Professor Zamorra 1281 (eBook)

Dämonen-Inferno

(Autor)

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2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5472-9 (ISBN)

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Professor Zamorra 1281 - Michael Schauer
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Der Dämon war uralt, und seine Stunde war gekommen. In Millionen von Jahren hatte er mit seinen Feinden unzählige Kämpfe ausgetragen, nur um ihnen am Ende doch zu unterliegen. Schwer verwundet hatte er sich auf die Erde zurückgezogen.
Nun lag er im feuchten Dunkel einer Höhle, von nichts als Felsen und tiefster Schwärze umgeben. Er fühlte sich schwach und müde. Von fern hörte er das Rauschen der Wellen, die sich unablässig an den Klippen brachen. Mit einem letzten Seufzer schloss er seine faltigen Lider. Und starb.


Dämonen-Inferno

von Michael Schauer

Der Dämon war uralt, und seine Stunde war gekommen. In Millionen von Jahren hatte er mit seinen Feinden unzählige Kämpfe ausgetragen, nur um ihnen am Ende doch zu unterliegen. Schwer verwundet hatte er sich auf die Erde zurückgezogen, einem noch jungen Planeten, der von drachenähnlichen Lebewesen bevölkert wurde, die über keinerlei Intelligenz zu verfügen schienen. Auf einem Eiland inmitten der gewaltigen Ozeane hatte er den Platz gefunden, an dem er in einen ewigen Schlaf fallen wollte ...

Nun lag er im feuchten Dunkel einer Höhle, von nichts als Felsen und tiefster Schwärze umgeben. Er fühlte sich schwach und müde. Von fern hörte er das Rauschen der Wellen, die sich unablässig an den Klippen brachen. Mit einem letzten Seufzer schloss er die faltigen Lider. Und starb.

Kapitän Liban hatte beinahe vergessen, wie sich das anfühlte. Das letzte Mal, dass er Angst gehabt hatte, lag viele Jahre zurück. Damals war er noch ein Kind gewesen, und die Furcht vor seinem Vater hatte Tag für Tag sein Herz umklammert wie eine eiskalte Hand. Der alte Boula war ein übellauniger und gewalttätiger Kerl gewesen. Wenn er nach der Arbeit auf den Feldern in ihre Hütte zurückkehrte, genügten ein falsches Wort oder eine unbedachte Bewegung, und er begann mit seinen klobigen Fäusten auf eines seiner drei Kinder oder seine Frau einzuschlagen, je nachdem, wer gerade in der Nähe war. Manchmal bedurfte es auch gar keines Anlasses.

Kurz nach seinem sechzehnten Geburtstag hatte Liban dem Alten die Kehle aufgeschlitzt. Damit hatten die Tage der Furcht geendet, und mit der Zeit war seine Erinnerung daran allmählich verblasst. Er war zu einem kräftigen und kampfeslustigen Mann herangewachsen, der keine Brutalität scheute und vor dem alle anderen zitterten. Er war Pirat geworden und musste nichts und niemanden mehr fürchten.

Der Anblick der Trireme jedoch hatte die Angst mit Macht zurückkehren lassen. Sein Magen krampfte sich zusammen, und seine Blase schien zum Bersten voll zu sein, obwohl er sich erst vor einer halben Stunde erleichtert hatte. Das römische Kampfschiff war äußerst wendig und vor allem schneller als ihre Galeere. Talbo, der Grieche mit den scharfen Augen, hatte es am Mittag entdeckt, als es kaum mehr als ein kleiner Punkt am Horizont gewesen war. Seitdem war es Stunde um Stunde näher gekommen. Noch bevor sich der Tag zu Ende neigte, würde es sie eingeholt haben.

Liban war klar, was das bedeutete. Seine Mannschaft war schlachtenerprobt und zu allem entschlossen, doch die Legionäre auf der Trireme waren ausgebildete Krieger und zudem in der Überzahl. Im Kampf gegen sie zu fallen, würde eine Gnade sein, denn was sie mit den Überlebenden anstellen würden, darüber wollte er lieber nicht nachdenken.

