Großes DU, hör mir zu! (eBook)
400 Seiten
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99093-712-9 (ISBN)
1. ADVENT bis Dreikönig
30. November 1985
Es ist so schrecklich,
zu hören, zu wissen
– oder zu sehen, wie im Musical hier –
daß immer wieder Leute
dem Köder des Militärs erliegen.
Jesus, Du hast die Gewalt verurteilt,
kämpfst nur mit Geist und Liebe;
Du, Herr wolltest uns
das Leben schenken.
Wir aber nehmen es nicht an,
bleiben in unseren Verblendungen
und vegetieren nur so dahin
oder rauben gar anderen
die Chance auf Leben.
Hilf, hilf uns, bitte, bitte hilf!
Laß wieder den Instinkt im Menschen
stärker, fordernder werden,
der ihn am Töten und am Morden hindert!
Amen, Du Sieger
über den Tod.
1. Dezember 1985
Warum, o Gott,
warum, warum
muß das so sein?
Warum, Du Liebe,
Heilig‘ Geist
kann denn ein Mensch
nie als der reine Mensch
nur sein,
fragt man immer um seine Rolle
als Mann oder Frau
– auch wenn es um
nicht-geschlechtliche Dinge geht?
Es ist zu schwer,
sich in dieses Schema zu fügen,
das zu akzeptieren.
Das Geschlecht scheint wichtiger zu sein
als der Mensch.
Gott, Du weiblich-männlich,
über beiden stehendes Wesen,
sag, was ist der geistige Sinn
der Geschlechtlichkeit?
2. Dezember 1985
So oft habe ich schon sinngemäß gehört,
Gott werde sein ‚Volk des Bundes‘ befreien,
von allen Lasten reinigen und erlösen.
Ach ja, mein Gott!
Auch ich bin Dir verbunden,
gehöre wohl zu ‚Deinem Volk‘,
bin Dein Kind –
und bedarf vielleicht mehr
als so manch anderer Deiner Güte,
die mich über mich selbst erhebt.
Komm, guter Geist, Du Heilig-Geist
und tilge meine Sünde,
laß Buße nun
die Freiheit ermöglichen.
Komm, oh Gott
und reinige mich,
mach mich wieder frei
von allen Nöten
und den
ungelösten Fragen
meiner Seele.
3. Dezember 1985
Danke, DU: Allumfassend,
Liebe je aufs Neue schenkend
gütig helfend, groß,
DU heiliger Gott!
Ich war müde, erschöpft
und nicht kräftig genug,
um die Trägheit des Denkens
zu überwinden.
Du aber
hast mein Stoßgebet erhört,
daß ich nicht in die Leere absackte.
Wie,
das weiß ich nicht.
Auf einmal habe ich wieder Lust an der Arbeit,
spüre den Föhn nicht mehr
und kann meine Pflichten nach Wichtigkeit ordnen,
werde alles der Reihe nach schaffen.
Zuvor aber
wollte ich Dir
DANKE
sagen.
4. Dezember 1985
Ich habe heute so viel vor,
will arbeiten, lernen,
ein wenig Stille halten in Dir
und Besorgungen,
Hausarbeit
erledigen.
Und obwohl ich mich darauf freue,
mit Energie ans Werk gehe,
habe ich Angst, nicht alles zu schaffen.
Gib mir Du den klaren Blick
für das Wesentliche!
Auch wenn vielleicht Dinge dazwischen kommen,
die mich aufhalten,
so muß das nicht der Untergang meiner Pläne sein,
wenn ich nur konsequent bin.
Auch wenn ich nicht alles schaffe,
was ich für selbstverständlich möglich gehalten habe,
muß ich nicht über mich enttäuscht sein.
Denn DU bist es, der urteilt,
und Du zählst das Bemühen,
nicht den Erfolg.
5. Dezember 1985
Herr, es gibt Tage,
da bin ich total erschöpft,
vollkommen am Ende, richtig K.O.
Selten kann ich dann am Abend,
wenn ich schon fast den Weg ins Bett nicht mehr schaffe,
noch den kommenden Tag vorbereiten,
wenigstens das Wichtigste notieren,
das ich nicht vergessen darf.
Meine gesamte Energie
nimmt die Anstrengung in Anspruch,
den Wecker richtig zu stellen.
Danke, Gott,
wenn Du mir die Kraft gibst,
mich zu überwinden und noch das Nötigste vorzubereiten,
weil ich mich dann auf das Wesentliche konzentriere.
Aber wenn ich zu schwach bin,
noch ‚die Kleider bereit zu legen‘
und nur mehr müde mich erinnere,
daß ich ja noch beten sollte
und vielleicht schon einschlafe im Satz
„Amen, Herr, verzeih, heute nur „gute Nacht“!“
so rechne es mir nicht (als Makel) an!
6. Dezember 1985
Ich bin am Ende mit meiner Kraft,
muß mein Versagen erkennen.
Mit allem Wollen und Bemühen
wurde ich schwach,
die Liebe in mir ist zu zart,
um die Härte zu bekämpfen.
