2019 (2) -  Christian Seegert

2019 (2) (eBook)

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2020 | 1. Auflage
212 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-3591-1 (ISBN)
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Was sehen Sie? ... richtig, ein schwarzes Loch, ein zweites, wenn Sie das bitte unterscheiden wollen - hier kommt die Auflösung, besser die Befüllung, es ist auch ein Geschäftsmodell: Kredit schultern und prolongieren in der Hoffnung, besser noch der Gewißheit, daß andere dafür einstehen - schon sind wir auf dem Weg ins Pandemische, damit sind Sie ja vertraut. Denn du kannst »Es« (verfilmt!) so wenig einhegen wie ein »free wheeling virus« (auch verfilmt!).

Der Autor erstellt Tagebücher seit 1985, also seit dem 40. Lebensjahr. Band 1, 2, 7.1, 7.2, 9, 10, 11, 12 sind bisher erschienen. Biografisch mit Weltbildern konfrontiert und gefolgt, hat er sich davon freigeschrieben (»Faxen dicke«) und sich zurück in die Welt der Bilder begeben. Das macht frei und er nimmt kein Blatt mehr vor den Mund. Nach 25 Jahren Universität und zehn Jahren in der Industrie ist er bis zur Stunde als Selbständiger in Unternehmensberatung aktiv mit einem ausgefeilten Workshop-Konzept.

O

OR

MOR

MORD

RMORDE

ERMORDET

… anwesend während der Hinrichtung … Dr. Peter Kröger … Zettel: Einsatzkommando 5 … wollte ein Gespräch mit mir wegen Film über HEYDRICH … 1946 in Nürnberg Einsatzgruppenprozeß … in jeder Einsatzgruppe ein Arzt … während der Exekution im Gefängnis Stutomir … weiß nicht, ob ich das noch mache, hoffe, daß er nicht geschossen hat – Gruppenfoto mit 12 in zwei Reihen … Briefe, sie vermissen ihre Familien … erschossen Juden im Graben, wenn sie nicht frei hatten … hatten sie eine Wahl? … man gewöhnt sich daran, Mörder zu werden, nach dem 7. Mal … Foto: wenn sie wie ich sind, kann ich dann sein wie sie? … was sind wir, Mitläufer? – Foto Hausgefängnis der Gestapo-Zentrale … Brief eines Täters 1947 für die Nachwelt: ‚habe alles nur für euch gemacht‘.

Je näher ich dem Nazi-Modus komme, desto näher rückt dieses Wort von THOEDOR ADORNO, nach Auschwitz sei es schwer, noch ein Gedicht zu formulieren – wohl weil es aus solcher Ruinierung kein Auferstehen gibt – es gilt, die Herrschaft der Täter über das Leben zu brechen, soviel wenigstens. Das gilt auch für mich.

Diese Kinder von Tätern haben sich dem gestellt, was war – wie sehr das Ausnahmen sind, wird SAMUEL SALZBORN im Durchgang durch ‚deutsche Erinnerungskultur‘ (JOHANNA CHRISTNER 16.6.2020) resümieren: der ‚Opfermythos der Deutschen‘ sei das Fundament der Bundesrepublik, ‚die Opferrolle sei für nichtjüdische Deutsche reserviert‘.

So wars auch mit der NSDAP, in der kaum einer gewesen sein wollte oder die Mitgliedschaft geheimnisvoll hütete – MALTE HERWIGS ‚Flakhelfer‘ von 2013 basiert auf dem Karteikartensatz des ‚Berlin Document Center‘, der Anfang der 90er Jahre in deutsche Hände kam – zahllose ‚Überraschungen‘ präsentierend, ohne jede moralische Allüre (RAINER BLASIUS o.D.).

