Harry Kubinke Roman
von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Buchs entspricht 130 Taschenbuchseiten.
Lorenzo D'Alessi, Kriminalhauptkommissar in Hamburg, wurde als verdeckter Ermittler unter dem Namen Fabio Ascioti in die kalabrischen Arcuri-Familie in Hamburg eingeschleust. Nun hat man ihn aus einem stillgelegten Hafenbecken im alten Hafen gefischt. Wurde seine Tarnung aufgedeckt? Oder gab es einen anderen Grund, dass man D'Alessi abserviert hat?
Die beiden Kriminalinspektoren Kubinke und Meier werden beauftragt, den Fall zu lösen und kommen zu einem erstaunlichen Ergebnis …
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
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Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
1
Sein Name war Helmut.
Er war uralt. So alt, dass er die 1930er Jahre noch bewusst erlebt hatte.
Mit zunehmendem Alter war er redseliger geworden. Und so redete er auch über Dinge, über die er einmal geschworen hatte, zu schweigen.
Aber so ist das, wenn man uralt wird.
Manche Dinge vergisst man.
Und an manche Dinge erinnert man sich um so lebhafter.
Helmut hatte vergessen, dass er schweigen sollte.
Umso lebhafter erinnerte er sich daran, worüber er eigentlich hätte schweigen sollen.
Er erzählte jetzt andauernd von dem, worüber nicht hätte reden dürfen.
Das Tragische war, dass es ihm jetzt, nach all den vielen Jahren, sowieso niemand mehr glaubte.
Man hielt ihn für einen Spinner.
Einen alten Mann, der wunderliche Geschichten erzählte.
Bei Helmut war es immer dieselbe Geschichte.
Die Geschichte von dem Schatz im See - und von den Männern mit Maschinenpistolen.
„Helmut, erzähl nicht immer solche Sachen”, hieß es dann. “Du erschreckst die Kinder damit!”
„Aber es ist doch wahr!”
„Ja, sicher!”
„Ich habe gesehen, wie sie den Schatz zum Wasser trugen! Es waren so viele Kisten…”
„Bitte nicht nochmal, Helmut!”
„Ich war noch ein kleiner Junge damals…”
„Hm…”
„Manchmal denke ich, es wäre erst gestern gewesen.”
Erinnerungen stiegen in ihm auf…
*
Viele Jahre in der Vergangenheit…
Der Junge verharrte im dunklen Schatten knorriger, verwachsener, gespenstisch wirkender Bäume, deren Wurzelwerk an dem sehr steilen Hang teilweise hervortrat. Er bog ein paar stachelige Sträucher zur Seite und blickte auf den glitzernden See. Männerstimmen drangen zu ihm herüber. Da waren ein paar Kerle, die Kisten trugen.
Plötzlich knackte dann hinter ihm etwas.
Der Junge schrak jetzt zusammen und drehte sich um.
Ein Mann stand dort.
Breitbeinig.
Schmallippig.
Sein Hut war tief ins Gesicht gezogen, so dass sein Gesicht zum größten Teil im Schatten lag. In den Händen hielt er eine Maschinenpistole.
Es war eine Maschinenpistole mit rundem Magazin. Der Lauf zeigte jetzt in Richtung des kleinen Jungen. „Rühr dich nicht, Kleiner!”
Der Junge wollte etwas sagen, aber er konnte nicht. Er war wie erstarrt. Nicht einmal atmen konnte er. Der Puls schlug ihm bis zum Hals.
„Was machst du hier, Junge?”
„Nichts.”
„Verarsch mich nicht!”
„Ich…”
„Was?”
Der Junge schluckte. Seine Augen traten hervor. Sein Gesicht hatte den letzten Rest an Farbe verloren und wirkte totenblass.
Der Mann mit der Maschinenpistole kam auf ihn zu, musterte ihn eingehend.
„Du wirst nichts darüber erzählen, was du hier gesehen hast, klar?”
„Ja, klar.”
„Niemals!”
„Nein, niemals!”
„Kapiert?”
„Ja…”
„Andernfalls müsste ich dich erschießen. Hast du das verstanden?”
Der Junge nickte und presste die Lippen aufeinander, damit sie nicht zitterten.
