G. F. Unger Sonder-Edition 271 (eBook)

Longhorn Valley

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5164-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 271 - G. F. Unger
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Das Longhorn Valley ist ein gigantischer Bergkessel, in dessen weit verzweigten Seitentälern Tausende von Longhorns leben. Die Menschen, die das Tal der herrenlosen Rinder entdeckten, glaubten, das Paradies gefunden zu haben, aber ihre Gier nach Macht und Besitz hatten es längst in eine Hölle verwandelt.
Unter dem Einfluss seiner schönen, aber ehrgeizigen Frau strebt Frank Holliday nach der Alleinherrschaft und lässt einen gefürchteten Revolvermann in das Tal kommen. Er ahnt nicht, dass er dabei genau an den Mann gerät, der seinen wahnwitzigen Plan durchkreuzen wird. Denn Jim Morgan ist der Sohn jenes Mannes, der die riesige Rinderherde ins Longhorn Valley brachte...


Longhorn Valley

Es war im Frühjahr 1866, als von Fort Laramie im Wyoming-Territorium eine Treibherde aufbrach, um das Goldland von Montana zu erreichen. Die Rinder hatten bei Fort Laramie überwintert und waren im vergangenen Jahr von Texas heraufgekommen. Sie waren auch nicht zur Rinderzucht bestimmt, sondern zur Schlachtung. Im Goldland von Montana, dort bei Bozeman, im Gallatin Valley, in der Last Chance Gulch und in all den anderen Tälern und Schluchten, dort gab es nämlich schon zehntausend Goldgräber. Und diese hungrigen Burschen brauchten Fleisch.

Aus diesem Grunde brachte ein Longhorn-Stier dort in Montana den zehnfachen Preis, also etwa hundertzwanzig Dollar.

Deshalb war damals in jenem Frühjahr die Herde unterwegs.

Sie kam etwa zweihundertfünfzig Meilen weit den Bozeman-Weg herauf, der mitten durch das Indianerland führte.

Der Besitzer und Treibboss war Hugh Morgan.

Es waren etwa fünfzehnhundert Longhorns und ein gutes Dutzend Treiber. Es waren Texaner.

Sie wurden von den Indianern getötet. Die Herde aber geriet in Stampede und raste tief in die Sweetwater Mountains hinein.

Die Indianer verfolgten natürlich die »Gefleckten Büffel«, wie sie die Rinder nannten. Doch als sie die Herde dann fanden, kehrten sie schnell wieder um.

Denn der mächtigste Leitstier, der als »Black Captain« bekannt war, hatte die Herde durch ein riesengroßes Felsenloch in ein mächtiges Tal geführt, in dem sich »der Mund und die Nasenlöcher von Wakan Tanka« befanden.

Wakan Tanka? – Nun, so nannten die Sioux den großen Geist. In vielen Indianerbüchern wird er Manitou genannt. – Und der Mund und die Nasenlöcher von Wakan Tanka? Nun, es waren drei warme Geysire, deren Röhrengänge bis tief in die unterirdischen Regionen der Erde reichten und bis zu vulkanisch erhitzten, unterirdischen Quellen. Das durch diese Röhren fließende Wasser erzeugte einen Dampfdruck. Und wenn dieser stark genug war, stieg immer wieder eine gewaltige Wassersäule mit Dampf und Getöse empor, und es hörte sich so an, als würde ein gewaltiger Riese schnarchen. Für die Indianer waren das also Mund und Nasenlöcher des Großen Geistes.

Und weil die Rinder in dieses Tal gelangt waren, waren sie deshalb auch sicher vor den Indianern. Denn in diesem heiligen Tale jagten sie nicht.

Es vergingen dann Jahre. Der große Indianerkrieg ging vorbei. Die Indianer wurden nach und nach besiegt und in Reservate eingesperrt. Das Wyoming-Territorium wurde frei für Rinderzüchter und Farmer.

Und sie kamen in Scharen.