Aus dem Augenwinkel erhaschte er eine Bewegung. Samos, der riesige Nubier und sein engster Vertrauter, war neben ihn getreten. Seine schwarze Haut glänzte im Licht der Nachmittagssonne. Mit seiner gewaltigen Hand beschattete er die Augen, während er nach den Verfolgern Ausschau hielt.

»Verfluchter Pompeius«, murmelte er.

Pompeius war der Name des Feldherrn, der die Aufgabe übernommen hatte, das Mittelmeer von den Piraten zu säubern. Nach allem, was man sich in den Wirtshäusern erzählte, war er damit überaus erfolgreich. So sehr, dass Liban ernsthaft darüber nachgedacht hatte, das Seeräubertum an den Nagel zu hängen und sich in Kilikien eine neue Existenz aufzubauen. In den vergangenen Jahren hatten sie reichlich Beute gemacht, und er hatte genügend Gold übrig.

Dafür war es nun zu spät.

»Was machen wir, wenn sie uns eingeholt haben?«, fragte Samos.

»Kämpfen natürlich«, stieß Liban ohne sonderliche Überzeugung hervor. Die Schlacht würde kurz und blutig werden.

Samos leckte sich über die Lippen. »Ich habe gehört, wenn sich ein römischer Offizier in einer aussichtslosen Lage befindet und ihm nur der Tod bleibt, stürzt er sich in sein Schwert. Das gilt als ehrenvoll. Vielleicht sollten wir es genauso machen. Auf keinen Fall will ich mich von ihnen gefangen nehmen lassen.«

Liban nickte nur. Die Zunge schien ihm mit einem Mal am Gaumen zu kleben. Ohne dass es ihm bewusst war, hatte er die Finger um das raue Holz der Reling gekrallt und klammerte sich daran fest, als hinge sein Leben davon ab. Ein Splitter hatte sich tief in den Ballen unter dem rechten Daumen gebohrt. Trotz des stechenden Schmerzes konnte er einfach nicht loslassen.

»Kapitän!«, hörte er hinter sich Talbos meckernde Stimme. »Das musst du dir ansehen.«

»Was ist?«, fragte, ohne sich umzudrehen.

»Da ist Land. Direkt vor uns!«

Liban runzelte die Stirn. Hatte Talbo den Verstand verloren? In diesem Teil des Mittelmeers kannte er sich so gut aus wie in seiner eigenen Kajüte. Hier gab es weit und breit kein Land.

Mit grimmiger Miene schaute er sich nach Talbo um. »Was redest du da für einen ...«, polterte er los, aber weiter kam er nicht. Der Mund blieb ihm offen stehen. Seine Augen weiteten sich. Seine Hände lösten sich von der Reling, als er sich umwandte. Der Splitter blieb in der Haut stecken.

Das war nicht möglich.

Vor dem blauen Nachmittagshimmel erhob sich eine zerklüftete schwarze Felswand, die über hundert Fuß hoch und wenigstens dreihundert Schritte breit war. Unaufhörlich brachen sich die Wellen an dem dunklen Gestein.

»Tja, das hilft uns leider auch nicht weiter«, meinte Samos lapidar. »Es gibt keinen Strand, an dem wir anlegen könnten, und schau dir mal die Klippen an.«

Der Nubier hatte recht. Die vorgelagerten Felsen ragten wie scharfe Zähne aus dem Meer. Wenn sie ihnen zu nahe kamen, würden sie sich den Kiel aufschlitzen und damit den Römern die Arbeit abnehmen. Doch Liban hatte noch etwas anderes entdeckt, was seinem alten Freund offenbar entgangen war.

