Vorhang auf für die skandalöse Lady (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
264 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-1625-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vorhang auf für die skandalöse Lady - Eloisa James
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Die bildhübsche Lady Joan Wilde ist berüchtigt für ihre Skandale. Neuerdings ist sie entschlossen, in einem Theaterstück die Rolle des Hamlet zu spielen - in Männerkleidung! Thaddeus Erskine Shaw, Viscount Greywick, ist fassungslos, als er von diesem Plan erfährt. Der Auftritt würde Joans gesellschaftlichen Ruin bedeuten. Als Gentleman sieht er es als seine Pflicht an, die Adelige vor sich selbst zu beschützen. Er nimmt ihr ein Versprechen ab: Wenn er ihr hilft, bei der Aufführung einen Skandal zu verhindern, wird sie danach umgehend einen von drei Ehekandidaten heiraten, die er ihr präsentiert. Doch bald kann der Viscount selbst sich Joans Liebreiz nicht mehr verschließen ...



New-York-Times-Bestseller-Autorin Eloisa James schreibt nicht nur packende historische Liebesromane, sie ist auch Professorin für Englische Literatur. Eloisa lebt mit ihrer Familie in New York, hält sich aber auch oft in Paris oder Italien auf. Sie hat zwei Kinder und ist mit einem waschechten italienischen Ritter verheiratet.

1. Kapitel


Lindow Castle

Landsitz des Duke of Lindow, Cheshire

20. August 1784

Ich brauche Kurven, wenn du willst, dass ich eine Frauenrolle spiele“, beschwerte sich Otis Murgatroyd und blickte stirnrunzelnd in den Spiegel.

„Ich versuche es ja“, sagte Joan und zerrte an den Schnüren seines Korsetts. „Zieh deinen Bauch ein.“

„Ich dachte immer, die Walfischknochen würden das erledigen“, brummte Otis. „In den Anzeigen von Madame Turcotte wird behauptet, ihre Korsetts könnten eine Steinmauer biegen.“

Lady Joan Wilde, Tochter des Duke of Lindow, zog ein letztes Mal kräftig, bis sich eine winzige Kurve in der Taille ihres besten Freundes zeigte. Sie schnitt eine Grimasse, als sie ihre geröteten Finger sah, und schnürte das Korsett zu. „Und jetzt die Turnüre. Eine Robe à l’anglaise hat wenigstens keine Polster.“

Otis’ Kleid war auf dem Dachboden ausgegraben worden und völlig aus der Mode. Aber er würde sich ja auch nicht wie eine Frau gekleidet in die feine Gesellschaft begeben, sondern lediglich auf der privaten Bühne auf Lindow Castle auftreten. Dreißig Minuten später brach Joan erschöpft auf dem Sofa zusammen und schwor sich, den Lohn ihrer Kammerzofe zu erhöhen.

Otis dagegen sah frisch wie das sprichwörtliche Gänseblümchen aus. Er trug einen grünen Unterrock mit einer gelb gestreiften Organdy-Schürze und darüber einen erdbeerfarbenen Rock. Dazu ein passendes Mieder und ein Spitzenschultertuch, dessen Rüschen bis ans Kinn reichten.

„Deine Perücke rutscht“, stellte Joan fest. Er trug das, was ihre Tante eine „Stachelbeerperücke“ nannte, mit fein gekräuselten Löckchen über den Ohren, was in der Tat Ähnlichkeit mit einem Stachelbeerstrauch hatte.

Otis rückte die Perücke gerade, dann nahm er einen Hut aus erdbeerfarbener Seide, verziert mit einer dunkelgrünen Schleife, und setzte ihn auf die Perücke. Die Schleife rückte er in einen verwegenen Winkel zurecht. „Ich liebe es, diese bunten Farben zu tragen.“

„Du warst schon immer bestrebt, wie der Regenbogen auszusehen“, sagte Joan trocken. In den drei Jahren, seit sie Otis kannte, war seine Kleidung immer gewagter geworden. Seine Aufmachung bei einem Empfang in einem Salon der Königin war berühmt-berüchtigt – damals hatte er einen apricotfarbenen Gehrock zu lila Kniehosen getragen.

„Aber jetzt bin ich auch noch so gebogen wie einer“, meinte Otis lachend.