Das heilige Tal der Sioux aber blieb immer noch unentdeckt. Denn es hatte ja nur einen einzigen Ein- und Ausgang, eben jenes große Felsenloch.

Doch dann – es war im Jahre 1882 – wurde das Tal gleich von mehreren Leuten entdeckt, die mit ihren Familien oder auch allein unterwegs waren und nach einem Stück freien Landes suchten.

Diese Leute rissen ihre Augen auf, als sie in dieses gewaltige Tal kamen. Es war nicht nur so gewaltig groß und eingerahmt von steilen Bergketten, nein, es war auch so gewaltig schön, so grün und fruchtbar, mit warmen Bächen, die auch in den Wintern ein milderes Klima erzeugten als anderswo in diesem Lande.

Und es war voller Longhorn-Rinder, voll wilder, gescheckter und kräftiger Rinder.

Zuerst dachte man, dass dieses Tal schon seine Besitzer hätte, dass all diese Rinder zu einer großen Ranch gehörten. Denn es waren ja Zehntausende von Rindern. Jene fünfzehnhundert Longhorns hatten sich in den sechzehn Jahren gewaltig vermehrt.

Doch dann fand man heraus, dass all diese Tiere ohne Besitzer waren, dass es im ganzen Tal keinen Menschen gab. Nur einige ganz alte Tiere trugen ein großes »M« als Brandzeichen.

Nun, all die Leute, die gekommen waren, teilten das Tal und die Rinder unter sich auf. Es entstanden einige Ranches, einige Farmen in den Seitentälern, und es entstand eine kleine Stadt.

Inzwischen hatte man auch durch Sprengung einer Felswand nach Norden zu einen Talausgang geschaffen.

Aus dem Tal des Großen Geistes der Sioux war ein Rinderland geworden.

Man nannte es »Longhorn-Valley«.

Und dies alles wollte ich meiner Geschichte vorausschicken.

G.F. Unger

Jim Morgan erhebt sich schnell aus seiner kauernden Haltung und tritt vom Feuer weg, bis er sich jenseits jener Grenze befindet, die zwischen Dunkelheit und Feuerschein ist.

Der Reiter, den er auf dem Wege hörte, hat nun angehalten. Eine recht angenehme Männerstimme fragt herüber: »Ist dort ein Restaurant? Ich rieche Pfannkuchen, Sirup und Kaffee! Ist es möglich, dass ein hungriger Pilger dort die Töpfe ausräumen kann?«

Jim Morgan nimmt sich mit der Antwort einige Atemzüge lang Zeit. Er denkt noch über diese Stimme nach. Oh, er hat diese Stimme bestimmt noch nie gehört. Und dennoch ist es ihm, als wäre ihr Besitzer ein alter Bekannter von ihm.

Doch das kann nicht sein. Es liegt nur an der Art dieser Stimme. Sie klingt so prächtig. Sie muss einem Goldjungen gehören, der immerzu lachend durch die Welt reitet und mit allen Menschen gut Freund ist.

Ja, genauso klingt die Stimme. Sie ist so angenehm. Sie nimmt einen Fremden sofort für ihren Besitzer ein, ohne ihn überhaupt gesehen zu haben.

Jim Morgan verspürt eine leicht belustigte Neugierde.

Und so erwidert er: »Es ist noch etwas da, Freund!«

Er hört einen zufriedenen Ausruf. Dann kommt der Reiter von der Straße herüber und zwischen die Tannen geritten. Er sitzt auf einem schwarzweiß gefleckten, sehr zäh und ziemlich struppig wirkenden Pferd, welches die kleinen Hufe jedoch so geschickt und leicht wie eine große Katze setzt.

Der Reiter gleitet auf eine Art aus dem Sattel, die allein schon beweist, dass er die meiste Zeit seines Lebens auf Pferden verbrachte. Als er ans Feuer tritt, erweist es sich, dass er dem Klang seiner Stimme entspricht.

