Der Fluss aus Silber - Geschichten aus Daevabad (eBook)

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2023 | 1. Auflage
304 Seiten
Panini (Verlag)
978-3-7569-9991-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Fluss aus Silber - Geschichten aus Daevabad -  S. A. Chakraborty
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Neue Geschichten aus Daevabad - der sagenumwobenen Welt der Dschinns, in der Prinzen ihre Macht hinterfragen und mächtige Dämonen sowohl Segen als auch Fluch bedeuten können. Eine Anwärterin auf den Königsthron trifft auf einen Hofstaat, dessen tödliche Geschichte ein nahezu unüberwindliches Hindernis darstellt. Die Wege eines gefangenen Prinzen aus einer gefallenen Dynastie und einer jungen Frau, die ihrer Heimat entrissen wurde, kreuzen sich in einem verzauberten Garten. Ein Spähtrupp stößt in einem verfluchten Winterwald auf ein Geheimnis, das die Welt in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Die preisgekrönte Daevabad-Trilogie der Bestsellerautorin S. A. Chakraborty wird mit dieser neuen mystisch-magischen Geschichtensammlung erweitert und feiert ein Wiedersehen mit altbekannten und auch völlig neuen Charakteren aus der faszinierenden Welt der Dschinns.

Shannon Chakraborty ist die Autorin der von der Kritik hochgelobten Daevabad-Trilogie. Ihr Werk wurde in über ein Dutzend Sprachen übersetzt und für den Locus-, World Fantasy-, Crawford- und Astounding-Award nominiert. Wenn sie nicht gerade in Büchern über Hochstapler aus dem dreizehnten Jahrhundert und politische Intrigen der Abbasiden vergraben ist, geht sie gerne wandern, strickt und kocht unnötig komplizierte mittelalterliche Gerichte nach. Sie freut sich über Besuch auf www.sachakraborty.com oder auf Twitter und Instagram unter @SAChakrabooks, wo sie gerne über Geschichte, Politik und islamische Kunst spricht. Sie lebt derzeit in New Jersey, zusammen mit ihrem Mann, ihrer Tochter und einem ständig wachsenden Katzenrudel.

Shannon Chakraborty ist die Autorin der von der Kritik hochgelobten Daevabad-Trilogie. Ihr Werk wurde in über ein Dutzend Sprachen übersetzt und für den Locus-, World Fantasy-, Crawford- und Astounding-Award nominiert. Wenn sie nicht gerade in Büchern über Hochstapler aus dem dreizehnten Jahrhundert und politische Intrigen der Abbasiden vergraben ist, geht sie gerne wandern, strickt und kocht unnötig komplizierte mittelalterliche Gerichte nach. Sie freut sich über Besuch auf www.sachakraborty.com oder auf Twitter und Instagram unter @SAChakrabooks, wo sie gerne über Geschichte, Politik und islamische Kunst spricht. Sie lebt derzeit in New Jersey, zusammen mit ihrem Mann, ihrer Tochter und einem ständig wachsenden Katzenrudel.

MANIZHEH

Diese Szene spielt einige Jahrzehnte vor den Ereignissen aus Die Stadt aus Messing und enthält Spoiler für die ersten beiden Romane.

Ihr Sohn war wunderbar.

Manizheh fuhr Jamshids winzige Ohren nach, betrachtete voller Wonne sein perfektes kleines Gesicht. Obwohl er gerade mal eine knappe Woche alt war, schimmerte in seinen schwarzen Augen bereits ein feuriger Dunst. Sein kleiner Körper war warm und weich und lag sicher und geschützt in ihren Armen. Dennoch drückte Manizheh ihn fester an sich, als sie das Zelt verließ. Es war zwar Frühling, doch er hatte gerade erst angefangen. Daher erwiesen sich die Vormittage in Zariaspa oftmals als recht frisch.

Das Tal, das sich vor ihr ausbreitete, leuchtete im frühen Morgenlicht, und hier und da blitzte rosa- und lilafarbener Klee zwischen den langen Grashalmen auf. Vorsichtig trat sie über herumliegende Steine und zerbrochene Ziegel hinweg. Kaveh und sie hatten ihr Zelt in einer der vielen vergessenen Menschenruinen aufgebaut, die man hier überall in der Landschaft fand, wenngleich von diesen Hinterlassenschaften kaum mehr als einige Bogen und eine gedrungene, mit Diamantenmuster verzierte Säule übrig geblieben waren, sodass man sie kaum noch vom felsigen Hang unterscheiden konnte. Doch im Gehen fragte sich Manizheh, was sich hier wohl einst befunden haben mochte. War dies ein Schloss gewesen, das Heim von Königen, in dem andere nervöse frischgebackene Eltern lebten und sich Sorgen wegen der Welt machten, in die sie ein Kind von edlem Blut gesetzt hatten?

