Die letzten Tage von Stonewall Jackson (eBook)

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2024 | 1. Auflage
213 Seiten
BLITZ-Verlag
978-3-7579-4158-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die letzten Tage von Stonewall Jackson -  Alfred Wallon
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Sein Name war Thomas Jonathan Jackson - aber bekannt wurde er unter seinem Kriegsnamen Stonewall Jackson. Er war einer der fähigsten und tapfersten Offiziere im Kommandostab der Konföderierten Armee von Robert E. Lee. Sein eigenes Leben war geprägt von militärischen Siegen - bis ausgerechnet seine eigenen Leute während der Schlacht von Chancellorsville versehentlich auf ihn schossen und Jackson schwer verletzten. Dieser bedauerliche Irrtum führte am 10. Mai 1863 zu seinem Tod.

Alfred Wallon geb. 1957, ist ein vielseitiger Autor, bis heute über 200 Romane in verschiedenen Genres veröffentlicht hat. Er schrieb Serien wie RIO CONCHO, DIE FORTS AM BOZEMAN TRAIL und TEXAS RANGER für den BLITZ-Verlag und beteiligt sich auch an RED ROCK RANCH und LOBO. Ab Sommer 2023 werden seine Romane exklusiv im BLITZ-Verlag veröffentlicht. Die Serie CIVIL WAR CHRONICLES wird mit einer Neuauflage als eBook und Taschenbuch abgeschlossen, inklusive drei neuen Romanen.

Kapitel 2


23. April 1863

Belle Voir

Am späten Nachmittag

„... und ich taufe dich auf den Namen Julia“, erklang die Stimme von Reverend Beverly Tucker Lacy, nachdem er seine rechte Hand mit Wasser benetzt hatte und damit über die Stirn des kleinen Kindes strich, das von seinem stolzen Vater Thomas Jonathan Jackson lächelnd im Arm gehalten wurde. „Im Namen des Vaters, Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre dein Herz im Sinne unseres Herrn.“

Jackson empfand in diesen Minuten ein unbeschreibliches Gefühl der Freude. Die Tatsache, dass sich Reverend Lacy, ein alter Freund der Familie, bereit erklärt hatte, nach Belle Voir zu kommen und die Taufe Julias in Anwesenheit beider Elternteile höchstpersönlich vorzunehmen, war für ihn ein besonderer Moment. Der blutige Bürgerkrieg war jetzt unendlich weit entfernt, und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte das auch noch einige Wochen so anhalten können.

Die kleine Julia fing leise an zu weinen. Jackson murmelte einige tröstende Worte, die das Kind schließlich wieder beruhigten. Das Wimmern ließ nach. Reverend Lacy beendete schließlich die Zeremonie mit einem Lied, in das alle anderen geladenen Gäste im Haus der Familie Yerby mit einstimmten. Dass Yerby zugestimmt hatte, diese Taufe in seinem Haus zu vollziehen, würden Jackson und seine Frau niemals wieder vergessen. Es war ein besonderer Moment für die Familie, und der Krieg schien Ewigkeiten weit entfernt zu sein.

Reverend Lacy segnete die anwesenden Menschen und das getaufte Kind noch einmal, und damit war die kleine Feier auch schon beendet. Jackson übergab Julia seiner Frau und sah lächelnd zu, wie sie sich anschließend wieder zurückzog, um dem kleinen Kind jetzt wieder etwas Ruhe zu gönnen.

„Es ist gut, dass wir uns noch einmal gesehen haben, bevor du wieder in den Krieg ziehst, Thomas“, riss ihn die Stimme seines Schwagers Joseph Morrison aus seinen vielschichtigen Gedanken. „Solche Tage wie diese sind selten geworden in den letzten Wochen und Monaten.“

„Ich weiß, Joseph“, erwiderte Jackson. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du ebenfalls gekommen bist. Es war gewiss nicht einfach, diese Reise von Richmond auf dich zu nehmen?“

„Meine Schwester hatte noch mehr Glück als ich“, erwiderte Mary Annas Bruder. „Bei ihr ging die Zugfahrt noch völlig unproblematisch vonstatten. Aber als ich die Fahrt antrat, bemerkte ich in der Ferne einige dunkle Rauchwolken und hin und wieder vereinzelte Reitertrupps. Ich weiß nicht, ob es Freunde oder Feinde waren, Thomas. Ich weiß nur, dass dieser Friede sehr trügerisch ist. Vielleicht wird es das letzte Mal sein, dass wir solch eine friedliche Feier überhaupt noch begehen können.“

