Stahlspur nach Leadville (eBook)

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2024 | 1. Auflage
335 Seiten
BLITZ-Verlag
978-3-7579-4160-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stahlspur nach Leadville -  Alfred Wallon
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Der Traum von einer Eisenbahnstrecke von Colorado über die Rocky Mountains bis nach Mexiko war ein wichtiger Faktor, der dem ganzen Südwesten der USA zu einem wirtschaftlichen Aufschwung verhelfen sollte. Dies ist die Geschichte des fast zwei Jahre andauernden Kampfes zwischen der Denver & Rio Grande Railroad und der Atchison Topeka & Santa Fé Railway, die sich untereinander ein gnadenloses Wettrennen lieferten. Der geplante Bau einer Strecke über den Raton Pass und später zur aufstrebenden Minenstadt Leadville versprach einen ungeheuren Profit - und dafür entfachten beide Eisenbahngesellschaften einen erbitterten Krieg. Vor diesem historischen Hintergrund erzählt der Roman die Geschichte von Clay Caldwell, der auf der Suche nach seinem Bruder Johnny in diese Kämpfe verwickelt wird und schließlich eine Entscheidung treffen muss, bei der es nicht nur um seine eigene Zukunft geht, sondern auch um das Schicksal anderer Menschen.

Alfred Wallon geb. 1957, ist ein vielseitiger Autor, bis heute über 200 Romane in verschiedenen Genres veröffentlicht hat. Er schrieb Serien wie RIO CONCHO, DIE FORTS AM BOZEMAN TRAIL und TEXAS RANGER für den BLITZ-Verlag und beteiligt sich auch an RED ROCK RANCH und LOBO. Ab Sommer 2023 werden seine Romane exklusiv im BLITZ-Verlag veröffentlicht. Die Serie CIVIL WAR CHRONICLES wird mit einer Neuauflage als eBook und Taschenbuch abgeschlossen, inklusive drei neuen Romanen.

Prolog


»Ich bedauere, Clay«, seufzte Hank Shepard, der Besitzer des General Store von Trinidad. »Aber dein Kredit und der deines Vaters sind ausgereizt. »Mehr geht beim besten Willen nicht...«

»Was soll das heißen, Hank?«, fragte Clay Caldwell gereizt. »Sind wir nicht mehr gut genug für dich? Wir haben bisher immer unsere Schulden bezahlt und...«

»Die Dinge ändern sich eben«, meinte Shepard und schob den Zettel zurück zu Clay. »Aber bei mir bekommt ihr nichts mehr. Ihr habt das Limit längst erreicht. Ich muss auch zusehen, wo ich bleibe – und ihr schuldet mir zweihundert Dollar seit dem Frühjahr. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das Geld überhaupt jemals zurückbekomme. Wahrscheinlich hat das dein Bruder Johnny schon viel früher begriffen.«

Während er das sagte, begann er, einige Waren hinter sich ins Regal zu räumen und schien insgeheim erleichtert darüber zu sein, dass er dadurch den direkten Blickkontakt mit Caldwell vermied.

»Hank, es reicht jetzt!« Caldwells Stimme klang sichtlich gereizt. »Was Johnny getan hat, ist seine Sache. Aber Pa und ich sind noch hier. Und das werden wir auch weiterhin tun. Egal, ob uns andere für verrückt halten. Verdammt – schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!«

Shepard hielt inne und drehte sich wieder um.

»Du und dein Vater - Ihr hättet besser frühzeitig das Angebot von der Denver & Rio Grande Railroad annehmen sollen, Clay«, meinte er abwinkend. »Dann wäre es vermutlich erst gar nicht so weit gekommen. Verschließe die Augen nicht vor der Wirklichkeit. Ihr seid fertig hier, und ihr wisst das selbst auch. Gebt endlich euren verdammten Stolz auf. Noch ist es nicht zu spät.«

»Stehst du jetzt auch auf der Lohnliste der Denver & Rio Grande Railroad, Hank?» Caldwells Augen funkelten wütend. »Was hat man dir denn dafür geboten, dass du dich auch an diesem schmutzigen Spiel beteiligst?«

»Ich versuche nur zu überleben, Clay. Nicht mehr und nicht weniger. Die Arbeiter der Eisenbahngesellschaft kaufen bei mir ein. Das darf ich nicht vergessen. Wenn sie das nicht mehr tun würden, könnte ich den Laden bald schließen.«

