Das Gewissen eines Killers (eBook)

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2024 | 1. Auflage
198 Seiten
BLITZ-Verlag
978-3-7579-4152-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Gewissen eines Killers -  Alfred Wallon
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Ich wusste nicht genau, was mich in Cheyenne erwartete, als ich in den Zug stieg. Es waren gemischte Gefühle, nachdem ich Tom Horns Brief erhalten und gelesen hatte. Irgendwie war ich zunächst hin und her gerissen, ob ich überhaupt seine Bitte erfüllen sollte. Denn Horn war ein verdammter Hundesohn, mit dem ich oft nicht klargekommen war. Selbst nicht vor zwei Jahren, als wir zusammen für den gleichen Rancher schmutzige Jobs in der Gegend von Iron Mountain erledigten. Aber wenn die Prämie stimmt, dann vergisst man manchmal jegliche Gedanken darüber, wie es mit der Moral aussieht... Kurz nach meiner Ankunft in Cheyenne musste ich feststellen, dass ich Schatten auf meiner Fährte hatte. Männer, denen es ganz und gar nicht passte, dass ich Tom Horn helfen wollte. Sie lauerten mir auf und wollten mich aus dem Hinterhalt abknallen. Aber da hatten sie die Rechnung ohne mich gemacht... Das Gewissen eines Killers ist ein Roman von Alfred Wallon über einen Mann namens Tyler Banks, der einen Mord begangen hat, aber im entscheidenden Moment darüber schweigt. Auf äußerst spannend Weise schildert er den Weg des Killers und dessen inneren Zwiespalt. Ein ungewöhnlicher Western, den man so schnell nicht vergisst!

Alfred Wallon geb. 1957, ist ein vielseitiger Autor, bis heute über 200 Romane in verschiedenen Genres veröffentlicht hat. Er schrieb Serien wie RIO CONCHO, DIE FORTS AM BOZEMAN TRAIL und TEXAS RANGER für den BLITZ-Verlag und beteiligt sich auch an RED ROCK RANCH und LOBO. Ab Sommer 2023 werden seine Romane exklusiv im BLITZ-Verlag veröffentlicht. Die Serie CIVIL WAR CHRONICLES wird mit einer Neuauflage als eBook und Taschenbuch abgeschlossen, inklusive drei neuen Romanen.

Prolog


Wyoming

1. November 1903

Auf dem Weg nach Cheyenne

Ich wusste nicht genau, was mich in Cheyenne erwartete, als ich in den Zug stieg. Es waren gemischte Gefühle, nachdem ich Tom Horns Brief erhalten und gelesen hatte. Irgendwie war ich zunächst hin und her gerissen, ob ich überhaupt seine Bitte erfüllen sollte. Denn Horn war ein verdammter Hundesohn, mit dem ich oft nicht klargekommen war. Selbst nicht vor zwei Jahren, als wir zusammen für den gleichen Rancher schmutzige Jobs in der Gegend von Iron Mountain erledigten. Aber wenn die Prämie stimmt, dann vergisst man manchmal jegliche Gedanken darüber, wie es mit der Moral aussieht.

Im Grunde genommen hätte ich es eigentlich wissen sollen, dass es Ärger mit Horn geben würde, wenn wir wieder aufeinander trafen. Auch wenn das schon einige Jahre her war, so hatte ich nicht vergessen, welche Rolle Horn damals gespielt hatte, als die Armee Geronimo und die letzten freien Apachen jagte und schließlich besiegt hatte. Er hatte sich genau wie einige Generäle nicht gerade mit Ruhm bekleckert – aber das ist mittlerweile Geschichte, und es nutzt nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Es gibt keine freien Apachen mehr, und es wird niemals mehr welche geben.

Damals hatte ich so meine eigenen Probleme gehabt. Einer der Apachen, die später noch aus dem San Carlos Reservat geflüchtet waren, war Chato gewesen. Ein mutiger Krieger, mit dem ich damals zusammen als Scout für die Armee gearbeitet hatte. Und ausgerechnet mich hatte die Armee damals ausgesucht, um den geflohenen Apachen anschließend zu jagen und wieder einzufangen. Chato hatte dabei sein Leben verloren, und ich hatte es nicht verhindern können.

Irgendwie war er mein Freund gewesen, und ich wünschte mir, ich hätte das viel früher und deutlicher zur Sprache gebracht. Aber ich glaube, dass Chato damals wusste, dass ich einen Job zu erledigen hatte – und ich denke, dass er mir in den letzten Minuten seines Lebens dann doch vergeben hat.

