Trevellian will es dreimal wissen: Drei Krimis -  Alfred Bekker,  Thomas West

Trevellian will es dreimal wissen: Drei Krimis (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
600 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8039-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
3,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Dieser Band enthält folgende Krimis von Thomas West, Alfred Bekker: Killer ohne Gnade (Alfred Bekker) Jesse Trevellian - vom Geheimdienst gehetzt (Thomas West) Rächer ohne Namen (Thomas West) Irgend jemand zündete ein paar Kerzen an und schaltete das Licht hinter der Theke aus. Talita ging zum Plattenspieler und legte Meat Loaf auf. Und Jane huschte mit Marty in eines der Nebenzimmer. Nervös drehte Marc DaCol die Bierdose zwischen den Fingern. Natürlich wollten sie, dass er sich endlich verpisste! Die meisten waren ja schon gegangen. Fast der ganze Abschlussjahrgang. Nur die acht vom harten Kern noch nicht. Die Bacon-Clique. Und eben er. Er hatte einen Kloß im Hals, er rutschte nervös auf der Matratze hin und her, er zündete eine Zigarette nach der anderen an und eine ängstliche Stimme in ihm jammerte: 'Jetzt geh, Marc, die wollen dich hier nicht...' Die andere Stimme in ihm aber - die trotzige, wütende Stimme - beharrte darauf: 'Du bleibst!'

3


Zwischen den Säulen des United States Courthouse der unvermeidliche Pulk der Presseleute. Emma O'Fancy verdrehte die Augen. Sie verriegelte ihren roten Ford Mustang und stieg die Vortreppe zu dem tempelartigen Unterbau des Gerichtsgebäudes hinauf.

Und schon ging ein Gewitter von Blitzlichtern und Fragen auf sie nieder. "Glauben Sie, die Geschworenen werden sich ihrem Strafmaß anschließen?" - "Warum gleich die Todesstrafe, Mrs. O'Fancy?" - "Was ist mit Baxters Alibi?" und so weiter und so weiter.

"Kein Kommentar!" Emma drängte sich durch die Kohorte der Medienleute. "Fragen sie mich heute Abend nach der Urteilsverkündung wieder." Sie drückte einen der großen Türflügel auf und rettete sich ins Foyer des Gebäudes.

Der Prozess gegen Timothy Baxter hatte viel Aufsehen erregt. Nicht nur in New York City. Der Weiße hatte eine schwarze Frau vergewaltigt und anschließend erdrosselt. Davon jedenfalls war Emma O'Fancy überzeugt.

Die Verteidigung hatte versucht, dem Opfer eine Teilschuld zuzuschieben. Keine Kunst - die Frau war nicht nur tot, sondern auch eine Prostituierte gewesen. > Totschlag im Affekt< - sie habe Baxter solange gedemütigt, bis der durchgedreht sei.

Emma holte den Aufzug und drückte auf den Knopf für das sechzehnte Stockwerk. Ein Blick auf die Uhr: kurz vor acht. Wie immer würde sie pünktlich in ihrem Büro erscheinen. Pünktlichkeit war nur eines ihrer Prinzipien.

Hartnäckigkeit ein anderes. Sie hatte gearbeitet wie ein Pferd - jedes Beweisstück geprüft, sich in jeden Ermittlungsschritt eingeschaltet, jedem Verhör beigewohnt und den ermittelnden Beamten Dampf gemacht. Sie war nicht mehr besonders beliebt bei der Mordkommission des Neunten Reviers. Nicht alle ermittelnden Beamten konnten ihren Eifer nachvollziehen - ein junger Weißer, eine schwarze Hure: Dumm gelaufen, aber deswegen gleich eine Mordanklage konstruieren?

Die Lifttüren schoben sich auseinander. Emmas Pumps knallten über den Boden der Zimmerflucht. Der energische, schnelle Gang war eines ihrer Markenzeichen. Die Tür des Chefzimmers ging auf, der silberhaarige, akkurat frisierte Aristokratenschädel Ralph Millards erschien im Türrahmen. Ihr Chef.

"Dein Plädoyer gestern war hervorragend, Emma." Er kam heraus und drückte ihr die Hand. "Gratuliere. Wir kriegen den Kerl. Wenn nicht auf den elektrischen Stuhl, dann wenigstens lebenslang hinter Gitter. Weiter so."