„Du hörst dich aber nicht an wie eine Dame“, sagte Joan.

„Und ich bin nicht sehr hübsch.“

Das stimmte. Als Mann war Otis auf lausbubenhafte Art gut aussehend, wenn auch recht klein, aber in Frauenkleidern war er erschreckend unansehnlich. „Du dagegen siehst in Kniehosen so schön aus wie eh und je“, fügte er hinzu.

Joan zuckte mit den Schultern. Sie hatte ihrer Schönheit stets eher als Nachteil denn als Gewinn angesehen, da ihr goldenes Haar, die blauen Augen und die makellose Haut sie zum Ebenbild eines gewissen preußischen Grafen machten, mit dem ihre Mutter durchgebrannt war und damit einen Skandal verursacht hatte.

Mehr als ein Gentleman hatte die bloße Vorstellung verworfen, eine Frau zu heiraten, deren Haarfarbe von ihrer illegitimen Abkunft zeugte.

Zum Glück war Joan auf Lindow Castle aufgewachsen, umgeben von einer riesigen, liebevollen Familie. Sie hatte stets gewusst, wer sie war – eine Wilde. Der Duke würde jeden umbringen, der ihm ins Gesicht sagte, sie wäre nicht seine Tochter.

Sie stand auf und betrachtete sich im Spiegel. Anstelle einer Dame sah sie einen goldhaarigen, blauäugigen Jüngling, gekleidet in einen schlichten Gehrock aus rauchigem Grün mit Silberstickereien an der Vorderseite und den Ärmeln.

Jung und feingliedrig, aber ein Mann mit allen Privilegien eines Mannes.

Sie grinste ihr Spiegelbild an. „Mein Lieblingsteil an diesem Kostüm ist der Degen.“ Sie legte eine Hand an den Griff und warf sich in Pose, ein leicht gebeugtes Knie ein wenig ausgestellt.

„Wenn die Matronen von deinen Beinen in diesen Kniehosen Wind bekommen“, sagte Otis, „wird man dich aus der feinen Gesellschaft verbannen. Endgültig.“

Joan zuckte erneut mit den Schultern. In den letzten zwei Jahren hatte sie ständig kurz vor dem Ruin gestanden. Manchmal hatte sie keine Schuld an dem Skandal getragen, zum Beispiel, als der junge Lord Stuckley sie von einem Ball entführt hatte, um eine Heirat zu erzwingen. Sie hatte ihn mit dem Griff seines eigenen Schwertes bewusstlos geschlagen. Im ton galt das als ausgesprochen undamenhaft, und die Tatsache, dass sie anschließend zum Ball zurückgekehrt war und die Nacht durchgetanzt hatte, wurde als grober Angriff auf die kultivierte Empfindsamkeit gewertet.

Ihr Vater war wütend auf Stuckley gewesen, nicht auf Joan. Doch als Joan dabei erwischt wurde, wie sie in einer Gartenlaube einen Marquess küsste – und anschließend das Angebot ausschlug, eine Marchioness zu werden –, war er gar nicht glücklich. Ein paar Wochen später küsste sie den Ehrenwerten Anthony Froude auf einer Galerie, die vom gesamten Ballsaal aus hervorragend einsehbar war. Dieser Skandal weitete sich noch aus, als sie Lady Froude darüber informierte, dass die Küsse ihres Sohnes nur deshalb berauschend gewesen seien, weil er sich bereits eine Flasche Brandy einverleibt hatte.

„Vater hat mir erlaubt, für dieses Stück Hosen zu tragen. Er weiß, dass ich es leid bin, immer nur die Jungfrau in Not zu spielen“, erklärte Joan jetzt. „Aber ich sollte hinzufügen, dass er mir verboten hat, das Grundstück in männlicher Aufmachung zu verlassen. Der Duke hat sein Verbot allerdings nicht auf dich in einem Kleid ausgeweitet.“

„Ich nehme an, wir gehen direkt zum Schlosstor“, sagte Otis. Er hatte Erfahrung mit Joans Plänen.

