Heiratsvermittlerin wider Willen (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
400 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-1792-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Heiratsvermittlerin wider Willen -  Anne Gracie
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Sie soll einen adeligen Ehemann für die unschuldige Lucy finden? Die verwitwete Lady Alice ist ratlos. Nach ihrer eigenen unglücklichen Ehe kann sie keiner jungen Frau guten Gewissens empfehlen, den Bund fürs Leben zu schließen. Verzweifelt bittet Alice ihren jungen Neffen Gerald, Viscount Thorton, sich nach geeigneten Kandidaten umzusehen. Doch der umschwärmte Frauenheld präsentiert der heiratsunwilligen Lucy einen unzumutbaren Gentleman nach dem anderen! Allmählich fragt sich Lady Alice, ob sich hinter seinen harmlosen Flirts mit Lucy ernstere Absichten verbergen. Noch verwirrender wird die Lage, als Gerald ihr seinen Freund Lord Tarrant vorstellt, einen charmanten Helden und Witwer mit drei entzückenden kleinen Töchtern ...



Schon als junges Mädchen begeisterte sich Anne Gracie für die Romane von Georgette Heyer - für sie die perfekte Mischung aus Geschichte, Romantik und Humor. Geschichte generell, aber auch die Geschichte ihrer eigenen Familie ist Inspirationsquelle für Anne, deren erster Roman für den RITA Award in der Kategorie beste Erstveröffentlichung nominiert war. Ihr Urgroßvater, ein Seemann, ging Ende des 19. Jahrhunderts in Australien an Land und blieb dann für immer weil er sich dort in ein Mädchen verliebt hatte, das er später heiratete. Anne selbst lebt in Melbourne in einem kleinen Holzhaus und widmet sich in ihrer Freizeit der Imkerei. Zudem unterrichtet sie an einem College Englisch um so ihre Liebe zur englischen Literatur weiterzugeben und in einem Programm zur Bekämpfung des Analphabetentums erteilt sie Erwachsenen Unterricht. Das Faszinierendste am Schreiben ist für Anne die Entstehung der Charaktere und die Entwicklung ihrer Leben. Oft wacht sie mitten in der Nacht auf und hat eine bestimmte Szene im Kopf, die dann häufig der Beginn des nächsten Romans ist.

2. KAPITEL


Weil Alice einen Großteil der Nacht schlaflos über einen Ausweg aus dem Dilemma gegrübelt hatte, verspürte sie beim Frühstück keinen Hunger. „Ach, und noch etwas, Tweed“, sagte sie, als der Butler ihren nicht angerührten Teller abräumen und gehen wollte. „Die junge Dame, die uns gestern besucht hat, wird auf unbestimmte Zeit bei uns wohnen. Bitte lassen Sie ein Zimmer für sie vorbereiten. Das blaue Zimmer, denke ich.“

„Ja, Mylady.“ Tweed verneigte sich. Seine Miene wirkte zwar vollkommen gelassen, aber Alice kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er fast vor Neugier platzte, aber sie niemals fragen würde, warum sie ausgerechnet die Tochter eines solchen Mannes in ihr Haus holte. Ganz zu schweigen davon, diese im blauen Zimmer unterbringen wollte!

Bamber erschien pünktlich um zehn, und Alice teilte ihm steif mit, dass sie bereit war, Lucy Bamber in die Gesellschaft einzuführen.

Zu ihrer Überraschung hatte er noch für denselben Vormittag die Taufe seiner Tochter in einer Kirche etwas außerhalb von London anberaumt. Offensichtlich hatte er nicht an Alice’ Einwilligung gezweifelt, denn kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, ließ er seine Kutsche vorfahren und forderte Alice auf, ihren Mantel anzuziehen und ihren Hut aufzusetzen, denn der Vikar erwarte sie bereits.

Im letzten Moment fiel ihr ein, dass sie als Patentante – wenn auch keine echte – Lucy etwas schenken sollte zur Erinnerung an dieses Ereignis. Auf der Suche nach etwas Passendem fiel ihr die Bibel ein, die Thaddeus ihr anlässlich ihrer Verlobung geschenkt hatte. Sie war wunderhübsch, mit einem Einband aus Ziegenleder und Perlmuttverzierungen und sah noch aus wie neu. Damals war Alice ganz entzückt darüber gewesen, aber sobald sie verheiratet gewesen war, hatte die Assoziation mit Thaddeus ihr die Bibel gründlich verleidet. Jetzt schien sie ihr das ideale Geschenk zu sein, denn die Bibel befreite sie von den unguten Erinnerungen und konnte einen Neuanfang bei einer neuen Besitzerin machen.