„Vermutlich hast du Recht, Joseph“, seufzte Jackson, der die Ansichten seines Schwagers auch teilte, aber vor seiner Frau bisher darüber geschwiegen hatte. Weil er sie nicht beunruhigen wollte. „Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du diese Ansichten vorerst für dich behältst. Ich will nicht, dass sich meine Frau unnötige Sorgen macht und...“

Er hielt inne, als er plötzlich bemerkte, wie die Tür zum Haus geöffnet wurde und Captain Logan eintrat. Seine Blicke suchten die des Lieutenant Generals, während er mit schnellen Schritten auf ihn zukam und ihn vorschriftsmäßig grüßte.

„Ich bitte um Verzeihung, Sir“, wandte er sich an Jackson. „Aber meine Leute melden mir soeben die Ankunft eines größeren Soldatentrupps. Sie sind noch zwei Meilen von Belle Voir entfernt, werden aber jeden Augenblick hier eintreffen. Es sind unsere Leute.“

„Ich komme sofort mit, Captain. Halten Sie Ihre Männer bereit. Vermutlich bekommen wir hohen Besuch.“

Hinterher konnte er sich selbst nicht erklären, warum er das gesagt hatte. Aber irgendein ungutes Gefühl vermittelte ihm, dass sich mit der Ankunft der Soldaten alles ändern würde und dass die Zeit des Friedens und der Feierlichkeiten ein für alle Mal ein Ende gefunden hatte.

Reverend Lacy und die übrigen Gäste hatten natürlich auch schon bemerkt, dass sich Jackson sehr hektisch verhielt und irgendetwas nicht stimmte. Aber darauf konnte der Lieutenant General jetzt keine Rücksicht nehmen. Er nickte Joseph Morrison nur kurz zu und gab mit ihm einer knappen, aber sehr eindeutigen Geste zu verstehen, dass er nach Mary Anna und dem Kind sehen sollte. Anschließend ging er mit dem Captain hinaus und erwartete auf der Veranda die Ankunft der Soldaten.

Trotz der deutlich angespannteren Situation, die für jeden der auf Belle Voir versammelten Gäste spürbar war, bemühte sich Jackson, nach außen hin immer noch eine gewisse Ruhe und Gelassenheit zu zeigen.

Währenddessen ertönten Hufschläge in der Ferne, die sich dem Herrenhaus näherten. Sekunden später tauchten die ersten Reiter an der mit großen Platanen bewachsenen Allee auf, und an der Spitze ritt ein Mann, den Jackson sofort erkannte. Es war General Robert E. Lee, der Oberbefehlshaber der Konföderierten Armee.

Dutzende von unterschiedlichen Gedanken gingen Jackson in diesen Sekunden durch den Kopf, während der kleine Reitertrupp die Pferde nur wenige Schritte vor dem großen Eingangsportal zügelte.

„Ich bin erfreut, Sie hier zu sehen, Sir“, begrüßte ihn Jackson. „Auch wenn ich vermute, dass der Anlass Ihres Besuches nicht unbedingt friedfertiger Natur ist.“

„Ich wünschte, ich könnte Ihnen bessere Nachrichten überbringen, Lieutenant General Jackson“, sagte Lee. „Aber wir müssen sofort einschneidende Entscheidungen treffen. Dazu brauche ich Sie und die Männer Ihrer Brigade. Noch heute.“

„Ist Hooker schon auf dem Vormarsch?“, wollte Jackson wissen, nachdem ihm Sekunden später klar wurde, was das jetzt für ihn und seine Familie bedeutete.

„Ja“, nickte Lee. „Meine Meldereiter berichteten mir von eindeutigen Truppenbewegungen. Es ist Zeit, dass die Stonewall-Brigade wieder zum Einsatz kommt. Sie müssen ein zweites Wunder vollbringen, Lieutenant General. Wie damals bei Manassas. Werden Sie wieder der Fels in der Brandung sein?“

„Hooker mag jetzt vielleicht noch an einen Sieg glauben, General“, erwiderte Jackson im Brustton der Überzeugung. „Aber meine Soldaten und ich werden alles tun, um ihn an seinem weiteren Vormarsch zu hindern. Erlauben Sie mir bitte, dass ich mich noch von meiner Familie verabschiede?“

„Ist Ihre Frau hier?“, fragte Lee mit sichtlicher Verwunderung, weil er das natürlich nicht wissen konnte.

