Memories of the Otherworld -  L.E. Lancaster

Memories of the Otherworld (eBook)

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2023 | 1. Auflage
146 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-3814-0 (ISBN)
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In Band 3 von Memories of the Otherworld werdet ihr wieder in eine spannende Welt voller fremder Wesen und skurrilen Ereignissen entführt. Während in den ersten beiden Bändern noch Geister, Vampire und Werwölfe ihr Unwesen trieben, lest ihr nun von dem Wendigo, Zentauren oder einer Hydra.

Die Leidenschaft zum Schreiben packte Lorraine Eden Lancaster zum ersten Mal mit elf Jahren. Bereits damals faszinierten sie die Genres Fantasy, Mystery und Science Fiction. Besonders Kurzgeschichten haben es ihr angetan, da man nach vollendeter Lektüre dieser, einfach schlafen gehen könnte ohne die nagende Frage, wie es weitergeht.

ZWEI


Märchenwald

Vernon und Marco waren für Samstagnachmittag zum Pilze suchen verabredet. Eine veraltete Tradition, die sie seit ihrem siebten Lebensjahr stets gemeinsam gemacht hatten. Früher waren immer ihre beiden Familien mitgegangen, was sich irgendwann einfach aufgehört hatte. Da sie allerdings noch jedes Jahr fleißig in den Wald gingen und mit prall gefüllten Körben zurückkamen, gab es mindestens einmal im Jahr ein Treffen bei dem die, nach geheimer Rezeptur zubereitete und heiß begehrte „Eierschwammerlsauce“ verspeist wurde. Sie trafen sich bei Marco zu Hause, packten alles, was sie benötigten, in den Kofferraum und fuhren los. Der Wald lag nur zehn Fahrminuten von Marcos Haus entfernt und die Freude stieg in den beiden erwachsenen Männern aufs Äußerste. Als Marcos Lieblingssong im Radio lief, drehte er den Lautstärke-Knopf auf Anschlag auf, kurbelte das Fenster runter, streckte seinen Kopf wie ein Hund hinaus und sang aus voller Kehle. Ganz klar war er der extrovertierte Typ, auch ohne Alkohol. Vernon wippte eifrig mit seinem Kopf mit. Er brauchte etwas länger, um in Fahrt zu kommen, wurde dann tendenziell aber noch aufgeweckter und lauter als alle anderen Anwesenden zusammen. Auch als sie das Auto geparkt hatte, stiegen die beiden noch nicht aus, denn wer des Öfteren mit guten Freunden im Auto sitzt, weiß – ein Song muss erst zu Ende gesungen werden, bevor man das Radio ausstellt und aussteigt.

Als Marco und Vernon ausgestiegen waren und alle ihre Sachen ausgeräumt hatten, begaben sie sich in den Wald. Es ging ein laues Lüftchen und der Waldboden war noch leicht feucht vom Regen, der in der Nacht gefallen war. Sie gingen nebeneinander her und tratschten über dies und jenes, während sie nach dem gelben Schatz Ausschau hielten, fanden aber zunächst nichts. Und wie das eben so ist, nach einiger Zeit, in der man nicht das erhoffte Ziel erreicht, verloren sie die Motivation. Ihr Schritt verlangsamte sich, die Gespräche wurden zunehmend kürzer. Bis sie plötzlich ein Grunzen vernahmen. Es schien von allen Seiten zugleich zu kommen. Neugierig sahen sich die beiden um, darauf bedacht keinen Mucks von sich zu geben, um, was immer in ihrer Nähe war, nicht aufzuschrecken. Da sie nicht genau ausmachen konnten, von wo das Geräusch kam und auch nach mehrmaligem Umsehen und Augen zukneifen nichts entdeckten, beschlossen sie weiterzugehen, wenn auch leiser und noch langsamer. Geradeaus schien nicht nur des Geräusches Willen eine gute Idee gewesen zu sein, sondern auch der Schwammerl halber. Je lauter und ohrenbetäubender das Grunzen wurde, desto mehr füllten sich ihre Körbe. Gerade als sich Vernon bückte, um einen fetten Pilz zu pflücken und seinen Kopf leicht hob, erhaschte er einen Blick auf etwas, dass er in dem Wald noch nie gesehen hatte. Es war ein riesiger Eber, schneeweiß und mit abnorm großen Hauern. Vernon stand wie angewurzelt da und starrte einfach nur, durch das Gestrüpp vor ihm hindurch, auf den Koloss. Marco hatte bereits bemerkt, dass sein Freund etwas gesehen haben musste, dass ihn faszinierte. Ansonsten wäre er nicht mit dem Pilz in der Hand wie eine antike Figur in einer komisch verrenkten Position stehen geblieben, bei der einem schon beim bloßen Anblick alle Muskeln wehtaten.