Alice wickelte sie in ein hübsches Tuch und übereichte sie Lucy in der Kutsche auf dem Weg zur Kirche. Das Mädchen bedankte sich widerwillig – auf die Aufforderung seines Vaters hin – und stopfte das Geschenk in sein Retikül, ohne es sich auch nur einmal angesehen zu haben. Für den Rest der Fahrt, die fast eine Stunde dauerte, ignorierte Lucy Alice völlig und sagte kein einziges Wort mehr.

Alice kochte innerlich. Miss Lucy Bamber brauchte eindeutig eine Lektion in gutem Benehmen.

Es war seltsam, an der Taufe eines Erwachsenen teilzunehmen. Natürlich wusste Alice, dass auch Erwachsene getauft wurden – ihr Vater war schließlich Vikar gewesen –, aber so etwas geschah für gewöhnlich nur, wenn jemand aus einer anderen Religion konvertierte. Alice war eher die Taufe von Babys gewohnt.

Als sie jetzt am Taufbecken der kleinen Dorfkirche stand und den Worten des Geistlichen lauschte, fühlte sie sich etwas unbehaglich, aber es führte nun einmal kein Weg darum herum. Wenn sie das Mädchen als ihre Patentochter vorstellen sollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als diese Zeremonie über sich ergehen zu lassen.

Sie war bereits zweimal Patin gewesen, und immer wenn sie das winzige, warme Bündel im Arm gehalten hatte, war ihre Sehnsucht nach einem eigenen Baby übermächtig geworden. Aber es hatte nicht sollen sein.

Der Geistliche vollzog die Zeremonie kurz und knapp, fast wie eine geschäftliche Angelegenheit. Miss Bamber beugte sich unbeholfen nach vorn, um sich das heilige Wasser über den Kopf gießen zu lassen, und der Vikar und Alice sagten ihren Text auf. Nach wenigen Minuten war alles vorbei.

Als sie aus dem Dämmerlicht der Kirche in den hellen Sonnenschein traten, fuhr eine weitere Kutsche vor und hielt hinter der, mit der sie gekommen waren.

„Die ist für mich“, erklärte Octavius Bamber. „Ich habe noch woanders etwas zu erledigen. Auf dem Rückweg nach London brauchen Sie meine Begleitung nicht.“ Er half seiner Tochter in die erste Kutsche. „Und jetzt sei schön brav zu Lady Charlton, Kätzchen.“

Seine Tochter sah ihn nur an. Während der ganzen Fahrt von London hierher hatte sie kein Wort mit ihm gewechselt und stumm aus dem Fenster gestarrt. Nun wandte sie den Blick ab, ohne sich von ihm zu verabschieden.

Kein sehr vielversprechender Anfang.

Bamber wollte jetzt auch Alice beim Einsteigen behilflich sein, aber sie sah zu dem Mädchen in der Kutsche und ging ein paar Schritte außer Hörweite. „Da gibt es noch Dinge, über die wir reden müssen“, sagte sie.

„Unsinn. Sie wissen, was Sie zu tun haben, und was passiert, wenn Sie es nicht tun. Am besten fangen Sie gleich damit an.“ Er gab ihr ein Bündel Geldscheine. „Das wird für den Anfang reichen. Den Rest schicke ich Ihnen später.“

„Aber …“

„Jetzt fahren Sie schon. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann.“ Er machte sich auf den Weg zu der zweiten Kutsche.

„Mr. Bamber!“ Eins musste sie ihm unbedingt klarmachen.

Er drehte sich um. „Was ist?“

„Haben Sie vor, Ihre Tochter und mich in London zu besuchen? Wenn ja, dann muss ich Ihnen sagen …“

„Sie besuchen? Großer Gott, nein! Warum sollte ich sie besuchen? Wir haben ein Abkommen getroffen, und damit ist die Sache erledigt. Alles Weitere bleibt jetzt Ihnen überlassen.“

Es war genau das, was sie ihm hatte sagen wollen – wenn er wollte, dass seine Tochter von der Gesellschaft akzeptiert wurde, würde er sich am besten fernhalten müssen – und doch schockierte es sie, dass er seine einzige Tochter einfach so einer vollkommen Fremden überließ. „Aber Ihre Tochter …“

Er zuckte die Achseln. „Sie ist achtzehn, eine erwachsene Frau. Natürlich werde ich Sie im Auge behalten, um sicher zu sein, dass Sie sich an Ihren Teil unseres Abkommens halten, aber das nur aus der Ferne. Selbstverständlich komme ich zur Hochzeit, um die Braut dem Bräutigam zuzuführen, aber das ist auch alles. Ach, und Lady Charlton, Sie haben bis zum Ende der Saison Zeit. Wenn sie bis dahin nicht verheiratet oder wenigstens verlobt ist, lasse ich diese Briefe veröffentlichen.“

„Bis zum Ende der Saison? Aber das ist …“

„Noch reichlich Zeit. Und nun … guten Tag, Mylady.“ Er stieg in seine Kutsche, klopfte gegen das Dach und fuhr davon. Alice starrte ihm mit offenem Mund nach.