Abermals blickte Manizheh auf ihren Sohn hinab. Ihren Jamshid. Das war ein königlicher Name, der wie so viele ihrer Namen schon vor langer Zeit von den Menschen entliehen worden war – was die meisten Daeva niemals zugegeben hätten. Doch Manizheh war als Nahid ausgebildet worden und hatte Dinge gelernt, die anderen verboten waren. Jamshid war der Name einer Legende und eines Königs. Ein optimistischer Name, der aus dem letzten Funken Hoffnung in ihrer Seele stammte.

»Dieser Platz ist mir der liebste auf der Welt«, sagte sie leise, während Jamshids Augenlider flatterten, da sich das Baby satt getrunken hatte und müde war. Sie legte sich seinen Kopf auf die Schulter und atmete den süßen Duft seiner Haut ein. »Du wirst hier so viele Abenteuer erleben. Dein Baba wird dir ein Pony schenken und dann kannst du alles nach Lust und Laune erkunden. Und ich möchte, dass du alles erkundest, mein Schatz«, flüsterte sie. »Ich möchte, dass du erkundest, dass du träumst und dich an einem Ort verlierst, an dem niemand über dich wacht. An dem dich niemand einsperrt.«

An dem Ghassan dir nicht wehtut. Weil er nie von dir erfahren wird.

Denn wenn es eines gab, dessen sie sich in Bezug auf die Zukunft ihres Kindes sicher war, dann dass Ghassan niemals von Jamshids Existenz erfahren durfte. Allein bei diesem Gedanken wurde Manizheh ganz flau vor Angst, dabei war sie keine Frau, die sich leicht fürchtete. Ghassan würde Kaveh töten, daran bestand für sie kein Zweifel, und zwar auf die langsamste und grausamste Art und Weise, die ihm einfiel. Er würde Rustam bestrafen und das brechen, was vom traumatisierten Geist ihres Bruders noch übrig war.

Und Jamshid … Ihr Verstand wollte sich gar nicht erst ausmalen, was Ghassan ihm antun würde. Wenn Jamshid Glück hatte, würde sich Ghassan damit zufriedengeben, ihn dasselbe grässliche Schicksal durchleiden zu lassen, dem sie und Rustam unterworfen gewesen waren: Ein Leben als Sklaven in der Krankenstube des Palastes, das sie tagtäglich daran erinnerte, dass man ihre Familie längst ausgelöscht hätte, wenn ihr Nahid-Blut sie nicht so überaus nützlich machen würde.

Allerdings bezweifelte sie, dass ihr Sohn solches Glück haben würde. Manizheh hatte mit angesehen, wie die Jahre Ghassan härter machten, bis er zu einem Spiegelbild seines tyrannischen Vaters geworden war. Vielleicht war Manizheh eine stolze Närrin gewesen, weil sie Ghassan das verwehrte, was er sich am sehnlichsten wünschte. Möglicherweise wäre es besser gewesen, ihre Familien und Stämme zu vereinen, sich bei einer königlichen Hochzeit ein Lächeln abzuringen und in seinem Bett im Dunkeln die Augen zuzukneifen. Dann würde ihr Volk jetzt eventuell aufatmen und ihr Bruder nicht ständig zusammenzucken, nur weil irgendjemand eine Tür etwas zu laut schloss. War das denn nicht die beste Wahl für so viele Frauen, und mehr, als sie sich erhoffen konnten?

Dennoch hatte sich Manizheh dagegen entschieden. Stattdessen hatte sie Ghassan auf die intimste Weise betrogen, die ihr nur möglich war, und Manizheh wusste ganz genau, dass Kaveh und sie teuer dafür bezahlen würden, falls sie jemals aufflogen.

Sie drückte einen Kuss auf den weichen Haarflaum, der von Jamshids Kopf abstand. »Ich werde zu dir zurückkehren, mein Kleiner, das verspreche ich dir. Und wenn ich das tue … dann hoffe ich, dass du mir vergeben kannst.«

Jamshid regte sich im Schlaf und gab ein leises Geräusch von sich, bei dem sich Manizhehs Brust vor Trauer zusammenschnürte. Sie schloss die Augen und versuchte, sich jede Einzelheit dieses Augenblicks einzuprägen. Sein Gewicht in ihren Armen und seinen süßen Duft. Die Brise, die säuselnd durch das Gras wehte, und die kühle Luft. Sie wollte sich daran erinnern, wie es war, ihren Sohn in den Armen zu halten, bevor sie ihm das alles nehmen musste.

»Manu?«

Beim Klang von Kavehs zögerlicher Stimme erstarrte Manizheh und ihre Gefühle waren erneut im freien Fall. Kaveh. Ihr Partner und Mitverschwörer, seitdem sie sich als Kinder hinausgeschlichen hatten, um Pferde zu stehlen und durch das Land zu streifen. Ihr engster Freund und später ihr Liebhaber, als ihre Neugier und ihre Teenagersehnsüchte in zaghafte Berührungen und gestohlene Momente übergingen.

