Das Haus Zamis 71 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5461-3 (ISBN)
Ich, Coco Zamis, Hexe von schwarzem Geblüt, bin eine Verräterin. Ich habe meinen Bruder Georg verraten, meine Mutter, meinen Vater ... Meine einzige Hoffnung ist, dass sie mir verzeihen. Verzeihen und vergeben ...
Gemeinsam mit Coco und Thekla Zamis reist Asmodi nach Asmoda, um sich für die anstehenden Verhandlungen mit der Dunklen Eminenz vorzubereiten. Ebenfalls an seiner Seite befinden sich Skarabäus Toth und Red Jong. Der rotgesichtige Holländer ist mit Cocos Vater gut befreundet und gilt als einer der besten Hexer Europas. Doch noch bevor sie Asmoda erreichen, geschieht etwas Unvorhergesehenes ...
Im Wien des Jahres 1940 erreicht Thekla ein Hilferuf ihres Sohnes Georg. Auf dem Weg nach Asmoda begegnet ihr im Zug ein faszinierender Mann - eine ungeheure Anziehungskraft und Aura geht von ihm aus. Es ist ein Dämon, das spürt sie, doch von einer völlig anderen Art. Was sie nicht weiß: Es handelt sich um Graf Nocturno!
2. Kapitel
»Haben Sie meine Tochter gesehen?«, erkundigte sich Thekla Zamis.
»Schauen Sie doch mal im Zimmer Ihres Sohnes nach. Die beiden Turteltauben haben sich verbarrikadiert. Na ja, es wundert mich nicht, dass Inzest bei den Zamis eine bedeutende Rolle zur Nachwuchsförderung spielt. Das wird sich ändern, wenn Michi und ich dich los sind!« Traudel Medusa bleckte die großen Zähne und lächelte gehässig.
Sie wollte provozieren, aber Thekla Zamis ließ sich nicht auf diese Ebene hinunterziehen.
Die beiden Frauen standen sich im Korridor gegenüber. Thekla wollte sich schon abwenden, aber Traudel Medusa stichelte weiter. Sie war aufs Äußerste erregt, dass es ihr nicht gelungen war, das Opus Paramirum vor der Zamis-Brut vollständig in Flammen aufgehen zu lassen. Im Gegenteil, sie hatten das Buch wieder an sich genommen. Sie rechnete mit dem Schlimmsten und fühlte sich äußerst unwohl in ihrer Haut. Da kam ihr Thekla Zamis gerade recht, um ihre Wut abzuladen.
»Du weißt, warum ich hier bin!«, zischte sie. »Deinen impotenten Ehemann kannst du gerne wiederhaben – wenn ich mit ihm fertig bin! Dir ist bewusst, warum ich von den Toten auferstanden bin, nicht wahr? Warum spielst du also weiterhin die Unschuld vom Land?«
Noch immer antwortete Thekla nicht.
Dafür zeigte sich nun ein feines Lächeln auf ihren schmalen Lippen.
»Sie sollten etwas gegen Ihren Leichengeruch unternehmen«, erwiderte sie. »Er wird von Tag zu Tag unerträglicher.«
Traudel Medusa ging in die Luft. »Dein Michi ist ganz vernarrt in den Duft. Er kann gar nicht genug davon bekommen. Aber lenk nicht ab. Ich werde dir sagen, warum ich zurückgekommen bin: Du wirst dafür büßen, dass du mich getötet hast!«
Thekla lachte spöttisch auf. Dann erwiderte sie mit kalter Stimme: »Ich weiß nicht, wer Sie geschickt hat und was Ihre wahre Aufgabe hier ist. Aber ich werde Sie ein zweites Mal töten.«
»Versuch es nur!«, zischte Traudel. »Ich werde gewappnet sein. Und mehr noch: Diesmal wirst du auf der Strecke bleiben!«
»Glauben Sie nicht, dass ich nicht gemerkt hätte, dass Sie mir nach dem Leben trachten, meine Holde. Der Kronleuchter, der mich gestern nur knapp verfehlt hat. Der merkwürdige indische Dämon, der mich vorgestern im Bad erwartete. Der an mich gerichtete Brief, der auf magische Weise explodierte, als ich ihn öffnete ... Glauben Sie wirklich, ich würde auf derart lächerliche Angriffsversuche hereinfallen?«
»Das war nur der Anfang!«, drohte Traudel. Aber anscheinend hatte sie genug von dem Gespräch. Sie drehte sich um und stolzierte hochmütig in ihr Zimmer zurück.