Nur ich konnte mir damals selbst nicht verzeihen, dass ich mich erneut vor den Karren der Armee hatte spannen lassen. Obwohl ich doch eigentlich hätte wissen, dass die Generäle vor Ort und das Bureau of Indian Affairs im weit entfernten Washington keinerlei Rücksicht auf Einzelschicksale nehmen würden. Und es galt immer noch der Spruch, den General Phil Sheridan einmal geprägt hatte: Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer!

Ich ließ mich damals treiben und verließ Arizona für einige Zeit. Die folgenden Jahre stellten nicht gerade Ruhmestaten in meiner persönlichen Laufbahn dar. Ich trank viel und versuchte, einiges zu vergessen. Aber je mehr ich den billigen Fusel in mich hineinschüttete, umso schlimmer wurde es. Bis ich eines Morgens aufwachte und mir bewusst wurde, dass ich verdammt tief in der Scheiße steckte! Zum Glück gelang es mir, aus dieser Sackgasse wieder zu entkommen. Auch wenn mich seitdem das Leben deutlich gezeichnet hat.

Mein Name ist Tyler Banks. Man kann mich anheuern, wenn man einen unangenehmen Job erledigen lassen will. Und zwar so, dass es endgültig ist. Ich habe es mir abgewöhnt, lästige Fragen zu stellen, wenn ich einen Auftrag erledige. Ich führe ihn aus, kassiere meine Prämie und mache mich dann vom Acker.

Mein Verhältnis zu anderen Menschen ist distanziert. Nach meinem Weggang aus Arizona bin ich die meiste Zeit allein geblieben und bin es heute immer noch – wenn man mal von gelegentlichen Stunden mit einigen Damen des horizontalen Gewerbes absieht. Aber mittlerweile habe ich mich damit abgefunden und denke nicht mehr viel darüber nach.

Seltsam, dass mir ausgerechnet jetzt solche Gedanken durch den Kopf gingen. Aber kurz nachdem ich in Denver eingestiegen war und der Zug losfuhr, beschäftigte ich mich immer wieder mit den Ereignissen der letzten zwei Jahre. Ich habe einiges auf dem Kerbholz, und manches davon dürfte den einen oder anderen Gesetzeshüter alarmieren, wenn er es wüsste. Aber auch wenn ich jetzt schon auf die Fünfzig zugehe, so weiß ich immer noch, mich zu wehren, wenn mir einer krumm kommt. Und die wichtigste Regel war damals schon die gleiche wie heute noch. Sie lautet: schnell ziehen ist nicht das Wichtigste, aber sein Ziel so zu treffen, dass danach endgültig Ruhe herrscht, ist das, was letztendlich zählt.

Ich bemerkte das ältere Ehepaar, das schräg gegenüber von mir im Waggon saß. Die beiden schauten immer wieder in meine Richtung, steckten anschließend die Köpfe zusammen und redeten so leise und vorsichtig miteinander, dass ich es nicht mitbekam. Für viele zivilisierte Menschen wirke ich wie ein Mann aus der Vergangenheit – und wenn man genau darüber nachdenkt, dann ist das ja auch so. Ich habe die wilden und brutalen Jahre der Apachen-Aufstände mitbekommen und weiß, dass nur der Stärkere überlebt.

Der Mann und die Frau dagegen, die sich wohl an meinem Äußeren irgendwie störten, schienen diese Zeit nicht zu kennen. Vermutlich stammten sie aus einer der größeren Städte im Osten und kannten den Westen nur aus einschlägigen Zeitungsberichten. Und die Art und Weise, wie sie auf meinen Revolvergurt und die Waffe schauten, ließ darauf schließen, dass sie mich wohl für einen dieser Revolverhelden hielten, von denen in den letzten Jahren schon zahllose frei erfundene Abenteuer in billigen Heften verbreitet wurden.

Ich versuchte, die beiden so gut wie möglich zu ignorieren, aber es passte mir trotzdem nicht, dass sie mich betrachteten wie ein seltenes Insekt, von dem man nicht wusste, ob man es bewundern oder sich davor fürchten sollte. Deshalb beschloss ich, diesen, für die beiden sicherlich unerträglichen Gewissenskonflikt auf meine Weise zu beenden. Und es war mir verdammt egal, ob es der Etikette entsprach oder nicht.

Ich drehte mich um und schaute zu der Frau und dem Mann herüber.

»Ist irgendwas?«, fragte ich mit einem provozierenden Grinsen.

Der Frau blickte betreten zu Boden, und der Mann zuckte zusammen, als er mein Grinsen registrierte und sich Bruchteile von Sekunden später der Tatsache bewusst wurde, dass meine Augen nach wie vor kalt blieben – und äußerst wachsam.

