Verfluchte Briefe! 5 Romantic Thriller -  Ove Janssen,  Carol East

Verfluchte Briefe! 5 Romantic Thriller (eBook)

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2023 | 1. Auflage
600 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7976-3 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende Romane von Carol East: Carol East: Sie tanzte für das Böse Carol East: Das andere Ich Carol East: Briefe aus der anderen Welt Carol East: Der Hund der Sara May Ove Janssen: Zirkusfluch auf Rügen Im Jahre des Herrn 1192: Das mittelalterliche Schloß Grey Mountain lag schweigend im Dämmerlicht. Die Schatten der Nacht krochen zu ihm hin, und es schien, als wollte es sich ihrer erwehren, um wenigstens den letzten Rest von schützendem Tageslicht zu erhalten. Aber die Schatten siegten. Sie bekamen Unterstützung von einer finsteren Wolke, die träge über den Himmel schwamm, und ihr Schatten verbündete sich mit den Schatten der Nacht, die das Schloß überfielen wie ein hungriges Untier. Die Augen der weißen Frau, die dies alles beobachteten, verrieten keinerlei Gefühl. Sie blickten kalt. So kalt, wie ihr weißes Gesicht erschien. Ihr helles, luftiges Kleid wehte im aufkeimenden Wind. Und sie sah mit ihren kalten Augen, wie sich das Schloß durch die Schatten der Nacht verwandelte - in eine Stein gewordene Bedrohung. Und gleichzeitig mit der Verwandlung des Schlosses verwandelte sich auch die wunderschöne, weiße, kalte Frau. Sie wurde zu einem jungen Mann in schwarzem Anzug. Er hatte sich herausgeputzt wie zu einem besonderen Fest. Und es gab dieses besondere Fest in der Tat: Die Nacht war dem Tag gewichen, an dem seine Hochzeit gewesen war! Er ging auf das jetzt düster und bedrohlich wirkende Schloß zu, das auf dem schroffen, grauen Felsklumpen hockte wie eine Krallenhand, die sich einen Stein greift.

Sie tanzte für das Böse


Carol East




"Es ist vollbracht!" sagte das Gesicht draußen vor dem Fenster des fahrenden Zuges und wollte noch etwas hinzufügen, aber Jane Reed schrie entsetzt auf und - erwachte.

Die Mitreisenden schauten sie irritiert an. Ihr war das peinlich, aber sie konnte es jetzt nicht mehr rückgängig machen.

Anscheinend war sie eingeschlafen und hatte schlecht geträumt.

Sehr schlecht sogar!

Zögernd schielte sie zum Zugfenster zu ihrer Rechten. Die Nacht war hereingebrochen. In der Ferne zogen einsame Lichter vorüber. Die leisen Gespräche der Mitreisenden, die ihr Interesse an Jane wieder verloren zu haben schienen, wirkten durch das monotone Rattern der Räder auf ihren eisernen Schienen verzerrt und unwirklich.

Bald bin ich wieder daheim, dachte Jane, um sich wieder zu beruhigen.

Daheim?

Ihre Unruhe und auch Angst waren nicht ganz unbegründet. Kein Wunder, wenn sie plötzlich einschlief und dabei Alpträume bekam. Viele Jahre war sie nicht mehr in ihrer Heimatstadt gewesen. Warum hätte sie ihr auch nur einmal einen Besuch abstatten sollen? Nachdem ihre Eltern nicht mehr lebten, gestorben, als Jane noch ein Kind gewesen war, und sich die Verwandten nie um sie gekümmert hatten...

Sie war im Waisenhaus der Stadt aufgewachsen. Dort hatte sie auch ihre große Jugendliebe kennengelernt: Frederic Squad.

Der Gedanke an ihn versetzte ihr einen Stich. Unwillkürlich verkrampfte sich ihre Hand in der Nähe des Herzens.

Frederic, was ist eigentlich aus dir geworden, in all den Jahren? Ja, vielleicht bist du der wahre Grund, warum es mich so zu meiner Geburtsstadt zieht? Obwohl ich dort eine freudlose Kindheit verbracht habe.

Aber du warst stets ein Lichtblick gewesen, Frederic. Wir haben uns geliebt, wirklich geliebt. Ich weiß es heute so deutlich wie nie zuvor. Aber du wirst mich wohl eher hassen als lieben - inzwischen. Weil ich dich damals verließ, sobald ich mein erstes Angebot als Tänzerin bekam.