„Meine jüngste Tochter Julia wurde gerade getauft, Sir“, antwortete Jackson. „Ich danke Gott dafür, dass wir diese Zeremonie wenigstens noch abschließen konnten.“

„Das wusste ich nicht“, sagte Lee voller Bedauern. „Aber leider ändert es nichts an der Tatsache, dass ich auf Sie und die Stonewall-Brigade nicht verzichten kann.“

„Ich brauche eine Stunde, General Lee“, erwiderte Jackson. „Dann stehe ich zu Ihrer Verfügung.“

„In Ordnung“, erwiderte Lee. „Männer wie Sie braucht unser Land.“

Eigentlich hatte er noch mehr sagen wollen, aber genau in diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Mary Anna Jackson trat heraus. Auf ihren Armen trug sie die kleine Julia, und ihren Gesichtszügen spiegelte sich eine düstere Vorahnung von dem wider, was sie nun gleich erfahren würde.

„Ist es soweit, Thomas?“

Während sie das sagte, schaute sie Lee nur kurz an. Selbst wenn es sich um einen hohen konföderierten Offizier handelte, so war er für Mary Anna Jackson dennoch nur derjenige, der entschied, dass die gemeinsame Zeit mit ihrem Mann nun zu Ende war.

„Ich fürchte ja“, erwiderte Jackson. „Hookers Truppen sind auf dem Vormarsch, und ich werde gebraucht. Ich muss sofort aufbrechen. In spätestens einer Stunde.“

„Ich bitte um Verzeihung, Mrs. Jackson“, ergriff nun General Lee das Wort. „Aber manchmal entwickeln sich die Dinge eben so. Ihr Mann wird dringend benötigt. Er ist einer der fähigsten und tapfersten Offiziere, die ich in meiner Armee habe.“

„Und er ist der Vater meiner Tochter, die gerade getauft wurde, General“, antwortete Mary Anna Jackson. „Ich wünschte, er hätte mehr Zeit gehabt, um diese mit seiner Tochter zu verbringen.“

„Ich kann Sie sehr gut verstehen, Ma'am“, antwortete Lee. „Aber unser Land befindet sich nach wie vor im Krieg mit der Union. Ihre Familie ist nicht die Einzige, die Opfer bringen muss.“

„Ich habe mittlerweile gelernt, damit zu leben, General Lee“, sagte Mary Anna Jackson und bemühte sich, bei diesen Worten die Fassung zu bewahren. Auch wenn ihre Stimme jetzt ein wenig zitterte. Und zu ihrem Mann gewandt, fuhr sie fort mit den Worten „Willst du deine Tochter noch einmal in den Arm nehmen, Thomas?“

Jackson nickte, trat zu seiner Frau und nahm die kleine Julia an sich. Er strich dem Kind sanft über den Kopf und versuchte zu lächeln. Aber die innere Anspannung und die Emotionen, die ihn in diesem Augenblick ergriffen, waren zu stark. Deshalb schluckte er nur kurz und gab das Kind wieder seiner Frau.

„Ich bin bereit, General“, sagte er.

Wenig später hatte er seine Sachen gepackt und stieg in den Sattel des Pferdes, das sein Diener für ihn schon bereithielt. Mary Anna Jackson stand an der Tür und beobachtete, wie ihr Mann zu General Lee schaute und darauf wartete, dass er endlich das Zeichen zum Losreiten gab.

Er lächelte seiner Frau noch einmal kurz zu, aber er wusste, dass dies kein Trost für sie war. Denn sie musste schließlich immer damit rechnen, dass er von einem der bevorstehenden Feldzüge nicht mehr wiederkehren würde. Das war das Los eines jeden...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • historisch • Nordstaaten • Reise • Roman • Südstaaten • Unabhängigkeitskrieg • USA
ISBN-10 3-7579-4158-6 / 3757941586
ISBN-13 978-3-7579-4158-1 / 9783757941581
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