Ja, er sieht prächtig aus, wenn auch etwas abgerissen und verhungert. Doch er gehört zu jenen hellblonden, blauäugigen Typen, die schon in der Wiege alle Tanten und Onkel verzauberten, weil sie so süß und so herzig wirken, und aus denen dann hübsche Burschen werden, deren gewinnendem Wesen niemand widerstehen kann und die immer wie lachende und strahlende Sieger wirken.

Jim Morgan schätzt ihn auf etwa zwanzig Jahre, und er tritt aus dem Schatten hervor, kauert sich nach Cowboyart auf die Absätze und holt einen brennenden Span aus dem Feuer, um seine Pfeife anzuzünden.

»Also räume die Töpfe aus, mein Junge«, sagt er.

Der blonde Bursche betrachtet ihn noch zwei Sekunden, und er sah einen großen, hageren Mann, der dunkel und indianerhaft wirkt und der bei aller Hagerkeit gewiss nicht weniger als hundertneunzig Pfund wiegt. Er sah einen Mann aus dem Schatten treten, dem der Revolver tief unter der Hüfte hängt.

Der Feuerschein tastet über ein Gesicht, in dem es einige dunkle Linien gibt, einige Narben und zwei weit auseinanderstehende rauchgraue Augen. Er ist etwa dreißig Jahre alt. Sein dunkles Gesicht ist etwas unregelmäßig, ganz bestimmt nicht hübsch, aber bestimmt männlich.

Der blonde Bursche lächelt blitzend. Er macht sich über die Reste her und sagt entschuldigend: »Ich habe nämlich schon zwei Tage nichts gegessen. Ich musste Laramie ziemlich schnell verlassen und konnte mir keinen Proviant mitnehmen – oha!«

Er kaut dann wieder mit vollen Backen und trinkt den heißen Kaffee wie kaltes Wasser.

»Gab es Schwierigkeiten in Laramie?«, fragt Jim Morgan sanft, denn er verspürt nun eine Neugierde. Er möchte gerne herausfinden, ob er diesen Jungen richtig einschätzte. Denn er glaubt, in diesem Jungen lesen zu können wie in einem offenen Buch.

»Ich bekomme überall Schwierigkeiten – wegen der Mädels«, sagt der Bursche kauend. »Mir fliegen alle Mädchenherzen zu. Und das können die anderen Jungens nie vertragen. – Ja, ich hatte in Laramie eine Schießerei.« Er richtet kauend seinen Blick auf Jim Morgans Revolver.

»Ich habe überall Glück bei den Mädels und bin ziemlich schnell mit dem Revolver. Deshalb bekomme ich immer wieder Verdruss und kann nicht lange an einem Ort bleiben. Vor zwei Jahren bin ich von zu Hause fort. Doch ich war nirgendwo länger als sechs Wochen. – Ich weiß wirklich nicht, wie das weitergehen soll.«

Er sagt die letzten Worte wie ein Bursche, der sich keine Sorgen macht, und der die Dinge zu nehmen gedenkt wie sie kommen.

Oh, er ist ein Großmaul, denkt Jim Morgan. Er ist ein wilder Junge, der bis jetzt überall das Glück hatte, davonkommen zu können. Er ist noch kein Mann, nur ein wilder und leichtsinniger Junge, der eines Tages auf die bittere Art herausfinden wird, dass das Leben kein Spaß ist.

Jim Morgan denkt über sein eigenes Leben nach, und da verspürt er plötzlich Mitleid mit diesem Burschen, denn er weiß zu gut und hat es am eigenen Leibe erfahren, wie schnell ein junger Bursche auf dem besten Wege zur Hölle sein kann, nur einfach deshalb, weil er allein keinen anderen und besseren Weg finden kann und weil ihm auch niemand...

Erscheint lt. Verlag 4.7.2023
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-5164-5 / 3751751645
ISBN-13 978-3-7517-5164-3 / 9783751751643
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,5 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49