Auf dunklen Pfaden (eBook)

Ragnar Trilogie Band 3
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
310 Seiten
Herzsprung-Verlag
978-3-96074-691-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Auf dunklen Pfaden -  Susanne Jarosch
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Rasch erholt sich das Land von dem Schrecken und unermüdlich werden die Schäden der verheerenden Schlacht beseitigt. Nur Ragnar scheint sich nicht zu erholen und stürzt erneut in ein tiefes seelisches Loch. Bald wendet er sich von Nelda und allen anderen ab und fällt eine folgenschwere Entscheidung. Ohne zu wissen, dass die Gefahr überall lauert, begibt er sich auf die Suche nach sich selbst. Wird Ragnar zurückkehren und wieder der König sein können, den das Land so dringend braucht?

Susanne Jarosch wurde 1971 in Landsberg am Lech geboren. Dort lebt die zweifache Mutter heute noch. Seit September 2013 arbeitet sie an einer Förderschule. Die Musik einer finnischen Rockband inspirierte die Autorin zum Schreiben.

Susanne Jarosch wurde 1971 in Landsberg am Lech geboren. Dort lebt die zweifache Mutter heute noch. Seit September 2013 arbeitet sie an einer Förderschule. Die Musik einer finnischen Rockband inspirierte die Autorin zum Schreiben.

*

Unermüdlich


Ehrfürchtig hatten Arnim und zwei weitere Anwärter zum Soldaten im Thronsaal gekniet und ihren Eid geschworen. Laut und ohne Aussetzer sprachen sie ihre Worte und behielten dabei das Schwert des Königs im Blick.

„Ich kämpfe für mein Land, für die Menschen, die dort leben, und die Freiheit! Niemals will ich aufgeben und auch nur der Tod kann mich aufhalten! Für die Freiheit!“

„So erhebt euch!“, forderte Ragnar, ihr König, der an diesem Tag zu dieser feierlichen Stunde sein Schwert nicht selbst halten konnte. Seine Hände waren noch immer schwer verwundet und verborgen unter dicken Verbänden. Darum hielt auch Nelda, seine Gemahlin und Königin, die wertvolle Waffe.

Mit stolzgeschwellter Brust erhoben sich die jungen Männer und nahmen strahlend die Glückwünsche ihres Königs entgegen. Auch die Königin und alle ranghohen Soldaten schüttelten ihnen die Hand, drückten ihnen die Schulter oder umarmten sie freundschaftlich.

Hinterher saßen sie noch beisammen und die Alten erzählten bei Speis und Trank den Jungen lebhaft Geschichten aus deren Alltag. Dabei gesellte sich Ragnar zu Arnim.

Sie redeten über die Feierlichkeiten, als der König meinte: „Ich habe dir nie verraten, warum ich dir damals in dem dunklen Loch den Namen Arnim gab!“

„Nein, das hast du nicht!“, antwortete der junge Soldat und die entstandene Neugier war nicht zu überhören.

„Arnim bedeutet kleiner Adler. Du hast damals wie ein zerzauster, ängstlicher Jungvogel auf mich gewirkt. Ein kleiner Adler, der aus Angst vor großen Gefahren lieber sein Nest noch nicht verlassen wollte!“, erklärte ihm sein König.

Auch wenn der ihm vergeben hatte, so war das einer dieser Momente, in denen ihn seine Erinnerungen überschwemmten. Schlimmes hatte er getan, wofür er sich auch ausnahmslos schämte und ihm keine Vergebung verdient war. Doch man hatte ihm verziehen und an diesem Tag hatte er es zum ersten Mal gespürt. Er gehörte nicht nur zu ihnen, sondern war von heute an ein Mann des Königs.

„Ich bin froh und dankbar, dass du mir einen Namen geschenkt hast ... der mir dann auch noch gerecht ist!“

Ragnar lächelte, nahm umständlich seinen Krug in die verbundenen Hände und trank einen Schluck Bier. Arnim grinste zurück und tat es seinem König gleich.

Lange blieben alle an diesem Abend noch beieinander, schwatzten und lachten viel und schienen dabei nicht ein einziges Mal an die vergangenen finsteren Zeiten gedacht zu haben.

