn wenn Juan Cuervo noch einmal Verstärkung bekommen sollte, wird er angreifen.

Cuervo – das heißt so viel wie Rabe. Aber er ist mehr als ein menschlicher Rabe. Dieser Juan Cuervo ist mit einem Bussard zu vergleichen.

Als der Sergeant bei den Frauen ist, hockt er sich auf die Absätze nieder wie ein Cowboy.

Sie sind wach. Nebeneinander liegen sie unter einer Decke – und dabei waren sie einst so verschieden und gehörten fast zwei verschiedenen Welten an. Aber das war damals vor mehr als zwei Wochen, als Juan Cuervo mit seinen Kriegern die Postkutsche von Tucson nach Camp Tortilla überfiel. Das ist für diese beiden Frauen schon so lange her wie eine Ewigkeit.

»Kann ich etwas für die Ladys tun?« So fragt er ernst. Dabei stellt er fest, dass die beiden Frauen jetzt gar nicht mehr so unterschiedlich wirken wie vor einigen Wochen.

Denn damals war die eine Frau noch eine Lady, eine Offiziersfrau, die nach dem Sittenkodex der Armee lebte, in der ihr Mann Major war.

Die andere Frau war eine Spielerin und Abenteurerin, die in den Spielhallen mit Männern um Geld spielte und die manchmal auf den Bühnen der Tingeltangels auftrat.

Sie waren wirklich sehr verschieden, diese beiden Frauen – was ihre Herkunft, ihre Erziehung und ihre Lebensweise betraf.

Doch jetzt sind sie gleich. Jetzt wirken sie wie Schwestern. Denn sie waren lange genug bei den Apachen, um von diesen gleich gemacht zu werden. In dieser Situation bewiesen sie beide die gleiche Lebenskraft. Sie zerbrachen nicht, und sie nahmen sich auch nicht das Leben. Sie überstanden alles und hofften.

Sie erwidern seinen Blick.

Dann schüttelt Georgia Tracy leicht den Kopf. »Sie haben schon genug für uns getan, Sergeant. Wir werden auch das letzte Stück noch durchhalten. Nicht wahr, Sue?« Sie blickt ihre Nachbarin an.

Und Sue McGillen nickt zurück. Aber dann richtet sie ihren Blick auf den Sergeant. Sue McGillen ist blond und braunäugig. Noch vor wenigen Stunden war sie dem Zusammenbruch nahe.

Sue McGillen sagt plötzlich zu ihm: »Sergeant, wenn der junge Lieutenant den Angriff auf Juan Cuervos Dorf nicht befohlen hätte – wenn Sie, Sergeant, das Kommando gehabt hätten –, wären wir dann befreit worden?«

Er schüttelt den Kopf. »Nein«, sagt er dann langsam. »Ich hätte nicht mit so vielen Toten bezahlen wollen. Dieser Preis wäre mir zu hoch gewesen.« Er erhebt sich nach diesen Worten. »Nehmen Sie mir das übel, Ladys?« So fragt er ganz ruhig und sanft.

»Die Armee ...«, beginnt Georgia Tracy, die Frau des Majors und seines Vorgesetzten. Aber er unterbricht sie. Er sagt: »Die Armee gibt Befehle – doch sie kann niemandem die Verantwortung abnehmen. Und ich hätte die Verantwortung gehabt. Ich hätte gewusst, dass ich für zwei Frauen wahrscheinlich die vierfache Zahl an toten Soldaten hätte eintauschen müssen. Die Armee soll verdammt sein, die so etwas verlangt.«

Da schweigen die Frauen. Aber es scheint, als betrachteten sie ihn nun mit anderen Augen. Erst als er außer...

Erscheint lt. Verlag 18.7.2023
Reihe/Serie Western-Bestseller
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5435-0 / 3751754350
ISBN-13 978-3-7517-5435-4 / 9783751754354
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