Ich hatte die beiden in der Glaskugel erblickt und das Gespräch verfolgt. Kurze Zeit später klopfte Mutter an Georgs Zimmertür.
»Hast du Coco gesehen?«, fragte sie.
»Keine Ahnung«, log Georg. »Wahrscheinlich ist sie ausgegangen, ich habe sie auch schon gesucht.«
»Warum öffnest du nicht die Tür?«
»Verzeihung, Mutter, aber ich arbeite an einem sehr wichtigen magischen Experiment und brauche meine Ruhe.«
Meine Mutter zog wieder von dannen.
Wir warteten, bis es still im Haus geworden war. Ich war noch immer dafür, mich den anderen zu präsentieren und Medusa anzuschwärzen. Doch Georg zweifelte nach wie vor daran, dass mein Vater mir Glauben schenken würde. Das wiederum würde nur eine weitere Schwächung unserer Familie bedeuten.
»Vertraue mir, Coco«, beschwor mich Georg. »Letztlich wird Traudel Medusa ihre Bestrafung bekommen. Dafür werde ich sorgen.«
Ich seufzte. Mir blieb nichts anderes übrig.
Traudel und mein Vater verließen kurz vor Mittag das Haus. Offensichtlich war sich Traudel sehr sicher, dass wir schweigen würden.
Nur kurz versetzte ich mich in die Lage meiner Mutter. Wie musste ihr zumute sein, wenn sie den beiden zusah? Ich hörte, wie sie irgendwann in ihrem Schlafzimmer verschwand.
»Jetzt komm!«, sagte Georg. Erneut packte er mich, schob mich in seine Brusttasche und begab sich mit mir in die Bibliothek.
»Dich setze ich besser hier ab«, sagte er und bugsierte mich in einen der ledernen Sessel. »Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich dich mit hinübernehmen würde.«
Mit »hinübernehmen« meinte er die andere Zeitzone. Er hatte mir erklärt, dass er sich in den vergangenen Monaten verstärkt mit der Manipulation der Zeit beschäftigt hatte. Er stand zwar noch ganz am Anfang, dennoch waren ihm seinen eigenen Worten nach schon einige erstaunliche Experimente geglückt.
Gespannt sah ich zu, wie er an das Regal trat. Das Opus Paramirum mit der verbrannten Seite hatte er in seinem Zimmer zurückgelassen, insofern tat sich im Regal nach wie vor eine Lücke auf, wo es gestanden hatte.
Georg ging auf die Knie. Er schloss die Augen. Seinem Gesicht sah ich an, dass er in einen Zustand höchster Konzentration verfiel. Ein, zwei Minuten zerrannen, ohne dass sich etwas tat.
Doch dann entspannten sich seine Züge. Er war in eine Art Trance gefallen. Gleichzeitig spürte ich, wie die Temperatur gesunken war. Als ich ausatmete, bildeten sich kleine Wölkchen. Da ich immer noch nackt war, spürte ich die Kälte umso deutlicher.
Seine Gestalt schien zu verschwimmen. Ich rieb mir über die Augen, weil ich nicht glauben konnte, was ich sah. Aus seinem noch immer hockenden Körper löste sich eine zweite Gestalt, ein zweiter Georg. Der war jedoch nur verschwommen sichtbar – wie ein Geist!
Die schattenhafte Gestalt beachtete mich nicht weiter. Sie löste sich von ihrem Wirtskörper. Zielstrebig trat sie an das Regal. Erstaunt erkannte ich, dass sich darin nun das Opus Paramirum befand.