Ich sah es schon bald
mit ‚unserer‘ Beziehung bergab gehen
und bemühte mich, alles,
was sich zwischen uns stellte,
zu bekämpfen.
Aber dabei vergaß ich auf Dich, Gott,
und darauf, um Deine Hilfe zu bitten.
Jetzt sehe ich:
allein bin ich nichts.
Aber wenn Du willst, Herr,
so fügen ‚wir‘ uns wieder
zur echten Gemeinschaft
zusammen.
7. Dezember 1985
Es müßen keine Geistesblitze sein,
die ein wissenschaftliches Problem lösen;
es muß kein großer Neubeginn sein,
der die Krise beendet.
Ein wenig Ausrauchen der erhitzten Gemüter
wirkt oft viel mehr Wunder
als eine Lagebesprechung
der Aggressionsverhältnisse.
Schenk uns öfter
solche Momente der Stille,
in denen wir zu uns kommen,
ohne dabei im Spüren zu leiden.
Wie ein Lot
sich am besten
durch Ausschwingen einpendelt
– dorthin, wo es hingehört,
so sind auch wir.
Die nötigen Entspannungsspaziergänge,
die Ruhemomente,
die den Frieden fördern,
wollen wir erkennen
und sie nutzen.
8. Dezember 1985
Herr, ich weiß,
daß DU ‚uns‘ in den Händen hältst
– und doch, Herr frage ich:
Wie wird es weitergehen?
Kann aus der Krise,
in die ‚wir‘ großteils
ohne Schuld geraten sind,
wieder neu
die Freundschaft wachsen?
Was können wir tun,
um in die Tiefe zurückzufinden;
wodurch finden unsere Seelen
neu zueinander?
Wie kann ich meinem Partner helfen,
stark zu bleiben,
nicht nur zu hoffen
und blind
dem Glück zu vertrauen –
sondern es zu erbeten
und zu erkämpfen?
9. Dezember 1985
Mit Schrecken habe ich heute bemerkt,
daß bald Weihnachten ist.
Das hat mich nicht hauptsächlich
darum unangenehm getroffen,
weil ich doch
einige Weihnachtsgeschenke machen und besorgen,
Briefe verschicken will.
Viel beunruhigender ist der Gedanke,
daß es Zeit wird für mich,
eine Möglichkeit zum Weihnachtserleben zu suchen
– für mich und andere, die sonst einsam sind –
meine Vorbereitungen zu beginnen
für diese unübliche Art,
Deinen Geburtstag als Mensch zu feiern.
Auch fehlt mir noch die betende Vorbereitung
auf Dein Kommen:
Vielleicht klappt es jetzt
durch ein konkreteres Fasten-Bewußtsein,
daß ich Dir wieder richtig zuhöre.
So sprich DU,
was Du von mir willst.
10. Dezember 1985
Mein Kopf schmerzt, Herr
und müde bin ich außerdem.
Es fällt mir schwer, bei einem Gedanken zu bleiben,
eine zu große Anstrengung ist das heute für mich.
Wenn ich die Frage lösen will und überdenke,
ob heute ‚unsere‘ Zärtlichkeit im Recht war oder nicht,
so kann ich immer nur in kurzen Momenten
kleine Dinge sehen, die mir Antwort geben.
Der stechende Schmerz im Kopf ist so stark,
daß er das Denken lähmt.
Nicht einmal Ärger über den Partner,
der meine schlechte Verfassung nicht bemerkt hat
oder Mitleid für seine so große Erschöpfung
kann ich empfinden.
Laß mich dadurch nicht Fehler tun,
wenn in mir nur mehr Schmerz ist.
DU kannst, wenn Du nur willst,
mein Ich
in meinem Tun
behüten!
11. Dezember 1985
Danke für die Freunde,
die ich habe.
Sie sind so verschieden,
alle haben andere Sorgen
und keinen einzigen
möchte ich missen.
Wir können Gedanken,
Pläne und Interessen teilen.
Einer darf dem anderen
neue Welten erschließen
und beide dürfen
ihren Blick erweitern.
Dank sei Dir auch für die Krisen,
die unsere Beziehungen öfters erschüttern.
Wir dürfen dadurch besser, innerlicher
zueinander wachsen.
Freundschaft
ist Dein ganz besonderes
Geschenk an uns Menschen.
12. Dezember 1985
Herr,
ich habe es mir abgewöhnt,
zu viel zu hoffen.
Wenn ‚sein‘ Brief kommt,
auf den ich schon
so lange gewartet habe,
ist meine Freude vorsichtig.
Erst will ich wissen,
ob mein Partner
mit mir wirklich
ins Gespräch eintritt,
ehe ich juble und singe,
weil die Krise überwunden scheint.
Zaghaft und zögernd freue ich mich,
wenn es dann echte Diskussion war,
wenn wir ein reifes Gespräch zu führen
begonnen haben:
Und dann freut sich mein Geist –
nicht nur mein Gefühl,
vor allem meine Seele
wird...
Erscheint lt. Verlag | 22.11.2020 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur |
ISBN-10 | 3-99093-712-X / 399093712X |
ISBN-13 | 978-3-99093-712-9 / 9783990937129 |
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