Eine weitere Person, die sie verlieren würde. Manizheh hatte ihren Besuch in Zariaspa bereits um drei Monate überzogen und Ghassans Briefe, in denen er ihre Rückkehr anordnete, geflissentlich ignoriert. Es hätte sie überrascht, wenn der König nicht längst in Erwägung zog, sie von Soldaten nach Hause holen zu lassen. Eines stand fest: Sie würde Daevabad nie wieder verlassen dürfen. Jedenfalls nicht, solange Ghassan an der Macht war.

Der Ring, rief sie sich in Erinnerung. Solange du den Ring hast, gibt es noch Hoffnung. Doch ihr Kindheitstraum, den schlafenden Afshin-Krieger aus dem Sklavenring zu befreien, den sie und Rustam vor so langer Zeit gefunden hatten, erschien ihr heute als genau das: als ein Traum.

Kaveh sprach weiter. »Ich habe alles vorbereitet, worum du gebeten hast. Bist du … Geht es dir gut?«

Manizheh wollte lachen. Sie wollte weinen. Nein, es ging ihr nicht gut. Sie drückte das Baby fester an sich. Es kam ihr schlichtweg unmöglich vor, es loszulassen. Sie wollte den Schöpfer anschreien. Sie wollte in Kavehs Armen zusammenbrechen. Zur Abwechslung sehnte sie sich danach, dass ihr einmal jemand sagte, alles würde wieder gut werden. Sie wollte nicht länger die Banu Nahida sein, die Göttin, der keine Schwäche gestattet wurde.

Aber ihrer Rolle konnte sie nun mal nicht entkommen. Selbst für Kaveh war sie immer zuallererst seine Nahid und erst danach seine Geliebte und seine Freundin, und sie würde seinen Glauben daran jetzt nicht erschüttern. Daher sorgte sie dafür, dass ihre Stimme ruhig klang und ihre Augen trocken waren, als sie sich zu ihm umdrehte.

Ihm stand der Schmerz ins Gesicht geschrieben. »Du siehst wunderschön aus mit ihm in den Armen«, flüsterte Kaveh, in dessen Stimme Ehrfurcht und Schmerz mitschwangen. Er trat näher und betrachtete ihren schlafenden Sohn. »Bist du dir auch wirklich sicher?«

Manizheh strich Jamshid über den Rücken. »Das ist die einzige Möglichkeit, um zu verbergen, wer er wirklich ist. Wenn wir das jetzt nicht tun, wird er ansonsten seine Ammen heilen und dafür sorgen, dass sich seine aufgeschürften Knie im Handumdrehen schließen.«

Kaveh warf ihr einen unsicheren Blick zu. »Und falls er diese Fähigkeiten eines Tages brauchen sollte?«

Das war eine gerechtfertigte Frage. In ihren Armen sah Jamshid so winzig und zerbrechlich aus. Es gab so viele Krankheiten und Flüche, die ihn befallen konnten. Er konnte vom Pferd fallen und sich das Genick brechen. Oder er trank aus einem der vielen mit Eisen vergifteten Flüsse, die durch die dichten Wälder Zariaspas strömten.

Allerdings waren all diese Risiken weitaus weniger schlimm als das, was ihm drohte, wenn er als Nahid erkannt wurde.

Es ist schon erstaunlich, dass man den Tod einem Leben in Daevabad vorziehen konnte.

»Ich weiß nicht, was wir sonst tun sollen, Kaveh«, gab sie zu, während sie zusammen zurück ins Zelt gingen. Der Feueraltar schwelte in der Ostecke. »Ich hoffe sehr, dass ich eines Tages in der Lage sein werde, das Mal zu entfernen, aber dieser Tag ist noch lange nicht angebrochen. Offen gesagt ist diese Magie derart alt und unerforscht, dass ich nicht einmal genau sagen kann, ob sie funktionieren wird.«

»Woher werden wir wissen, ob es geklappt hat?«

Manizheh blickte auf ihren Sohn hinab und fuhr ihm mit einem Finger über das winzige, zusammengezogene Gesicht. Sie versuchte sich auszumalen, wie er mit drei Monaten aussehen würde. Oder wenn er drei Jahre alt war. Oder dreizehn. Weiter mochte sie gar nicht denken. Sie wollte nicht wirklich wahrhaben, dass sie ihn nicht aufwachsen sehen würde.

»Wenn es funktioniert, werde ich nicht in der Lage sein, seinen Schmerz zu lindern«,...

Erscheint lt. Verlag 27.6.2023
Reihe/Serie Daevabad
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Astounding-Award • Crawford Award • Daevabad-Saga • Daevabad-Trilogie • Djinn • Dschinn • Dschinnkrieger • episch • Fantasy • Kairo • Locus-Award • magisch • Shannon Chakraborty • World Fantasy Award
ISBN-10 3-7569-9991-2 / 3756999912
ISBN-13 978-3-7569-9991-0 / 9783756999910
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