Die transparente Georg-Gestalt nahm es heraus, schlug es auf und begann lautlos daraus zu rezitieren.
Mir war klar, was geschah! Georg hatte seinen Astralkörper in die Vergangenheit geschickt. Es war eine Vergangenheit, in der das Opus Paramirum noch nicht von Traudel Medusa entwendet worden war.
Gleichzeitig spürte ich, wie sich meine Haut zu spannen begann. Ehe ich mich versah, schrumpfte meine Umgebung. Natürlich war es genau andersherum: Ich wuchs!
Trotz der Schmerzen, die mir der Vorgang bereitete, spürte ich ein unbändiges Glücksgefühl. Dabei glaubte ich, dass mir jeder einzelne Knochen gebrochen würde.
Als ich meine normale Größe erreicht hatte, löste sich der Geisterkörper in Luft auf. Der reale Georg schlug die Augen auf. Als er mich erblickte, strahlte er übers ganze Gesicht.
»Es hat funktioniert!«, triumphierte er.
»Du bist genial!«, lobte ich ihn. »Wie hast du das geschafft?«
»Wenn ich es noch besser beherrsche, werde ich es dir vielleicht beibringen«, sagte er gönnerhaft. »Vorerst ist das Wichtigste, dass du wieder ganz die Alte bist, Schwesterchen. Traudel werden die Augen übergehen, wenn sie dich in deiner normalen Größe sieht ...«
In diesem Moment kam der Hüter des Hauses in die Bibliothek gestürmt. Es handelte sich um meine erste wirkliche Liebe, Rupert Schwinger. Asmodi hatte ihn zur Strafe in ein Monstrum verwandelt und ihn zum Hüter des Hauses Zamis bestimmt – damit ich jederzeit an meine Missetat, mich in einen Menschen verliebt und Asmodi hintergangen zu haben, erinnert werden würde.
Mittlerweile dachte ich kaum mehr an Rupert, wenn ich dem Hüter begegnete.
»Unangemeldeter Besuch«, krächzte er. Hinter der hölzernen Maske glühten seine Augen hektisch auf.
Georg und ich sahen uns an.
»Erwarten wir jemanden?«, fragte ich.
Georg zuckte mit den Schultern. »Schauen wir ihn uns doch mal an!« Er wandte sich einer Glaskugel zu, rieb über die Oberfläche, und augenblicklich erschien darin die Villa, wie sie sich zur Straßenseite darbot. Von dem Haus war eigentlich kaum etwas zu erkennen, weil die hohen Bäume davor weitgehend die Sicht verdeckten.
Dafür lungerte eine Gestalt vor dem Eingangstor herum.
»Das ist Red Jong!«, entfuhr es Georg.
Red Jong gehörte zwar nicht zur Familie, war aber einer der besten Freunde meines Vaters. In letzter Zeit hatte sich der rotgesichtige Holländer mit dem stark gelichteten rotblonden Haar rargemacht.
Versuchsweise probierte er erneut, die Gartenpforte zu öffnen. Er zuckte fluchend zurück, als die magische Falle anschlug und ihm einen Schlag versetzte.
»Warum hat uns Vater nicht erzählt, dass er Red Jong erwartet?«, fragte Georg.
»Vielleicht handelt es sich ja um einen spontanen Besuch«, mutmaßte ich. »Du kennst ja Red Jong, er ist immer für eine Überraschung gut.« Und außerdem galt er als einer der besten Hexer in Europa.
»Er wird uns schon erzählen, was er auf dem Herzen hat«, sagte Georg. »Komm, wir gehen hinunter und begrüßen ihn ...«
Da erblickten wir in der Glaskugel, wie eine schwarz gekleidete Person an Red Jong herantrat. Es handelte sich um einen Mann in einem modernen...
Erscheint lt. Verlag | 4.7.2023 |
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Reihe/Serie | Das Haus Zamis |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond |
ISBN-10 | 3-7517-5461-X / 375175461X |
ISBN-13 | 978-3-7517-5461-3 / 9783751754613 |
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