Tod am little big Horn (eBook)

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2024 | 1. Auflage
245 Seiten
BLITZ-Verlag
978-3-7579-4166-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tod am little big Horn -  Alfred Wallon
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Am 25. Juni 1876 wurde nicht nur das Schicksal von Lieutenant Colonel George A. Custer besiegelt, sondern auch das der 7th Cavalry. Custer führte seine Soldaten in den Untergang, weil er bis zuletzt die Überlegenheit von Sitting Bull und den vereinten Stämmen der Sioux ignorierte. Er glaubte stattdessen, gegen unwissende Wilde zu kämpfen, die man mit Leichtigkeit in die Flucht schlagen könne. An einem kleinen Fluss namens Little Big Horn starb der arrogante Offizier inmitten seiner Soldaten. Tod am Little Big Horn zeichnet die letzten Wochen Custers nach, der noch Jahre nach seinem Tod von der Presse als Held gefeiert wurde. Aber seinen dunklen und zwiespältigen Charakter kannten nur diejenigen, die mit ihm in die Schlacht zogen. Und als sie begriffen, wie sehr sich Custer geirrt hatte, war es schon zu spät...

Alfred Wallon geb. 1957, ist ein vielseitiger Autor, bis heute über 200 Romane in verschiedenen Genres veröffentlicht hat. Er schrieb Serien wie RIO CONCHO, DIE FORTS AM BOZEMAN TRAIL und TEXAS RANGER für den BLITZ-Verlag und beteiligt sich auch an RED ROCK RANCH und LOBO. Ab Sommer 2023 werden seine Romane exklusiv im BLITZ-Verlag veröffentlicht. Die Serie CIVIL WAR CHRONICLES wird mit einer Neuauflage als eBook und Taschenbuch abgeschlossen, inklusive drei neuen Romanen.

Prolog


St. Paul / Minnesota

April 1876

»Kommen Sie herein, Lieutenant Colonel Custer«, forderte General Alfred H. Terry seinen Besucher auf und wies ihn mit einer kurzen Geste an, auf einem Stuhl am Fenster Platz zu nehmen. »Ich hoffe, Sie mussten nicht zu lange warten...«

George Armstrong Custer nickte nur, als er das Hotelzimmer betrat, in dem der bärtige General während seines Aufenthaltes in St. Paul wohnte. Er versuchte, sich seine eigene Unsicherheit nicht ansehen zu lassen und wich dem prüfenden Blick des Generals für einige Sekunden aus. Er blieb nach außen hin gelassen, auch wenn es ihm schwer fiel. Denn die letzten Wochen hatten ihn gezeichnet und ihm deutlich vor Augen gehalten, dass er den Bogen überspannt hatte. Welche fatale Folgen daraus entstanden waren, hatte er bereits zu spüren bekommen.

»Ich danke Ihnen, dass Sie sich für dieses Gespräch Zeit genommen haben, Sir«, erwiderte Custer, nachdem er Platz genommen hatte. »Ich glaube nämlich, dass Sheridans Entschluss zu voreilig war und...«

»Custer, Sie wissen wirklich nicht, was Sie eigentlich getan haben«, fiel ihm Terry ins Wort, während er nachdenklich über seinen Bart strich. »Das war ein Schritt zu weit – und das wissen Sie genau!«

Er musterte den Mann, dessen Äußeres sehr imposant wirkte. Seine schulterlangen blonden Haare waren seitlich gescheitelt und umrahmten ein Gesicht, dem der martialische Oberlippen- und Kinnbart etwas Aristokratisches verlieh. Die blaue saubere Unform unterstrich diesen Eindruck noch.

»Ich habe nur das gesagt, was ich denke, Sir«, erwiderte Custer leicht gereizt. »Auch in der Armee muss es möglich sein, seine Meinung offen zu äußern. Erst recht, wenn es die Wahrheit ist.«

»Manchmal ist es besser, diese für sich zu behalten«, antwortete Terry. »Vor allen Dingen, wenn es politischer Zündstoff ist, der die Glaubwürdigkeit unserer Regierung ins Wanken bringt. Schließlich haben Sie keinen Geringeren als den Kriegsminister W. W. Belknap beschuldigt, einer der Hintermänner eines dunklen Komplotts zu sein, in das sogar der Bruder unseres Präsidenten verstrickt gewesen sein soll. Ihnen müsste doch klar sein, dass so etwas nicht ohne Konsequenzen bleibt, oder?«