"Danke." Emma konnte ihre Genugtuung kaum verbergen. Sie war mit dreiunddreißig die jüngste Staatsanwältin im Team von Millard. Und es war ihr erster Mordprozess. Die Kollegen munkelten hinter vorgehaltener Hand, dass der Chefankläger Emma O'Fancy nicht nur wegen ihrer juristischen Qualitäten mit dem Fall betraut hatte. Jeder wusste, dass Millard versuchte, seiner jungen Assistentin sein Hobby schmackhaft zu machen. Jeder wusste, dass der geschiedene Mann scharf auf die Frau war. Und jeder wusste, dass Emma ihn seit über einem Jahr hinhielt.

Millard zog die Tür hinter sich zu und senkte die Stimme. "Wie wäre es, wenn wir heute Abend nach dem Prozess zusammen essen gehen?" Er setzte sein weltmännisches Lächeln auf. Manchmal schien er sich für unwiderstehlich zu halten. Nicht der einzige Zug an ihm, der Emma nervte. "Wir müssen doch unseren Sieg feiern."

"Warten wir es erst einmal ab, ob es überhaupt etwas zu feiern gibt."

"Daran zweifle ich nicht. Aber zum Drachenfliegen morgen Nachmittag kann ich dich abholen?"

"Versprochen ist versprochen." Sie ließ ihn stehen und steuerte ihr Büro an. Eigentlich war sie überzeugt davon, den Prozess zu gewinnen. Sie hatte hinter den Kulissen mit dafür gesorgt, dass die Geschworenenjury zur Hälfte aus Afroamerikanern bestand. Bis heute Abend würde ihr etwas einfallen, um Millards Einladung abzuwimmeln.

Die Fahrt in die Catskill Mountains stand schon seit Wochen in ihrem Terminkalender. Emma wusste selbst nicht, welcher Teufel sie geritten hatte, als sie ihrem Chef vorschlug, ihr das Drachenfliegen beizubringen.

"Guten Morgen!", flötete ihre Sekretärin im Vorzimmer. "Sie werden bereits erwartet."

Emma runzelte die Stirn. "In meinem Kalender steht kein Termin für heute Morgen." Sie zog den grünen Hut vom Kopf. Ihr rotblondes Haar hatte sie im Nacken zu einem Dutt zusammengebunden. Das verlieh ihrem sommersprossigen, eher lieblich wirkenden Gesicht einen strengen, fast prüden Zug.

Verblüffung zog die Miene der Sekretärin lang. "Aber Mr. Duxbury schwor Stein und Bein, dass er mit Ihnen verabredet wäre ..."

Emma verdrehte die Augen. "Ach du Schande!" Roger Duxbury war der hartnäckigste aller Mediengeier, die sie in New York City kennengelernt hatte. Er schrieb für die New York Post, verschiedene bunte Blätter und verkaufte seine Blut-und-Tränen-Geschichten an diverse Agenturen.

"Hören Sie, Mrs. Brown!", fuhr sie ihre Sekretärin an. "Ich verbiete Ihnen, in Zukunft jemals wieder einen Pressefritzen in mein Büro zu lassen! Ist das klar?!"

Die Frau senkte den Kopf und nickte schuldbewusst. "Er tat, als wäre das schon lange klar ...", jammerte sie.

"Schon gut." Duxbury konnte so überzeugend auftreten, dass er wahrscheinlich sogar einen Interviewtermin mit der First Lady bekommen würde, während sie in der Badewanne saß. Die Boulevardpresse riss sich um seine Stories.

Sie stieß die Tür ihres Arbeitszimmers auf. Der Journalist saß auf einem Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Groß, breite Schultern und braun gebranntes, männliches Gesicht. Typ Tom Cruise. Die Sonnenbrille hing ihm auf dem dichten Haaransatz.

"Machen Sie, dass sie verschwinden, Duxbury!" Emma tat kühl und sprach mit gleichmütiger Stimmer. "Sie haben dreißig Sekunden Zeit. Dann rufe ich die Polizei und zeige Sie wegen Hausfriedensbruch an!"

Duxbury stand auf, lächelte und verneigte sich leicht. "Bitte nicht böse sein, Frau Staatsanwältin." Seine blauen, unverschämten Augen glitten über die schlanke, zierliche Gestalt der Frau. "Ganz Amerika will wissen, was eine Frau bewegt, die so leidenschaftlich für Gerechtigkeit plädiert. Haben Sie heute Nacht von Baxter geträumt?"