Die verheerende Schlacht lag schon eine Zeit zurück und trotzdem konnte man noch in der Siedlung an unzähligen Stellen Schäden erkennen. An manchen Tagen zog einem sogar noch deutlich der Geruch von verbranntem Holz durch die Nase. Jedem war klar, dass es noch eine Zeit lang dauern würde, bis alles wieder so aussehen würde wie zu der Zeit, bevor die feindlichen Männer gekommen waren.

Obwohl viele in den schlimmen Stunden ihr Leben lassen mussten, so war der König nicht verloren. Rasch entschwand aus den Menschenherzen die Hoffnungslosigkeit und unermüdlich beteiligten sie sich am Wiederaufbau ihrer Heimat. Verbrannte Häuser wurden neu errichtet, zerstörte Dächer neu gedeckt und aus den Gassen karrten sie eifrig die Trümmer hinaus. All den Schutt häuften sie in angemessener Entfernung von der Festung zu Hügeln auf. Ragnar und sein Kommandant Herward hatten aufgrund der letzten Schlacht in langen Gesprächen beschlossen, es müsse zum Schutz aller noch weitaus mehr getan werden. Darum sollte aus dem ganzen Häuserbruch ein Schutzwall entstehen, so wie es einst schon König Odo im Sinn gehabt hatte. Diesen Wall wollten sie außerdem noch mit Stein und Erde füllen, sodass er in geraumer Zeit einen herannahenden Feind an dessen Vorhaben erst einmal hindern konnte.

Jene Soldaten, die lange in den Dörfern nahe dem Gebirge für Schutz gesorgt hatten, brauchten auf Geheiß des Königs nicht mehr dorthin zurück. Der Heerführer Magnus schlug Ragnar jedoch vor, ihn mitsamt seinen Männern als Außenposten in jenem Dorf, in dem sie lange Dienst geschoben hatten und in dem auch sein Eheweib lebte, abzustellen. Ragnar nahm den Vorschlag erfreut an und übertrug dem Heerführer gleich noch die Aufsicht aller Dörfer nahe dem Gebirge und dem Gang durch den Berg. Diesen ließ Ragnar erst einmal nicht mehr verschließen. Die Mühe, die sie sich vor Jahren dort gemacht hatten, war ohne Zweck gewesen und auch sonst widerstrebte ihm in diesen Tagen ein erneuter Verschluss.

Nachdem die größten Aufräumarbeiten vollbracht waren, zog Magnus mit seinem Heer und jenen Männern, die sich ihnen vor der Schlacht angeschlossen hatten, zurück in die Dörfer nahe dem Gebirge. Während der letzten Zeit hatten die Ausbildung und das alltägliche Exerzieren der Soldaten geruht. Nun begann aber auch für diese Männer wieder das gewöhnliche Leben. Vom Platz hinter der Burg drangen endlich wieder die Laute von aufeinandertreffenden Waffen und das Keuchen und Stöhnen sich anstrengender Streiter.

Ragnar war bei all diesen Taten zum Zusehen verbannt. Die Wunden waren noch nicht verheilt und vor allem seine Hände würden dafür noch einige Zeit benötigen. Nach wie vor trug er sie verbunden und kleinste Bewegungen schmerzten sehr.

Das Nichtstun drückte ihm arg aufs Gemüt. Er war ein Mann der Tat, ein Hitzkopf, und sich in Geduld zu üben, hatte noch nie zu seinen Stärken gehört. So quälte ihn seine Nutzlosigkeit nicht nur, sondern veränderte ihn auch. Er entzog sich seinen Mitmenschen und verließ von Zeit zu Zeit die Festung durch das hintere Tor. Scheinbar unbemerkt begab er sich dann auf die Suche nach einem stillen Ort und verbrachte dort viele Stunden. Tatenlos verweilte er dort an seinem Platz und blickte in die Ferne.

Nelda blieb sein Wandel nicht verborgen und er begann, sich ihr zu entfremden. Sie sorgte sich und wollte herausfinden, was der Grund für seine Veränderung war.

Eines späten Abends betrat er wie so oft in letzter Zeit leise die königlichen Gemächer. Nelda saß auf der Schlafstatt und schien dort auf ihn gewartet zu haben. Kaum hatte er die Tür geschlossen, erhob sie sich und trat zu ihm hin. Fragend sah sie ihn an, und als würde er ahnen, was sie bewegte, versuchte er, sich ihrem Blick zu entziehen.