Kein letzter Blick, kein letztes Wort zu Lucy. Er ließ seine Tochter in der Obhut einer Frau zurück, die allen Grund hatte, das Mädchen zu verachten.

Was für ein Mann tat so etwas? Dumme Frage – Bamber war ein Erpresser. Ein Schurke mit Größenwahn. Und ganz offensichtlich auch ein herzloser Vater.

Sie steckte das Geld in ihr Retikül, stieg in die Kutsche und empfand erstmals einen Hauch von Mitgefühl für Lucy. Doch das Mädchen machte ein finsteres Gesicht, drückte sich in die Ecke der Kutsche und starrte zum Fenster hinaus. Dreiste Unverschämtheit oder Nervosität? Schwer zu sagen.

Die Rückfahrt nach London verlief schweigend. Alice ging in Gedanken ihre Optionen durch. Wenn sie jemals wieder Frieden finden wollte, musste sie Lucy so schnell wie möglich verheiraten, mit einem Adeligen und das auch noch bis zum Ende der Saison. Aber wer würde sie schon haben wollen?

Sie hatte keine wünschenswerten familiären Beziehungen. Ihr Vater war völlig indiskutabel, aber er schien sehr viel Geld zu haben. Lucy sah auch nicht schlecht aus; wenn man ihr beibringen konnte, etwas liebenswürdiger zu sein – und sich besser zu kleiden –, hatte sie vielleicht eine Chance.

Doch wer kam infrage? Alice stellte in Gedanken eine Liste mit unverheirateten Adeligen zusammen. Es hatte keinen Zweck, an die Gentlemen zu denken, die gerade auf der Suche nach der Partie des Jahres waren. Dadurch blieben nur die weniger erstrebenswerten übrig – die Mitgiftjäger, die eingefleischten Junggesellen, die Witwer …

Alice kannte sehr viele Witwer; ihre Schwägerin Almeria präsentierte ihr ständig welche. Sie war fest entschlossen, Alice aus der Familie zu vertreiben und überhörte geflissentlich Alice’ wiederholte Aussagen, sie hätte nicht vor, jemals wieder zu heiraten.

Aber Lucy war noch sehr jung. Alice widerstrebte es, ein junges Mädchen mit einem viel älteren Mann zu verkuppeln. Sie mochte Lucy zwar nicht besonders, aber Alice wollte auch nicht, dass sie in ihrer Ehe unglücklich war. Ach, warum musste es unbedingt ein Adeliger sein? Es gab so viele äußerst nette und durchaus vorzeigbare Gentlemen, die eine Braut suchten.

Alice’ Blick fiel auf das orangefarbene Rüschenkleid, das Lucy anhatte. Als Erstes würde sie ihr wohl ein paar elegante neue Kleider anfertigen lassen. Dieses Thema musste Alice sehr taktvoll anschneiden, denn Geschmack war etwas so ungemein Persönliches.

Während der Fahrt versuchte sie ein paarmal, ein Gespräch anzufangen, aber Lucy reagierte entweder mit einem Achselzucken oder einem aufsässigen Blick – oder überhaupt nicht.

Alice schwankte immer wieder zwischen Zorn und Verzweiflung. Wie um alles in der Welt sollte es ihr gelingen, dass dieses schlecht gekleidete, unerzogene Geschöpf von der Gesellschaft akzeptiert wurde? Am liebsten hätte sie Lucy zu ihrem Vater zurückgeschickt, aber die Folgen wären grauenvoll gewesen.

Mitgehangen, mitgefangen.

Schließlich hielt die Kutsche vor Alice’ Haus an. Der Kutscher fing an, Lucys Gepäck auf die Stufen zum Eingang zu stellen. Für eine angehende Debütantin gab es nicht viel...

Erscheint lt. Verlag 15.8.2023
Reihe/Serie Historical Gold Extra
Übersetzer Andrea Härtel
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlanderliebesromane • Historical Gold Extra • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher • The Brides of Bellaire Gardens
ISBN-10 3-7515-1792-8 / 3751517928
ISBN-13 978-3-7515-1792-8 / 9783751517928
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99