Dunkle Jahre -  Michel Tapión

Dunkle Jahre (eBook)

Eine Erregung
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99139-772-4 (ISBN)
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'Dunkle Jahre' ist eine autobiografische Erregung, die das Leben schrieb, auch wenn sie teils mit Szenen unterlegt ist, um eine schlüssige Handlung darzustellen. Der Autor zeichnet die Jugend- und die Erwachsenenjahre des Protagonisten nach und beginnt mit den Erlebnissen seiner unbeschwerten Kindheit bei seinen Großeltern, die mit dem Tod der Großmutter eine Wende erfahren. Die Jahre danach sind geprägt von exzessiver Alkoholsucht seines Vaters. Die Mutter und der 10-Jährige werden von ihm aus der Wohnung gewiesen. Es brechen schwierige Zeiten für die beiden an. Doch sie haben Glück und finden Obdach. In dieser Zeit erlebt der Protagonist in der neuen Umgebung mit Gleichaltrigen seine größte Freiheit. Sie durchstreifen Wiesen und Wälder, finden sich im Moos und auf Dachböden wieder. Er fühlt sich als freier Wilder. Doch Mutter und Sohn kommen vom Regen in die Traufe. Denn der Alkohol begleitet die beiden weiter. Der Protagonist überwindet die Schicksalsschläge, obwohl ihm übel mitgespielt wurde. Er erkrankt, das Unbewusste manifestiert sich und lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Das Vorhaben eines Peinigers zieht wie ein Alptraum an ihm vorüber und wird real. Ein Kuraufenthalt bewirkt nur kurze Erholung. Er sucht mit seiner liebenden Ehegattin vertraute Plätze seiner Jugend auf, um Abschied zu nehmen. Jedoch, es gelingt den beiden nicht. Er erlebt eine Nahtoderfahrung, die ihn in weiterer Folge in die Psychiatrie bringt. Sie verlieren sich aus den Augen und der Protagonist wird mittellos wieder ins Leben entlassen. Die Bekanntschaft mit einer autistischen Patientin bildet einen Rettungsanker und führt die beiden Eheleute wieder zusammen. Der Roman stellt eine Hommage an Franz Innerhofers 'Schöne Tage' dar und lässt die Härte erahnen, die der Protagonist erleben musste. Trotz des Schicksals in eine familiäre Hölle geboren worden zu sein, schätzt er sich glücklich dadurch ein gereiftes Weltbild entwickelt zu haben.

Michel Tapión® , geb.: In Graz, aufgewachsen im Arbeitermilieu, nach einer Mechanikerlehre und dem Abitur folgte ein Maschinenbaustudium. Er war in der Papierindustrie und danach im Lehrberuf tätig. Er bereiste Frankreich, erlernte die Sprache in Vichy und Montpellier. Sein Interesse gilt der Literatur und der französischen Sprache. Von ihm ist der fiktive, belletristische Roman: "Wie Anne-Sophie ihre Angst verlor", im Verlag Buchschmiede erschienen, der nun in 2. Auflage, als Taschenbuch und erstmals als E-Book vorliegt. Veröffentlicht bei neobooks.com sind auch die E-Books: Trink aus! Den bitteren Kelch: Eine bitterböse Kriminalgeschichte. Die Autistin: Erzählungen. Mord legal: Eine weitere Kriminalgeschichte, erschienen.

Karin

Sex und Alkohol

Die eher dicklich geratene Schülerin rief bei Waldemar, ihrem ehemaligen Mathematiklehrer, an. Die Nummer hatte sie dem öffentlichen Telefonbuch entnehmen können. Ihre eher zaghafte Stimme drang an sein Ohr:

Wolln’s net amol a Dicke schieb’n?“, hörte er sie fragen.

Dann trafen sie sich auf einem Parkplatz, der mit den Öffis gut erreichbar war und fuhren in eine Absteige. Sie war so erregt, dass sie ihm das Hemd aus der Hose zog, bevor die Zimmertür ganz geschlossen war. Bald darauf fanden sie sich im Bett wieder. Unter ihm liegend, zog sie ihn zu sich und ließ ihre kurzen Finger über seinen Oberkörper gleiten. Ihr praller Bauch endete trotz ihrer Jugend mit dem Ansatz einer Falte, die bis zum Schamhügel reichte. Objektiv betrachtet hatte sie nichts Erotisches an sich. Was ohne zärtliche Liebkosung begann, war zunächst schmerzhaft. Etwas später glätteten sich ihre Gesichtszüge wieder und sie lächelte sich in einen entspannten Schlummer.