Du hast es nicht verstanden, obwohl du das Gegenteil behauptet hast. Ich habe den Schmerz in deinen Augen gesehen - den Schmerz, mich für längere Zeit zu verlieren. Vielleicht sogar für immer? Trotz deinem jungenhaften Lachen, sah ich den Schmerz. Ich kann diese Augen, diesen Blick, nie mehr vergessen.

Bin ich deshalb auf dem Weg dorthin?

Sie schüttelte verwirrt den Kopf und schaute wieder zum Fenster.

Dieses Gesicht... Es war so real erschienen. Auf einmal war es dagewesen. Und es hatte deutlich gesagt: "Es ist vollbracht!"

Was ist vollbracht?

Sie schüttelte abermals den Kopf, daß die langen, seidig glänzenden Haare flogen.

Die Leute schauten wieder zu ihr hin. Deshalb tat sie so, als wollte sie ihre langen Haare nur in den Nacken schütteln, und griff danach.

Kurz legte sie sich die Hand in den Nacken. Das tat sie immer, wenn sie sich beruhigen wollte. Es wirkte.

Nein, hatte sie wirklich geschlafen? War das wirklich ein Alptraum gewesen?

Sie spähte hinaus, jetzt nicht mehr zögernd, sondern ganz offen. Irgendwie erwartete sie, daß dieses unheimliche Gesicht wieder auftauchte und weitersprach. Sie wollte wissen, was dieses Gesicht noch hatte sagen wollen, ehe sie es vertrieben hatte.

Das Gesicht kam nicht mehr.

Das Zug ratterte durch ein Waldgebiet. Die Bäume schienen immer näher zusammenzurücken, wie um den Zug aufzuhalten. Die Äste und Zweige waren wie schwarze Hände, und es schien nicht der Wind zu sein, der sie peitschte, sondern sie schienen wie selbständige Wesen nach dem Zug greifen zu wollen.

Weil Jane darin saß.

Sie zuckte zusammen. Der Alpdruck verschwand wieder.

Was ist bloß los mit mir? fragte sie sich bang. Werde ich allmählich verrückt?

Ein Wunder wäre das schließlich nicht, dachte sie voller Trauer. Es blieb damals nicht bei dem Angebot für ein kleines Ballett auf einer noch kleineren Bühne irgendwo in der Provinz. Es war nur eine Zwischenstation. Ich machte Karriere. Innerhalb von nur knapp drei Jahren war ich die international meist gefeierte Primaballerina. Es war wie ein wunderschöner Traum. Ich durfte tanzen und tat eigentlich Tag für Tag überhaupt nichts anderes mehr. Bis ich Thomas traf.

Er hatte so etwas Magisches. Er war ein Mensch, den man niemals mehr wieder vergaß, auch wenn man nur ein einziges Mal Kontakt mit ihm gehabt hatte.

Plötzlich stand er vor mir, als ich in meine Garderobe zurückkehrte. Ich war verschwitzt und mit meinen Kräften so ziemlich am Ende und wollte einfach nur meine Ruhe haben, sonst nichts. So sehr ich den Ruhm sonst auch genießen konnte: In diesem Augenblick wollte ich nur noch allein sein.

Aber die scharfe Anrede blieb mir sozusagen im Hals stecken. Es interessierte mich nicht mehr, wie er hier überhaupt hereingekommen war und was er sich außerdem erlaubte, hier auf mich zu warten...

Wortlos ging ich hinter die spanische Wand und zog mich dort aus. Ich frottierte mich mit einem Badetuch kräftig ab, von Kopf bis Fuß, wie ich es nach jedem Auftritt tat. Und dann verzichtete ich ausnahmsweise auf die erfrischende Dusche. Ich zog mir einfach nur frische Sachen an, die schon bereitlagen, und trat wieder vor ihn hin.

Er strahlte mich an: Ein schlank-muskulöser, braungebrannter Mann, sehr geschmackvoll gekleidet, mit einem gepflegten Schnurrbart und stahlblauen Augen, in denen man sich verlieren konnte.

Ja, es war wie Magie, daß sich Jane Reed vom ersten Augenblick an so zu ihm hingezogen gefühlt hatte. Oder war es eher diese verblüffende Ähnlichkeit mit Frederic gewesen, ihrer großen Jugendliebe, die sie verleugnet hatte, nur um Karriere als Tänzerin zu machen?