„Was ist mit dir, Liebster?“, stieß sie besorgt hervor.

„Was soll mit mir sein? Ich bin müde!“, gab er gedämpft zurück.

„Das meine ich nicht!“, erwiderte sie mit erhobener Stimme, worauf er sie endlich ansah.

„Du gehst mir offensichtlich aus dem Weg!“

„Tue ich das?“

„Ja, das tust du! Den ganzen langen Tag treibst du dich irgendwo in der Gegend herum und kommst auch erst zu später Stunde zurück!“, behauptete sie gekränkt.

„Das hat aber nichts mit dir zu tun!“, betonte er gereizt.

„Nicht? Du schenkst mir doch nicht einmal mehr einen Kuss! Gehört dein Herz etwa einer anderen?“, entkam es ihr bekümmert.

Entsetzt sah er sie auf diese Äußerung hin an, deren Augen bereits verdächtig zu glänzen begannen. „Nein, mein Herz gehört keiner anderen!“, betonte er und schaute hinterher auf seine eingebundenen Hände, die er ihr schließlich entgegen hob. „Ich bin es einfach nur leid, nichts tun zu können! Für alles benötige ich meine Hände, doch die wollen mir nicht mehr dienen! Nichts kann ich allein und doch will ich so vieles!“ Enttäuscht ließ er seine Arme sinken und klagte weiter: „Ich will dich wieder berühren können, die Kinder in den Arm nehmen oder ...“ Er unterbrach für einen Moment, schnaufte schwer und fügte leise hinzu: „Oder auch einmal wieder ein Schwert halten!“

Beschämt wegen ihres albernen Verdachts wischte sich Nelda rasch die Tränen fort. Sie legte ihre Arme um ihn und schmiegte ihren Kopf an seine Brust. „Hab Geduld, Liebster!“, beschwor sie ihn.

„Auch das bin ich leid!“, fuhr er forsch zurück und löste sich aus ihrer Umarmung. „Ich bin ein Krüppel und zu nichts mehr nutze!“

„Hör auf, so zu sprechen!“, schimpfte Nelda. „Deine Hände werden wieder heil werden!“

„Ach ja? Kannst du mir das beschwören?“ Zornig blickte er ihr entgegen.

„Ja, das kann ich!“, flüsterte sie.

Merkwürdig hatte sie ihn dabei angesehen und auch gleich angefangen, ihn von seinen Kleidern zu befreien. Kaum hatte sie seinen Oberkörper entblößt, schob sie ihn sanft, aber bestimmend zum königlichen Bett. Ragnar nahm darauf Platz und legte sich nieder.

Nelda zog ihm die Schuhe aus und entledigte ihn auch seiner Hosen. Umständlich hievte sich Ragnar dann in die Mitte der Schlafstatt, während seine Liebste das Licht löschte. Endlich ließ auch sie ihre Hüllen fallen und legte sich verführerisch zu ihm. Zärtlich strich sie über seine Brust, küsste seine Haut und flüsterte ihm betörend ins Ohr: „Wenn du dir von mir helfen lässt, dann werden dir deine Hände auch bald wieder dienen!“

Als hätten ihre Worte keinen Anklang gefunden, äußerte er noch immer ein wenig missgelaunt: „Es ist Zeit, zu schlafen, Nelda!“

„Ich lass dich schlafen, aber nur, wenn du mir einen Kuss gewährst!“, entgegnete sie ihm fordernd.

Bereitwillig neigte er ihr sein Haupt entgegen und berührte ihre Lippen. Er schloss seine Augen und meinte, vergessen zu haben, wie schön es doch war, sie zu küssen. Alles Drückende verließ ihn mit einem Mal und ihm wurde wohlig warm.

Neldas Finger wanderten während ihres Küssens zärtlich über...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2023
Reihe/Serie Ragnar Trilogie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer • erbittert • Feinde • Freiheit • Frieden • Gefahr • Kampf • Krieg • Rache • Ritter
ISBN-10 3-96074-691-1 / 3960746911
ISBN-13 978-3-96074-691-1 / 9783960746911
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