3.9. ‚Bewegen sie sich zu weit nach links, wartet rechts die AfD. Das ist die Lehre der Merkel-Jahre. Bewegen sie sich nach rechts, warten links die grünen Wähler, die zur grünen Alternative abwandern. Das ist die Lehre der Merkel-Dämmerung.‘ – Was beschreiben die Worte VON ALTENBOCKUMS, ja was – die Leere, die Orientierungslosigkeit der ex-Volksparteien, die an den Apparaten klammern, beschwören und nur darauf verweisen, wie viele Leute die AfD nicht gewählt haben. Das ist wenig regierungsfähig! – Von Überheblichkeit und Ausgrenzung spricht er noch, davon, daß ein Konservativer, also ehemals CDU-Mann, oder Frau, klar doch, ‚weite Teile des AfD-Programms unterschreiben könnte‘ – wenn er nicht in der linken Abgrenzungsblase gefangen säße. Und – den Mut zu konfrontativer Debatte hätte, was den rechtsradikalen Dreck betrifft. Das würde das eigene Profil schärfen (was besser noch vorher geschehen sollte) und Wähler beflügeln. Aber sie haben die Mauern hochgezogen und sich zur Gemeinde des Öko-Sozial-Blubbs in die Rundwanne gesetzt, darüber werden Gräben vertieft.

Ob diese 30 Prozent für die AfD im Osten des Landes komplett ‚antidemokratisch … antiwestlich und … rassistisch‘ gewählt haben, wie INES GEIPEL im Gespräch mit SANDRA KEGEL erklärt, kann in Ruhe bezweifelt werden. Ein knappes Drittel der Leute an den Wahlurnen so an die Wand zu stellen, ‚rechtfertigt Euch!‘, und mental abzuschießen, ist reiner Grabenkampf. Damit bedient sie die Priesterposition der Zentralparteien, die Auseinandersetzung, Dialog erspart, vermeidet, eben nicht ersetzt.

Doch verläßt sie diese Starre im weiteren, wenn sie aus der halben eine ganze Geschichte macht mit dem Ziel eines ‚Einheitsnarratives‘, in dem die westlichen Verdrängungen wie die ‚unaufgelösten Traumata des einstigen DDR-Kollektivs‘ ihren Platz haben. Oder dies: ‚wie sich der Nationalsozialismus im Inneren mit der DDR verschweißen konnte‘.

Kurz drauf der Blick von PAUL INGENDAAY (17.9.) auf den Bogen von Selbstherrlichkeit und Ausgrenzung: ‚Kleinmut, Rechthaberei und steriles Moralisieren‘ seien bestimmend – und zeigten nur die tiefsitzende Hilflosigkeit des mainstream-Paktes – das Unschönste: WALTER STEINMEIER macht das im ‚Spiegel‘-Interview mit, durchaus an den Grenzen seines Mandates. – Die 30 Prozent im Osten haben nicht einmal mehr die über allem stehende Instanz des Bundespräsidenten für sich.

Infolge Erbgangs kommt auf mich eine Kredenz zu aus dem Berlin der dreißiger Jahre, Möbel aus einer anderen Zeit – nach LOUIS RAVENÉ, wenn Sie ahnen. Der Mann, aus dem Stammbaum einer hugenottischen Flüchtlingsfamilie, kaufte 1868 die von LOUIS QUATORZE ruinierte Burg Cochem, zog das Gemäuer wieder hoch und stattete es mit diesem Berliner Mobiliar aus, wie wir 2017 gelegentlich unserer Mosel-Radtour entdeckten (guxdu Band 9, Seite 187). Da eine Aufstellung des Prachtstücks ‚inoperabel‘ ist, frage ich also dort an, ob Interesse besteht. Das kommt über die städtische Postannahme wohl nicht hinaus.

Coffee break – Text lernen, dummerweise suche (!) und finde ich John Mayall as Cream aus 1980 oder so, ein Muß, wenn Sie eine Ahnung haben – ‚White Room‘, weiterhin unfaßbar, on drums GINGER BAKER, still alive, 80! (wie neulich schon, guxdu Band 12, 2019.1, Seite 115). – Hinterher tobt JOE COCKER, Summer in the City, aus Versehen doppelt aufgenommen, also zweimal, du kriegst es am Kopf!