»Und bevor du das tust, siehst du lieber untätig zu, wie man uns die Ranch weg nimmt, Hank«, erwiderte Caldwell mit bitterer Stimme. »Kannst du dich eigentlich noch selbst im Spiegel ansehen? Mir jedenfalls würde bei diesem Anblick übel werden.«

»Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst, Clay«, forderte ihn Shepard auf. »Sobald ihr eure Schulden bei mir bezahlt habt, können dein Vater und du wieder einkaufen. Aber nur dann...«

»Du kannst mich mal, Hank«, erwiderte Caldwell, drehte sich abrupt um und verließ den General Store mit schnellen Schritten. Er hatte große Mühe, seine Wut unter Kontrolle zu halten. Weil Shepard ihn wie einen Aussätzigen behandelt hatte. Vermutlich hatten ihm die Leute von der DRG Daumenschrauben angelegt und ihn dazu gezwungen, den Caldwells nur noch Waren zu geben, wenn diese bar bezahlt wurden. Welches Druckmittel die Eisenbahnbosse gegen Shepard in den Händen hielten, wusste Caldwell nicht. Es spielte auch keine Rolle mehr. Die Broken C war am Ende. Sein Vater und er würden dem Druck der Eisenbahngesellschaft nicht mehr lange standhalten können.

Seine Kehle fühlte sich trocken an, als er hinüber zur anderen Straßenseite schaute, wo sich der Saloon befand. Unter normalen Umständen hätte er dort vorbei geschaut und einen Drink zu sich genommen, nachdem alle Einkäufe getätigt worden waren. Aber jetzt hielt ihn nichts mehr in Trinidad.

Wer weiß, wer noch schon alles von der DRG kontrolliert wird?, fragte sich Caldwell insgeheim, während er auf den Bock des Pritschenwagens stieg und nach den Zügeln des Pferdegespanns griff. Als er sie anzog, setzten sich die beiden Pferde langsam in Bewegung.

Täuschte er sich – oder kam es ihm so vor, als wenn ihm die Passanten auf der anderen Straßenseite neugierig nach schauten? Als wenn sie nur darauf gewartet hatten, dass er die Stadt unverrichteter Dinge wieder verließ.

Matt Caldwell und sein Sohn Clay waren die letzten Kleinrancher, die dem Druck der mächtigen Eisenbahngesellschaft bisher die Stirn geboten hatten. Sein Vater hatte alle Angebote der DRG abgelehnt und die Landaufkäufer mit vorgehaltener Flinte zum Teufel gejagt. Was wenige Wochen später dazu geführt hatte, dass die Nachbarn der Caldwells ihr Land verlassen mussten. Weder Clay noch sein Vater hatten jemals herausgefunden, wie es die DRG angestellt hatte, ihre Nachbarn so unter Druck zu setzen, dass sie schließlich aufgegeben hatten. Es spielte auch keine Rolle mehr. Nur das Ergebnis zählte.

Schließlich hatte ein Trupp Arbeiter dafür gesorgt, dass der Fluss umgeleitet wurde und nicht mehr durch das Land der Caldwells führte. Die Rinderherde litt unter diesem Wassermangel, und ein großer Teil der Herde ging schließlich ein. Das war auch der Zeitpunkt gewesen, wo Clays jüngerer Bruder Johnny die Ranch verlassen hatte. Weder Clay noch sein Vater hatten jemals erfahren, wohin Johnny überhaupt wollte.

Vier Wochen waren seitdem vergangen, und von Johnny hatten sie nie wieder etwas gehört. Auch wenn Matt Caldwell versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen, wie sehr es ihn schmerzte, dass Johnny einfach gegangen war, so wusste Clay, dass sein Vater jeden Tag immer schwächer wurde. Wie ein Mann, dessen sämtliche Träume wie eine bunte Seifenblase zerplatzt waren, und der nicht mehr wusste, wie es weiter gehen sollte.

All dies ging Caldwell durch den Kopf, während er den Wagen weiter in Richtung Westen lenkte. Die Broken C Ranch lag knapp fünf Meilen weiter westlich von Trinidad. Und je näher er der Ranch kam, umso mehr grübelte Caldwell darüber nach, wie er seinem Vater am besten klar machte, dass er mit leeren Händen zurückgekommen war.

*

Irgendetwas stimmte nicht, als er das Pferdegespann auf dem Hof vor dem Ranchgebäude zügelte. Seine Blicke schweiften in die Runde und suchten nach seinem Vater. Normalerweise hatte er an diesem Vormittag draußen bei den Corrals neben dem Stall einige Ausbesserungsarbeiten vornehmen wollen. Aber merkwürdigerweise konnte Caldwell seinen Vater nirgendwo entdeckten. Ob er sich hinter der Scheune befand und deshalb nicht bemerkt hatte, dass sein Sohn wieder zurückgekommen war?