»Sir, ich weise darauf hin, dass ich selbst genügend Ärger in dieser Sache gehabt habe«, verteidigte sich Custer. »Sie wissen, dass mein Regiment von den Händlern in Fort Abraham Lincoln fast täglich betrogen wurde, weil sie überhöhte Preise forderten. Und ich hatte Grund zu der Annahme, dass ein Teil dieser Gewinne in eine Kasse floss, in die Belknap Einsicht hatte.«

»Selbst wenn es so gewesen wäre, ist das kein Grund, auch noch Orville Grant zu beschuldigen«, tadelte ihn Terry kopfschüttelnd. »Damit bringen Sie unseren Präsidenten in Verruf, und natürlich konnte er nicht länger zusehen, wie sich die Dinge mit der Zeit entwickelt haben. Seine Entscheidung gilt nach wie vor, Custer. General Sheridan steht Ihrer Bitte sehr kritisch gegenüber – und das wissen Sie ganz genau.«

Terrys ablehnende Haltung Custer gegenüber war nicht mehr zu übersehen. Custer wurde immer nervöser und kratzte sich nervös an der Schläfe. Denn er ahnte, dass seine Reise nach St. Paul nicht das gewünschte Ergebnis bringen würde.

»Ich habe sehr viel für dieses Land getan, General Terry«, versuchte er es noch einmal. »Das sollte man nicht vergessen. Ich habe mehrfach Verdienste im Kampf gegen die Indianer errungen. Oder hat man in Washington das schon vergessen? Offensichtlich, denn sonst wüsste man, dass ich es war, der Dakota für die weißen Siedler geöffnet hat. Und von den Kämpfen am Washita will ich erst gar nicht reden...«

»Sie gelten als impulsiv und sehr eigensinnig«, winkte Terry entschieden ab. »Bei dem, was wir vorhaben, werden aber Offiziere benötigt, die den Ernst der Lage auch einschätzen können. Selbst wenn es Ihnen nicht passt, Custer – aber ich habe immer noch sehr berechtigte Zweifel daran, Sie in dieses Vorhaben mit einzubeziehen.«

Custers linke Hand zitterte leicht. Ein Zeichen dafür, dass seine Fassung immer mehr bröckelte.

»Das kann und darf nicht sein!«, entfuhr es ihm auf einmal. »Ich habe mehr Erfahrung in Kämpfen mit den Indianern als jeder andere, Sir. Ich muss bei dieser Aktion mit dabei sein, General. Verstehen Sie, ich muss

»Das sehe ich aber anders«, musste sich Custer dann anhören. »Sie haben den Namen unseres Präsidenten in Verruf gebracht und...«

»Verdammt, ich sehe ein, dass das ein Fehler war!«, fiel ihm Custer ins Wort und erhob sich so abrupt vom Stuhl, dass dieser polternd nach hinten fiel. »Aber für diesen einmaligen Ausrutscher kann mich die Armee doch nicht für den Rest meines Lebens aufs Abstellgleis schieben...«

Er wischte sich einige Schweißtropfen von der Stirn und nestelte am Kragen seiner Uniformjacke herum, als wenn ihm die Luft allmählich knapp wurde.

»General Terry – ich flehe Sie an. Zerstören Sie nicht meine Karriere. Ich bin bereit, jeden Kompromiss einzugehen, aber ich möchte mit dabei sein, wenn es darum geht, die Indianer endlich in ihre Schranken zu verweisen. Ich kenne die Sioux wie kein anderer und weiß, was in Krisenfällen zu tun ist. Bitte, Sir...«

Beinahe hätte er sich vor Terry hingekniet, um ihm dadurch seine Unterwürfigkeit zu zeigen. Aber zum Glück kam es nicht dazu, denn Terry schien auf einmal seine ursprüngliche Meinung geändert zu haben. Er gab Custer ein Zeichen, was diesen ermutigte.