»Sieh mal, dort am östlichen Ende«, sagte er und deutete mit seinem rechten Zeigefinger in die Richtung. »Da ist ein Spalt in der Wand.«

Samos kniff die Augen zusammen, dann nickte er. »Du hast recht. Sieht ziemlich schmal aus.«

»Ja, er ist schmal, aber breit genug für uns. An der Stelle scheint es zudem nicht so viele Klippen zu geben, jedenfalls sehe ich kaum welche. Für die Trireme dagegen ist die Lücke zu eng. Da kommt sie niemals durch. Wir könnten es schaffen.«

»Du weißt nicht, was dahinter liegt.«

»Das Schicksal bietet uns eine Chance, Samos, also sollten wir zugreifen. Wenn wir erstmal durch sind, verlieren uns die Römer aus den Augen. Wir haben genug Vorräte, um eine ganze Weile dort auszuharren. Wenn ihnen das klar wird, geben sie vielleicht auf und verschwinden.«

»Glaubst du wirklich?«, hakte Samos nach, und an seinem Gesicht konnte Liban ablesen, dass er nicht überzeugt war.

»Es ist eine schwache Hoffnung, zugegeben. Allerdings haben wir wohl kaum eine Alternative.«

Mit einem entschlossenen Knurren löste er sich von seinem Platz und begann seinen Männern Befehle zuzubrüllen. Während sie auf ihre Posten eilten, schwor Liban bei seiner toten Mutter, dass er nach Kilikien gehen würde, wenn er lebend aus dieser Geschichte herauskam. Die Götter selbst mussten ihnen die Insel geschickt haben.

Obwohl es an der Stelle tatsächlich kaum Klippen gab, war es für den Steuermann eine Herausforderung, sie zu umfahren. Als sie den Spalt erreicht hatten, hielt Liban ein ums andere Mal den Atem an, denn immer wieder drohten sie von den Wellen gegen die Felswände geworfen zu werden. Nachdem sie es endlich geschafft hatten, stand ihm der Schweiß auf der Stirn.

Hinter dem Spalt lag eine enge Rinne, die sich zwischen den schwarzen Wänden hindurchschlängelte. Liban sah sich nach der Trireme um. Sie war ein weiteres Stück näher gekommen, schien jedoch langsamer geworden zu sein. Zweifellos war der Kommandant nicht erfreut darüber, dass sich seine sicher geglaubte Beute soeben seinem Zugriff entzogen hatte. Dann passierte das Piratenschiff eine Biegung, und die Verfolger gerieten aus Libans Blickfeld.

An Bord herrschte eine beinahe gespenstische Stille. Niemand sprach ein Wort. Nur das platschende Geräusch, mit dem die Ruder ins Wasser eintauchten, war zu hören. Der schmale Ausschnitt des Himmels über ihnen war jetzt nicht mehr blau, sondern grau. Je weiter sie vorankamen, desto stärker wurde in Liban das Gefühl, als würde ihm etwas die Luft abschnüren. Hier drin fühlte es sich eng und bedrückend an.

»Das verfluchte Eiland scheint nur aus Felswänden zu bestehen«, flüsterte Samos. Auch auf seiner Stirn perlte der Schweiß, dabei war es merklich kühler geworden.

Weiter und weiter glitten sie durch die schmale Rinne. Als Liban die Felswände genauer in Augenschein nahm, stellte er fest, dass sie tatsächlich schwarz wie Kohle waren. Manchmal kamen sie ihnen so nahe, dass er sie mit den Fingerspitzen hätte berühren können, doch er wagte es nicht, sie anzufassen. Der Splitter in seinem Handballen pulsierte schmerzhaft. Er wollte ihn gerade herausziehen, als Talbos Stimme die Stille durchbrach.

»Sackgasse!«, rief...

Erscheint lt. Verlag 4.7.2023
Reihe/Serie Professor Zamorra
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • Deutsch • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-5472-5 / 3751754725
ISBN-13 978-3-7517-5472-9 / 9783751754729
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