Marco schlich sich also an seinen Freund heran und gerade als er das zu Gesicht bekam, was Vernon bereits eine halbe Ewigkeit ehrfürchtig ansah, gab ein kleiner Zweig unter Marcos Gewicht nach und brach. Das Geräusch wäre vermutlich kaum hörbar gewesen, wäre nicht gerade in diesem Moment eine bedrückende Stille über dem Wäldchen gelegen. Ebendiese Stille ermöglichte es dem kleinen Zweiglein seinen großen Auftritt hinzulegen und einen gefühlt höllischen Lärm zu machen. Der wunderschöne weiße Eber erschrak, ließ einen gellenden Schrei los und rannte. Die Erde bebte förmlich unter der Last des riesigen Tieres, doch das hielt Vernon und Marco nicht davon ab, dem Tier nach zu hassten. Die beiden waren wie gebannt von ihm. Doch obwohl sie wie Bekloppte durch den Wald rannten, immerzu dem weißen Fell wie einer Fackel in der Dunkelheit nach, bemerkte Vernon, dass etwas seltsam war. Wenngleich das Tier zunächst zwar losgesprintet war, schien es jetzt kaum mehr tatsächlich zu laufen, und dennoch konnten die beiden Männer es nicht einholen. Im Gegenteil, je schneller sie liefen, desto weiter schien der Eber sich von ihnen zu entfernen. Aus purer Verzweiflung über diese Tatsache versuchte Vernon noch schneller zu laufen. Doch er scheiterte und stolperte infolgedessen über sein eigenes Bein. Noch im Fall sah er den Stein, der vor ihm aus der Erde ragte. Wenige Sekunden später allerdings schlug sein Kopf auch schon auf dem Stein auf, ohne dass Vernon daran etwas hätte ändern können.