»Bei all Ihren Schwächen sind Sie ein guter Truppenführer, Custer«, sagte er schließlich. »Deshalb werde ich mich für Sie einsetzen. Aber ich würde Ihnen raten, dass Sie ein Telegramm an Präsident Grant schicken und sich nochmals bei ihm für ihre Verfehlungen und falschen Verdächtigungen entschuldigen. Das würde auch General Sheridan besänftigen – wenn Sie verstehen, was ich meine...?«

»Danke, General Terry«, seufzte Custer. »Ich bin Ihnen wirklich zu großem Dank verpflichtet und werde alles tun, Sie nicht zu enttäuschen. Ich verspreche Ihnen, dass ich...«

»Es ist gut, Custer«, unterbrach ihn Terry. »Aber verlassen Sie sich darauf, dass ich Sie genau beobachten werde – und zwar bei allem, was Sie tun. Beim geringsten Fehler werde ich Sie sofort vom Dienst suspendieren lassen. Haben wir uns verstanden?«

»Deutlicher hätten Sie es nicht zur Sprache bringen können, Sir«, nickte Custer und ergriff die Hand des Generals, die er kurz drückte. »Sie werden es nicht bereuen, dass Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt haben. Diese elenden Rothäute müssen auf jeden Fall in ihre Schranken verwiesen werden. Und ich möchte mit dazu beitragen, dass das so schnell wie möglich über die Bühne geht.«

»Das wird es«, meinte Terry mit einem angedeuteten Lächeln. Damit war alles gesagt, und Custers militärische Talfahrt war erst einmal gestoppt. Gerade noch rechtzeitig. Als Custer sich von General Terry verabschiedete und das Zimmer verließ, konnte man ihm nicht mehr ansehen, dass er Minuten zuvor noch sehr verzweifelt gewesen war. Hätte ihn jetzt jemand beobachtet, so hätte er einen siegessicher grinsenden Lieutenant Colonel Custer aus General Terrys Zimmer kommen sehen, der fest entschlossen war, seine persönlichen Pläne in die Tat umzusetzen.

Terry wäre wahrscheinlich sehr entsetzt darüber gewesen, wenn er sie gekannt hätte – und vermutlich wäre seine Entscheidung dann anders ausgefallen. So aber hatte er sich von Custer blenden lassen. Und es würde nicht das letzte Mal so sein.

*

»Du wirkst deutlich zufriedener als heute Morgen, George«, sagte Captain Thomas Custer zu seinem Bruder, als er ihn in der Hotelbar am späten Nachmittag aufsuchte. »Wie ist es gelaufen?«

»Gut«, erwiderte Custer grinsend und winkte der Bedienung zu, ihm noch ein Glas Whiskey zu bringen. »General Terry hat einsehen müssen, dass dieser Feldzug nicht ohne mich stattfinden kann – und natürlich auch nicht ohne dich, Tom.«

»War es schwer, ihn zu überreden?«, wollte sein Bruder wissen.

»Nicht sonderlich«, kam prompt die Antwort. »Schließlich habe ich einen guten Namen in der Öffentlichkeit, und weite Teile der Bevölkerung stehen hinter mir und meinen Truppen. Sheridan und Terry würden sich keinen Gefallen damit tun, mich abzuweisen. Das würde man nämlich nicht verstehen...«

Wohlweislich unterließ er es, seinem Bruder den tatsächlichen Ablauf der Unterredung zu schildern und dass er sich vor Terry sehr erniedrigt hatte. Für ihn zählte nur das Ergebnis, und das hatte er schriftlich dokumentiert bei sich. Immer noch grinsend zog er das Telegramm aus der Uniformtasche und zeigte es Thomas Custer. Der nahm es an sich und überflog die Zeilen, die General Philip Sheridan höchstpersönlich verfasst hatte.

...Ihre Bitte wird erfüllt. Sie haben sich aber dem Kommando von General Terry unterzuordnen und seine Befehle strikt zu erfüllen. Bei Zuwiderhandlungen müssen Sie mit dauerhaften Konsequenzen rechnen. Gez. General Philip Sheridan...

»Das klingt aber nicht sonderlich positiv«, meinte Captain Thomas Custer. »Sie werden dich weiterhin beobachten – das musst du dir immer vor Augen halten.«

»Was kümmert mich das?«, winkte Custer ab. »Bei diesem Feldzug wollte ich dabei sein, und das habe ich geschafft. Wenn wir erst mitten im Indianerland sind, dann werde ich ausscheren und mich von General Terry freimachen. Ich werde auf eigene Faust zuschlagen – so wie du es von mir kennst, Tom.«

»Und was wird Terry unternehmen, wenn er davon Wind bekommt?«

»Gar nichts«, lächelte Custer siegessicher. »Denn er wird nur noch meinen Erfolg sehen und die Siege, die ich mit der 7th Cavalry erringe. Wir werden...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Helden • Indianer • Roman • Schlacht • Sioux • Sitting Bull • Soldaten • Wilder Westen
ISBN-10 3-7579-4166-7 / 3757941667
ISBN-13 978-3-7579-4166-6 / 9783757941666
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