Emma funkelte ihn wütend an. Ihre grünen Augen wurden schmal. "Wenn Sie nicht sofort verschwinden, werden Sie heute Nacht von mir träumen!" Sie griff zum Telefon.

"Das ist nicht auszuschließen", grinste er. Ein Charmeur, wie er im Buche stand. "Sehen Sie, Mrs. O'Fancy - ich will von Ihnen nichts wissen, was nach Prozessende heute Abend sowieso in den Nachrichten zu hören ist. Meine Leser interessieren sich für die ganz menschlichen Seiten des Falles. Hat Baxter als kleiner Junge ins Bett gepinkelt oder Katzen gequält? Hat die Tote Kinder? Schreibt die Staatsanwältin Tagebuch, hat sie als kleines Mädchen mit Puppen gespielt, weint sie manchmal im Kino ..."

"Sie können mich mal." Emma griff sich den Hörer. "Verbinden sie mich mit dem ersten Polizeirevier!"

Duxbury hob beschwichtigend beide Hände. "Nur ein Satz, Frau Staatsanwältin. Oder zwei ..."

"Staatsanwaltschaft Manhattan, O'Fancy ", meldete Emma sich. "Schicken Sie mir sofort zwei Beamte. Ich werde hier in meinem Büro von einem Reporter belästigt ..."

"Schon gut." Duxbury eilte zur Tür. "Ich gehe. Schade." Er winkte ihr zu und verließ ihr Arbeitszimmer.

Emma legte auf. Sie ließ sich in ihren Schreibtischsessel fallen. Die Tür ging wieder auf, Duxbury kantiges Gesicht erschien. Die blauen Augen hinter seiner Brille heischten Frieden. "Ich hab' da eine Idee! Ich lade sie heute Abend zum Essen ein, und dann erzählen Sie mir ein bisschen was für unsere Mitbürger. Bitte!"

Er setzte ein um Liebe bettelndes Jungengesicht auf. Emma riss sich zusammen, um nicht grinsen zu müssen. Der Mann war ein gnadenloser Geschichtenjäger. Je blutrünstiger die Geschichten, desto hartnäckiger der Jäger. Aber Roger Duxbury war auch ein attraktiver Mann. Etwas in ihr begann unter seinem flehenden Blick zu schmelzen.

"Bitte!", wiederholte er.

Sie stülpte die Lippen aus und taxierte ihn von oben bis unten. Sicher war er nicht so ein Langweiler wie Ralph Millard. Und sie hatte lange keinen Sex mehr gehabt. Auch so ein Prinzip von ihr: Sie ging mit keinem ins Bett, in den sie nicht verliebt war. Millard wäre eine gute Partie. Und Emma wünschte sich nichts sehnlicher, als Kinder und Familie. Aber sie war nicht verliebt in den Chefankläger.

Und natürlich auch in diesen windigen Geschichtenerzähler nicht. Ihr Rücken straffte sich. Sie schüttelte den Anfall von weiblicher Sehnsucht ab, wie eine lästige Fliege. "Verschwinden Sie endlich!"

Duxbury, der schon anfing, Hoffnung zu schöpfen, machte ein enttäuschtes Gesicht und wollte die Tür zuziehen. "Sie können mich nächste Woche ja mal anrufen!", rief sie ihm nach und beschimpfte sich gleichzeitig für diesen Aussetzer ihrer Selbstbeherrschung.

Noch einmal sein schönes Gesicht im Türspalt. "Sie sind eine Perle!"

Emma machte sich an die Arbeit. Die Akten stapelten sich auf ihrem Schreibtisch. Wenn der Baxter-Prozess über der Bühne war, wartete schon die nächste Verhandlung auf sie.

Punkt zehn brachte ihre Sekretärin ihr eine Tasse Kaffee. Wie an jedem Arbeitstag. Alles hatte seinen festen Rhythmus in Emmas Leben.

Als sie am Nachmittag in ihre schwarze Robe gehüllt den bis auf den letzten Platz gefüllten Gerichtssaal betrat, setzte auf dem John F. Kennedy International Airport eine Boing 747 zur Landung an. Sie kam...

Erscheint lt. Verlag 25.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-8039-3 / 3738980393
ISBN-13 978-3-7389-8039-4 / 9783738980394
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,1 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49