Karin wurde schwanger, obwohl sie ihn sehr darum gebeten hatte, sie nicht in diesen Zustand kommen zu lassen. Bald sah sie aus wie ein überdimensionaler Luftballon und litt sehr unter ihrer Schwangerschaft und der Fettleibigkeit. Waldemar war von ihrem Schmerz und ihrer Mühsal kaum berührt, sie trafen sich an Wochenenden weiterhin am Parkplatz. Ihre immer kürzer werdende Atmung erregte ihn zusätzlich und so hatte gegen Ende der Schwangerschaft nur mehr er den Spaß.

Nach der Niederkunft verheimlichte Karin den Namen des Kindsvaters. Sie zog weg von daheim, zuerst zu ihrer Tante. Der Terror dort war noch um einiges gemeiner und gehässiger als jener zuhause, dafür wurde sie nicht geschlagen. Ihre Absicht, ein uneheliches Kind zur Welt zu bringen, schockierte Mutter und Verwandte. Doch was hätte sie tun sollen? Es abtreiben lassen, das wollte sie nicht. Die Mutter verweigerte ihr die Unterkunft. Ihre Tochter besudelte sie mit Schande, mit der sie nicht leben konnte. Also musste sie weg, es war ihr egal wohin, einfach weg. Das wäre auch die Lösung für das Ungeborene gewesen, wenn sie schon den Kindsvater nicht ehelichen konnte. Aber die Tochter wollte eben nicht hören, also musste die Tochter fühlen. So lautete der oft zitierte Spruch. Einen Engelmacher hatte die Mutter bereits kontaktiert. Sollte dabei eine Panne passieren, wäre das erträglicher als die Schande einer unehelichen Geburt. Doch Karin nahm lieber ihren Rauswurf aus der elterlichen Wohnung an, als an ihrem Zustand etwas zu ändern. Als sie kurz vor der Entbindung auf der Gebärstation des Regionalkrankenhauses lag, ließ ihre Kurzatmigkeit sie nur mehr mit mehreren Polstern im Rücken ruhen. Schlaf fand sie kaum mehr. Waldemar trat einen Höflichkeitsbesuch an. Ein Berg, der bald zu kreißen begann, erwartete ihn. So schob man sie in den Kreißsaal, von der Hebamme und einer Hilfsschwester begleitet.

Karin war sehr tapfer gewesen und die Geburt ihres Sohnes Georg war ungewöhnlich rasch und problemlos verlaufen. Ihr Schlaf war seit langem wieder tief und erholsam, wenn auch kurz.

Tante Hanni

Der Buschauffeur kannte den unaussprechlichen Ort, der ihm genannt wurde. Mit etwas Unbehagen begab sich Karin mit ihrem Baby auf die Reise zur Tante Hanni. Sie hoffte, abgeholt zu werden und gleichzeitig ängstigte sie sich vor der Begegnung mit Hanni und ihrer Familie. Die Busfahrt war unbequem, die beiden wurden ordentlich durchgeschüttelt, doch Georg störte das nicht. Karin hatte sich über die Dauer der Busfahrt nicht erkundigt und war nach zweistündiger Fahrt in voller Erwartung, ihre neue Bleibe kennenzulernen. Als der Bus dann hielt, stand ein Bub von etwa zehn Jahren an der Haltestelle und erwartete sie bereits. Die Begrüßungsworte waren rasch ausgetauscht und Karin folgte dem Buben zu einem Einfamilienhaus ganz in der Nähe. Hanni war mit Küchenarbeit beschäftigt, als Karin mit Georg im Arm eintrat, hört sie Hanni sagen:

Do seids jo, es Gfris umassist“, was so viel bedeuten sollte wie: Da seid ihr ja, ihr überflüssigen Gesichter.

Dieser Satz war prägend für den gesamten Aufenthalt in diesem Haus. Alsbald wurden, Karin Aufgaben zugewiesen. Diese waren Gänsehüten, Holzarbeiten und Beeren pflücken. Auf die Reihenfolge der Ausführung kam es nicht an. Sollte eine Aufgabe nicht zur Zufriedenheit Tante Hannis erfüllt werden, gab es eine Mahlzeit weniger am Tag. Das bedeutete Hunger, weil die Mahlzeiten für das überflüssige Gfris unter normalen Umständen bereits sehr karg bemessen waren. Üblicherweise begann der Tag nach Bettenbau und Morgentoilette mit einem Brei aus Buchweizenmehl und Bohnen und dazu Feigenkaffee. Danach hätte Karin zwar Appetit auf etwas Süßes gehabt, aber es gab nichts dergleichen. Der Brei war alles andere als schmackhaft, er war zum Kotzen, wie sie feststellte. Das kam auch Tante Hanni zu Ohren und von nun an gab es für Karin bis auf weiteres nur noch ein Häferl Kaffee ohne Brei.