Benommen und mit irren Kopfschmerzen öffnete er seine Augen. Leicht schwankend stand er auf und griff sich an die Stirn. Er spürte eine warme Flüssigkeit. Als er seine Hand vor sein Gesicht hielt, konnte er das Blut an seinen Fingern hinab rinnen sehen. Er schlussfolgerte, dass er sich den Kopf wohl an dem Stein aufgeschlagen hatte, als er den Eber verfolgt hatte und gestürzt war. Der Eber! Marco! Hektisch begann Vernon sich umzuschauen, doch da war niemand. Im gesamten Wald herrschte eine Totenstille. Völlig verzweifelt richtete er seinen Blick gegen den Himmel – nicht einmal einen Vogel sah er vorbeiziehen, während er in die Baumkronen sah. Die Angst überkam ihn und er schrie aus vollem Halse den Namen seines Freundes: „Marco!“ Vernon wartete einige Sekunden, doch die Stille schien alles in sich zu verschlucken und er bekam keine Antwort. Zitternd stand er da, als sein Puls in die Höhe schoss und ihm das Atmen zunehmend schwerer fiel. Blut ran ihm von seiner Wunde zwischen den Augen über die Nase hinab, da wagte er noch einen Versuch. „Marco!“ Sekundenlanges Schweigen. Er schrie noch zig Male, bis ihn seine Stimme allmählich verließ. Sein letzter Schrei klang eher wie das Wehklagen eines verhungernden Waldbewohners als der Ruf eins Menschen. Doch diesmal blieb er nicht ungehört. „Polo!“, schrie ihm plötzlich jemand zu, gefolgt von lautem Männergelächter. Es klang nach einer Gruppe. Die Lacher wurden lauter und binnen kürzester Zeit fand Vernon sich umringt von sieben Männern. Jedoch erschrak Vernon bei ihrem Anblick so sehr, dass er ins Straucheln kam und beinahe in Ohnmacht fiel. Die hatten keinen Unterleib! Also schon, sie hatten einen, aber der war nicht menschlich. Vernon blieb die Spucke weg. Er war fassungslos, sprachlos, und hatte Angst, dass er gestorben war oder noch immer ohnmächtig mitten im Wald lag und das alles nur träumte. „Was? Hast du noch nie Zentauren gesehen, Kumpel?“, fragte ihn der imposante Pferdemann direkt vor ihm. Seine langen schwarzen Haare – oder war es eine Mähne? Immerhin ist er halb Pferd. Egal, sie wehte jedenfalls im Wind, und unterstrich sein heroisches Erscheinungsbild ungemein. Muskulös, gut aussehend und mit einer tiefen Stimme stand er lässig da und sah auf Vernon hinab. Dieser brachte nur stotternd hervor: „N-Nein habe ich nicht Sir. Und ich glaube –“ Erneut brach die Gruppe in lautes Gelächter aus. „Er hat dich Sir genannt!“, schrie einer. „Der hält dich sicher schon für hundert!“, sagte ein anderer. „Kein Wunder, bei all den Falten und dem fetten Pferdearsch“, gab der mit hellbraunem Fell kleinlaut von sich. Der Imposante stand einfach nur da und sah Vernon unbeeindruckt an. „Ignoriere sie, die sind immer so. Es hört auf, sobald der Erste vor Lachen seine Abgase nicht mehr halten kann und umfällt, weil er sich vor seinem eigenen Furz schreckt“, bemerkte er leicht höhnisch. „He!“, sangen sie plötzlich alle empört im Chor. Durch diese Aussage war schlagartig alle Aufmerksamkeit wieder auf Vernon. „Also Kumpel. Wieso bist du hier und schreist wie am Spieß herum?“

Vernon erzählte der Gruppe Zentauren alles und sie schwiegen – wenn auch nur kurz. „Was zur? Wieso rennt einer freiwillig 'nem Eber nach?“, hinterfragte einer, mit einem Hauch von Ironie. Ein anderer, der weiter hinten gestanden war, erhob die Weinflasche, welche er in Händen hielt: „Ja voll! Weiß doch jeder, dass man dann in so ’nen Wald voller glänzender Dinger und Feen –“. Er wurde unterbrochen, da einer ‚die Glitzer pupsen‘ dazwischen schrie. „Stimmt, stimmt. Wo war ich? In einen Wald mit Glitzer scheißenden Feen kommt man dann.“ Die Sieben Zentauren lachten wieder im Chor, bis der Imposante plötzlich einen Einwand hatte: „Wobei Jungs“, fing er mit ernster Miene an, „Wir sind doch auch so hierhergekommen.“

Schockiert riss Vernon bei diesen Worten die stechend grünen Augen auf. „Moment. Wo seit ihr wie gelandet?“, fragte er die Pferdemänner. Verdutzt sahen sich die Sieben an. „Oh Mann Leute. Er hat es noch nicht gecheckt.“ „Voll der Blitzkneisser hier.“ Sie schüttelten die Köpfe und ließen Vernon noch einige Sekunden länger im Dunklen tappen. Bis der Imposante ihn durchdringend ansah und sagte: „Du...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7578-3814-9 / 3757838149
ISBN-13 978-3-7578-3814-0 / 9783757838140
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