Sie wußte in diesem Moment, daß sie niemals mehr von diesem Mann wieder loskommen konnte. Bis zum Lebensende. Obwohl sie ihn nicht einmal liebte.

Was war das sonst gewesen, wenn nicht... Liebe?

Er hatte es ihr gesagt, und sie hatte es geglaubt, vorbehaltlos: "Wir sind ganz einfach füreinander bestimmt, ganz ohne Wenn und Aber!"

Er hatte sie sanft am Arm genommen und sie vor den großen Spiegel geführt.

Da standen sie beide. Ein strahlendes Paar.

Ja, es war Jane so erschienen, als würde sie beide eine leuchtende Aura umgeben.

Beide waren brünett. Beide waren schlank und wirkten durchtrainiert. Jane dank des harten Trainings als Ballerina - und der Fremde?

"Siehst du, was ich meine?" fragte er sie und deutete mit dem Kinn in den Spiegel. Er legte den Arm um sie und zog sie sanft an sich, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Und Jane, die jahrelang nur das Tanzen im Kopf gehabt hatte, bei Tag und auch bei Nacht, wehrte sich nicht dagegen. Sie fühlte sich wie jemand, der aus einem Traum erwachte - um einen neuen Traum zu beginnen...

Nun, es wurde tatsächlich ein Traum, einer, wie man ihn schöner wohl niemals träumen konnte. Ein Traum wie vom Paradies auf Erden.

Dabei hatte sie nicht einmal ja gesagt, als sie Thomas Prescoll gefragt hatte: "Siehst du ein, daß wir keine andere Wahl haben, und willst du meine Frau werden?" Er hatte sie dabei gar nicht direkt angesehen, sondern nur durch den Spiegel. Sie hatte den Mund geöffnet, um wenigstens eine der mindestens tausend Fragen zu stellen, die ihr schlagartig in den Sinn gekommen waren, aber kein Laut hatte ihren bebenden Mund verlassen, und all diese Fragen waren auf einmal wie weggewischt gewesen.

Sie war Jane Prescoll geworden, ganz einfach so. Es war unglaublich schnell gegangen. Und sie war von der ersten Sekunde ihrer Begegnung an niemals mehr auch nur in die Nähe einer Bühne gekommen. Tanzen war für sie absolut tabu geworden. Selbst ihr Training war für sie sozusagen gestorben gewesen.

Alles, für das sie mit jeder Faser ihres Körpers und ihrer Seele hatte leben wollen, war schlagartig völlig ohne Bedeutung geworden.

Sie war von nun an nur noch Jane Prescoll gewesen, die Frau eines der reichsten Männer der Welt, eines Magnaten, der mindestens so geheimnisumwittert gewesen war wie reich.

Der absoluten Traumhochzeit war dieses Leben wie im Paradies gefolgt. Thomas Prescoll hatte ihr auch den geringsten Wunsch von den Augen abgelesen...

Aber sie hatte ihn niemals geliebt, niemals, keine Sekunde lang. Wenn sie mit ihm zusammengewesen war, hatte sie nicht an ihn gedacht, sondern an - Frederic.

Oh, Frederic, kannst du mir jemals verzeihen, was ich unserer Liebe angetan habe? Vielleicht nur - ein bißchen?

Der Zug ratterte dahin, der Wahrheit entgegen, und die Gedanken an die Vergangenheit verblaßten wieder.

Sie war jetzt sicher, daß es ihre jahrelang unterdrückte Sehnsucht nach Frederic war, die sie zu ihrer Geburtsstadt trieb - jetzt, da ihr Mann Thomas Prescoll so überraschend gestorben war.

Ich bin frei, Frederic, wieder frei. Einst entschied ich mich für den Tanz und gegen unsere Liebe. Dann entschied ich mich für das Leben im Paradies, an der Seite von Thomas Prescoll. Jetzt ist er tot, so überraschend gestorben wie für mich das Tanzen. Er legte sich abends ins Bett und wachte niemals mehr auf. Die Ärzte standen vor einem Rätsel, aber die genaue Untersuchung hat erwiesen, daß ich gegen jeden Verdacht erhaben bin.

Und jetzt bin ich auf dem Weg zu dir, Geliebter...

Darf ich das jemals wieder zu dir sagen: Geliebter?

Und da erschien das...

Erscheint lt. Verlag 20.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-7976-X / 373897976X
ISBN-13 978-3-7389-7976-3 / 9783738979763
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