Danach ging es jeden Tag an die angeordneten Arbeiten. Karin gab sich redlich Mühe, um gut voranzukommen und trotzdem war sie vorsichtig, um sich nicht zu verletzen. Ihr blieb aufgrund der abgebrochenen Schulausbildung keine andere Wahl. Wenn sie nicht als Bettlerin mit dem Baby im Arm durch das Land ziehen wollte, musste sie diesen Gulag mitmachen. Eines Tages kam ihr eine glänzende Idee, und sie wunderte sich selbst, dass sie nicht schon früher daran gedacht hatte.

Waldemar war wenig erfreut, sich mit Karin treffen zu müssen, schließlich gab es in diesem unaussprechlichen Ort kein Kurbad und die Attraktivität Karins war dank Georg noch tiefer in den Keller gerückt. Dann kam aber doch ein Wiedersehen zustande. Sie trafen sich in einiger Entfernung von Hannis Haus auf einer Wiese nahe der Landstraße, etwas unromantisch, passend zu ihrer Beziehung. Die Gänse schnatterten um Waldemar herum und es brauchte etwas Geduld, sie zu beruhigen. Karin hatte keine Schuhe an. Als Waldemar sie danach fragte, begründete sie es damit, nur ein Paar Schuhe zu besitzen und das wolle sie nicht mit Gänsekot beschmutzen. Der Boden sei schon etwas kühl, doch der Gänsekot wärme sie ein wenig.

Sie brachte ihr Anliegen zur Sprache. Ob es ihm denn so schwerfalle, sie zu ehelichen und für sie und Georg zu sorgen. Sie würde in der Stadt eine Arbeit annehmen, vielleicht als Bedienerin. Würde etwas zum Leben beisteuern, damit er es nicht allein zu tragen habe. Waldemar, sichtlich beschämt, fragte sie ganz unvermittelt, wie viel Zeit sie für die Abreise benötige. Nach kurzer Überlegung sagte sie, sie müsse noch die Gänse und Georg versorgen und sie verabredeten sich in einer Stunde beim Gasthof am Kirchplatz.

Es war das zweite Glas Bier, das Waldemar gerade bestellt hatte, als Karin zu ihm trat. Der Kellner warf ihr einen fragenden Blick zu, während sie sich setzte, ohne ein Getränk zu bestellen. Waldemar goss das Bier, ohne das Glas abzusetzen, in sich hinein, stand auf, rief den Kellner, zahlte, und die drei verließen in Windeseile die Gaststätte.

Hochzeit

Karin spielte mit Waldemar zwischen den Wäschestangen des großen Hofes Fußball. Georg lief lachend dem Ball nach. Die Szene strahlte Harmonie aus und Karin spielte mit dem Gedanken, sich neben dem Bedienen der wohlhabenden Beamtenfamilie für eine Stelle in der Fabrik zu bewerben. Gerade jetzt standen die Chancen günstig, aufgenommen zu werden. Waldemar würde nichts dagegen haben, wenn sie eine Arbeit als Helferin annähme und weiterhin ein paar Stunden die Woche im ersten Stock des Mehrparteienhauses die Wäsche und die gröberen Arbeiten des Beamtenhaushalts erledigte.

Die Vorbereitungen zur Hochzeit nahmen Gestalt an. Das bis jetzt gemeinsam genutzte Zimmer wurde von Karin auf Hochglanz gebracht. Die Spuren der vergangenen Tage, als noch das Preferanzen das Zimmer beherrschte, waren beseitigt. Statt der schönen Wolldecke, auf der Karten und Spielkapital die Besitzer wechselten, wurde ein Tischtuch aus Damast aufgezogen. Die Aschenbecher wurden entleert und geputzt in den Küchenschrank gestellt. Die leeren Bierflaschen waren dem Greißler zurückgegeben worden. Die Betten wurden frisch überzogen und die Vorhänge gewaschen. Eine sogenannte Fassung war vom Greißler im jagdgrünen Rucksack nach Hause getragen worden. Karin überlegte, ob schon alles für die Hochzeitstafel zuhause war oder ob noch etwas zu besorgen wäre. Sie hatte die vergangene Woche gute Arbeit geleistet. Eine Kiste Bier und selbstverständlich eine Flasche Sekt leistete sich Waldemar für jene Feier, der er eigentlich gar nie beiwohnen wollte. Dafür freute sich die Kartenrunde umso mehr. Während der sehr schlichten Zeremonie ging ein Starkregen mit Hagel nieder.

Die Hochzeitstafel, die eher den Eindruck erweckte, mit der gestohlenen Braut unterwegs zu sein, hatte das Ende des Gewitters abgewartet und ging durch die vom Hagel gesäumten Straßen nach Hause. Der Hagel kam nicht ungelegen, Waldemar stellte...

Erscheint lt. Verlag 12.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99139-772-2 / 3991397722
ISBN-13 978-3-99139-772-4 / 9783991397724
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