Caldwell spürte eine innere Unruhe in sich, die er sich nicht erklären konnte. Deshalb hatte er es sehr eilig, vom Bock des Wagens zu steigen und hinüber zur Scheune zu gehen.

»Pa!«, rief er. »Ich bin zurück. Wo bist du? Pa?«

Immer noch blieb alles still. Niemand rührte sich. Caldwell gefiel das nicht. Denn spätestens jetzt hätte sich sein Vater bemerkbar machen müssen. Die Tatsache, dass dies nicht der Fall war, beunruhigte ihn sehr.

Er umrundete die Scheune und hielt weiterhin Ausschau. Aber seinen Vater konnte er trotzdem nicht finden. Ob er vielleicht ins Haus zurückgegangen war, um sich etwas von der harten Arbeit auszuruhen? Normalerweise passte aber solch ein Verhalten ganz und gar nicht zu seinem Vater. Trotzdem schien das die einzige vernünftige Lösung dafür zu sein, dass er die Ankunft seines Sohnes immer noch nicht bemerkt hatte.

»Pa!« versuchte es Caldwell noch einmal. »Verdammt – wo steckst du denn?«

Als er immer noch keine Antwort erhielt, blieb er stehen und tastete mit der rechten Hand nach seinem Revolver. In diesen Sekunden ging ihm alles Mögliche durch den Kopf. Es gab nur eine vernünftige Erklärung dafür, dass sein Vater nicht zu sehen war – und das bedeutete nichts anderes, als dass ihn womöglich jemand daran gehindert hatte.

Hatte die Denver & Rio Grande Railroad vielleicht nur darauf gewartet, bis sein Vater allein auf der Ranch war? Es gab Gerüchte, darüber, dass die einstigen Eigentümer der umliegenden Farmen und Ranches nicht ganz freiwillig ihr Land aufgegeben hatten und man in einigen Fällen sogar nachgeholfen hatte. Weder Caldwell noch sein Vater hatten solchen Gerüchten ihre Aufmerksamkeit geschenkt, denn sie hatten genug mit sich selbst zu tun gehabt.

Sein Blick richtete sich auf das halb offene Scheunentor. Hinterher konnte er sich selbst nicht erklären, warum er sich jetzt langsam dem Tor näherte.

»Bist du da drin, Pa?«

Niemand antwortete. Caldwell zog jetzt seinen Revolver aus dem Halfter. Sein Herz pochte wie wild, als er das Tor erreichte und hindurch ging. Seine Augen brauchten einige Sekunden, um sich an die veränderten Lichtverhältnisse im Inneren der Scheune zu gewöhnen.

Was er dann sah, ließ ihn zur Salzsäule erstarren. An einem Querbalken baumelte eine reglose Gestalt. Mit einem Strick um den Hals!

»Mein Gott...«, murmelte Caldwell. Dann versagte ihm die Stimme, und er eilte auf die reglose Gestalt zu, die am Balken hing. Mit beiden Händen umfasste er seinen Vater, wollte ihn stützen und gleichzeitig verhindern, dass er keine Luft mehr bekam. Erst dann wurde ihm bewusst, was er da eigentlich tat. Als er spürte, wie kalt sein Vater schon war und er in die weit aufgerissenen Augen des Toten blickte, begriff er, dass hier jede Hilfe zu spät kam.

Ohnmächtig vor Wut und Entsetzen zitterte er am ganzen Körper. Er ballte die Fäuste in seiner Hilflosigkeit, während sich Tränen in seinen Augenwinkeln bildeten und die Wangen herunter liefen. Seine Schultern zuckten angesichts dieses schrecklichen Anblicks.

Er wusste nicht, wie lange er vor dem Toten gestanden hatte. Er konnte einfach nicht mehr klar denken. In seinem Kopf jagte ein Gedanke den anderen, und jeder war so verwirrend, dass er das alles gar nicht verarbeiten konnte.

Schließlich holte er eine Leiter, lehnte sie an den Balken und schnitt seinen Vater los. Die Leiche fiel mit einem...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Aufschwung • Eisenbahngesellschaft • historisch • Railway • Reise • Rocky Mountains • Roman • USA • Wirtschaft
ISBN-10 3-7579-4160-8 / 3757941608
ISBN-13 978-3-7579-4160-4 / 9783757941604
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