„Ich werde niemandem etwas sagen!”, versprach er.
„Okay…”
„Wirklich!”
Der Junge zitterte.
Der Mann hob den Lauf der Maschinenpistole ein Stück.
„Wenn du es doch tun solltest, werde ich davon erfahren und dich finden. Hast du verstanden?”
„Ja”, flüsterte der Junge.
Der Mann hob die Maschinenpistole, lud sie einmal mit einem ratschenden Laut durch und legte sich den Lauf mit dem runden Teller-Magazin dann lässig auf die Schulter.
„Verschwinde jetzt, Junge!”
„Ja.”
„Und lass dich nicht wieder blicken!”
„Nein!”
„Los, weg mit dir!”
„Ja!”
„Bevor ich es mir anders überlege!”
Der Junge wagte es nicht einmal mehr, sich noch einmal umzudrehen, als er ging.
Er lief immer schneller.
Schließlich so schnell er nur konnte.
2
Hamburg …
Viele, viele Jahre später…
„Ich bin Kriminalhauptkommissar Kalle Brandenburg. Und dies ist mein Kollege Kriminalhauptkommissar Hansi Morell.”
Der Polizeimeister warf einen kurzen, stirnrunzelnden Blick auf die Dienstausweise der beiden Kommissare und nickte dann.
„Sie werden schon erwartet.”
„Wo spielt die Musik?”
„Da hinten!” Der Polizeimeister gestikulierte mit der linken Hand. „Hinter dem Gebäude dort sehen Sie das stillgelegte Hafenbecken. Da hat man ihn rausgezogen.”
„Danke”, sagte Kalle Brandenburg.
„Der Gerichtsmediziner war übrigens noch nicht hier. Dr. Heinz hat durchgegeben, dass es noch etwas dauern kann.”
Kalle seufzte: „Der übliche Stau um diese Zeit, nehme ich an.”
„Ist eben ein ziemlich weiter Weg vom Labor in Eppendorf bis hierher zum alten Hafen an der Elbe”, ergänzte Kommissar Hansi Morell.
„Einmal durch fast ganz Hamburg”, nickte der Polizeimeister. „Und seit ein paar hochintelligente Bürokraten im Rathaus auf die Idee gekommen sind, die Verbindungen zwischen Langenhorn und Meckelfeld gleichzeitig anstatt nacheinander zu sanieren, steht unserer ‘Stadt, die niemals schläft’ ohnehin immer kurz vor der Komplett-Einschläferung.” Der Polizeimeister machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich weiß, wovon ich rede, ich wohne nämlich in Fuhlsbüttel und bin kurz davor, über die Nebenstraßen zum Dienst zu fahren.”
„Ich glaube kaum, dass das wirklich eine gute Idee wäre”, meinte Kalle.
Die beiden Kommissare gingen den Weg, den der Polizeimeister ihnen gezeigt hatte und erreichten wenig später das stillgelegte Hafenbecken, in dem die Leiche gefunden worden war.
Mehrere Taucher begaben sich in das dunkle Wasser. Offenbar, um weitere Spuren zu sichern.
Kollegen der Mordkommission des zuständigen Polizeireviers standen an der Kaimauer des Hafenbeckens.
Kalle und Hansi gingen auf die Gruppe zu und präsentierten erneut ihre Ausweise. Ein stark übergewichtiger Mann mit gelockten Haaren schien die Einsatzleitung zu haben.
„Polizeiobermeister Koschinski, Mordkommission”, stellte er sich vor. „Sie müssen Brandenburg und Morell sein.”
„Sind wir”, bestätigte Kalle.
„Einem Obdachlosen, der hier in der Gegend haust, ist der Tote aufgefallen. Er trieb im Hafenbecken. Wir warten immer noch auf die Gerichtsmedizin und die Spurensicherer von der Gerichtsmedizin, deshalb ist das, was ich Ihnen jetzt sage, auch nicht offiziell.”
„Was denn?”, fragte Kalle.
„Ich glaube nicht, dass der Kerl schon länger als 24 Stunden im Wasser gewesen ist. Aber das ist nur meine Schätzung. Ist schließlich nicht die erste Wasserleiche für mich und ich weiß, wie man aussieht,...