„Natürlich, wir müssen unsere Kostüme ja in der Öffentlichkeit auf die Probe stellen“, erwiderte Joan. Sie setzte ihre Perücke auf, ein zierliches Ding, das knapp auf ihr geflochtenes Haar passte. Sie hatte nur zwei ordentliche Locken über jedem Ohr und einen kurzen Zopf im Nacken. „Dein Kammerdiener hat deine Augenbrauen sehr gut hinbekommen, aber du brauchst noch Puder und ein paar Haarnadeln, um deine Perücke festzustecken.“

Otis machte Anstalten, sich auf den Hocker vor dem Frisiertisch zu setzen, doch er verschätzte sich, und er und seine riesige Turnüre landeten auf dem Boden.

In einem Wirrwarr aus Röcken lag er da und schaute zu ihr hoch. „Warum trägt irgendjemand, der bei klarem Verstand ist, einen Reifrock?“

„Hoch mit dir!“ Joan reichte ihm die Hand und ignorierte die Frage, auf die sie keine Antwort hatte. Sie zog ihn hoch, hob seine Perücke auf und befestigte seinen Hut.

„Ich würde lieber meinen Text üben, als spazieren zu gehen“, sagte Otis, nahm Joans Puderquaste und puderte sich großzügig das Gesicht. „Die einzige Textzeile, an die ich mich aus Hamlet erinnere, ist der Vater des Prinzen, der Gedenke mein stöhnt.“

„Es ist etwas faul im Staate Dänemark“, sagte Joan gut gelaunt. „Hamlets Vater wird von seinem Onkel getötet, der das Königreich übernimmt und Hamlets Mutter heiratet. Hamlet schimpft mit seiner Mutter und beendet die Beziehung zu Ophelia – das bist du – und unternimmt mit ein paar Piraten eine Seereise. Am Ende kehrt er zurück, um Rache zu üben, und im letzten Akt sind alle tot.“

„Einschließlich Ophelia, also mir“, betonte Otis. „Solche Stücke liegen mir nicht, wie ich ganz offen sagen muss. Wenn ich mich recht entsinne, klagt sie endlos darüber, dass Hamlet sie nicht liebt. Auswendiglernen war noch nie meine Stärke. Außerdem müsste Hamlet schon blind sein, um sich in mich zu verlieben.“

Er deutete auf den Spiegel. Joan musste zugeben, dass Otis’ kantiges Kinn auch unter einer dicken Schicht Puder nicht verschwunden war.

„Der Schlüssel zum Schauspiel ist die Vorstellungskraft“, erläuterte sie ihm. „Konzentriere dich auf eine traurige Dame. Weißt du noch, wie Miss Trestle geweint hat, als ihr Spaniel gestorben ist? Ahme einfach ihren Gesichtsausdruck nach.“

Joan war unbegabt für jegliche Handarbeit; sie konnte das Pianoforte nicht spielen, und die von ihr gemalten Aquarelle waren nicht vorzeigbar. Ihr einziges Talent war das Theaterspielen.

Leider war es Damen nur gestattet, anmutige, damenhafte Rollen zu spielen, und auch das nur in gelegentlichen privaten Aufführungen. Sie war es leid, die holde Maid zu mimen, die darauf wartet, dass der Prinz sie rettet. Sie wollte den Prinzen spielen, der gegen Piraten kämpft.

Zum Glück hatte ihr Vater ihrem Flehen endlich nachgegeben und ihr gestattet, einen Prinzen zu spielen – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ein Mitglied der Familie oder eine Freundin die Rolle von Hamlets Geliebter übernahm. Nachdem sämtliche Frauen in ihrer Familie sich einhellig geweigert hatten, die Ophelia zu spielen, und sei es nur für einen Abend, war ihr Freund Otis in die Bresche gesprungen.

Er versuchte, einen Schmollmund zu machen, womit er aussah, als litte er unter Verdauungsstörungen. „Ich nehme an, du hast dir einen wahren Fürsten ausgesucht, den du imitieren willst?“

„Fürstlicher geht es kaum“, bestätigte Joan. Viscount Greywick, der zukünftige Duke of Eversley, war der aufgeblasenste, lästigste Mann, den sie je getroffen hatte. Er hatte zwei ihrer Schwestern den Hof gemacht, doch...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2023
Reihe/Serie Historical Gold
Historical Gold
Übersetzer Maria Beck
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlander liebesromane • Historical Gold • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher • The Wildes of Lindow Castle
ISBN-10 3-7515-1625-5 / 3751516255
ISBN-13 978-3-7515-1625-9 / 9783751516259
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