18 Uhr Probebühne, in den Frack, neue Fotos, voller Einsatz in alle vier Ecken, letzter Tag mit 73, isso! Cause the beauty is still on duty, wie JAMES BROWN soeben noch rausfeuerte (nur eben vierzig Jahre jünger).

4.9. Umweltkomaladen von olle RESCH steht vorm OiGeHa, das paßt – sein Ziel: MARKUS SÖDER in den Knast zu schicken, weil der sich weigert, 123 Straßenkilometer in Bayerns Hauptstadt zu sperren, wegen Dixy, sorry, Dioxy, also NO2 und de ZehOh!2, diese Lebensgefährdenden für Passierende.

Migration: Milliarden p.a. gegen Rücknahme von Flüchtlingen, so lautete der Türkei-deal. Geld läuft, Rückführung nicht, schon weil kein Personal für die Registrierung und Antragsprüfung da ist – Schengenraum? Is’ doch grenzenlos! – daher prozessiert der Strom Flüchtender auf die griechischen Inseln mit Tageshöchstwert 600 auf Lesbos – die lokalen Bürgermeister drehen am Rad, Chefe TSIRPAS aber kennt das Spiel: Migration taugt zur Erpressung, das Spiel kennt eigentlich jeder, kommen Sie! – Gute Bezahlung prägt den ganzen Südosten Europas inzwischen, vom Ortsausgang Chios bis hinter Serbien-Kroatien – ein Schmugglerring transportiert gegen kräftigen Aufschlag auf die Nachbarinsel Psara, dort gibt’s kaum Kontrolle beim Einstieg – auf Samos gefälschte Atteste, im Angebot ein Dutzend Krankheiten – gefälschte Aufenthaltstitel in Massen zu 1200 das Stück, unter den Geschnappten fünf Beamte und sieben Rechtsanwälte, ‚über das ganze Land verteilt‘, so MICHAEL MARTENS (23.9.19) – ein halbes Dutzend Lastwagen kontrolliert, Hunderte in die Lager gebracht, in einem Kühllaster sieben Afghanen neben den Himbeeren.

Ups, Geburtstag! Um 4 zum Ukulele-Training nach OHZ, danach zu Hause den Kekskuchen zu viert zerlegt – die Jungens überreichen zum Geburtstag einen Gin Walk durch einschlägige Bremer Stützpunkte, später noch Marita, neuer Tee, mehr Kekskuchen – abends Packen für den Workshop.

5.9. 7 Uhr raus nach Garrel zum Train the Trainer. Ein Ende kommt in Sicht, wie üblich, ich gebe den Kern von L.earn ab, wir weisen fünf Willige aus dem Haus ein. Die Heimfahrt mit 15 km Schreikrampf, ich lasse das Fenster runter, Höchstgeschwindigkeit 80?, 70?, 60?, 50?, 40! Das geht auf der Landstraße so weiter, Kilometer gradeaus, Bookholzberg, wenn Sie da vorbeikommen, paar Krümel Rollsplitt nach Klebearbeiten, längst weg, 40 steht – du stehst im funktionalen Kollaps! Ich schaffe es über die Fähre in die Garage. Abends nach dem Feuerwerk auf der Hammebrücke vor die Reblaus zum Fläschchen Weißen – da kommt IPPE CLASEN vom Rat an mich ran, wieviel ich denn nehme für Auftritt, ups, Fixgeschäft und an die Flasche, es kann nur besser werden (wie komme ich darauf!).

Nazi: wieder ein Sohn, der schreibend von der familiären Einbindung freizukommen sucht: DAVID WAGNERS ‚Vergesslicher Riese‘ in der Rezension von Sandra Kegel – nach der Nazigefolgschaft des Großvaters gab dessen Sohn mit den Schwestern Wellgunde, Floßhilde und Woglinde den Kindern jüdische Namen – als Geste von Wiedergutmachung, oder vom Wunsch beseelt, ‚Opfer, nicht Täter sein zu...

Erscheint lt. Verlag 26.11.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
ISBN-10 3-7526-3591-6 / 3752635916
ISBN-13 978-3-7526-3591-1 / 9783752635911
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