4 Science Fiction Abenteuer Sonderband 1003 (eBook)
600 Seiten
Alfredbooks (Verlag)
978-3-7452-3162-5 (ISBN)
1.
Eine 13 Milliarden Jahre alte Galaxie, zu der die Treymor in besonderer Beziehung standen ...
Scobee spürte, wie sich ihre Magennerven beim Gedanken an eine solch gewaltige Entfernung zusammenzogen.
13 Milliarden Jahre brauchte das Licht Eleysons, bis es die Optik eines Teleskops in der Milchstraße erreichte. Und nur ein naives Kind mochte glauben, dass das Gebilde, das auf diese Weise am Nachthimmel einer Welt oder in der Schwärze des Weltraums sichtbar wurde, sich auch real noch dort befand, wo seine Position lag. Alle Galaxien waren in Bewegung. Das Universum expandierte unaufhörlich. In den 13 Milliarden Jahren, die die Photonenausschüttung brauchte, um zur Milchstraße zu gelangen, bewegte sich die Quelle unaufhörlich in die Richtung der Galaxiendrift.
Ein optisches Sternenteleskop hätte also niemals den wirklichen Standort eines von ihm erfassten Objektes gezeigt – nur seinen »Nachhall«.
Aber die Position – ob real oder augenscheinlich – war es auch nicht, was Scobee dieses Flirren im Bauch verursachte. Es war die ans Aberwitzige grenzende Entfernung .
13 Milliarden Lichtjahre … daran zerschellte jede Vorstellungskraft.
Zumindest meine.
Immerhin war so viel bekannt, dass die Käferartigen, glaubte und folgte man Taurts Aussage, eine Nachricht zu jener unfassbar fernen Sternenballung geschickt hatten, die Taurt Eleyson nannte. Mittels einer Technik geschickt, die allem überlegen war, womit die RUBIKON-Crew und selbst das uralte foronische Wächterwesen jemals konfrontiert worden waren.
Es sollte sich um ein Signal handeln, das Lichtjahrmilliarden quasi in Nullzeit überwand.
Das zumindest hatte Taurt behauptet.
Und als sich die Verblüffung – auch über den fast banal anmutenden Inhalt der entzifferten Nachricht: Kommt – sie sind hier! – etwas gelegt hatte, hatte das uralte Geschöpf aus Protomaterie ihnen seinen Plan unterbreitet, wie ihr Commander, wie John Cloud samt ihrem Schiff aus den Fängen der Treymor befreit werden sollte.
Alles deutete darauf hin, dass John ins wahrhaftige Zentrum des Aquakubus verbracht worden war, an einen geheimnisvollen Ort namens Silberstadt , den die neuen Herren des Kubus, die Treymor, dort etabliert hatten.
Die Ewige Stätte , dachte Scobee. Auch der Gedanke an die Vakuumkugel im Herzen Tovah’Zaras verursachte ihr Bauchgrimmen. In dieser Sphäre hatten sie vor – subjektiv! – Jahren die Arche der Foronen gefunden und zu ihrem Raumschiff »gemacht«. In einem langwierigen, nicht immer reibungslos verlaufenden Prozess.
Und nun war dieses Schiff, die RUBIKON, ebenso gekidnappt wie der Mann, der es aus seinem Winterschlaf erweckt und unter seine Kontrolle gebracht hatte.
John.
Es war schmerzhaft, sich zu erinnern, was sie beide – okay, Jarvis durfte, nein musste auch noch dazu gerechnet werden – seither erlebt und durchlitten hatten.
In der Gegenwart, in der sie sich heute befanden (nach diversen Zeitkapriolen und -sprüngen) gab es die Erde, die sie hinter sich zurück gelassen hatten, nicht mehr. In den Jahrzehntausenden, die aufgrund Darnoks Manipulation des Zeitflusses in der Milchstraße verstrichen waren, während »draußen« die Uhren im Normaltempo weitergelaufen waren, hatte sich die Bühne der galaktischen Völker vollkommen verändert. Zivilisationen waren unter dem Kreuz des Technikbanns entweder komplett untergegangen oder komplett verändert worden. Das machtpolitische Bild war nicht mehr wiederzuerkennen, die Karten waren neu gemischt worden.
Eine zu Zeiten des Bündnisses organischer Völker – CLARON – noch völlig unbekannte Spezies machte von sich reden.
Insektoiden.
Die Treymor.
An den unwahrscheinlichsten Orten war die RUBIKON-Crew auf sie oder ihr besorgniserregendes Tun gestoßen. Und nun hatten sie sich auch noch in einem der größten Mythen eingenistet, die die Milchstraße kannte – im Aquakubus.