»Äh... nein«, murmelte er hastig und bekam auf einmal einen roten Kopf. So als wenn ihn plötzlich jemand bei etwas Verwerflichem ertappt hatte, was man ihm niemals zugetraut hätte.

»Wenn Sie mir was zu sagen haben, dann tun Sie es!«, forderte ich den sichtlich eingeschüchterten Mann auf. Erst jetzt bemerkte ich bei näherem Hinsehen, dass er einen weißen Kragen unter seiner dunklen Jacke trug. Sein Äußeres wirkte würdevoll. War der Mann womöglich ein Priester, den ich jetzt zurechtgewiesen hatte?

»Sie sollten sich schämen, Mister!«, ergriff nun die Frau das Wort, weil ihr Mann immer noch zögerte, etwas zu sagen. »Sehen Sie nicht, dass Sie uns Angst einjagen mit Ihrem aggressiven Verhalten?«

Ihre Augen sprühten Funken. Auch wenn ihr Mann jetzt einzulenken versuchte, so blieb sie immer noch standhaft.

»Ma´am, ich kenne weder Sie noch Ihren Mann«, sagte ich. »Aber ich weiß, dass Sie über mich gesprochen haben. Also – wenn es irgendetwas zu besprechen gibt, dann sollten wir das gleich klären. Bevor es zu weiteren Missverständnissen kommt.«

Normalerweise reicht die Art und Weise, wie ich so etwas sage, eigentlich aus, um alles zu regeln. Aber in diesem Fall funktionierte es nicht. Die beiden schienen mich zu kennen und trauten sich aber nicht, mir zu sagen, wo wir uns schon einmal begegnet waren.

»Es herrscht endlich Ruhe im Iron Mountain Bezirk«, sagte der Mann, nachdem er sich wieder gefangen hatte. »Warum sind Sie zurückgekommen?«

Also hatte ich doch richtig vermutet. Die beiden kannten mich, und jetzt war ich selbstverständlich neugierig geworden.

»Wer sind Sie?«, fragte ich ganz direkt.

»Ich bin Reverend Lucas Abernathy – und das ist meine Frau Ella. Wir waren vor zwei Jahren in Iron Mountain, als... nun ja, als die Morde ihren Anfang nahmen.«

»Ist das so?«, fragte ich und ließ in meiner Stimme wieder eine leichte Drohung anklingen. »Und warum kehren Sie jetzt wieder zurück.«

»Gott möge mir und meinem Mann vergeben, für das, was wir denken und fühlen, Mister«, sagte Ella Abernathy. »Aber wir wollen sehen, wie diesen Mörder Tom Horn seine gerechte Strafe ereilt. Gottes Mühlen mahlen langsam, aber irgendwann wird es Gerechtigkeit geben. Es hat lange genug gedauert.«

»Ich kann dazu nichts sagen«, erwiderte ich. »Und es spielt auch gar keine Rolle mehr. Auch wenn es Sie nichts angeht: ja, ich bin ebenfalls auf dem Weg nach Cheyenne. Aber nur, weil Horn mich darum gebeten hat. Die letzte Bitte eines zum Tode Verurteilten sollte man nicht abschlagen, oder?«

Der Reverend murmelte etwas vor sich hin, was ich nicht verstand. Aber dann erhob er wieder seine Stimme und schaute mich dabei sehr streng an.

»Wer Gewalt sät, wird Tod ernten, Mister«, sagte er.

Falls dies eine Drohung gewesen sein sollte, so kam sie bei mir jedoch nicht an. Auf mich wirkte es eher wie die Ermahnung eines Lehrers mit erhobenem Zeigefinger. Mehr empfand ich nicht dabei.

»Ich weiß nicht, was Sie mir damit sagen wollen«, fuhr ich daraufhin fort. »Am besten lassen Sie mich ganz in Ruhe. Ich habe bereits eine stundenlange Zugfahrt hinter mir und bin schlecht gelaunt. Ich möchte nicht, dass es durch weitere Missverständnisse zu irgendwelchen Komplikationen kommt – verstehen Sie?«

Während die letzten Worte über meine Lippen kamen, tastete ich mit der rechten Hand - rein zufällig, wie es schien – nach dem Kolben meines Remington-Revolvers. Und diese Geste schienen der Reverend und seine Frau tatsächlich zu verstehen.

»Entschuldigen Sie bitte«, kam nun seine Antwort....

Erscheint lt. Verlag 30.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Cheyenne • historisch • innerer Zwiespalt • Killer • Laramie Mountains • Reise • Roman • Wyoming
ISBN-10 3-7579-4152-7 / 3757941527
ISBN-13 978-3-7579-4152-9 / 9783757941529
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