Um das aber tun zu können, hatten sie den Kubus zunächst einmal vor Darnoks Zerstörungswut schützen müssen – und wie ihnen das gelungen sein sollte, darüber gab es bislang kaum mehr als wilde Spekulationen.
Einer aber musste dazu mehr wissen.
Taurt.
Denn Taurt hatte seine Augen – Spione! – überall. Nicht zuletzt den Kleinen Arto, der sich als Taurts »Ableger« herausgestellt hatte. Und der sich in Erinnerung brachte, kaum dass Scobee mit Taurt die Details zu John Clouds Befreiung zu besprechen begonnen hatte.
»Hübsch-Hässliche mir folgen!«, quietschte das vermeintliche Kleinkind, in das die von Taurt abgespaltene Protomasse sich verwandelt hatte – mehr schlecht als recht, denn im hellen Licht war auf den ersten Blick erkennbar, dass der Kleine Arto kein Mensch sein konnte. Die Maske war viel zu nachlässig ausgeführt, was wiederum den Schluss zuließ, dass weder Taurt noch sein »Spross« Wert auf eine glaubwürdige Täuschung legten. Der Kleine Arto wechselte sein Erscheinungsbild ganz nach Belieben, war mal fischähnlich, dann wieder humanoid – aber eines war er absolut nicht: höflich.
Scobee stand kurz davor, ihm im Beisein seines »Schöpfers« einen Tritt zu verpassen.
»Was will diese Schande für dein ästhetisches Empfinden von mir?«, wandte sie sich mit erzwungener Ruhe an Taurt. »Kannst du nicht mal zwischendurch regulierend in seine Programmierung eingreifen? Allmählich, das gebe ich frank und frei zu, geht er mir gehörig auf den Geist!«
Taurts wie aus weichem Glas gegossen wirkendes Gesicht verzog sich in schmerzlicher Resignation. »Ich fürchte, du missverstehst seine Existenz. Der Kleine Arto ist ein Ableger meiner eigenen Biomasse. Aber er ist weder Lakai noch ›Maschine‹. Wodurch auch der Begriff ›Programmierung‹ falsch ist. Ich betrachte ihn tatsächlich als das Pendant zu einem Kind, wie du und andere Spezies es gebären können. Er ist noch jung und wird vieles erst lernen müssen. Keine Frage auch, dass er extrem ungezogen ist – was ich mir wohl ankreiden muss. Ich bin nicht streng genug in Erziehungsfragen. Vielleicht auch zu beschäftigt. Er hatte nie das, was Säugetiere als ›Nestwärme‹ kennen. Er wurde von mir sehr schnell ins kalte Wasser der gefahrenreichen Wirklichkeit des Kubus’ geworfen und musste sich früh behaupten. Sei nachsichtig mit ihm, ich bitte dich. Und hab Vertrauen: Er handelt in meinem Auftrag und Interesse. Er würde nie etwas tun, was seine ›Familie‹, zu der auch du jetzt gehörst, gefährden könnte.«
Bei der Vorstellung, in irgendeinem »Verwandtschaftsverhältnis« zu dem fischigen Ding in der Maskerade eines Kindes zu stehen, hob es Scobee den Magen. Aber tapfer schluckte sie herunter, was ihr schon auf der Zunge gelegen hatte. »Dir ist schon klar, dass du ihm gerade einen Freifahrtschein für sein Benehmen ausgestellt hast?«, wandte sie sich an Taurt. »Du hast wirklich noch weniger Ahnung von Erziehung als ich.« Sie ließ Taurts betretene Miene auf sich wirken, dann fragte sie: »Wohin will er mich bringen? Ich dachte, wir hätten hier eine wichtige Besprechung? Du sprachst von einem Plan zur Befreiung von Johns. Aber –«
»Der Kleine Arto bringt dich in eine Kammer, in der du alles erfahren wirst. Ich habe eine Simulation vorbereitet. Es ist einfacher, sie zu erleben , als sie in Worte zu pressen.«
»Simulation?«, fragte Scobee.
»Vertrau ihm. Er zeigt dir die Kammer. Und den Weg, der uns Zugang zur Ewigen Stätte verschaffen wird.«
»Warum übernimmst nicht du das?«
...
Erscheint lt. Verlag | 20.6.2023 |
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Verlagsort | Lengerich |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
ISBN-10 | 3-7452-3162-7 / 3745231627 |
ISBN-13 | 978-3-7452-3162-5 / 9783745231625 |
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